ne Weile nach Berlin oder so

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Hallo.

Ich will mal versuchen, was hier für Einschätzungen kommen.

Einführende Absätze müssen sein, die Frage kommt später und ist kompakt aber tiefschürfend:

Ich studiere Physik, habe das Studium durch viel kiffen, siechen in Weltschmerz und weil ich gelähmt vor Angst zu Versagen war, kaum hinbekommen. Eigentlich kaum angefangen. Das erste Semester soweit noch in Ordnung, das zweite überhaupt nichts gemacht und jetzt stehen Klausuren an und der Ausblick ist trist. Ich stelle schon fest, dass ich das Studium packen kann, die Situation das erste Mal in meinem Leben allerdings die Dinge nicht auf magische Weise in meinem Schoß zu finden, bewältige ich aber nach wie vor beschissen.

Seit einer Weile mache ich eine Therapie, Depression.

Anfangs habe ich das Gefühl gehabt, dass Physik eine völlige Fehlentscheidung war, mittlerweile habe ich Themen gefunden, die ich unbedingt besser verstehen will. Gleichwohl weiß ich, dass ich ums Verrecken nicht als Physiker arbeiten möchte, nach dem Studium würde ich wohl eher Reisebegleiter werden oder son crap.

Mein Sozialleben hat sich durch die Konzepte der Community deutlich verbessert, wobei ich seit ich das Kiffen drangegeben habe feststelle, dass ich in erster Linie stoned wahnsinnig gut mit Menschen kann, nüchtern aber weiterhin von sozialen Ängsten zerfressen werde und mich auch sehr zurückziehe. Und zufrieden bin ich mit meinem Sozialleben nicht.

Libido ist seit einigen Monaten völlig verschwunden und so habe ich wiederholt Frauen frustriert, die sich gewünscht hätten, dass ich endlich mal in die Vollen gehe.

Seit zwei Jahren radikalisiert sich meine Ablehnung des Lebens wie es hier ist und mein Leben hat sich sehr verändert, in vielerlei Hinsicht zum Besseren. Hab viele Dinge kennengelernt, die mir wirklich Spaß machen. Aber ich hab keinen Bock mich mal auf meinen Beruf oder meinen Lebenslauf zu reduzieren, ich ertrage es kaum, dass kein Schwein sich wirklich für Menschen interessiert und so ziemlich alle die Angst verprügelter Hunde in ihren Augen haben.

Nun zum eigentlichen Thema: Es gäbe die Möglichkeit, ein oder zwei Urlaubssemester zu machen. Ich könnte die Zeit nutzen um mich von Stress zu befreien (wozu ich wohl auch im Zivi die Gelegenheit gehabt hätte, aber ich wusste auch schlichterdings nicht, was mir gut tut), viel Sport zu machen, ständig saunen zu gehen, zu kochen, bessere soziale Netzwerke aufzubauen, ein bisschen normal zu arbeiten, mich politisch zu engagieren, mich Musik, Fotografie und Literatur hinzugeben und einfach nur so oft und viel zu tanzen wie es geht. Ich liebe tanzen. Und elektronische Tanzmusik.

Ich weiß nicht, ob ich in der Zeit lieber hier in der 130k Studentenstadt bleiben würde, oder mal abhauen, ne Weile nach Berlin oder so. Für hier würde sprechen, dass ich hier Netzwerke aufbauen könnte und eben die ganz konkreten Grundlagen für die nächsten Jahre schaffen, für abhauen ne ganze Menge.

Ich habe Angst, dass ich die Zeit "verschwende" obwohl ich mir denke, dass es vermutlich die größere Zeitverschwendung wäre ein Studium durchzuackern, welches mich permanent stresst und schon dadurch jede Persönlichkeitsentwicklung krass erschwert - zumal ich so auch herzlich wenig vom glorreichen Studentenleben habe. Klar, hat man als Physiker eh weniger.

Ich habe auch Angst, dass mich der zutiefst bürgerliche Charakter den so eine Aktion hätte, denn wer kann sich das schon erlauben außer einem versifften Studi, zu sehr anwidern würde. Das ich mich stattdessen einfach über die Möglichkeiten die ich nunmal unverdient habe freuen sollte, ist mir auch nur auf rationaler Ebene bewusst.

Mein Lebenslauf ist mir relativ wumpe, ich brauch später mal keinen akademischen Beruf, ich weiß auch so, dass ich clever bin - ich will nur wirklich noch ne ganze Menge mehr über nichtlineare Dynamik, Selbstorganisation, fraktale Geometrie und son Zeug wissen. Ich brauch nicht viel Kohle, will zwar gern mal Sprösslinge haben, sofern ich meine psychische Gesundheit so weit sehe, dass ich es verantworten kann, aber auf ne Hausfrau und Mutter hätte ich keinen Bock. Über die Runden kommt man dann schon problemlos, muss ja auch kein Geld für Scheiße wie'n Auto oder Wohneigentum rauskloppen.

Kann man so durch's Leben kommen? Seht ihr Perspektiven und Gefahren in einer so gearteten Auszeit?

bearbeitet von Aplysia

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ich find dich cool ...geistige entwicklung geht immer vor schulischer Entwicklung ! ich wuerds machen

bearbeitet von deacon

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Ich verweise Dich mal auf meinen Post in Voltairs Thread.

In Berlin wirste nicht glücklicher. Da gehe ich mit Dir jede Wette ein. Geilere City na klar, aber sonst spricht nix für Berlin.

