Der steinige Weg zur Erkenntnis (oder Erleuchtung) Melde Dich an, um diesen Inhalt zu abonnieren 1 1

[Hatchet 193]

Der Titel klingt vielversprechend, ist er eigentlich auch, im Grunde genommen behandelt dieser Text nichts komplett Neues. Neu in dem Sinn, dass ich die ganze Geschichte mit etwas anderen Augen betrachte, als hier im Forum üblich. Wie ihr wisst, schreibe ich gerne viel und ausführlich. Heute dachte ich mir, zusätzlich gibst du dir die Mühe, dem ganzen Beitrag eine romanähnliche Struktur zu geben, damit es spannender zum Lesen wird und.. ach viel Spass einfach. Es ist zuerst ein Field-Report (Beitrag 1-2) und anschliessend das dazugehörige Fazit und die Erkenntnis ;)

Es war der Beginn eines lang ersehnten Wochenendes, das nun pünktlich zur Mittagszeit eingeläutet und mit einem Bier in meiner Stammbar feierlich zelebriert wurde. Nachdem meine Augen die letzten Seiten eines Buches verschlungen haben, widmete ich mich den alltäglichen Gesprächen der über Liebe, Leid und Lust klagenden Barkeeperinnen, darf mir und meinem Oberkörper die Ehre erweisen, eine neue Kriegsbemalung (Tattoo) zur Schau zu stellen und gebe mir Mühe, dem sonnigen Anbruch des Nachmittages gebührend zu durchleben.

Kurz gesagt, habe ich ein gefühlsmäßiges Hoch wie schon seit Wochen nicht mehr. Die Gründe hierfür habe ich glücklicher Weise in selbiger Nacht aus meinem Gedächtnis gevögelt, was dem ganzen gelungenen Wochenende jedenfalls keinen Zacken aus der Krone gebrochen haben dürfte.

Mein Bier klagte über den rasanten Abfall in meinem Magen und zog mich auf die örtlich ansässige Toilette, die nur wenige Stufen unter meinen Füßen lag. Mit locker-leichten Schritten glitt ich die Treppe hinab, vorbei an einigen alten, gelblich schimmernden Lampen, gewann zunehmend an Geschwindigkeit und... prallte direkt mit einem erstaunten Lächeln in die Arme einer zierlichen, in höchstem Mase erschrockenen jungen Dame, die sichtlich überfordert von solch einem hektischen Zusammenstoß war.

Nun, da meine Blase mich zur Umsetzung einer wässrigen Angelegenheit zwang, entschuldigte ich mich rasch und verschwand zwischen Tür und Angel der Herrentoilette. Ein kurzes kräftiges Spülen und Händewaschen später legte sich der Schalter mit dem Aufdruck "men on a mission" in meinem Gehirn um und steuerte Geist und Körper in Richtung Dame, der ich eben noch (un)vorteilhaft in die Arme gefallen bin.

Mit einer fragenden, dennoch fürsorglichen Miene legte ich meine rechte Hand auf ihre Schulter (sie saß alleine im Garten des Cafés und wendete mir den Rücken zu). Sie drehte sich rasch und mir entgegenblickend um.

Sie: (lächelnd) "Ah, du schon wieder?"

Ich: (lächelnd) "Du hast mich so erschreckt und warst so schnell wieder weg, dass ich gar nicht fragen konnte, ob dir was passiert ist!"

Sie: "Nene, is alles noch dran.."

Ich: "Dann bin ich ja beruhigt... wie heißt du eigentlich?" (setze mich neben sie)

Sie: "Feline, und du?"

Ich: "Tim! Eigentlich wollte ich gerade weiter, aber nach dem Schock brauch ich noch ne kleine Pause!" (sie lacht) "Was machst du denn heute Nacht?"

Sie: "Schlafen, bin schon recht müde.. so wie du strahlst geht's noch in nen Club oder?"

Ich: "Soso, hellsehn kannst'e auch noch."

Sie: "Na klar, ich kann alles!" (sie lacht wieder, ich lege meine beiden Hände auf ihre Beine)

Ich: "Feline, dann erzähl mir mal wie unsre gemeinsame Zukunft ausschaut?" (ich grinse)

Sie: (lacht wieder) "Naja, vielleicht rennen wir uns mal wieder über'n Haufen oder so?"

Ich: (sehe ihr tief in die Augen und senk die Stimme) "Na das hoff ich doch mal nicht. Was hältst du von mit mir mitkommen anstatt heute alleine zu schlafen?"

Sie: "Nee, ich hab doch nen Freund, der schläft heute bei mir!" (lächelt etwas unsicher)

Ich: "Ah okay, dass versteh ich natürlich sofort. (fange an zu grinsen) Wie heißt er denn?"

