Das Kind in Dir Ich will doch nur spielen... Ich stehe in einem Wald. Konzentriere mich auf jedes Geräusch. „Wo bleibt mein Gegner?“ frage ich mich. Das Karate-Kid Stirnband lässt mich (in meiner Vorstellung) bedrohlich wirken. Der nackte Oberkörper trägt seinen Teil bei. Der Wind bringt die Blätter der Bäume zum rascheln. „Wuaaah“ schallt es hinter einem Baum. Mein Gegner zeigt sich. Mit einem erneuten Kampfschrei rennt er auf mich los „Haijaaa!“. Ich renne los „Haaaaa!“. Wenige Sekunden bevor sich unsere mächtigen Fäuste treffen sollten ruft eine Stimme „Hört auf mit dem Quatsch und setzt euch. Es gibt Schnittchen!“. Wieder musste meine Mutter uns ermahnen den Kampf um das Schicksal der Menschheit zu verschieben. Nagut, Mr. Miyagi hat sich als Schüler sicher auch ab und zu stärken müssen. Achso, bevor ich‘s vergesse. Ich bin 10 Jahre alt. [...] Verliebt in den Moment renne ich durch die Gegend mit ihr. Wir albern rum während wir anzügliche Fotos mit einer Ronald Mc Donald Figur schießen. Tanzend bewegen wir uns über dem Bürgersteig und spielen dabei dramatische Liebesszenen ala „Vom Winde verweht“ nach. Ich setze mir einen komisch flauschigen Hut im schicken Pink (oder ist es Rosa?) auf. Sie lacht. Ich lache. In dem Club angekommen tanzen wir ausgelassen. Meine Idee eine Polonaise zu starten findet Anklang beim Großteil der Gäste. Doch nun tanzen wir allein, schauen uns dabei tief in die Augen. Es gibt keine Zweifel. Der Kuss folgt. Achso, bevor ich’s vergesse. Ich bin 22 Jahre alt. [...] Und heute mit 23 habe ich immer noch nicht viel dazu gelernt was das rumalbern angeht. Regelmäßig darf ich mir von meiner Freundin „Du bist so kindisch“ anhören. Allerdings immer mit einem Lächeln indem ich manchmal auch etwas Neid zu entdecken meine. Ich kann einfach nicht „erwachsen“ werden. Ich kann ernst sein, ohne Frage. Aber es macht mir meistens mehr Spaß rumzualbern. Ist das dämlich? Vielleicht. Ist es unerwachsen? Sicherlich. Ist es kindisch? Ganz bestimmt sogar. Ist es falsch? Ganz bestimmt nicht. Bevor ich allerdings genauer darauf eingehe kann ich euch folgendes Video nicht vorenthalten. Immer wenn ich schlechte Laune habe schaue ich es mir an und muss lachen. In diesem Video wird praktisch alles gezeigt was ich mit diesem Text aussagen möchte. Schaut euch den Typen genau an. Achtet darauf wie er seine Show durchzieht und sich nicht beirren lässt. Achtet auf die Stimmung am Anfang und am Ende. Selbst für damalige Verhältnisse ist sein Pullover pott hässlich. Stört es ihn? Offensichtlich nicht. Auch das Publikum kommt erst recht langsam in fahrt. Stört es ihn? Offensichtlich nicht. Er verhält sich teilweise echt merkwürdig. Stört es ihn? Ok I think u got it Bitte dreht an dieser Stelle die Boxen oder eure Kopfhörer schön laut und genießt die Show!Paradebeispiel "Kindisch sein": Ps.: Wer es bis zum Ende schaut kriegt auch noch eine Anleitung zur Kino-Eskalation gratis! So wirds gemacht! Gut der Typ ist in meinen Augen eh ein musikalisches Genie. Wer hier nicht gute Laune kriegt ist selbst schuld! Naja zurück zum Thema. Gerade in den letzten 5 Jahren habe ich gelernt das Kind in mir zu lieben. Ich war schon immer kindisch, habe es aber immer als eine Art Charakterschwäche oder Peinlichkeit empfunden. Heute ist dem nicht so. Ich stehe dazu und kann gar nicht in Worte fassen wie froh ich bin kein Spießer in dem Sinne geworden zu sein. Nicht oft habe ich versucht „seriöser“ zu wirken. Eben „erwachsener“. Leider sieht die gesellschaftliche Interpretation von einem Erwachsenen so aus: - Verantwortungsbewusst - Seriös - Zukunftsorientiert - Reife - Vernunft Der Grund dass ich „leider“ schreibe ist folgender. Natürlich sind das lobenswerte Eigenschaften die sicher keinem schaden. Alle Eigenschaften vereint blenden aber oft einfache, ebenfalls wichtige, Eigenschaften wie Lebensfreude, Neugier und Abenteuerlust/Risikobereitschaft aus. Man priorisiert diese Eigenschaften dermaßen dass man dabei vergisst wann es Zeit ist verantwortungslos zu sein. Mal nicht seriös wirken zu wollen. Die Zukunft mal für einen Moment auszublenden und sich auch mal was zu gönnen. Unreif zu sein und die Vernunft einfach mal zu Hause zu lassen. In unserer Gesellschaft ist es wichtiger zu funktionieren als glücklich zu sein. Man vergisst dabei sogar seine Träume. Es gibt eine Zeit Kind zu sein und es gibt eine Zeit „erwachsen“ zu handeln. Hier mal 10 Beispiele von Dingen die man sich bei Kindern abgucken kann: 1. Neugierde Kinder sind neugierig, auch auf Dinge, die für uns „Große“ selbstverständlich erscheinen. 