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Über dem Eingang zum Orakel von Delphi steht der Spruch: "Meden agan - Nichts im Übermaß." Diese Weisheit klingt wie viele antike Sentenzen sehr einfach und einleuchtend. Aber ich schaue mir mein Leben und das von vielen Menschen an. Wir alle machen Dinge im Übermaß. Ich habe lange Zeit geglaubt, dass Logik und Aufklärung das Allheilmittel ist. Der Durchschnittsdeutsche sitzt 4,5 Stunden am Tag vor dem Fernseher, der PU-Profi schläft am Tag mit durchschnittlich 4,5 Frauen und viele von diesen Menschen empfinden dabei eine Leere und fragen sich nach dem Sinn. Wenn man im Leben etwas zu viel macht, dann fehlt einem Zeit für andere Dinge, die einem wichtig sind. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass mich Fotografie interessieren könnte. Ich hätte mich vielleicht über Fotografen lustig gemacht, weil ich dieses "emotionale Getue" deppert fand. Heute fotografiere ich selbst und es bereichert mein Leben. Wenn Du unzufrieden bist, dann frage Dich doch einfach, was Du zu viel machst, mache es weniger und mache etwas anderes, am besten etwas was nichts mit Deinem sonstigen Leben zu tun hat. Du entdeckst Neues an Dir selbst

Der nächste wichtige Punkte betrifft das sich Entspannen. Dies ist für viele sehr rationale Menschen ein großes Problem. In meinem Freundeskreis sind sehr viele rationale Jungs (Mathematik-, Informatik-, Physikstudenten). Viele können sich nicht entspannen. Die sind immer angespannt, würden niemals die Kontrolle über eine Situation aufgeben oder mal etwas einfach laufen lassen. Viele von ihnen haben keine Freundin. Einige haben eine Freundin, die auch Mathematik etc. studiert. Nur wenige sind wirklich entspannt und haben (deshalb) Freundinnen, außerhalb ihrer logischen Welt. Ich habe meine erste Freundin gerne massiert. Sie wollte mich auch massieren. Mir war das unangenehm. Ich konnte mich nicht einfach gehen lassen, mal entspannend und den Augenblick genießen. Ich nehme mir mittlerweile die Zeit, ich versuche mich bewusst in allen Lebenssituationen zu entspannen. Mal abgesehen davon, dass mir meine Flirts zeigen, dass es anziehend wirkt, wenn man entspannt ist, macht es das Leben lebenswerter. Häufig hilft einem zum Entspannen die Frage: Was kann denn im schlimmsten Fall passieren? Meistens wenig bis nichts.

Das wichtigste im Leben sind Freude und Gesundheit. Es ist wichtig zwischen Freude und Spaß zu unterscheiden. Platons letzte Worte in der Politeia sind "eu praxomen". Dieser Satz hat zwei Übersetzungen, die für den Griechen untrennbar verbunden sind.

1. Es wird uns gut gehen.

2. Wir werden Gutes tun.

In meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich wirkliche Freude immer nur dann empfunden haben, wenn ich anderen Menschen uneigennützig etwas Gutes getan habe. Der Unterschied zwischen Spaß und Freude besteht in der Intention. Spaß ist egoistisch. Ich gehe heute Abend in die Disco und habe meinen Spaß. Den Satz: "Hauptsache ich habe meinen Spaß!" hat jeder schon gehört. Den Satz: "Hauptsache ich habe meine Freude!" liest Du gerade das erste mal. Freude ist uneigennützig. Du kannst jeden Abend feiern gehen. Du kannst jeden Abend Deinen Spaß haben. Du kannst jeden Abend mit einem Mädchen schlafen, dass auch nur ihren Spaß möchte. Es wird Dich auf Dauer nicht zufriedener machen. Zufriedenheit und Freude findest Du nur, wenn Du ohne Eigennutz, ehrlich Frauen kennenlernst.

Es gab dazu mal einen Thread nach dem Motto: Das beste Game ist das Game, das kein Game ist. Im Prinzip ist dies der gleiche Gedanken. Ich glaube, dass viele sehr erfolgreich PU-Profis in eine "Spaßfalle" tappen und dort eine Leere empfinden. Ich möchte den Spaß nicht verteufeln. Man soll ohne Zweifel auch Spaß im und am Leben haben, zumal Spaß auch entspannend ist. Aber eben nicht im Übermaß.

