dragonflyer 47 Beitrag melden Februar 12, 2012 erstellt Hallo Leute,ein vielleicht etwas komisch klingender Titel aber ich möchte diesen Thread hier starten, weil ich in den letzten Tagen eine (hoffentlich effektive) Methode gefunden habe, um dauerhaft mehr Selbstdisziplin zu bekommen. Ich muss dazu sagen, ich war schon ziemlich angenervt und etwas frustriert, weil ich mir schon viel Motivationszeug durchgelesen habe, mir auch mehrere Bücher über Motivation besorgt habe und alles nicht wirklich geholfen hat. Ich hatte zwar am Anfang immer einen kleinen Motivationsschub, der aber ziemlich schnell wieder weg war und ich war wieder genauso undiszipliniert wie vorher.In den letzten Tagen habe ich einige Videos über das Leben der Shaolin-Mönche in China gesehen. Diese haben mich sehr inspiriert. Ich wusste zwar auch schon vorher ein bisschen über diese Menschen, aber diese Videos haben mir dann deutlich gezeigt, wie hart und diszipliniert diese wirklich tagein tagaus trainieren. Es hat mich fasziniert welche enorme Selbstdisziplin diese Menschen haben. Ich bin dann gleich weitergegangen und habe mir vor Augen geführt, dass eigentlich nicht nur Shaolin sondern ein Großteil der japanischen und chinesischen Bevölkerung sehr viel Selbstdisziplin und Leistungsbereitschaft haben. Die wachsen ja schon als kleine Kinder so auf und werden dazu erzogen.Also die Methode, die ich mal ausprobieren will, ist, dass ich mir die Shaolin-Mönche, Chinesen, Japaner als Vorbilder hernehme um selbst mehr Selbstdisziplin zu bekommen. Dass ich versuche, mich genauso zu Leistung und Disziplin zu bekennen wie es diese Menschen machen. Was hält ihr von dieser Idee? Bzw. macht ihr das vielleicht auch so, um eure Disziplin zu stärken?Grüßedragonflyer Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Shao 6433 Beitrag melden Februar 12, 2012 geantwortet Die Disziplin der Shaolin Mönche besteht vor allem darin, als Kind einen Lehrer zu haben, der sie zu allem zwingt.Es ist ein Automatismus. Auch als Trainierender dort habe ich eigentlich wenig eigene Selbstdisziplin gelernt. Die Disziplin war mein Lehrer, der wiederum morgens um 5.30 aufgestanden ist, weil ihn sonst unser Meister zusammen gefaltet hätte.China und Japan sind weniger diszipliniert, als du dir das vorstellst.Wenn du dich auf etwas konzentrieren willst, dann auf die Strukturen, die Tagesabläufe. Dort ist alles sehr Gruppen gebunden, es herrscht ein Gruppenzwang für das Training, welcher auch meist mit extremem Druck vom Meister gebracht wird. Krank sein existiert kaum, bist du krank, sollst du härter trainieren. Es sei "gut für den Körper."Wenn du diszipliniert werden willst, gibt es als jemand wie ich nur eine Methode, die extrem erfolgreich ist : Kontrolle. Gnadenlose Kontrolle. Durch dich oder jemand anders. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
dragonflyer 47 Beitrag melden Februar 12, 2012 geantwortet Du meinst also, die Selbstdisziplin der Shaolin-Mönche und allgemein Asiaten beruht nicht auf innerer Selbstdisziplin (die von innen heraus kommt, weil man es so will) sondern nur durch Druck und Kontrolle von außen?Und selbst, wenn das so ist: Ist es nicht so, dass man dann irgendwann wenn man lange genug diese aufgezwungene Selbstdisziplin von außen eingetrichtert bekommt, man dann irgendwann auch mal von innen heraus Selbstdisziplin entwickelt? Oder ist es so, dass die ganze Selbstdisziplin dann wieder auf einen Schlag weg ist, wenn auch der Druck von außen weg ist? