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gestern hab ich erfahren, daß eine unternehmung, bei der mein freund teilnehmen wollte, aber dann aus beruflichen gründen nicht konnte, für viele teilnehmer tödlich geendet ist.

und jetzt das, was mich grad an mir irritert:

seither, seit ich mir aus gegeben anlaß plötzlich vorgestellt habe, daß er jetzt tot sein könnte, habe ich einen wunsch nach nähe, der deutlich höher ist als mein gewohntes nähebedürfnis.

sein nähebedürfnis scheint mir aber derzeit nicht gesteigert. wir haben gestern zwei mal telephoniert (ich wollte seine stimme hören, wollte sinnlich mitbekommen, daß er auch wirklich noch lebt) und ich hab ihm ein mail geschrieben, daß ich hoffe, daß er noch sehr lange lebt, aber daß er bitte auf zukünftge unternehmungen dieser art _nicht_ verzichten soll. das wars.

trotzdem ist mein akutes nähebedürfnis nicht gestillt: ich will ihn sehen, anfassen, schmecken, riechen. ich will ihn mit allen fünf sinnen.

was mich wundert ist, daß ich selbst diese situation nur andersrum kenne. also, ich habe mich schon in situationen begeben, die menschen, die mich lieben, das gruseln gelehrt haben (z.b. jobs in gegenden angenommen, die zu dem zeitpunkt, an denen ich dort gearbeitet habe, nicht garde die sichersten flecken waren auf dieser welt). - und trotzdem stehe ich jetzt der situation, daß mein freund sich auch mal in riskanteren gegenden herumtreibt, nun mit diesem gesteigerten nähebedürfnis gegenüber.

gut, morgen werde ich, bevor ich in mein büro fahre, vermutlich noch kurz vorbeischauen bei ihm. und ich gehe mal davon aus, daß sich mein nähebedürfnis wieder normalisiert, sobald ich ihn nicht nur per telephon, sondern ganz körperlich als lebendig, frisch und munter erlebt haben werde.

es ist also nicht so, daß ich mit der situation derzeit nicht umgehen könnte. ich mache mir auch keine großen sorgen, welche risiken mein freund in zukunft noch eingehen wird. sein risikomanagement ist vernünftig. und ich weiß selbst sehr genau, wie wichtig es ist, dinge, die man tun will, trotz kalkulieten risikos auch zu tun.

aber es interssiert mich grad, warum es sich für mich so anders anfühlt, selbst ein risiko einzugehen, als meinen freund risiken eingehen zu sehen.

wie gesagt, die situation mit meinem akut gesteigerten nähebedürfnis ist jetzt nicht groß problematisch für mich. mein nähebedürfnis wird sich wieder normalisieren. außerdem ist es kein problem, daß wir zwei über dieses nähebedürfnis reden.

aber ich sehe die situation jetzt als gute möglichkeit an, mich selber und auch meine beziehung zu meinem freund besser zu verstehen. tja. und darum würden mich eure gedanken zu dem ganzen interessieren:

kennt ihr sowas auch?

sowohl, daß ihr selbst plötzlich ein gesteigertes nähebedürnis habt, als auch, daß eure/euer partner/in plötzlich so einen gesteigerten wunsch hat, ganz nah bei euch zu sein?

und daß ihr für euch selbst manche risiken mit viel weniger emotionen eingehen könnt, als ihr eure/n partner/in ähnliche risiken eingehen zu sehen? oder umgekehrt?

anmerkung: es ist in unserer beziehung so, daß ich generell ein leicht höheres nähebedürnis habe als er. ich habe aber auch den volleren terminkalender, was die sache für mich gemeinhin ganz wunderbar ausgleicht. nur in der situation jetzt bin ich halt etwas neugierig geworden, z.b.: was da an nähebedürfnispotential ganz offensichtlich noch in mir drinn steckt.

:-)

bearbeitet von Laura Palmer

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Hmmm..... Wenn du der Katze ein Wollknäul vorwirfst, spielt sie damit, so lange du es immer ein wenig wegziehst. Hat sie es, lässt sie es fallen.

Du sagst selbst, dass du, seitdem du ihn dir tod vorgestellt hast, dein Nähebedürfniss ins unermessliche gestiegen ist. Du hast dir das Wollknäul quasi weggestoßen und hechtest nun hinterher.

Ich denke, dass das in solchen Situationen bei vielen Menschen der Fall wäre. Hier gibt es sicherlich auch einige, die das fachlich genau beschreiben können, was da in dir abgeht.

Vom Prinzip her, hast du ihn dir weggestoßen. Dadurch ist dein Verlangen nach deinem Freund noch mehr gestiegen, da du ihm emotional sehr nahe stehst.

