Die Bedeutung des nichts-Tuns?

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Gast selfrevolution

3,78 Post pro Tag, sagt mir mein Profil über mich aus, und ich weiß, dass meine Posts für gewöhnlich mehr, als drei Zeilen haben und ich mehr, als drei oder vier Minuten daran schreibe. Und das, obwohl ich trotz aller Faszination für Pick Up nicht vorhabe, ein Pick Up Artist zu werden und ich auch keinen großen Anwendungsbereich für de Kernthematik, nämlich das Aufreißen von Frauen habe, in dem ich das, worum es hier geht, groß anwenden könnte (ich bin in einer festen Beziehung).

Warum also schreibe ich doch beinhart 3,78 Posts pro Tag? Langeweile? Sonst nichts zu tun?...bis 19.Februar habe ich ein ordentliches Stück Arbeit für meine Masterthesis zu schreiben, und bis Ende Februar noch eine Seminararbeit. An meiner Masterthesis sollte ich so oder so kontinuierlich arbeiten, weil ich bis Ende September fix und fertig sein will (inklusive Korrekturlesen lassen und allem drum und dran). Das ist ja doch eine ganze Menge.

"Wichtige Sachen erledigen" oder "lesen und schreiben in einem Forum, das sich mit Themen auseinandersetzt, die mich nicht unmittelbar betreffen"? Die Entscheidung ist doch klar: Letzteres! Sonst würde ich diesen Post nicht schreiben.

Es fehlt an Konsequenz und Motivation könnte man sagen, und man könnte mit guten Gründen so etwas wie Prokrastination annehmen. Und hin und wieder stolpert man über Threads über Motivation...

...und liest interessiert mit, während man sich in seinem Kalender/Organizer einen persönlichen Stundenplan macht, in dem man bestimmte Zeiten festlegt, die man für seine Uni-Sachen aufwendet. Fakt ist, ich habe gestern eine Stunde an meinem Master-Projekt gearbeitet, und damit etwas eine Stunde mehr, als die restliche Woche davor. Und die davor. Aufstehen um 10:00 sagt mein Kalender, beginnen mit der Arbeit um 11:00, Pause um 13:00...

All die Selbstvorwürfe. Aber jetzt ein gewagter Gedanke. Ist es denn wirklich Zeitverschwendung? ;) Der Ultimative Plan oder die Spontaneität des Denkens und handeln? Ist ersteres denn wirklich produktiver? Es ist eine Weile her, da steckte ich auch in so einer Phase des Aufschiebens von wichtigen Arbeiten, und habe (in einem ganz anderem Forum) einen ziemlich langen Post geschrieben, selbstironischer Weise damit kommentiert habe, dass er aus genau so einem Hintergrund heraus entstanden ist, nämlich einem Aufschieben von anderen, wichtigeren Arbeiten und letztlich ziemlich unproduktiv ist. Ein anderer User hat in einer leicht übertriebenen Lobeshymne, meine Selbstironie mit einer interessanten Frage kommentiert: "Wie kannst du diesen Post als unproduktiv bezeichnen?"

Fakt ist, dass ich mir letztes Sommersemester vorgenommen habe, in meiner Hauptstudienrichtung (Pädagogik) in den fünf Lehrveranstaltungen, die ich besucht habe, einen Einser zu bekommen, und in einer davon eine Seminararbeit zu schreiben, die den LV-Leiter derart beeindruckt, dass er mir anbietet, einen Aufsatz für seine Online-Zeitschrift zu schreiben, und mir damit meine erste Publikation zu ermöglichen. Und Fakt ist, dass ich es geschafft habe, mit der Ausnahme, dass es kein Aufsatz, sondern eine öde Rezension ist, zu der er mich eingeladen hat, aber letztlich habe ich mir das auch nicht so genau überlegt. ;)

Wie geht das? Wie kann man einerseits alles aufschieben und andererseits doch seine Dinge erledigen? Könnte es sein, dass wir in unserer schnellebigen Zeit den Wert der Spontaneität unterschätzen? Die Bedeutung des Unvorhersehbaren, den Wert des "Nichts-Tuns",...

Ein kleines Beispiel dazu: Ich habe dieses Wintersemester (ich hasse den Winter und bin im Winter immer extrem unmotiviert) viel über meine Beziehung nachgedacht und dann einen amüsanten Moment der Erleuchtung gehabt, in dem ich dieses Nachdenken über meine Beziehung auf den Gegenstand meines Master-Projektes appliziert habe, und schließlich meine Fragestellung leicht verändert und meine Methodologie, sowie Sinn und Ziel meines Projekts konkretisieren konnte, und die besten Ideen schließlich kamen mir meist in Nächten, in denen ich schlaflos im Bett gelegen bin und an die Decke gestarrt habe, bis es mir gereicht hat und ich aufgestanden bin, um die Ideen schriftlich zu fixieren (oder auch nicht).