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Aplysia 13 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Die Frage die sich da eigentlich stellt ist ob sich durch den Drill eine intrinsische Motivation gebildet hat. Das kann durchaus vorkommen, wenn beispielsweise hochgezüchtete Musikwunderkinder wirklich Freude, Ruhe oder Erlösung darin finden und das gedrillte Verhalten nun selber reproduzieren.Oder wenn es eine sinnvolle und gute Entwicklung war und das Verhalten zum Erhalt dieser reproduziert wird.Es gibt keine Automatisierung, die so stark ist, dass der Auslöser wegfallen kann, er kann bestenfalls in den eigenen Kopf wandern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Shao 6433 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Und selbst, wenn das so ist: Ist es nicht so, dass man dann irgendwann wenn man lange genug diese aufgezwungene Selbstdisziplin von außen eingetrichtert bekommt, man dann irgendwann auch mal von innen heraus Selbstdisziplin entwickelt? Oder ist es so, dass die ganze Selbstdisziplin dann wieder auf einen Schlag weg ist, wenn auch der Druck von außen weg ist?Überraschenderweise ist das oft der Fall.In meiner Erfahrung ist es so, dass genau dies passiert. Nicht nur bei den Shaolin (Unter anderem bei mir selbst! Ich kämpfe unglaublich mit dem Thema Selbstdisziplin, es ist mein Nummer 1 Schwachpunkt.), sondern ich kenne es auch von Elite Soldaten, die aus dem Dienst ausscheiden. Durch Crossfit und meine Zeit in Thailand habe ich eine Menge ehemalige US SpecOps Leute kennengelernt, die aus dem Dienst ausgeschieden sind. Green Berets, Seals, Blackwater/Xe und so weiter.Der Effekt war : Fast alle sind fett geworden. Nicht fett im Sinne von "Obese" aber eben an die 20-30% KFA. Oft wenig Bewegung. Die haben dann oft mit unserem Training zu kämpfen gehabt, sich aber sobald sie wieder eine Situation hatten, in der die Trainer Vorgaben gemacht haben, exzellent entwickelt. Leider haben sie auch so einen eisernen Willen beim Training, dass sich die Hälfte innerhalb der ersten zwei Monate überanstrengt hat, weil sie wenig Verständnis für den eigenen Körper entwickelt hatten. Sie haben ihn ja vor allem "besiegt" in ihrer Elite Zeit.Selbstdisziplin und extrinsische Disziplin sind zwei komplett verschiedene Dinge leider. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Tsukune 1045 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Hey,Was für den einen oder anderen in diesem Kontext ganz interessant sein wird, ist, dass jeder Mensch interne Strategien für im Prinzip alles hat, was er so tut. Diese Strategien sind inhaltsfrei, d.h. lässt sich eine Motivationsstrategie beim Lernen für die Uni auch für das körperliche Training anwenden.Im beispielhaften Falle eines Elitesoldaten beginnt seine Trainingsstrategie mit einem auditiven Reiz von außen: der Instrukteur gibt ihm einen Befehl. Daraufhin wird die Strategie individuell und in Sekundenbruchteilen weiterlaufen, z.B. macht sich der Soldat ein Bild des Scheiterns (visuell konstruiert), hört die Stimme des Instrukteurs die ihn als Schwächling bezeichnet (Auditiv konsturiert oder erinnert, jenachdem), fühlt sich beschissen (kinästhetisch intern) und sagt sich: Dem zeig ichs! (Auditiv innerer Dialog)Und legt los.Fällt nun die treibende Kraft weg, ist also kein Instrukteur mehr da, kann er die Strategie nicht durchlaufen. Das heißt, solch eine Person trainiert mit dieser Strategie nur dann gut, wenn jemand von außen sie anleitet bzw. auch antreibt.Wenn nun besagter Soldat einer anderen Tätigkeit nachgeht, die er aus sich heraus gerne macht, also stark motiviert ist, zu tun, dann könnte er diese Strategie utilisieren:Nehmen wir einmal an, er bastelt wahnsinnig gerne an seinem Motorrad. Sein Motivationsstrategie könnte so aussehen: Er