Sie: (sie lacht) "Äh,.. (ganz kleine Pause)..M.. Marko?!"

Ich: "Ah Marko, oder war's Markus.. ne Michi oder?" (lache)

Sie: "Maaan, ich hab nen Freund, jetz glaub mir halt. Der kommt eh gleich und holt mich ab." (lacht selber über den Satz)

Ich: "Jaja, hast du gewusst, dass ich mit der Natalie zusammen bin?" (ablenken, da ich die Aussage nicht geglaubt habe)

Sie: "Ich kenn dich doch erst seit grade, woher soll ich wissen, wer deine Freundin is?"

Ich: "Na aus'm Fernsehn, Natalie Portman sagt dir doch bestimmt was oder?"

Sie: (lacht wieder) "Jaaaaa, genau und ich heirate morgen Johnny Depp."

Ich: (lege meine Hand auf ihre) "Na da freut sich dein Marko bestimmt." (wir beide lachen)

Sie: "Ne sag jetz mal, hast du ne Freundin?"

Ich: "Ja Natalie Portman, glaubste immer noch nich ne?" (grinst wieder)

Sie: "Hör halt auf mich zu verarschen.. sag jetz (sie hört auf zu grinsen) Heeeyyy!!" (ein Typ kommt angelaufen, sie steht auf und küsst ihn)

Ich: (steh auf und streck dem Typen die Hand hin) "Hi Marko, ich bin Tim. Deine Freundin hat mich die Treppe runter geschubst, aber sonst is sie eigentlich ganz cool." (alle lachen)

Sie: (stößt mich mit dem Ellenbogen) "Der erzählt bloß Scheisse, Schatz." (grinst mich an)

Ich verabschiedete mich von beiden und merkte, wie meine Stimmung während diesem Gespräch unglaublich in die Höhe geschossen ist. Darauf zahlte ich schnell mein Bier, sprang in den nächsten Bus und lauschte mit einem dicken Grinsen im Gesicht meine aktuellen Stimmungslieder ("Willy Deville - Its so easy"; "California Sun - The Rivieras"; "Dion - The Wanderer").

Das alles war nur der Anfang eines sehr bereichernden Wochenendes, in dem mir das klar geworden ist, wonach ich schon seit längerer Zeit suche!

Erst einmal kam ich zu Hause an, hatte das Bedürfnis, meine Wohnung zu putzen, drehte die Musik auf und tanzte, untermalt von fein-sauber ausgewähltem 50er Jahre Rock 'n' Roll mit meinem Staubsauger Boogie Woogie, folgte meinen unterbewussten Anweisungen, mich zu waschen, nahm ein Schaumbad mit dem passenden Namen "Gute Laune", sang mir die Seele aus dem Leib und konnte nach wenigen Minuten nicht mehr in der Badewanne liegen bleiben, da mich eine unbeschreibliche Energie gepackt hatte. Eine Energie, die mich nach draußen zog. Ab in die Stadt.

An der Bushaltestelle kurz neben meiner Wohnungstüre unterhielt ich mich mit einem älteren Herren, der äußerst interessante Cowboystiefel trug, setzte meine neue Sonnenbrille auf und stieg mit einem Lächeln in den Bus ein. Ich spürte wie meine positive Aura auf die Leute im Bus wirkte, die Blicke folgten mir bis zu den hinteren Sitzreihen wo ich mich hinsetzte. Dort klingelte wenige Minuten später mein Handy. Eine Freundin rief an und fragte, ob ich heute Abend mit ihr in eine Bar ihres Vertrauens kommen möchte, sagte ab, da mir das Feierngehen heute Abend wichtiger war.

Die Zeit bis um kurz nach Ladenschluss verbrachte ich mit Schaufenstershoppen, Essen gehen und einem neuen Buch (irgendwann stolpert eben jeder mal über E. Tolle). Dann fuhr ich nochmal kurz nach Hause, griff in den Kleiderschrank, zog meine Jacke an und sprühte mir eine Prise des heute besorgten Lieblingsparfums auf. Frisch sommerlich duftend ging es los zum Stammclub.

Da mir meine Uhr erst kurz nach zehn anzeigte, lohnte es sich noch nicht, auf die Tanzfläche zu gehen, also quatschte ich mit dem Türsteher meines Vertrauens etwa eine Stunde lang über verschiedene Sportarten, kommende Veranstaltungen und übernahm für fünfzehn Minuten seinen Platz. Ich sehe nicht wirklich aus wie ein geborener Türsteher, hatte aber sichtlich meinen Spaß beim einlassen der immer noch viel zu wenigen Gäste.

