Obdachlose, Bettler, das Wegschauen

31 Beiträge in diesem Thema

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Gast a1b2c3

Hallo,

gerade habe ich einen sehr interessanten Artikel in der Zeit gelesen, den ich euch nicht vorenthalten will und in meinen Augen zu den Besten seinesgleichen gehört:

http://www.zeit.de/2011/52/DOS-Maria-und-Josef

Schaut ihr weg - Staat, Kirche und sonstige wohltätige Organisationen unterhalten ja soziale Einrichtungen, wo Hilfe angeboten weg oder spendet ihr, auch mit der Möglichkeit sogenannte Bettlermafias zu unterstützen?

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ich gab gestern ein paar Bettlern nen 5er für einen Kaffee. Kein großes Ding

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Ich spende - allerdings seltenst in der Form, dass ich einem Bettler 2 Euro in den Hut werfe.

Wie du schon gesagt hast, es gibt verschiedene kirchliche oder auch einfach regionale Projekte, die ich für unterstützenswert halte.

Hier möchte ich aber kurz eine kleine Sache berichten:

Ein Teil meines Freundeskreises trifft sich jeden Freitag zur "Rewe-Bar". Das bedeutet: Um halb 8 ist Treffpunkt, dann werden die Vorglühgetränke eingekauft, und diese werden dann im Laufe von 1-2 Stunden auf und neben der Laderampe konsumiert.

Fast jeden Abend ist da dann auch der Stefan (so glaub ich heißt der), ein vollkommen abgespaceter Penner.

Er kommt, begrüßt uns, setzt sich auf seinen Hocker, holt sein selbstgebautes Radio heraus, hört einen echt guten englischsprachigen Musiksender, klatscht und tanzt dazu, und raucht innerhalb von zwei Stunden vier fette Dübel. Woher er das Gras hat, keine Ahnung. Er wirkt irgendwie zufrieden in seiner Rolle außerhalb der Gesellschaft.

Wenn wir dann gehen lassen wir meistens unsere Pfandflaschen stehen, aus logistischen Gründen, die holt er sich dann.

Ich frage mich oft, wieso er so lebt. Bei uns in der Stadt müsste er das nicht, es gäbe Einrichtungen in denen er ein Dach über dem Kopf hätte. Allerdings habe ich manchmal den Eindruck, er ist bewusst aus der Gesellschaft ausgestiegen. Vielleicht missfiel ihm die Notwendigkeit zu arbeiten, oder er hat eine andere Idee von "Gesellschaft", ganz egal was es ist, er scheint es so zu wollen. Er ist sicher kein Teil einer Bettlermafia, er bettelt auch niemanden an. Er sammelt lediglich Pfandflaschen.

Was ich zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass er so leben will. Ich käme nicht darauf ihm jetzt 50 Euro zu geben, denn ich weiß, dass er sich irgendwie Gras dafür besorgt, Bier kauft, und nichts an seiner Situation ändern wird.

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In Deutschland muss keiner auf der Straße leben! Das ist nunmal fakt. In anderen Staaten, insbesondere meiner Zweitheimat den USA ist das ganz anders, aber bei uns ist das eine persönliche Entscheidung und definitiv nicht die Schuld der Gesellschaft.

Lg

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Gast Shredder

Der Zeit Artikel verdient meiner Meinung nach eine FETTE Auszeichnung. Die Art von Recherche und Offenlegung. Eigentlich müsste jetzt Titelseite auf diesen Artikel verweisen.

Aber eine Frage an mich selbst. Wieso spende/gebe ich dem Bettler in der S-Bahn nicht(s)?

Tja ich hab dafür ne Antworte die mein Gewissen befriedigt...

-als kleiner Pimpf in Rumänien gab ich einen Geldbetrag einem bettelten Jugen. Und wurde Zeuge wie dieser zu seinem Vater ging, der über 3 leeren Bierflaschen saß und gerade dabei war die 4. zu vernichten. 10 Minuten später auf dem Rückweg hat sich noch eine Vodkaflasche zu den Bierflaschen gesellt. Ich lerne daraus, dass ich nicht weiß was mit meinem Geld passiert und ob es den Menschen wirklich hilft. Man könnte sagen er trägt somit die Schuld, dass ich nichts mehr weitergebe...