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Bin sofort hängengeblieben bei dem Text scheinst mehr als sympathisch und klar zu sein...und dass trotz deiner Kifferexzesse.. hast eine eigene Sicht abgesehen von dem was sozial erwünscht ist oder gut ankommt ...das haben wenige behalt das bloss bei ..

zu Berlin... du weisst selber genau was es im Endeffekt für dich bringt ich denke nicht dass du hier Vor- und Nachteile aufgezählt bekommen willst . Nur eins hör in dich rein und wenn du nur das leiseste Gefühl hast dass es eher ne Flucht als ne Auszeit oder Abstand ist dann lass es ...

dann stehst du am genau selben verfi..... Punkt wie davor

egal wie du dich entscheidest es ist dein Leben und du musst rausfinden was du genau willst und Verantwortung dafür übernehmen ...

übrigens was für den einen passt und richtig ist, ist für den anderen der totale Absturz ..und manchmal muss man auch tief abstürzen um wieder so richtig auf die Beine zu kommen...

( .. bin ich heut wieder tiefsinnig... ^_^ )

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Die Gefahr ist groß, dass Berlin dich auffrisst bei deiner Psyche.

Man muss mit der Freiheit umzugehen wissen.

Dem Körper Pausen von den Giften gönnen.

Sa Mittag lieber auch mal hinlegen und schlafen, statt die alte fix zu knallen, ne Line nachzulegen und wieder hin.

Nicht jeden Di, Mi und oder Do tanzen gehen.

Das Kiffen gar nicht erst anfangen..

Nicht vergessen, nach hause zu gehen.

Dem Körper an den harten Wochenenden genug Kalorien zuführen. Reinzwingen zur Not.

Berlin macht viele kaputt. Psychisch und v.a. physisch. Die merken es aber kaum, weil man hier in Paralleluniversen abtauchen kann, in denen fast alle so hinüber sind.

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Okay, danke für alle Antworten Ist das erste Mal, dass ich da nennenswert Gegenwind bekommen habe (da nimmt sich auch mein RL-Umfeld nichts).

Vorweg zwei Dinge: Die Idee abzuhauen ist nicht der Kerngehalt meiner Überlegung. Die Idee war hier vor allem überhaupt mal einen Tapetenwechsel zu haben und ich bin originär halt ein Großstadtkind.

itzi, ich habe jetzt ne Weile darüber nachgedacht was du geschrieben hast, das ist dabei rumgekommen: Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass du eine Zeit in der du an deinem Studium genagt hast auf mich projizierst. Ich habe schon lange vor dem Studium, im Grunde seit frühen Teenager-Tagen Depressionen - das ist natürlich durch das Studium nicht besser geworden, wurde aber dadurch nicht hervorgebracht.

In meiner aktuellen Situation ist das Studium zum Dreh- und Angelpunkt meines Lebens zu machen das Letzte was ich will.

Meine Frage war also weniger "ich krieg mein Studium nicht hin, was soll ich bloß tun" sondern "wo seht ihr Perspektiven und Gefahren (hier meinetwegen auch bezüglich des Studiums) einer solchen Auszeit" oder sogar "kann so eine Auszeit überhaupt sinnvoll sein".

Allerdings sind deine Anmerkungen dazu, wie Kontinuität in das Studium gebracht und die Selbstwirksamkeitserwartung aufgebaut werden kann sicherlich sehr gut.

Ich will dich also nicht anzicken oder so, ich hab einfach ein bisschen das Gefühl deine Antwort berührt meine Frage gar nicht richtig.

Wenn du magst, mich würde auch mal interessieren, was du studiert hast.

Ich danke dir aber vor allem, weil ich als ich über deinen Post nachgedacht habe bemerkt habe, dass sehr viel in mir intuitiv anfängt in Verteidigungsmodus zu gehen, wenn die Idee kritisiert wird. Ich denke ich bin da schon deutlich entschlossener als mir klar war.

Das ich hier einem Fluchtdrang unterliege kann ich natürlich nicht ausschließen. Denkt ihr, dass Flucht grundsätzlich schlecht ist? Ich bin mir da noch nicht so sicher und in meinem Kopf geistert der Gedanke rum, dass Stress den Körper ja für Kampf oder Flucht mobilisiert.

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Das ich hier einem Fluchtdrang unterliege kann ich natürlich nicht ausschließen. Denkt ihr, dass Flucht grundsätzlich schlecht ist? Ich bin mir da noch nicht so sicher und in meinem Kopf geistert der Gedanke rum, dass Stress den Körper ja für Kampf oder Flucht mobilisiert.

Man kann aber nur vor externen Faktoren fliehen und nicht vor Sachen, die in einem drin sind. Die werden dich früher oder später wieder einholen und nur noch bedrohlicher und unüberwindbarer wirken.

Also wie von entering bereits gesagt: Handelt es sich um eine Flucht, ist das schlecht, sollte es aber nur ein Tapetenwechsel sein, könnte es dir helfen. Das musst du selbst beurteilen.

Mir hat es damals sehr in meiner Entwicklung geholfen zum Studium in eine andere Stadt zu ziehen, aber da hatte ich auch Struktur und Ziele. Bei dir klingt das ganze hingegen sehr unstrukturiert und ziellos. Du solltest dir, auch wenn es Urlaubssemester sind, irgendeine Aufgabe suchen an der du wachsen kannst und die deinen Tagesablauf regelt. Wenn du einfach in den Tag (oder die Nacht) hineinlebst, halte ich die Gefahr komplett zu versumpfen für noch größer. Das ist ganz bestimmt nicht wünschenswert, vorallem wenn man bereits an sozialen Ängsten und Stress leidet.

bearbeitet von chillakilla

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