Um kurz vor Mitternacht zog es mich aufgrund kälter werdender Witterungsverhältnisse nach innen. Ab zur Bar, rein mit dem obligatorischen Cocktail und hin zum Rand der Tanzfläche. Ich brauchte kurz eine Pause, sah den Leuten beim Tanzen zu, als mich eine Dame, die den Zenit der Anfangvierziger auch schon länger überschritten hatte, ansprach.

Sie: "Bist du nicht der Sohn vom Flo?"

Ich: "Ja, der legt heute aber nich auf, woher kennste den denn?"

Sie: "Grundschule, Arbeit.. ewig schon. Du bist aber auch ganz schön in die Höhe geschossen!" (in dem Moment hat sie mir ihren Cocktail über die Hose geschüttet. Ganz nüchtern war sie eh nicht) "Oooh Scheisssse! Sorry ich hab des Glas gar nich mehr gesehen hihi!"

Ich: "Kein Ding, ich komm gleich wieder..."

Nachdem ich die Sauerei auf der Herrentoilette so gut wie möglich mit Hilfe des Trocknerföhns entfernt hatte, setzte ich mich auf eine Art Tribüne. Von hier aus kann ich alles gut überblicken, sitze direkt neben einer Leinwand auf der Musikvideos laufen und trank meinen Cocktail genüsslich zu Ende. Dank meiner Laune war mir die Aktion von eben völlig wurscht und ein neuer Schub von Energie zog sich durch meine Gliedmaßen.

Kurze Zeit später hörte ich hinter meinem Rücken zwei Mädels lautstark loslachen, drehte mich aber nicht um. Einige Sekunden später bekam ich ein ungutes Gefühl, da sie so laut lachten, dass ich mir als nicht-Drogen-konsumierender-Bürger kaum erklären konnte, aus welchen Gründen die zwei Frauen so kreischende Töne von sich gaben. Also drehte ich mich um, grinste und sah zwei äußerst hübschen Damen ins Gesicht. Sie hatten beide Bier in der Hand, was dem Sympathiefaktor trotzdem nicht schadete.

Etwa eine Minute gegenseitiges Anschreien mit einer starken Körpersprachen-Kombo verging, bis ich ihnen erklärte, dass es eine durchaus kluge Entscheidung sei, sich in eher weniger lautstarke Gefilde zu begeben, nahm das Mädel zu meiner Linken an der Hand und ging in Richtung Ausgang, die andere folge uns. Bis hierhin hatte ich kein einziges Wort verstanden, da es wirklich sehr laut war. Und was passierte vor dem Eingangsbereich?

Genau, ich bemerkte, dass die beiden kein Wort deutsch sprachen und verstanden, musste lachen und fand sie gleich noch sympathischer als zuvor. Jetzt sah ich erst, was für ausgefallene Kleider die beiden anhatten. Einfach ein Traum.

Sie sind vor einer Woche gemeinsam aus London hierher gezogen und bleiben voraussichtlich für drei Monate vor Ort, reisen dann weiter und den Rest habe ich auch nicht so ganz verstanden, war jedenfalls nicht so wichtig denke ich.

September 28, 2011 bearbeitet von Hatchet

[Hatchet 193]

Da mein Körper tanzen wollte, fragte ich beide, ob sie den anderen Club in der Stadt kennen würden. Natürlich nicht, also machten wir uns wohlgemutes auf den Weg und warteten in der Schlange vor der Disco. Dabei redeten wir über alle möglichen Dinge, hauptsächlich Kampfsport (die Ältere - 29 - macht ebenfalls seit acht Jahren WingChun) und als ich anfing, davon zu schwärmen, wie gerne ich Boogie Woogie tanze, war die Katze im Sack ("Whaaat, don´t tell me your dancing boogie!? You´re the perfect nice guy!") Die anderen Leute schauten uns schon die ganze Zeit schräg an, da die beiden einen für normal Sterbliche üblichen Lautstärkepegel deutlich überschritten (vielleicht ist das ein langfristiges Ergebnis von Liegestuhl-Kämpfen-gegen-Deutsche-im-Urlaub^^).

BÄM! Der Satz hat gesessen. Die Betonung ihrerseits auf "Nice Guy" war positiv gemeint, bewirkte in mir allerdings, das ich mich daran erinnerte, genau jetzt durchzustarten und nicht eine, nicht zwei oder drei Minuten später.

Also nahm ich ihre Hand, streckte meine Brust übertrieben weit heraus, strahlte sie an und blickte auf sie herab. Ihre tiefgrünen Augen funkelten im Licht des Clubs und ich setzte zum ersten Schritt an. Mitten auf der vollen Tanzfläche umhüllte uns eine Art Kapsel, in der wir nur für uns waren und Schritt für Schritt annäherten (ihre Freundin tanzte mit einem anderen Typen).