@JohnAnthony Erklär doch mal bitte ein bisschen ausführlicher...

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Schmul kommt zum Rabbi:

"Rabbi", klagt er "Es ist furchtbar. Kommst Du zu einem armen Menschen, er ist freundlich zu Dir, er hilft wo er kann. Gehst Du zu einem Reichen, er sieht Dich nicht ein mal an. Was ist das nur mit dem Geld, dass es den Menschen so hart macht?"

"Mein Sohn", sprach der Rabbi, "Lass es mich Dir erklären. Gehe hier ans Fenster und sag mir was Du siehst."

"Ich sehe eine Frau mit Ihrem Kind. Ich sehe einen Wagen, er fährt zum Markt."

"Nun schau in diesen Spiegel. Was siehst Du nun?"

"Natürlich mich selber."

"Siehst Du? Das Fenster ist aus Glas und der Spiegel ist aus Glas. Kaum tust Du etwas Silber dahinter, siehst Du - nebbich - nur noch Dich selber."

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Gast Shredder

@Ein hast du noch was produktives beizusteuern oder kopierst du nur Kommentare von der Zeit Seite?

@JohnAnthony

Alles bis zum "fakt" :-) Mein letzter Stand war, weniger Kirchen die Schlafplätze anbieten, keine Suppenküchen mehr, etc...

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@Ein hast du noch was produktives beizusteuern oder kopierst du nur Kommentare von der Zeit Seite?

Die zitierte Geschichte trifft voll in den Kern der Problematik - nach jeder vernünftigen Definition von "produktiv" ist dieses Kriterium somit voll erfüllt, meinst du nicht auch?

Und noch was zur Frage: Obdachlosen direkt Geld zu geben greift meiner Meinung nach zu kurz, da man so nur die Folgen bekämpft. Die tatsächlichen Ursachen bleiben aber unberührt und somit werden die Folgen unverändert erneut auftreten. Dabei wären die Ursachen genau der Punkt wo man angreifen muss. Ergo: Ich spende das Geld lieber Einrichtungen die Menschen von der Straße holt.

bearbeitet von Ein

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In Deutschland muss keiner auf der Straße leben! Das ist nunmal fakt. In anderen Staaten, insbesondere meiner Zweitheimat den USA ist das ganz anders, aber bei uns ist das eine persönliche Entscheidung und definitiv nicht die Schuld der Gesellschaft.

Lg

Ich war diesen Sommer 2 Monate in LA und auf mich haben die Obdachlosen wirklich den Eindruck gemacht, als bräuchten sie das Geld, aber nicht für den nächsten Rausch. Von denen, die mich angesprochen haben, hatte nicht einer eine Fahne, was ich von den deutschen Kollegen nicht behaupten kann. Kann aber auch alles nur Zufall gewesen sein.

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In Deutschland muss keiner auf der Straße leben! Das ist nunmal fakt. In anderen Staaten, insbesondere meiner Zweitheimat den USA ist das ganz anders, aber bei uns ist das eine persönliche Entscheidung und definitiv nicht die Schuld der Gesellschaft.

Ich will jetzt auch nicht gleich der Gesellschaft die Schuld aufdrücken, aber ist es echt so,dass niemand auf der Straße leben müsste? Ich habe mal gehört,dass man um Geld vom Amt zu bekommen zumindest einen festen Wohnsitz haben muss. Das ist bei obdachlosen ja nicht gegeben. Das Problem ist also, wenn man einmal auf der Straße steht ist der Weg zurück ab einem gewissen Punkt versperrt. Nicht richtig?

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Es gibt die Möglichkeit zum Beispiel hier in Essen bei einer Obdachlosennotunterkunft seinen Wohnsitz registrieren zu lassen. Danach kann man dann einen Antrag auf ALG2 stellen und würde dann auch Wohnung usw. bezahlt bekommen...sofern man denn jemanden findet, der einem eine Wohnung vermietet, obwohl man ondachlos ist.

Ich habe mal im Rahmen meiner Berufstätigkeit eine Einrichtung besucht, die sich um die Integration von Obdachlosen kümmert. Dort wurde erzählt, dass viele Obdachlose psychische Erkrankungen haben, welche dazu führen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, selbständig sich um eine Wohnung zu kümmern, diese sauber zu halten oder regelmäßig die Miete zu überweisen. Die Selbstregulation ist also erheblich eingeschränkt. Daher wurden die Teilnehmer des betreffenden Hilfprogrammes in der Einrichtung geschult, sich um ihr Zimmer, welches sie dort hatten, zu kümmern.