sieht sein Motorrad in der Garage, stellt sich vor, wie sie mit dem neuen Auspuff aussehen würde, dann wie der Sound wäre wenn er sie startet, und wie gut sich das anfühlt. Und schon ist er dabei, den alten Auspuff abzuschrauben. Umgemünzt auf sein Training könnte er folgendes tun: Er sieht sich im Spiegel, stellt sich dann vor wie gut er aussehen wird wenn er richtig austrainiert ist, hört wie ihm die Mädels hinterherpfeifen und wie toll sich das anfühlt. Und dann geht’s an die Hanteln.Ein Mensch kann gar nicht anders, als auf seine eigenen Strategien zu reagieren. Und natürlich steht es euch frei, selbst herauszufinden wie eure eigenen erfolgreichen Handlungsstrategien (das können bereits kleine wie z.B. die Motivation zum Aufstehen sein) sind. Und sie dann dort einzusetzen, wo ihr sie noch brauchen könnt und feststellen, dass Motivation auch kein Hexenwerk ist.Herzliche Grüße,Tsukune 2 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Shao 6433 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Interessant wäre hierbei, inwiefern man neue Strategien entwickeln kann um andere Formen der Disziplin zu entwickeln.Denn die "Ich zeige es allen" Mentalität, die ich von mir kenne, hat leider nachdem ich zwei Weltmeisterschaftsmedaillen hatte, instant aufgehört zu wirken. War faszinierend, denn es war ein "Joa, jetzt hab ichs ja geschafft." Effekt,Kenne den auch von anderen, besonders Rekordsportlern, die nach erstem Rekord auf einmal an Leistung verlieren.Ich bin gespannt, was ich in nächster Zeit entwickeln kann um dieses Phänomen zu bearbeiten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Schattenkanzler 20 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Nehmen wir einmal an, er bastelt wahnsinnig gerne an seinem Motorrad. Sein Motivationsstrategie könnte so aussehen: Er sieht sein Motorrad in der Garage, stellt sich vor, wie sie mit dem neuen Auspuff aussehen würde, dann wie der Sound wäre wenn er sie startet, und wie gut sich das anfühlt. Und schon ist er dabei, den alten Auspuff abzuschrauben. Umgemünzt auf sein Training könnte er folgendes tun: Er sieht sich im Spiegel, stellt sich dann vor wie gut er aussehen wird wenn er richtig austrainiert ist, hört wie ihm die Mädels hinterherpfeifen und wie toll sich das anfühlt. Und dann geht’s an die Hanteln.Es gibt eine Studie, welche darauf hinweist, dass diese Art von "Endziel-Visualisierung" in die Hose gehen kann. Das Ergebnis war, dass Studenten welche sich dabei visualisiert haben, wie sie ihre Klausuren mit Bestnote bestehen, mit größerer Wahrscheinlichkeit versagten, als solche die dies nicht visualisierten.Die Erklärung könnte sein, dass Leute durch Endziel-Visualisierung das Gefühl bekommen, dass sie ihr Ziel schon erreicht haben und konsequenterweise weniger dafür tun.http://commonsenseatheism.com/wp-content/uploads/2011/02/Pham-Taylor-From-Thought-to-Action.pdfIm Endeffekt muss man selber rausfinden, was einen motiviert. Mir persönlich hilft es ungemein, wenn ich mir überhaupt bewusst werde, warum ich ein bestimmtes Ziel überhaupt verfolge. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