Was mich nun interessieren würde, das sind schlichtweg eure Ansichten und Erfahrungen dazu? Habt ihr ein schlechtes Gewissen, wenn ihr euch nicht motivieren könnt? Und was dann? Und habt ihr Erfahrungen gemacht, in denen das schließlich Erleuchtungen gebracht hat? ...und so weiter und so fort. ;)

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Ich versuche es mal kurz zu fassen. Ich bin selbst ein Mensch der so viel wie möglich aufschiebt, trotzdem komme ich locker mit dem Studium klar und habe immer jede Menge freie Zeit. Ich frage mich dann immer wie sich die Anderen den Akt geben können jeden Tag mehrere Stunden zu lernen. Eine ganze Weile hat mir mein Verstand ins Ohr geflüsstert: "Schieb es nicht auf das ist nicht gut!". Aber ganz ehrlich: Wenn ich ganz logisch darüber nachdenke, dann muss es nicht schlechtes sein, etwas aufzuschieben. Es geht ja um das Ziel das ich erreichen will. Wenn ich das Ziel auch mit ständigem Aufschieben erreiche, warum brauche ich da konsequentes lernen/handeln? Von daher bin ich zu der gleichen Einsicht wie du gekommen, dass das Aufschieben nicht immer etwas schlimmes sein muss.

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Jede Handlung, jede Regung, alles hat einen Nutzen.

Das ist eine spannende These - die sich für mich immer bestätigt, wenn ich genauer hinschaue.

Nehmen wir dein Beispiel: Ein Beitrag im Forum.

Nur aus einer bestimmten Absicht heraus, einer bestimmten Perspektive ist dieser Forum-Beitrag "unproduktiv".

Nämlich aus der Perspektive heraus, etwas für die Uni tun zu wollen.

Der Student in dir ist also derjenige Teil der rebelliert - und aus seiner Sicht völlig zurecht.

Er sagt "ich will jetzt Unizeugs erledigen", und du gammelst im Forum rum, also fängt er innerlich an zu streiken,

schickt dir Vorwurfsgedanken etc.

Doch ist das Beiträge-Schreiben im Forum wirklich so nutzlos?

Aus der These heraus, dass alles einen Nutzen hat, kann das doch überhaupt nicht sein.

Was könnte also der Nutzen hier sein?

Welchen Zweck will der Beiträge-Schreiber in dir erfüllen? Welcher Nutzen verfolgt er?

Da könnte z.B. sein die Selbstreflexion - oder schauen wir in welchem Forum wir hier sind: Wie steht es mit den Frauen in deinem Leben?

Ist es wirklich Zufall dass du dich in einem Aufreißerforum angemeldet hast und einen Drang verspürst dich hier aktiv zu beteiligen?

Dies sind nur Anregungen, ich habe wirklich 0 Ahnung was DEIN Nutzen ist, hier zu schreiben.

Worauf ich aufmerksam mache ist: Es gibt keine einzige unnützliche Tätigkeit. Ich behaupte dass selbst die Tätigkeiten,

die scheinbar völlig nutzlos erscheinen, einen versteckten gewollten Nutzen in sich tragen.

Um besser mit diesen Tätigkeiten umzugehen, um sich selbst besser zu organisieren,

darf dieser Nutzen bewusst herausgefunden werden.

Ist der Nutzen immer positiv, oder immer gewollt?

Ich behaupte: In einem bestimmten Zusammenhang, immer, ja.

Nur aus einem anderen Zusammenhang heraus mag das Fingernägelkauen nutzlos erscheinen,

doch in sich drin ist es völlig stimmig: Es reduziert z.B. Stress, es lenkt ab, bringt auf andere Gedanken, was auch immer.

Es tut also genau das was es tun soll.

Für mich ergibt sich dann noch die spannende Frage, wie ich solche konkurrierenden Teile in mir in Einklang bringen kann.

Teil X will Nutzen X, Teil Y will Nutzen Y, und beide konkurrieren einander,

Ich sehe zwar beide Nutzen und sehe sie auch ein, doch bin ich jetzt umso im Zwiegespalt.

Je nachdem mit welchem Teil ich gerade assoziert bin, will ich den anderen Teil in mir verdrängen.

So läuft das nicht, das macht die Spaltung nur größer. Die Teile fangen dann an, umso aggressiver ihren Platz einzufrodern.

Der erste wichtige Schritt ist jedoch schon getan: Ich stempele meine Tätigkeit nicht also nutzlos ab.

Denn immer wenn ich einen Nutzen verdränge, wird der Teil in mir einen anderen Weg suchen, um ihn zu befriedigen.

Das ist die unbewusste Umgangsart mit meinen Teilen.

