Nocebo = Körperverletzung?

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... ich denke, ohne emotionalen Katalysator funktioniert die Fernsehwerbung nicht so, wie eine Krebsdiagnose unter vier Augen "funktioniert"...

Zitat einiger Reaktion:

Etwas ekligeres, als diese Werbung gibt es absolut nicht.
Nur ekelhaft, wer denkt sich denn so eine scheiss Werbung aus ?? Ich sitz gemütlich vorm Fernseher und ess grad Abendbrot und dann kommt da so eine Werbung *kotz* GANZ SCHLECHTE WERBUNG SCHAFFT DIE WIEDER AB !!!
Die Parodontax-Werbung-wie der Blutfleck mit lautem Patsch ins Waschbecken gerotzt wird. Zum krönenden Abschluß dann noch diese zahnlose Minna am Ende des Spots. Würg ,kotz da stellen sich mir sämtliche Körperhaare auf.

Ich nehme "emotionale Katalysatoren" wahr.

Auf die Fernsehwerbung umgemünzt: Hier gibt's ja eine klare Kausalität, die schon vor der Werbung zutraf. Erinnert mich ein wenig an die wilde Argumentation, dass erst die Warnhinweise auf den Zigarettenpäckchen, Rauchen würde Krebs verursachen, den Krebs verursachen. Der Zusammenhang stand aber schon vorher fest.

Mir gehts um die Verstärkung dieser Zusammenhänge. Etwas umformuliert: Die Warnhinweise auf den Zigarettenpäckchen, Rauchen würde Krebs verursachen, verursachen erst den Krebs erhöhen die Auftretenswahrscheinlichkeit von Krebs. Begründen würde ich wieder mit Noceboeffekt und selbsterfüllende Prophezeiung. Die Randbedingungen bezüglich der Emotionalität sind fraglich. Der Expertenstatus und damit der Wahrheitsgehalt dieser Aussage, wird von vielen Rauchern geglaubt.

Ein interessantes Beispiel. Danke dafür.

Dann lies noch mal weiter über Kausalität und objektive Zurechnung. Wenn ich behaupte, mit einem Furz ein Flugzeug vom Himmel holen zu können, dann einen richtigen Dröhner lasse und ein A 380 zufällig runterplumst, dann habe ich mich nicht strafbar gemacht.

Auch Fürze haben einen Einfluss auf die Umströmung eines Flugzeuges. Dieser Einfluss ist durch die Navier-Stokes-Gleichung definiert. Heuristisch urteilen wir fälschlicher weise, dass dieser Einfluss nicht existiert. Auch der Schnellballeffekt und der "butterfly effect" seien erwähnt. Dazu fallen Flugzeug idR nicht zufällig vom Himmel. Nix gegen Furzwitze, aber ich fragte mich warum die Reaktionen so heftig sind. - Ich sah Fastlanes weißen Kittel nicht.

LG Nocebo

bearbeitet von Noceb0

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Hey Nocebo,

der emotionale Katalysator ist da aber lange nicht so stark, als wärst du assoziiert. Auch wenn die Werbemacher durch die Kameraführung diese Illusion erzeugen wollen. Doch der Unterschied zwischen Fernsehen auf der einen und, sagen wir mal einer Krebsdiagnose auf der anderen Seite ist ungefähr so, als würdest du zuerst im TV sehen, wie jemandem in Egoperspektive eine Waffe an die Schläfe gehalten wird. In zweitem Beispiel hast DU die Waffe an der Schläfe. Da liegen Welten dazwischen.

Die Warnhinweise auf der Zigarettenschachtel sehe ich durchaus auch ambivalent, vor allem da ein Großteil der Raucher da auch emotional involviert ist – ich habe noch keinen starken Raucher (man beachte die Logische Ebene des Wortes "Raucher", das ist Identität. Diese Person definiert sich über das Rauchen, was die Assoziation verstärkt) erlebt den das Thema Lungenkrebs kaltlässt. Neurosemantisch ist das Ursache-Wirkung, also eine Kausalität die einem externen Verhalten eine bestimmte interne Repräsentation zuweist. Entsprechende Bilder von entartetem Gewebe, wie sie in manchen Ländern verwendet werden, verstärken das Emotionale noch. Ich erwähnte das Gesetz der Hypnose: emotional aufgeladene Bilder neigen dazu, sich zu verwirklichen. Mag das einerseits nützlich sein, um Menschen durch Weg-von Motivation vom Einstieg abzuhalten - so wie Jungen früher gesagt wurde Masturbation mache blind - für den Raucher könnte diese „Suggestion“, die auf der Sachebene ja auch absolut korrekt ist, zumindest das psychische Wohlbefinden negativ beeinflussen. Ob es auch jedoch tatsächlich einen manifesten Krebs erzeugen kann, das kann ich nicht beantworten.

