Umschalten zwischen Arbeit/Kariere und Freizeit

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Nach Jahren des Rumgammelns und Verpeilens hatte ich versucht das Ruder rumzureißen und bin gerade im „career-building-mode“, um mal eine RSD-Floskel aufzugreifen.

Erst standen monatelang sechs umfassende Examensprüfungen an, die ich mit guten Noten (1,5) meistern konnte. Zwischendurch war ich gelegentlich immer noch arbeiten, direkt nach der letzten Prüfung stieg ich ins Auto und habe jetzt mir ein 6-Wochen-Hardcore-Programm an Arbeitseinsätzen aufgehalst (früh um 5 aufstehen, in die Kaserne fahren, Frühstück, 10-11h arbeiten, abends um 19 Uhr im Hotel, früh um 5 aber wieder raus). Hinzu kommt, dass ich de facto nur samstags daheim bin, Freitag hänge ich oft bis 22 Uhr im Stau, Sonntag Mittag geht’s schon wieder los auf die Autobahn. Geht aber nicht anders, aufgrund einer Erkrankung Anfang des Jahres war ich fünf Monate ohne Einnahmen, die Ersparnisse müssen erst einmal wiederum aufgefüllt werden.

Parallel zu den Prüfungen hatte ich noch in einer nächtlichen Hau-Ruck-Aktion das Exposé für die Magisterarbeit verfasst, damit eine Anstellung als Forschungsstudent in einem Graduiertenkolleg abgegriffen. Direkt nach Ende der Arbeitseinsätze geht’s dort los – Magisterarbeit schreiben, Promotion vorbereiten, mehrere Kolloquien, Arbeiten für den Prof. Die Profs sowohl meiner als auch der anderen Uni sind begeistert von meiner Idee. Das alles ist in einer anderen Stadt an einer anderen Uni, d.h. 2-3x die Woche lange Fahrzeit. Das Gute daran ist, wenn ich mich nicht gar zu doof anstelle, kann ich dort ab April ein Stipendium für die Promotion abgreifen und unter optimalsten Bedingungen forschen.

An sich läuft es also, da ich die großen Baustellen in meinem Leben (Dauerstudent bei dem nix vorwärts geht und chronische Pleite) gut in den Griff bekommen habe. Der Kariereplan ist wieder „on Track“. Mein Problem ist, ich kann nicht mehr herunterkommen. Wenn ich meinen freien Tag habe und mich ins Nachtleben stürze bin ich erstens zu müde, würde lieber daheim im Bett liegen und abgammeln. Wenn ich mit einer fremden Frau ins Gespräch komme (selbst wenn sie mich anspricht) steh ich vor ihr wie die Axt im Walde und bin völlig planlos, über was ich reden soll. Selbst bei weiblichen Freunden krieg ich Kommunikationsblockaden - alle am Abfeiern, Party, Stadtfest, Konzerte, Semesterferien, Rumhüpfen, Tanzen oder die üblichen Beziehungsspielchen durchexerzieren, und ich bin eher genervt von, als dass ich mitmachen möchte. Erst schwirrten mir nur die Prüfungsthemen im Kopf herum (logisch, wenn man den ganzen Tag am Lernen ist), jetzt nur die Arbeit, eine Menge zu bearbeitender Bürokratiemüll, Forschungsprojekte, Zukunftspläne. Es ist klar, dass ich damit nicht gerade als der spannendste Kommunikationspartner erscheine. Hinzu kommt, dass ich im Gegensatz zur Studienzeit, wo ich fast nur mit Frauen zu tun hatte, jetzt nur von Männern umgeben bin (Nebenjob in der IT-Branche in Bundeswehrkasernen) und es mir durch fehlende Übung extrem schwer fällt, auf die weibliche, emotionale Ebene der Kommunikation zu wechseln (was ich früher sehr gut beherrschte). Auch mein Training leidet extrem darunter, nach meiner Schicht habe ich einfach nicht mehr die Energie, volle Power 130kg Kniebeugen zu machen, Köpergewicht und Leistung zeigen nach trotz 2-3x die Woche Training stetig nach unten.

Es heißt schon bei Mystery „Its about building a life“ und der Rest falle einem dann einfach zu. Doch ich habe bisher die Erfahrung gemacht, wenn mein Tagesablauf aus Training, fressen, schlafen, PU-Bücher lesen, persönlicher Bespaßung und Party besteht, läuft es mit den Frauen. Das ging aber eben nur so lange gut bis die Ersparnisse aufgebraucht waren und die Exmatrikulation drohte. Jetzt habe ich das Gefühl, mich zu einem zwar beruflich erfolgreichen, aber apathischen, emotionalen Idioten zu entwickeln (Achtung, wehleidige Übertreibung). Wie macht Ihr das, was kann man tun, um den Switch zwischen „Arbeit, Kariere, Logik“ und „Freizeit, Party, Emotion“ wieder umzulegen?

bearbeitet von scrai

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Wenn man das innere Gefühl dafür verloren hat, dann plane man sich das eben wie in der Schule ein. Irgendwann kommt das Gefühl für das richtige Maß wieder.