2. Der Blick auf Kleinigkeiten Dieser Blick auf Kleinigkeiten beruht auch auf die Neugierde. Wenn ein Kind beispielsweise lange und fasziniert einen Schmetterling beobachtet. Alles, was uns Erwachsene kaum noch zum Staunen bringt. 3. Ehrlichkeit Es heißt ja so schön: Kindermund tut Wahrheit kund. Wir Erwachsene tun uns oft damit etwas schwerer. Manchmal würde uns ein Tausch von einem Stückchen berechnender gegen etwas erfrischender Ehrlichkeit gut tun. 4. Spaß am Leben Es tut einfach gut, unbeschwerte Kinder zu sehen, wie sie spielen, wie sie lachen, wie sie einfach Spaß haben. 5. Unbeschwertheit Viel an der kindlichen Unbeschwertheit ist uns Erwachsenen verloren gegangen. Was ja auch nachvollziehbar ist. Als Erwachsener lässt sich nicht mehr so einfach unbeschwert sein. Berufliche Anforderungen, Verantwortung für die Familie etc. Nichtsdestotrotz täte es uns hin und wieder gut, weniger zu grübeln. 6. Leidenschaft und Begeisterung Kinder lassen sich schnell begeistern und entwickeln ungebremste Leidenschaften. 7. Im Jetzt leben Kinder genießen den Moment, leben im Jetzt ohne groß zu grübeln, was sein wird oder was war. 8. Kinder haben keine Vorurteile Sie gehen unvoreingenommen auf andere zu. Sie glauben an das Gute im anderen. Was uns Erwachsene oft schwer fällt und uns damit wohl das eine oder andere Mal eine Chance vertun. 9. Kinder hören zu Wenn wir ihnen erzählen, hören Kinder zu. Richtig zuhören fällt uns Großen manchmal schwer. 10. Von Herzen lachen So richtig lachen, und das von ganzem Herzen. Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene im Durchschnitt bis zu 15 Mal am Tag. [Quelle: http://www.zeitblueten.com/news/2329/von-kindern-lernen/] Und das sind noch längst nicht alle. Kinder sind in der Regel (sofern Familienhaus und Umgebung stimmen) überwiegend glücklich. Und das kommt nicht von ungefähr. Es sind ihre Eigenschaften welche sie glücklich machen. Sie sind wahrlich „rein“ und somit auch im reinen mit sich. Warum denn auch nicht? Es sind Kinder. Ich selber mag Kinder nicht, sie nerven mich einfach . Trotzdem komme ich bei ihnen immer erstaunlich gut an. Bis heute weiß ich nicht woran das liegt. Wahrscheinlich weil ich selbst ziemlich verspielt und tollpatschig bin. Ob man Kinder mag oder nicht. Wir alle waren mal klein. Und wir alle tragen auch noch dieses Kind in uns. Es ist wie mit der Schule. Viele Dinge die man mal gelernt hat vergisst man schnell wieder wenn man aus der Routine kommt. Viele Weisheiten kannte man aber schon damals. Man muss sich nur versuchen zu erinnern. Also ich weiß nicht wie es euch geht aber wenn ich im Schwimmbad eine Wasserrutsche sehe dann "muss" ich da runter! Wenn mich jemand fragt ob ich bei einem Streich mitmache bin ich der erste der ‚Ja‘ sagt. Wenn ich einen Ball sehe "muss" ich damit irgendwas machen was halt Spaß macht. Ich könnte nie vor einer Hüpfburg stehen und einfach zusehen wie andere Spaß haben. Ok, zugegeben. Das mit der Hüpfburg is dann doch schon etwas her …hm, kommt auf meine ToDo Liste In LdS wird es ebenfalls thematisiert wenn ich mich nicht irre. Als kleiner Junge hat man sich keine Gedanken gemacht wie man das Mädel im anderen Sandkasten dazu bringt mit einem zu spielen. Man hat sich einfach daneben gesetzt und ne Burg gebaut oder seine super coolen Matchbox Autos ausgepackt. Als kleines Blag ist man einfach authentisch! Es wird einfach das gemacht was einem gerade in den Sinn kommt. Man selbst war ein wahrer Meister der Authentizität! Diese Unbefangenheit ist sicherlich in Bezug auf das Verführen Gold wert aber genauso ist es wichtig für das eigene Wohl. Neulich sah ich ein Kind das fasziniert eine Seifenblase verfolgte. Diesen Blick kenne ich sonst nur von notgeilen Bauarbeitern die einer Frau hinterherpfeifen. Wobei sich auch das nicht vergleichen lässt. So fasziniert wie der kleine geguckt hat. Unvergleichbar. Bis jetzt habe ich hier nicht viel darüber gefunden aber ich denke es ist einer der Dinge die in der Persönlichkeitsentwicklung vernachlässigt werden. Denn wenn wir von Entwicklung reden dann reden wir auch von Reife oder dem Prozess des "reifer" werdens. Leider steht Reife oft im Widerspruch zu dem Kind in einem selbst. Als würde es sich gegenseitig ausschließen. Ich behaupte wahre Reife besteht in der Gewissheit wann man Kind sein darf. Finde es für dich heraus. Lass es wenigstens ab und zu mal spielen, es wird deiner Seele gut tun! toFar