Jedes Mal, wenn sie einen falschen Schritt oder einfach nicht das, was man unter Boogie Woogie verstand, vollzog, blieb ich kurz stehen, zog sie zu mir heran und hielt weiterhin ihre Hand mit meiner Führhand. Die andere setzte ich am Hals an und lies sie den Nacken an der Wirbelsäule entlang bis hinunter zum Po gleiten. Währenddessen schrie ich ihr die richtigen Schritte ins Ohr, was sie allerdings nicht immer ganz kappierte, also tanze ich schlussendlich etwa eine gefühlte Viertelstunde mit ihr "Freestyle-Boogie", bis es uns zu blöd wurde.

Genau zu dem Zeitpunkt, als in einem Lied ein langsamer, ruhiger Teil anfing und die Hallen zu gefühlvolleren Bewegungen übergehen, schritt ich zur Tat und zog sie mit beiden Händen an meinen Körper. Sofort erwiederte sie den Kontakt, fasste mir doch recht heftig in den Schritt und küsste leidenschaftlich zurück. Ich erwiederte für einen knappen Augenblick, merkte aber, dass das keine gute Idee war, auf der Tanzfläche (in Anwesenheit ihrer Freundin) weiter zu eskalieren.

Also beendete ich den Wiederstand unserer beider Lippen, nahm sie an der Hand und lief schnellen Schrittes in einen Zwischengang zu einer anderen Area. Genau an einer Ecke des Gangs drehte ich mich um (das ist etwas schwierig zu erklären), zog sie in meiner Drehung einmal um ihre eigene Achse und drückte sie etwas stärker gegen die Wand. Beim Aufprall ihrerseits an der Mauer erschrak (erschreckte?) sie kurz, zog ihr Knie leicht an, ihre schwarze Strapse zeigte genug Bein um den Projektor für das versaute Kopfkino aller Beteiligten in Schwung zu bringen und ehrlich gesagt war ich für den Bruchteil einer Sekunde so von ihrer Schönheit geblendet, dass ich nicht wusste, was ich jetzt machen soll... dann habe ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen, kurz tief durchgeatmet und sie angelächelt, nahm ihre Hand und drückte sie an meinen Schwanz. Sie griff zu und steckte mir ihre Zunge in den Mund.

Irgendwie war sie innert Sekunden zu einem Monster mutiert und nur noch schwer zu kontrollieren, da sie abging wie eine Rakete und ab und an den ein oder anderen "Schlag" aus WingChun-Übungen gegen mich richtete, danach einen Satz nach vorne machte und mich(!) gegen die Wand drückte. Es war unglaublich heftig was da abging und ständig liefen wieder Leute an uns vorbei.

Kennt ihr das Gefühl, wenn in einem Bruchteil von Zeit die ganze Situation droht, überzukochen und aus dem Ruder zu geraten... genau davor stand ich, erkannte es rechtzeitig und drückte mich mit einem "Jetzt-knall-ich-dich-grinsen" von ihr weg.

Keine Minute später rockten wir das hinterste Männerklo bis zum umfallen!

Als diese Situation von uns beiden über die Bühne gebracht wurde, waren wir fertig mit den Kräften... Klotür auf, Breitmaulfroschgrinsen aufgesetzt, durch die Toilette marschiert, kurz in den Spiegel geschaut, festgestellt, dass uns gerade Geschehenes deutlich ins Gesicht geschrieben steht.. und auf die Suche nach ihrer Freundin gemacht.

Es machte einfach unglaublich viel Spass, mit einem so selbstbewussten Mädel abzugehen. Da gab es kein Schminken nach dem Sex, ein kleiner Blick in den Spiegel reichte ihr und die Party ging weiter ("Damn, look at my hair! Everyone in this club knows that you fucked me!" Ich: "..passiert")

Die Freundin war mittlerweile mit einem andere Typen verschwunden, wie die SMS kurze Zeit später verständlich machte. Es war kurz vor drei Uhr Morgens und der Alkoholpegel der meisten Partypeople stieg im Minutentakt.

Zuerst lag sie mir etwa eine halbe Stunde lang im Arm, abgetrennt vom den Areas in einer Chillout-Lounge. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich sie nun mit nach Hause nehmen sollte, oder doch lieber weiter Party machte. So eine High-Energy-Nacht hatte ich seit Wochen nicht mehr, also entschied ich mich fürs Feiern.

Kleine Zärtlichkeiten später tauschten wir Nummern aus, sie telefonierte noch mit ihrer Freundin, die alleine vor dem Club stand. Ohne Typen und etwas schlechter gelaunt, da sie nach Hause wollte.

Also bin ich schnell noch mit raus gelaufen, habe die beiden verabschiedet und für nächste Woche auf eine WG-Party eingeladen. Bis dahin gab ich ihr die Aufgabe, Youtube-Clips über Boogie-Woogie anzuschauen. Wir werden sehen.