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Ähm Moment mal... dein Freund wäre um ein Haar ums Leben gekommen und du wunderst dich jetzt wieso du auf einmal ein gesteigertes Bedürfnis nach hast? Ist das nicht völlig normal!?

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Was du beschreibst sind eigentlich völlig normale Verhaltensweisen. Das hat sehr viel mit Kopfkino zu tun und den beliebten "Was wäre wenn...?" Fragen. In deinem Kopf hast du ein schlimmes Szenario durchlebt. Oftmals kann man das gar nicht mehr emotional von der Realität trennen. Schauspieler z.B. verwenden das als Technik, alte Erinnerungen, die sie wieder aufrufen um im hier und jetzt zum Beispiel Trauer oder Entsetzen glaubwürdig spielern zu können. Es wird sicher besser mit der Zeit.

und daß ihr für euch selbst manche risiken mit viel weniger emotionen eingehen könnt, als ihr eure/n partner/in ähnliche risiken eingehen zu sehen? oder umgekehrt?

Auch das ist völlig normal. Ich denke, wenn man selbst Risiken eingeht, dann hat man trotz den möglichen Gefahren immer noch eine gewisse Kontrolle über diese. Man kann noch handeln. Hingegen wenn ein anderer die selben Risiken eingeht, ist man absolut hilflos und kann nur zuschauen und hoffen, dass alles gut geht.

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aber es interssiert mich grad, warum es sich für mich so anders anfühlt, selbst ein risiko einzugehen, als meinen freund risiken eingehen zu sehen.

Die Frage kannst Du Dir spätestens beantworten, wenn Du Kinder hast - da hat man dauernd mit dem Zwiespalt zu kämpfen: Du musst kontrollieren/erziehen, damit dem Kind nix passiert, musst es aber gleichzeitig machen lassen, damit es sich selbstbewusst entwickeln kann.

Ich hab früher schon Schweißausbrüche bekommen, wenn meine Tochter sich auf der Schaukel nicht richtig festgehalten hat. Und da hat es auch nichts geholfen, dass ich selber als Kind Weitsprungwettbewerbe gemacht habe oder ausprobieren wollte, ob man mit der Schaukel einen Überschlag hinbekommt. Und ich lebe ja auch noch.

Du willst, dass es Menschen, die Dir am Herzen liegen, gut geht und dass Sie keinen Schaden nehmen. Und wenn einem nahestehenden Menschen etwas passiert, dann leidet man mit (nennt man Empathie). Das Ganze wird natürlich noch beeinflusst von dem Gefühl, hier keine Kontrolle zu haben, wie Mauerbluemchen schon angesprochen hat. Und dann wird das Ganze noch gewürzt von der Verlust-Angst, also einem egoistischen Gefühl.

Dass Du diese Gedanken jetzt bei Deinem Freund hast, zeigt erst mal, dass er Dir und für Dein Leben viel bedeutet und das ist doch ein gutes Gefühl. Und Deine Ängste um ihn musst Du halt aushalten und dem Drang widerstehen, an ihm etwas verändern zu wollen.

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ihr habt natürlich recht! :-)

in anbetracht dessen, daß mein freund fast bei diesem schrecklich ausgegangenen unternehmen dabei gewesen wäre, ist ein gesteigertes nähebedürnis völlig normal.

und ihr habt mir mit euren antworten, daß das völlig normal ist, weitergeholfen. und zwar so:

dieses gesteigerte nähebedürnis von mir ist mir so seltsam vorgekommen. es hat sich nicht so richtig zu mir passend angefühlt. aber ich konnte anfangs nicht gleich ausmachen, warum es sich so seltsam, so "nicht wirklich ich" angefühlt hat. und mein erster schritt war, mir mal darüber klar zu werden, was an diesem gesteigerten nähebedürnis völlig normal war.

bei der frage "was ist an diesem nähebedürfnis normal?" hat mir das formulieren meines eingangsposting und eure antworten darauf sehr geholfen. danke! :-)

danach konnte ich mir in aller ruhe anschauen, was sich an diesem gesteigerten nähebedürfnis so seltsam angefühlt hat. und siehe da: es war so seltsam, weil ich es noch mit ein paar anderen "baustellen" aus meinem leben überfrachtet hatte. wunderbar, als ich das kapiert hatte, war die seltsamkeit vorbei.

und jetzt? nun, heute morgen konnte ich meinen freund mit allen meinen sinnen lebendig erleben. ich bin aus der angstphantasie wieder zurück in der realität. und ich hab die anderen "baustellen" von meinem nähebedürfnis wieder getrennt, und sie dorthin gepackt, wo sie hin gehören. alles bestens!

bearbeitet von Laura Palmer

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