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In Deutschland muss keiner auf der Straße leben! Das ist nunmal fakt. In anderen Staaten, insbesondere meiner Zweitheimat den USA ist das ganz anders, aber bei uns ist das eine persönliche Entscheidung und definitiv nicht die Schuld der Gesellschaft.

Lg

Das sehe ich grundsätzlich genau so.

Ich habe durchaus Mitgefühl für Menschen denen es schlechter geht. Muss jedoch sagen ich fühle mich

desöfteren schon irgendwie "belästigt". Nicht im Sinne balästigt allgemein, sondern eher genötigt durch

Appellierung an mein Mitgefühl etwas zu geben.

Man muss ganz klar festhalten, dass viele sich für ein Leben auf der Straße entschieden haben. So leid

mir die Leute irgendwie auch tun.

Trotzdem ist es irgendwie blöd alles. Aber ich gebe in der Regel nichts. Wenn ich irgendwas zu geben habe

werde ich das über andere Stellen tun. Bzw. mir fallen ganz viele Stellen ein, die das Geld womöglich sogar

sinnvoller brauchen können.

bearbeitet von MrJack

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Gast Yeezyzz

Kurze Anekdote aus NYC:

Bettler bittet in der U-Bahn um Spenden und appelliert an die Herzen der Menschen. Manche geben was, manche nicht. Wir sind ziemlich Downtown, Bankenviertel, Wall Street als ein piekfeiner Mann um die 40 einsteigt. Natürlich fragt der Bettler auch ihn, ob er ihm denn nicht was abgeben könne, woraufhin der Mann ihm 5$ gibt.

Kurzes "WTF-Gesicht" des Bettlers, dann flippt er aus: Was es doch für eine Frechheit sei, ihm nur 5$ zu geben, wenn man doch sechsstellig verdienen würde. Heftiger Disput zwischen den beiden, woraufhin der Mann ihm 100$ anbietet, wenn der Bettler irgendwas positives sagen würde, wozu dieser nicht in der Lage war...

Das wird mich prägen.

Im Nachhinein kam übrigens heraus, dass der Mann von einem Vorstellungsgespräch kam, da er im Moment arbeitslos ist.

Diese Geschichte ist nur eine von vielen, die mich dazu bewegen, keinem irgendwas mehr zu geben auf der Strasse. Natürlich geht es ihnen nicht gut, und natürlich können sie das Geld brauchen und natürlich kaufen sich nicht alle Drogen davon, aber es gibt unzählige Menschen, die es nötiger haben, als Bettler in Industrieländern!

bearbeitet von Dangery

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Ich bin bei diesem Thema hin- und hergerissen. Es gibt durchaus Schicksalsschläge, die dazu führen können, dass man auf der Straße steht. Was Psychotante schreibt stimmt auch. In der Psychiatrie in der ich kurzfristig arbeitete waren viele Obdachlose untergebracht. Allerdings ist das immer nur eine temporäre Lösung. Es gibt halt nicht genügend Plätze.

Andererseits sehe ich auch das Problem, dass der Umsatz oft in Alkohol investiert wird oder - noch schlimmer - das Geld an mafiöse Strukturen weiter geleitet wird. Außerdem finde ich es nicht OK, dass sich diese Personen derart gehen lassen. Ich meine, wenn ich in einer derartige Situation käme, würde ich 100% meiner Energie darauf verwenden um meine Situation zu verbessern - konkret erst mal eine Wohnung zu besorgen. Wie man in einer solchen Situation mehr oder weniger nichts tuend vor der Trinkhalle rumstehen kann will mir nicht in den Kopf.

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Och, ich kauf ganz gern mal ne Brezel oder ein Sandwich mehr am Stand und gebs nem Penner. Macht spaß, wenn die sich drüber freuen.

Besonders in Frankreich öfter, weil die da meist wirklich gebettelt haben um was zum beißen zu haben.

In Deutschland passierts schonmal, dass man dann von demjenigen beschimpft wird, der hat dann aber im Normalfall wirklich ne Schnapsfahne.