So, nun stand ich da draussen in der Kälte, sprühte nur so von Freude und überlegte, was heute noch ging, ausser zu Tanzen. Also rief ich einen Freund an, der leider schon so betrunken war, dass er sich nicht mehr in der Lage fühlte, auch nur einen Meter gerade aus zu laufen.

Nun denn, dann lerne ich eben irgendwelche anderen Leute kennen, oder sie mich denn..

Aus dem Augenwinkel sah ich zwei Mädels auf einer Holzbank sitzen, wollte gerade zu ihnen rüberlaufen, als eine von ihnen rief.

Sie: "Heeey schau mal! Elvis leeeeebt!"(beide lachen laut und fröhlich)

Ich: (dachte, die wären hackevoll und checken eh nicht mehr, was ich tue. Also kniete ich mich vor die Hübschere hin, machte mit meiner Faust ein Mikrophon und sang)"Yes my baby loved me, never said a word... Was it something I do, something that she heard, nananaaa nanana nanaa"(dann wurde mir mein kleiner Auftritt peinlich und den Text wusste ich sowieso nie wirklich auswendig, es war trotzdem ne geile Aktion und ich würde es jederzeit wieder machen!)

Jedenfalls schien das den beiden so gut gefallen zu haben - und gut singen kann ich jetzt wirklich nicht -, dass sie "Walk the line" zu singen anfingen. Ich dachte mir.. okay, wahrscheinlich haben die einfach meine Frisur gesehen und sich gedacht, der sieht aus wie Elvis, weil er eine Tolle hat, eigentlich aber Johnny Cash gemeint. Darauf folgte der Schock. Sie waren fest davon überzeugt, dass Elvis "Walk the line" gesungen hat!

Ist ja auch egal, jedenfalls ging der Abend so weiter (wir sitzen immer noch etwas abseits zu dritt auf der Bank), dass wir uns etwas über Musik unterhielten. Gut, dass wir schonmal den selben Geschmack hatten.

Dann kam mir der Gedanke, nochmal etwas zu singen. Mein Ziel war sofort mit dabei, also nahm ich sie an der Hand, legte nachdem sie aufgestanden war einen Arm um ihre Schulter und fragte:

Ich: (sehe ihr tief in die Augen)"Kennst du "Whole lotta shakin goin on" von Jerry Lee Lewis?"

Sie: "Is das der wo seine Nichte geknallt hat?" (wir drei lachen wieder)

Ich: "Ja, der hat noch ein Lied gemacht, "Breathless" heisst des? Klingelts da?" (in dem Moment ist mir eine gute Idee gekommen)

Sie: "Ne, ich weiss nur, dass der seine Nichte gevögelt hat."

Ich: "Okay, also wir versuchens trotzdem. Ich zeig dir wie du in die richtige Stimmung für des Lied kommst. Die Stimmung dabei is ganz wichtig!"

Sie: (fragend)"In was denn für ne Stimmung? Zum singen?"

Ich: "Ja, aber du brauchst für das Lied eine ganz bestimmte Stimmung, es heisst ja nich umsonst "Breathless" oder!"

Sie: "Und was is das jetz für ne Stimmung?"

Ich: (drehe sie mit meinem Arm von der Schulter zu mir, bleibe mit ihr am Hals stehen und mit der anderen Hand um die Hüfte)"Also, du willst, dass ich dir die Stimmung für das Lied zeige. Kein Problem, schliess deine Augen und lass sie so lange zu, bis ich sage, dass du sie wieder aufmachen darfst, sonst klappts nicht."

Ihre Freundin: "Der will dich eh nur küssen!"

Ich: "NEIN, sowas würde ich nieeee tun und jetz schliess die Augen." (dann grinse ich wieder, sie schliesst die Augen und lächelt wunderschön. Der Freundin zwinker ich kurz zu, drehe meine Kopf wieder und küsse sie direkt auf den Mund. Perfekter Moment, die Freundin war baff und meinem Ziel gefiel es, da sie den Druck erwiederte und die Arme um mich legte)

Ich: (ging einen halben Schritt zurück und grins)"Und?"

Sie: "..ähr(hihi)m" (lächelt mich total aufgelöst an)

Ich: "Siehste, funktioniert, du bist so "Breathless", dass du nich mal mehr sprechen kannst." (alle lachen wieder)

So.. das was mich in der Situation ein wenig Verunsichert hat, war einzig und allein ihre Freundin. Sie sahs die ganze Zeit auf der Bank, beobachtete alle meine Bewegungen und so weiter, aber hier muss ich wirklich sagen: So locker hat schon lange keine "Freundin" mehr reagiert.