Alles in allem glaube ich, dass solche Suggestionen vor allem dann funktionieren, wenn sie uns konkret betreffen und emotional aufwühlen. Und damit meine ich nicht Ekel. Damit meine ich vor allem assoziierte Angst oder andere starke Gefühle.

Beste Grüße,

Tsukune

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Die Warnhinweise auf der Zigarettenschachtel sehe ich durchaus auch ambivalent, vor allem da ein Großteil der Raucher da auch emotional involviert ist – ich habe noch keinen starken Raucher (man beachte die Logische Ebene des Wortes "Raucher", das ist Identität. Diese Person definiert sich über das Rauchen, was die Assoziation verstärkt) erlebt den das Thema Lungenkrebs kaltlässt. Neurosemantisch ist das Ursache-Wirkung, also eine Kausalität die einem externen Verhalten eine bestimmte interne Repräsentation zuweist. Entsprechende Bilder von entartetem Gewebe, wie sie in manchen Ländern verwendet werden, verstärken das Emotionale noch. Ich erwähnte das Gesetz der Hypnose: emotional aufgeladene Bilder neigen dazu, sich zu verwirklichen. Mag das einerseits nützlich sein, um Menschen durch Weg-von Motivation vom Einstieg abzuhalten - so wie Jungen früher gesagt wurde Masturbation mache blind - für den Raucher könnte diese „Suggestion“, die auf der Sachebene ja auch absolut korrekt ist, zumindest das psychische Wohlbefinden negativ beeinflussen. Ob es auch jedoch tatsächlich einen manifesten Krebs erzeugen kann, das kann ich nicht beantworten.

Hm. Als starker Exraucher kann ich dazu sagen: Man muss als Raucher sowieso bereits die Tatsache verdrängen, etwas sehr sehr Ungesundes zu tun. Und ich rede hier nicht von den Aussagen diverser Gesundheitskampagnen oder Ärzteverbänden. Der Körper sendet ausgesprochen deutliche Signale, sobald man mal in der Profiliga (>15 Zigaretten pro Tag) spielt.

Somit läuft da längst ein Verdrängungsmechanismus, bevor die Warnhinweise zum Zug kommen.

Weil's mich grade interessiert hat, hab ich nach "zigaretten nocebo" gegoogelt. Oh Wunder: Keine wissenschaftlichen Artikel, dafür jede Menge allseits bekannte Seiten diverser Tabaklobbyisten. Dem Thema wird eine Wichtigkeit gegeben, die meiner ursprünglichen Aussage entspricht: Als hätte es vor den Warnhinweisen keinen Lungenkrebs gegeben...

Zum "Blutspucker": Du hast recht, der ist ekelhaft. Aber wie Tsukune sagt, seh ich den nicht annähernd so emotional, weil ich nicht assoziiere. Würde ich selbst diese Menge Blut spucken, dann wäre ich assoziiert - dann bräuchte ich aber auch keine Fernsehwerbung mehr, um deshalb schlechte Gefühle zu entwickeln.

Im Gegenteil, ich könnte mir denken, dass die Warnung sogar beruhigen kann, nach dem Motto: Soviel spuck ICH nicht - dann wird's schon nicht so wild sein.

Unterm Strich: Ich denke nicht, dass wir schlaue Aussagen von außen brauchen, um uns darüber aufzuklären, was ungesund ist und was nicht. Unsere Körper sind da (meistens) durchaus schlau genug.

Was nicht heißt, dass wir auf diese Signale auch richtig reagieren. ^_^

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Prof. Dr. Dipl.-Psych. Paul Enck (Placebo-Experte):

Was man entwickelt, sind Symptome, aber natürlich nicht die Krankheit. Kein Mensch bekommt wegen einer falschen Krebsdiagnose Krebs, aber er wird eine ganze Reihe von Symptomen, die er dann interpretiert im Zusammenhang mit der Diagnose stehend entwickeln.

LG

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