Ich neige schon immer zum Aktionismus und dazu mich selbst zu sehr zurück zu setzen. Was Mensch aber braucht ist ein ordentliches Gleichgewicht aus Arbeit, Spass und Ruhe (die hast du offenbar auch vergessen). Also lt. Stundenplan bspw. mo-fr Arbeit - dazwischen Fahrzeit, vielleicht zwei Stunden Party und mindestens einen halben Tag nur für dich. Wie du abschalten kannst, kann ich dir nicht sagen - da haben Menschen unterschiedliche Vorzüge. Ich bin dann gern allein für mich: allein fernsehen, allein im Wald spazieren gehen, mit einem Buch zurückziehen. Oder ich mache Sport um meinen Kopf auszuschalten - bis an die körperliche Grenze.

Was du tun kannst? Wie gesagt, probier es einfach mal aus. Hör deinem inneren Ich bewusst zu. Manche schwören auf Meditation. Manche auf stundenlanges reden oder mailen. Oder ein Schaumbad :-D

MfG

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Bei mir ist das Problem ähnlich. Mache ich sehr viel für Karriere und Ausbildung, leidet darunter die Freizeit (inklusive der Spaß mit Frauen). Und umgekehrt, habe ich viel Freizeit, lebe ich mich aus und habe einfach Spaß an Frauen, Party und Leben genießen, leidet darunter mein Fortschritt im Karriere machen.

Wichtig wäre hier, die goldene Mitte zu finden, aber wie macht man das? Habe ich bis jetzt nämlich auch noch nicht herausgefunden wie man das bewerkstelligt.

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Strickt zwischen Arbeit und Freizeit zu trennen ist meiner Meinung nach kein guter Weg. Meistens sieht es dann so aus wie von dir bereits gut beschrieben, man reißt sich buchstäblich Mo-Fr/Sa den Arsch auf und dann, wenn das eigentliche "Ziel" erreicht ist, das höchstersehnte Wochenende ist man müde, platt, antriebslos und innerlich unruhig. Auch hier kommt man nicht zur Ruhe und denkt sich "Jetzt hab ich Freizeit, was kann ich tun, was mach ich jetzt, aber jetzt bin ich müde, hab doch Freizeit, scheiße...", setzt sich unbewusst auch dort zusätzlich unter Druck.

Arbeit und Freizeit zu trennen ist ein großer Irrtum, während dem "arbeiten" bist du gedanklich in der "Freizeit" und in der Freizeit dann vermutlich bei der Arbeit, so wie es bei vielen ist.

Schaffe dir auch während dem Arbeiten kleine Pausen, das muss nicht lange sein, es können 2 Minuten reichen, indenen du einfach mal abschaltest, tief ein und ausatmest und deine Gedanken eifnach mal vorbeiziehen lässt. Bereits 1-2 Minuten in Ruhe und ich meine richtige, innerliche Ruhe werden dir schon enorm weiterhelfen.

Versuche Spaß bei deiner Arbeit zu finden und gestalte kleine Pausen, indenen du einfach mal "Energie tankst" und setz dich persönlich nicht so unter Druck, sonst wirst du dich früher oder später im BurnOut wiederfinden.

Auch würd ich dir raten morgens und abends, vorallem morgens erstmal paar Minuten in dich zu kehren und nicht gleich mit den Gedanken 1-2 Sekunden nach dem Aufstehen loszulegen was heute alles ansteht und schon mit gedanklichem Stress zu "erwachen".

Und versuch nicht zu den Leuten zu gehören, die denken, dass nach dem Studieren etc. alles besser wird, wenn man erstmal "arbeitet". Nach dem "Studierstress" rutscht man dann direkt in den "Arbeitsstress" und das nächste Ziel heißt dann vermutlich, Geld ansparen, Urlaub machen oder Rente und alles wird wieder aufgeschoben und fängt vom neuem Teufelskreis an. Man lebt quasi sein ganzes Leben garnicht "richtig", da man sich nie in der Gegenwart befindet, sondern stetig auf was "hinarbeitet", aber man wird da niemals ankommen, weil der Verstand schon immer weiter ist.

Versteh mich bitte nicht falsch, studieren, arbeiten usw. sind vorallem bei uns im Westen essentielle Dinge, aber man kann das Ganze auch etwas anders gestalten und bewusst in der Gegenwart zu leben ist dabei einer der wichtigsten Schritte.

Genau Jetzt findet dein Leben statt und nicht nach dem Studieren, nach dem Arbeiten, in 2 Stunden oder sonstwann, sondern genau Jetzt, jetzt gerade!

bearbeitet von OhYes

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Der Tipp "Arbeit und Freizeit nicht zu trennen" ist ein gut gemeinter Rat, und grundsätzlich bin ich ebenfalls ein Vertreter des Im-Jetzt-Leben-Gedankens. MEin Job ist aber nun mal ein studentischer Nebenjob, und die sind selten schön - Er ist körperlich sehr anstrengend, äußerst monton, die Arbeitstage sind sehr lang und dann gibt es Abends vielleicht 2h Freizeit im Hotelzimmer irgendwo in der Pampa. Hinzu kommen die Fahrten quer durch die Republik jeden freitag und Sonntag zur allerbesten Stau- und Pendlerzeit. Da komme ich im Moment aber nicht drumherum, da ich den monatelangen Ausfall, den mir eine Lungenentzündung im Frühling bescherte, jetzt mühsam wieder finanziell und das Studium betreffend rausarbeiten muss. Kürzer treten ist daher keine Option.