Nun ja, wahrscheinlich auch deswegen, weil sich nach dieser Aktion die komplette Situation etwas beruhigte. Wir quatschten noch ein bisschen und beide fragten mich, ob ich so etwas öfters mache, sie es cool finden, dass ich keine Angst habe, so etwas auszuprobieren und so weiter.

Als ich dann wieder in Richtung Club wollte und meinte, dass sie mitkommen können, blieben sie ganz locker auf der Bank sitzen und meinten, dass sie heute noch genug Spass zu zweit haben werden.

Das machte mich dann doch etwas stutzig, also hakte ich nach.

Schlussendlich und fünf Minuten später war ich wieder etwas schlauer und konnte unbesorgt zurück in den Club gehen, mit dem gewissen, meinen Freundeskreis wieder um zwei lustige Menschen erweitert zu haben. Die beiden Mädels waren bi und laut ihren Aussagen seit vier Monaten ein Paar in einer offenen Beziehung.

Auf den Rückweg zum Club bäumte sich in mir dieses durchweg immer wieder auftretende Gefühl der Zufriedenheit, des Glücklichseins auf, obwohl ich mittlerweile schon echt müde war. Naja und wirklich viel passierte am Abend auch nicht mehr.

Ein alter Freund, der anscheinend im ortsansässigen Lair ist (ich allerdings noch nie die Zeit gefunden habe, da hinzugehen) kam noch auf mich zu, da ich ihn gar nicht erkannte. Egal was die Leute da mit ihm angestellt haben, sie haben ganze Arbeit geleistet! Ein komplett neuer Mensch!

Er bat mich jedenfalls, im schnell noch bei einem Zweier-Set zu helfen, das er vorhin irgendwie vergeigt hatte. Also, er hat sich links bei seinem Ziel hingesetzt, ich mich rechts und mit einem anderen Typen unterhalten. Links von mir sahs ihre Freundin, die ich ablenken sollte.

Der Typ mit dem ich mich unterhielt langweilte mich fast zu Tode... was ich natürlich dem Mädel zur Linken erzählt habe, die sich anfangs wirklich als schwierig erwies. Naja, ich hatte nur die Aufgabe, sie abzulenken, also erzählte ich ihr von meiner Diskokugel im Zimmer, stellte ihr verschiedene Rateaufgaben oder verarschte sie ab und zu recht heftig (z.B.: "Wann warst du denn das letzte Mal beim Friseur?" Sie: "Letzte Woche, wieso?" Ich: "Weil die Spuren von der Heckenschere noch deutlich sichtbar sind, aber es schaut aus wie ein modernes Kunstwerk.. und ich mag moderne Kunstwerke!").

Jedenfalls flog der Kumpel nach knapp zehn Minuten aus dem Set raus und meine Aufgabe war damit erfüllt. Sie stieg eh nicht wirklich auf das ein, was ich ihr erzählte.. kann auch an den ganzen Verarschungen gelegen haben. ;)

Den perfekten Abschluss des Abends lieferte mir meine "Lieblings-Busfahrerin", die ich ab und zu treffe, wenn es wieder mal später wird. Jedes Mal wenn kein anderer Fahrgast mehr im Bus ist, fährt sie mich direkt bis vor die Haustüre... gutgut, das war wirklich ein unglaublich lustiges Wochenende, vielleicht wird mehr aus der Londonerin, wir werden sehen. Das Bi-Pärchen treffe ich sicher noch öfters, die waren echt cool drauf und vielleicht klappt das endlich mal mit dem Lairtreffen Jungs. ;)

September 29, 2011 bearbeitet von Hatchet

[Hatchet 193]

So, um nun zum Abschluss zu kommen, die Erkenntnis.

Mir ist in letzter Zeit immer wieder aufgefallen, dass ich bewusst und unbewusst wesentlich stärker auf meine Gefühle achte, bzw. mich von ihnen leiten lasse und versuche, durch bestimmte Aktionen gewünschte Gefühle herbei zu rufen. Und es funktioniert. Der äusserst positive Nebeneffekt:

Ich beschreibe es einfach mal als eine Art Energiefeld, das dich umgibt und je nach Stärke deiner Stimmung positiv oder negativ wächst. Es wächst und schwindet stetig mit jedem Gedanken den du hegst und pflegst. Genau das spürt auch dein Umfeld.

Nehmen wir den oben geschriebenen Field-Report vom vergangenen Wochenende. Es klappte einfach fast alles, was ich an diesen Abend anpackte, ich erfreute mich an den kleinsten Dingen, hatte den kompletten Tag ein Lächeln, ja sogar Grinsen im Gesicht und nichts konnte meine Stimmung senken. Im Gegenteil, alles was ich an diesem Tag in mein Leben zog, wurde von meiner Laune angesteckt, mitgezogen und selbst von einer "Aura" aus positiven Gefühlen umgeben. Ich wurde öfters angesprochen als normal, fixierte mich im Grunde genommen auf gar nichts und lies das Geschehene schlichtweg von allen Seiten auf mich einwirken.