Was ich aber absolut nicht leiden kann ist, wenn sie mit so einem geschauspielerten Rumgeheule versuchen jedem vorbei gehenden ein schlechtes Gewissen zu machen oder gar noch irgendein mit Schlafmitteln ruhig gestelltes Kind bei sich haben. Bei sowas bekomm ich echt die Wut.

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Gast ImWithNoobs

Ich wurde auhc mal in der Nähe des Hbf von nem Typen angesprochen. "Ja, meine Freundin und ich sitzen hier fest, wir brauchen Geld für das Ticket". Glaub es waren 2€ oder so. Ich Idiot habihm nen Euro gegeben. 2 Wochen später hat mich exakt derselbe Typ wieder mit der leier angelabert. Für meine Naivität könnte ich mich heute noch in den Arsch treten. Hier in Marburg wird man auch ständig von der Drückerkolonne angelabert. Furchtbar. Nem Flaschensammler lass ich Flaschen liegen oder gib ihm die sogar, wenn ich mit Freunden auf der Lahnwiese einen hebe, aber Geld gebe ich absolut niemand fremden mehr.

bearbeitet von ImWithNoobs

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Gast Shredder

Ich meine, wenn ich in einer derartige Situation käme, würde ich 100% meiner Energie darauf verwenden um meine Situation zu verbessern - konkret erst mal eine Wohnung zu besorgen. Wie man in einer solchen Situation mehr oder weniger nichts tuend vor der Trinkhalle rumstehen kann will mir nicht in den Kopf.

Du warst in deiner Kindheit, Jugend wirklich in noch keiner Situation wo "alles scheiße" war, wo du nur noch heulen, jemanden hauen, etwas kaputtmachen wolltest? Und die Lösung erst durch einen externen Input kam, wie z.B. von Eltern oder Freuden die dich aufgerappelt haben?

Kann mir gut vorstellen, dass die Leute die da reingeraten sich selber nicht mehr helfen können weil sie keine Perspektiven mehr sehen....

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Gast Aurelia

Manchmal gebe ich was, manchmal nicht. Kommt auf meine Stimmung an und auf's Gegenüber.

Wenn jemand irgendwo rum sitzt und leidend guckt oder rumheult, gebe ich meistens nichts (mehr), wenn jemand direkt fragt, eher.

Wenn die Leute Hunde haben, bringe ich ihnen ab und zu mal 'ne Tüte Hundefutter, sonst eben Geld oder 'ne Schachtel Zigaretten.

Ob die mit dem Geld "nur" ihren Alkohol finanzieren oder nicht, ist mir egal. Ich weiß ja nicht, was denen passiert ist und warum sie so die Kontrolle verloren haben und so abgedriftet sind, dass sie nicht mehr anders klar kommen.

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Vor nen paar Jahren hat mal einer vom Roten Kreuz geklingelt und war sehr unhöflich. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts spenden möchte und er wurde noch unhöflicher worauf mir dann die bösen Sätze rausgekommen sind: "Das ist natürliche Selektion, die starken werden stärker und die Schwachen sterben aus. Es ist dumm die Schwachen zu unterstützen, es hält den Fortschritt auf"

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Vor nen paar Jahren hat mal einer vom Roten Kreuz geklingelt und war sehr unhöflich. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts spenden möchte und er wurde noch unhöflicher worauf mir dann die bösen Sätze rausgekommen sind: "Das ist natürliche Selektion, die starken werden stärker und die Schwachen sterben aus. Es ist dumm die Schwachen zu unterstützen, es hält den Fortschritt auf"

Naja man kann Spendenmafiamitglieder auch stilvoller abfertigen ohne gleich längst überholte, im neunzehnten Jahrhundert populäre Rassenhygienethesen von Mitbegründer des Faschismus zu postulieren. Jemand der keine Ironie versteht hält dich sonst noch für eins der letzten FDP-Mitglieder ;-)

  • TOP 1

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Heute ist mir aufgefallen, dass hier in Deutschland quasi vor jedem Rewe eine Bettlerin steht. Die sehen aber alle wie Zigeuner aus und richtig heruntergekommen sind sie auch nicht. Mein Gedanke ist, dass es sich bei denen auch um organisierte Bettlermafia handelt. Wie steht ihr dazu?

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