Ab Oktober bin ich Forschungsstudent, das ist wesentlich entspannter und zumindest schon in Teilen interessant, ab April werde ich genau das machen, was ich möchte - promovieren, ein Thema bearbeiten was in der Forschung bisher sehr stiefmütterlich behandelt wurde, Neuland betreten.

Mein Problem zielt eher darauf ab, dass ich in den letzten zwei Monaten (Examen) und nun durch die anderthalb Monate, wo ich qausi von Sonntag Mittag bis Freitag Nacht entweder arbeite oder auf der Autobahn sitze, durch den Lernstress und Prüfungsdruck (das sind die einzigen Noten im ganzen Studium gewesen, die in mein Zeugnis eingehen) sowie jetzt die Arbeitsbelastung, nicht mehr herunterkomme. Das bezieht sich nicht auf die Zeit allein, sondern explizit auf soziale Situationen, wo ich völlig neben mir stehe. Ich habe Angst, dass meine Sozialkompetenz zusehends verkümmert.

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Gast Juwelade

Ich hab schon seit langem den Eindruck, dass Karriere und erfüllendes Sozialleben einander konträr gegenüberstehen.

Was das Thema Frauen/ emotionale Ebene angeht: Um auf emotionaler Ebene mehrdimensional kommunizieren zu können, braucht es emotionalen Freiraum. Den hast du ganz offensichtlich momentan nicht.

Da du nicht kürzer treten willst und dich auch zukünftig wohl für die Karriere entscheiden wirst, kann man dir nicht viel raten. Man hat als Mensch begrenzte Ressourcen zur Verfügung; da heißt es Entscheidungen treffen.

Vielleicht war ja nicht alles an deiner 'Gammelzeit' schlecht. Think about it. Ich hab die Entscheidung, wie mein zukünftiges Leben aussieht jedenfalls getroffen und auf berufliche High Performance hab ich keinen Bock. Da kann ich mir weder mittendrin noch am Ende meines Lebens was von kaufen...außer vielleicht ein paar Jahre Extra- Rente; wenn ich psychisch und physisch gesund bleibe.

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Ich glaub, ich habe mich da ein bißchen falsch ausgedrückt. Mein Berufsziel ist nicht umsonst Beamtenjob im höheren Dienst ;) Wie ein Wirtschaftsprüfer jeden Abend bis 22 Uhr im Büro ambzuhängen, da täte mich echt was fehlen.

In meinem Fach ist der Weg dahin aber recht steinig: Studium - Promotion - Referendariat - Staatsexamen - Beamter auf Probe - Beamter

Dabei wechseln sich Perioden des entspannten Eierschaukelns, normaler Belastung und richtig bösen Stresses ab. Momentan fällt ziemlich viel zusammen, da ich früher ein verdammt faules Schwein war, das jetzt aufarbeiten muss, mich das Geschlampere mit der Bürokratie, was ich als Jungspunt mit 20 Jahren betrieb jetzt vom Feinsten einholte und eben die erwähnte Lungenentzündung, wo erstmal Trainingsstand, Prüfungsvorbereitung und Finanzen wieder rausgearbeitet werden mussten und müssen.

Und dabei spüre ich, wie sukzessive die in den letzten zwei Jahren mühssam erworbenen Kompetenzen im Bereich Frauen einrosten. Auf Arbeit habe ich nur mit Männern zu tun und in der wenigen Freizeit, die momentan bleibt, besteht das Bedürfnis nach Zeit für mich - Sport, Schlafen, was lesen, zocken, Film schauen. Den Akku aufladen. Dadurch entwickel ich mich auf zwei Ebenen konträt: Während ich aus dem alten Kreislauf des ewigen Vor-sich-Hinprokastinierens ausbreche, falle ich auf der anderen in das alte Schema des sprach- und ratlosen AFCs zurück, wenn ich mit Frauen zu tun habe.

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Nein. Ich war irgendwann einfach fertig mit dem Studium. Exakt einen Tag nach Abgabe der Magisterarbeit ging ich in den Studentenclub und laberte mit einem Mädel. Die ist seitdem meine LTR ;)

Mittlerweile bekomme ich das Zeitmanagement besser hin, auch wenn ich nun mit Informatik (als Mathelegasteniker, der 10 Jahre aus der Schule raus ist), nicht weniger Stress habe. Ich nutze um die drei Tage die Woche (und Leerlaufphasen wie die Feiertage jetzt) wirklich intensiv für das Studium, auch bis Mitternacht durch, drei Tage mache ich normal ein paar Stunden etwas und nehm mir die Abende für die Freundin frei. Einen Tag gönne ich mir für mich allein und nerde rum. Das geht so ganz gut.

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