Es ist ein wunderbares Gefühl, bewusst wahrnehmen zu können, dass du andere Menschen mit deiner Laune, ohne sie überhaupt zu kennen oder anzusprechen, anstecken kannst und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zauberst.

Das war gefühlsmässig der Höhepunkt einer Gute-Laune-Welle, die seit etwa einem Monat anhällt und seit dem Wochenende auf fast dem gleichen Level geblieben ist. Wenn mir genau klar geworden ist, warum und vor allem wie ihr/ich das dauerhaft, egal in welcher Situation wir stecken, wieder aufrufen können, schreibe ich hier nochmal etwas dazu. ;)

[Leïto111 7]

Cool,

Hachet, du bist einiger der wenigen, die PU mit ihrer Persönlichkeit abgestimmt haben.

Du gamest nach dem PU Regel und bleibst gleichzeitig authentisch, anstatt etwas darstellen zu wollen was du nicht bist.

Respekt!

[Hatchet 193]

Cool,

Hachet, du bist einiger der wenigen, die PU mit ihrer Persönlichkeit abgestimmt haben.

Du gamest nach dem PU Regel und bleibst gleichzeitig authentisch, anstatt etwas darstellen zu wollen was du nicht bist.

Respekt!

Danke. Ob ich wirklich nach PU Regeln "game"? Nö, ich mach immer das, was mir gerade einfällt und ich ausprobieren möchte. Vielleicht ist das eine Art von "natürlichen game", aber einen Plan, was ich jetzt durchziehen oder erreichen möchte, mache ich mir wirklich absolut selten. Spontan und mitten drauf los beschreibt es eigentlich ganz gut. ;)

[Eclipse. 2]

Toll geschrieben, dickes Lob!

Merke das auch immer wieder, dass die eigene Laune eine der größten Rollen spielt.

[QuitproQo 85]

Schöner text Hatchet.

Bist wirklich einer der erfahrensten und natürlichsten PUA hier im gesamten Forum.

Du bist wahrhaft ein Natural, machst einfach das wozu du lust hast. Respekt!

Denn das was du machst kann man unmöglich alles Lernen. Vorallem nicht durch stumpfe Theorie.

Woher kommst du wenn ich fragen darf?

Oktober 8, 2011 bearbeitet von QuitproQo

[Hatchet 193]

Denn das was du machst kann man unmöglich alles Lernen. Vorallem nicht durch stumpfe Theorie.

Naja, das weiß ich selber gar nicht so genau ob ich das immer schon gekonnt habe oder nicht. Was ich weiß ist, dass ich früher unglaublich schüchtern und zurückhaltend war, keinen Ton rausgebracht habe und was Mädels angeht gleich fünfmal nicht. Bis ich eben angefangen habe, aktiv etwas zu tun.. und wenn es um neue Erfahrungen einheimsen geht, bin ich sowieso immer mit vorne am Start und probier alles mögliche aus um mehr davon sammeln zu können.

Und die gewisse Prise "Arsch-in-der-Hose", gemischt mit "Ist-mir-egal-was-andere-denken" gibt natürlich auch seinen Effekt mit dazu. ;)

[IdidntMadeTheRules 0]

Dieser Field Report mit den kleinen Erkenntnispassagen ist unglaublich anspornend.........

Ich habe nach diesem Text feststellen müssen, dass ich schon seit langer Zeit nicht mehr unter Menschen war

bzw. Anstalten gemacht habe, mal wieder neue Leute kennenzulernen.

Vielen Dank für meine neu erworbene Selbsterkenntnis

[Hatchet 193]

Ich habe nach diesem Text feststellen müssen, dass ich schon seit langer Zeit nicht mehr unter Menschen war bzw. Anstalten gemacht habe, mal wieder neue Leute kennenzulernen.

Ja mir ist das früher auch eine Zeit lang schwer gefallen, aber mittlerweile könnte ich mir nicht mehr vorstellen, einfach still an einer voll besetzten Bushaltestelle, in einem Park an einem sonnigen Nachmittag oder sonstwo anwesend zu sein und nicht irgendwen anzusprechen. Auch wenn es "nur" der Opa auf der Parkbank ist, die haben sowieso meistens die lustigsten und wirklich spannenden Geschichten zu erzählen und nach und nach baut sich ein Kreis um dich rum auf, aus dem du profitieren kannst, genauso wie die anderen Menschen von dir profitieren können. Eine Hand wäscht die andere. ;)

[IdidntMadeTheRules 0]

Habe das im etwas kleineren Stil auch immer praktiziert, allerdings nicht prinzipiell sondern stimmungsabhängig.