Der bewusste Umgang kann eingeleitet werden, indem ich mir jeden Nutzen bewusst anschaue und ihn ersteinmal würdige.

Würdige ihn einfach in dem Zusammenhang, in dem er sich eben aus sich heraus befindet.

Erst dann habe ich die Chance, alle meine Teile bewusst anzugehen:

Wie kann ich diesen Nutzen X sonst noch erfüllen? Und hat Teil Y bei dieser neuen Option noch irgendwelche Einwände?

Welche Wege gibt es, um beide Nutzen gleichwohl zu befriedigen, ohne dass ein Teil von mir benachteiligt wird?

Das Verhalten kann also beliebig geändert werden, beide Teile und beide Nutzen dürfen dabei bestehen bleiben.

Schritt 1 ist immer bewusstes Anschauen, würdigen und annehmen.

Dann eine kleine innere Verhandlung: Wie können wir uns alle gemeinsam einigen? Frage z.B. den kreativen Teil in dir nach Lösunsgvorschlägen,

schließe einen inneren Vertrag an den sich alle Teile halten sollen.

Anschließend können ich und meine Teile als "Team" agieren, ich bin wieder eins und stehe mir selbst nicht mehr im Wege.

Klingt vielleicht etwas kompliziert, ist für mich bei kleineren Angelegenheiten manchmal jedoch ein Prozess von Sekunden.

Voraussetzung sind Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst.

Manche Konflikte liegen natürlich teifer, dann kann auch eine Unterstützung von außen manchmal nicht schaden.

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Gast selfrevolution

Ah.... Traumfänger. ;) Wenn du auf der Basis der Prämisse "alles hat einen Nutzen" argumentierst, dann kann nicht am Schluss herauskommen, dass alles einen Nutzen hat. Wäre ein Zirkelschluss. ;)

"Nutzen" ist vielleicht auch so eine Sache, wenn du differenzierst zwischen positivem und negativem Nutzen. dann wäre es eher - neutraler formuliert - eine Konsequenz. ;)

Und nun zum bewussten Abwägen, denn genau das ist der Punkte: Wenn ich hier einen Post schreibe, dann ist mir der Nutzen nicht von Vornherein klar. Aber nehmen wir noch viel banalere Geschichten: Ich spiel' eine Runde PS2 statt dass ich an meiner Thesis arbeite. Und was ist der Nutzen? Ich hab' Spaß ... toll. Obowhl ... nicht einmal Spaß hab' ich so wirklich. Ich hock' da mit einem schlechten Gewissen.

Es gibt also durchaus eine Menge Dinge, bei denen ich einmal so gar keinen Nutzen für mich und mein Leben sehe. Wenn ich nun aber doch einen nutzen bei etwas sehe und "ernsthaft" abwägen muss ... schreibe ich an meiner Thesis oder an meiner Seminararbeit,... oder noch viel scheinbar-eindeutiger: schreibe ich an meiner Thesis oder geh ich auf eine Party, wo ich mich amüsiere und Leute kennenlerne, dann kann ich zu dem Schluss kommen: vernünftiger ist es, an meiner Thesis zu arbeiten. Ich hab' aber so absolut keinen Bock, und darum geh' ich auf die Party.

Das bewusste Planen bzw. das rationale Enscheiden funktioniert oft nicht so einfach. Zeigt sich gut an deinem Beispiel mit dem Fingernägel kauen. Man sagt sich nicht: "Ich habe Stress. Jetzt kaue ich einmal an meinen Fingernägeln, um den abzubauen."

Also mein Plädoyer wäre viel eher: "Take it easy, auch wenn du nichts machst, kann am Schluss was geiles rauskommen. Oder auch nicht... :P"

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Nuya entweder steuert man auf etwas zu oder weg :) in deinem Fall hast du keine Lust auf deinen Uni-kram und kannst dich nicht wirklich überzeugen dran zu arbeiten. Kenne ich nur zu gut ;)

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Wenn du auf der Basis der Prämisse "alles hat einen Nutzen" argumentierst, dann kann nicht am Schluss herauskommen, dass alles einen Nutzen hat. Wäre ein Zirkelschluss. ;)

Da komme ich nicht ganz mit. :-)

Was willst du damit sagen?

Man sagt sich nicht: "Ich habe Stress. Jetzt kaue ich einmal an meinen Fingernägeln, um den abzubauen."

Hälst du es für möglich, dass es einen Teil in dir gibt, der genau das sagt, und der dir bloß nicht bewusst ist?

Übertrage das ruhig auf ein anderes Beispiel, falls du keine Fingernägel kaust.

Kann es also sein, dass es unbewusste Teile eines Menschen gibt, die ein Verhalten bestimmen können -

ein Verhalten, dessen Nutzen einem Menschen manchmal nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist?

Und falls nein, wie entstehen deiner Meinung nach unbewusste oder ungewollte Verhaltensweisen?

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