Zum Thema Arbeit, Karriere und Kapitalismus. Eigentlich wollte ich einmal reich und mächtig werden. Vielleicht auch, weil Frauen angeblich auf Macht stehen. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Eine solche Frau wollte ich aber sowieso nicht. Der Kapitalismus hat einen logischen Fehler (eigentlich hat er viele, aber ich gehe nur auf einen ein). Von klein auf bekommen wir vom Elternhaus, den Medien, der Schule etc. gelehrt, dass es ein Ziel im Leben ist, viel Geld zu verdienen und alles immer höhere, schneller, besser werden muss. Das erste Problem ist: Jeder kann im Kapitalismus reich werden, aber nicht alle. Es gibt viele Mensch, ich gehörte dazu, die (mehr oder weniger bewusst) glauben, dass viele ihrer Problem aus einem Mangel an Geld resultieren. "Wenn ich später mal viel Geld verdienen, dann habe ich auch eine schöne Frau, weil Frauen auf Geld stehen. etc." Also verdienst Du dann später vielleicht viel Geld und stellst fest: Glücklich bin ich immer noch nicht. Daraus folgt der Gedanke: Ich muss mehr Geld verdienen etc. Das hier beschrieben Problem ist ein allgemeineres. Man kann im Leben tausende Gründe finden, warum man gerade jetzt nicht Leben kann, warum man jetzt keinen Spaß haben kann, warum man sich jetzt zwingt etwas zu tun, was man nicht will. Meistens erhoffen wir uns davon später einen Vorteil. Nur dieses "Später" trifft nicht ein, weil man alles immer auf morgen verschiebt, bis man auf dem Sterbebett liegt. Der Kapitalismus lehrt unter anderem, dass wir nach immer mehr streben müssen und dafür in der Gegenwart Einbusen in Kauf nehmen müssen. Besonderes rationale Menschen neigen dazu, ihr Leben in die Zukunft aufzuschieben. Es gibt dazu von Heinrich Böll die: "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral".

Auch hier sage ich nicht: Arbeit ist doof, macht nur was euch Spaß macht etc. aber man muss auch hier das richtige Maß finden.

Es gibt einen Dialog zwischen Alexander dem Großen und Diogenes:

Alexander der Große: Sage mir Diogenes, was macht unglücklich?

Diogenes: Liebgewordene Dinge zu verlieren.

Alexander der Große: Wie kann ich mich davor schützen?

Diogenes: Indem Du wenig besitzt.

Ich habe diesen Dialog nur vordergründig verstanden, über seine wahre Bedeutung grübele ich noch. Man kann sein Leben so wie Diogenes leben. Man besitzt einfach nichts, dann kann man nichts verlieren. Aber macht dies wirklich glücklich? Ich denke, es ist klar, dass man sein Herz nicht an unnütze Dinge hängen sollte. Aber will man wirklich keinen Besitz haben. Wenn ich nichts verlieren können möchte, dann darf ich zum Beispiel keine Freundin haben, denn die könnte ich verlieren. Aber hätte ich dann Freude am Leben? Ich glaube, man kann sich im Leben entscheiden. Entweder man lebt nihilistisch, dann kann man nichts verlieren, hat keine Freude und keine Trauer (mein altes Leben) oder man macht das Gegenteil, nimmt Drogen hat extrem viel Spaß und fällt extrem tief. Wahrscheinlich ist die beste Variante wieder der Mittelweg.

Die Frage, die ich mir bei vielen Beiträgen in diesem Forum stelle ist, ob nicht viele hier Verlustängste haben. Viele bauen eine Frame auf, legen sich eine Hülle zu, man closed ein Date etc. Ich bekomme öfters den Eindruck, viele haben Angst davor, eine Frau wirklich an sich heranzulassen. Was passiert, wenn ich mich wirklich verliebe, dann kann sie mich verlassen. Dann habe ich Liebeskummer. Es gibt vernünftigen und weniger vernünftigen Liebeskummer. Oneitis ist bestimmt etwas zu viel des Guten. Ich habe für mich jedoch beschlossen, dass ich nur noch Beziehungen führen werde, bei denen ich, falls sie zu Ende gehen, Liebeskummer habe. Solche Beziehungen sind ehrlicher und intensiver. Man muss sich dafür aber trauen, einen Menschen an sich heranzulassen. Wer aber das Risiko verletzt zu werden nicht eingeht, der kann auch nichts gewinnen.

Es ist schon nicht mehr spät, es ist schon früh. Das wesentlichste ist gesagt. Quod scripsi, scripsi, nun liegt es an euch zu widersprechen. Denn der Widerspruch regt die Diskussion an und bringt uns weiter.

bearbeitet von Uhuschuhu
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