Ich bin von Natur aus auch der eher kontaktfreudige Typ und lerne oft und gerne Menschen kennen,

sei das die Bäckereifachverkäuferin oder der Straßenfeger......

Wie lange betreibst du das, was du in deinem Field Report zum Besten gibst, schon?

Bist du auch schon immer so oder hattest du irgendwann ein Schlüsselerlebnis oder hast dir selbst einen A**tritt

gegeben und bist auf die Menschen zugegangen?

Mir ist aufgefallen dass es auch hin und wieder Tage gibt, an denen ich absolut keine Lust auf Kontakte und Konversationen habe. Ich denke das ist soweit auch normal, ich würde nur gerne wissen ob du das so straight in jeder Lebenslage durchziehst?

[Hatchet 193]

Wie lange betreibst du das, was du in deinem Field Report zum Besten gibst, schon?

Naja seit gut drei Jahren ungefähr bewusst denke ich.

Bist du auch schon immer so oder hattest du irgendwann ein Schlüsselerlebnis oder hast dir selbst einen A**tritt

gegeben und bist auf die Menschen zugegangen?

Das habe ich alles hier drinnen stehen. ;)

Mir ist aufgefallen dass es auch hin und wieder Tage gibt, an denen ich absolut keine Lust auf Kontakte und Konversationen habe. Ich denke das ist soweit auch normal, ich würde nur gerne wissen ob du das so straight in jeder Lebenslage durchziehst?

Ich versuchs natürlich, aber jeder Mensch hat hin und wieder Tage an denen es an Motivation fehlt, bzw. man sich zu schlapp, fertig oder kaputt fühlt. Das ist ja ganz normal.

[Achyles 0]

Danke für deinen tollen Fieldreport!!

Liest sich sehr gut und nachdem man es durchgelesen hat- sich von dem schlechtem wetter ein stück laune mitgenommen hat, gleich wieder ein Aufsteller für den Tag

Hut ab, danke :)

[IdidntMadeTheRules 0]

Hatchet, das wird meine Wochenendlektüre!

Danke für den Verweis auf deinen "wie alles begann oder wie auch immer ich es ausdrücken soll" Thread!

[Hatchet 193]

Danke. Schön das es euch gefällt. Wenn ich es die nächsten Wochen schaffe, stell ich den nächsten Beitrag für das PDF fertig und lad ihn hoch. ;)

[Manji 3]

Hey Hatchet,

erst einmal: Deine Texte sind wirklich gut geschrieben und bestimmt nicht nur für mich eine besondere Inspirationsquelle!

Die Gefühlsaura die du beschreibst fühle ich in letzter Zeit auch immer öfter, leider ist sie bei mir im Moment überwiegend destruktiv.

Man könnte sagen, dass mein Frame zwar immer sehr stark ist, aber leider in beide Richtungen. Manchmal kann ich mich überhaupt nicht leiden, fast sogar an die Grenze von Selbsthass.

Da passiert es leicht, dass andere direkt darauf anspringen und dann komm ich kaum noch aus der Spirale raus.

Kennst du das? Gibts es vielleicht ein paar Tricks, wie ich von dem Gedankenbild wegkomme?

[Hatchet 193]

Naja, kennen tu ich das natürlich und Tricks gibts da selbstverständlich auch.

Das Gefühl was du hast, wenn du gerade unglaublich gut gelaunt bist und förmlich spürst, wie deine Stimmung auf deine Mitmenschen abstrahlt, also genau das Gefühl vergisst du ja nicht einfach. Du kannst dich an die Situationen und Ereignisse erinnern, die das hervorgerufen haben und weisst, warum das da so war. Genau diese Stimmung, alles was in diesem Moment dazu beigetragen hat... dadran kannst du dich erinnern und die damit verankerten Gefühle wieder aufleben lassen.

Klar ist das nicht immer ganz einfach, wenn du in einem emotionalen Tief bist oder es dir sonstwie schlecht geht, aber es geht mit der Zeit immer schneller und wirkungsvoller. Du kannst mit deinen Gedanken immer zu jeder Zeit eine positive Stimmung in der aufleben lassen und so kommst du erst gar nicht in die Spirale von selbst nicht leiden können oder gar Selbsthass rein.

Es müssen natürlich nicht zu hundert Prozent selbst erlebte Situationen sein. Ich erinner mich dann immer an Szenen aus Filmen, die eben solche Gefühle ausgelöst haben oder schöne/lustige Momente aus meinem Leben oder dem von Freunden. Alles was dich motiviert und aufmuntert ist dazu geeignet.

Ich hoff dir hilft das weiter. ;)