dopedy 67 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Hey,ich find deine Fragestellung sehr kindlich. Die Dokus über die Shaolins sind sehr beeindruckend, aber du solltest dir bewusst sein, dass sie natürlich keine Supermänner sind. Die Medien wollen dir ein bestimmtes Bild vermitteln, von der asiatischen Kultur und der unendlichen Willenskraft der Shaolin!Es sind Menschen wie allen anderen auch. Was sie vom Durchschnittseuropäer unterscheidet, sind jahrelanges Akrobatiktraining und vielleicht noch Meditation( Körperbewusstseinsübungen a la Feldenkrais ).Letzteres, die Meditation, kann dir wirklich helfen mehr Selbstdisziplin, zu erlangen. Schonmal probiert?Die Lebenseinstellung der Asiaten ist aber tatsächlich eine andere! Im Gegensatz zu Europa zählt das Indiduum wenig. Jeder Einzelne ist für die Gemeinschaft verpflichtet. Leistungsbereitschaft wird, wie Shao bereits sagte, durch sozialen Druck erzeugt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Tsukune 1045 Beitrag melden Februar 13, 2012 geantwortet Hey Shao,das DHE (design human engineering) befasst sich u.a. mit dem Design und Installation von neuen Strategien. In diesem Bereich bin ich aber nicht fit genug, mehr als die Basics wiederzugeben. Was alternativ dazu auch immer ganz gut ist, ist, Menschen zu finden, die eine sehr gute Strategie zu einem Thema besitzen, diese zu entpacken und zu integrieren, also quasi das, was man so als Modelling bezeichnet. In „Strukturen subjektiver Erfahrung“ befassen sich Dilts und Bandler sehr ausführlich mit der Thematik und ich empfehle es diesbezüglich gern, unter der Vorannahme, dass dich NLP-Terminologie nicht abschreckt @albacheckDanke für das Paper. Und ganz deiner Meinung. Das Beispiel in meinem Post habe ich mir ehrlich gesagt aus dem Ärmel geschüttelt ohne explizit an derlei Effekte zu denken. Wenn ich Strategiearbeit mache, nehme ich in der Regel das, was mein Gegenüber mir gibt, d.h. war seine Motivationsstrategie bisher für ihn stark und angemessen, verwende ich sie weiter, der Empirik gilt dann - wenn überhaupt - aber nur mein zweiter Gedanke. Vieles läuft da auch eh intuitiv und an der Physiologie merkt man das ja dann auch ganz gut. Wie du sagtest, Im Endeffekt muss man selber rausfinden, was einen motiviert. Mir ist es oft so untergekommen, dass es einen Unterschied macht, ob eine Person in Fakten oder Prozessen denkt, und sie ein dissoziiertes oder assoziiertes Zielbild hat. Dissoziierte Zielbilder wirken eher zielführend, besonders wenn sie in einen Prozess eingebunden sind. Assoziiertes Konstruieren hat tatsächlich einen starken „bereits erreicht“ Effekt, was zwar auch wieder utilisiert werden kann (wenn es z.B. darum geht, neues Verhalten zu lernen), doch für stark leistungsorientierte Motivationsstategien wie erwähnt nicht optimal ist, eben weil der unbewusste „Biss“ dahinter schwächer wird. Hier ist die Arbeitsanweisung im Paper etwas unklar. Ich zitiere:“In this exercise, you will be asked to visualize yourselfgetting a high grade on your Psychology midterm andimagine how you would feel. It is very important that yousee yourself actually getting a high grade on the Psychol-ogy midterm and have that picture in your mind.”“See yourself” und “have that picture in your mind” deuten auf dissoziierte Wahrnehmung hin, “imagine how you would feel” , assoziiert den Probanden hingegen rein ins Erleben, um überhaupt die Gefühle wahrnehmen zu können. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Probanden sich auch unbewusst assoziiert haben, auch wenn ich davon ausgehe, dass Zweck der Arbeitsanweisung ein dissoziiertes Zielbild war. Mir persönlich hilft es ungemein, wenn ich mir überhaupt bewusst werde, warum ich ein bestimmtes Ziel überhaupt verfolge. Das ist eine sehr gute (Meta-)Strategie, und eine Frage, die man sich nicht nur der Ökologie willens ruhig öfters stellen kann. Ich habe beispielsweise für mich oft festgestellt, dass die Intention hinter einem Ziel mit der Zeit durchaus wechseln kann und es dann Zeit wird, sein Handeln den neuen Gegebenheiten anzupassen.Herzliche Grüße,Tsukune Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen