29 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Wenn du jetzt deinen Vater suchst, suchst du ihn nicht nur als Person, sondern auch einen Teil von dir, den du als Kind möglicherweise verdrängt hast.

Ist also ne gute Sache sich damit zu beschäftigen. Besonders, wenn man sich persönlich entwickeln will.

Das hat sich gerade irgendwie bei mir eingeprägt.. Auch das du meinst wenn er bis ich 10 war präsent war hat er einen Anteil. Das denke ich mir bis zu einem gewissen Punkt auch. Aber ist es nicht gerade die Pubertät, die so verdammt wichtig ist für einen Menschen und seine entwicklung? Hier war er nicht präsent.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Nö, die ersten Lebensmonate und -jahre sind für uns schon wichtiger. In der Zeit wächst unser Gehirn sehr stark - da bilden sich sehr grundsätzliche Strukturen unserer Persönlichkeit.

Man könnte sagen, zu Beginn des Lebens wird unsere Persönlichkeit gebaut und in der Pubertät dann nochmal etwas umgebaut.

Dieser unbewusste Teil von dir -mit dem du dich gerade beschäftigst- ist das innere Bild, das du von deinem Vater hast. Hier im Forum liest man öfters vom inneren Kind. Genauso hat man einen inneren Vater und eine innere Mutter.

Die tatsächliche Person und das innere Bild haben zwar einiges miteinander zu tun, sind aber nicht identisch. Insofern kann man sich mit seinen inneren Teilen durchaus auch auseinandersetzen, ohne die wirkliche Person zu treffen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey fjun,

Deine Situation ist tatsächlich eine (fast) 1 zu 1 Kopie meiner 'Beziehung' zu meinem Vater. Nur,dass wir nicht aus Schweden gekommen sind, sondern aus Ostdeutschland :-D

Auch ich habe mir oft die Frage gestellt ob ich wieder den Kontakt mit meinem Vater suchen sollte oder nicht. Die Gedanken waren ein Spiegelbild der Diskussion hier, auf der einen Seite der Standpunkt,dass man nie mit dem Thema abschließen kann wenn man sich dieser Konfrontation nicht stellt, auf der anderen Seite die Meinung,dass er keine Bedeutung für mich hat und hatte.

Mein Vater hat meine Mutter früher grün und blau geprügelt. Das habe ich selbst nie mitbekommen, sondern habe es erst irgendwann von meinem Stiefvater erfahren. Anscheinend war meine Mutter nie in der Lage mit mir darüber zu sprechen. Auch mich und meine Schwester hat er früher geschlagen,wenn wir uns nicht so verhalten haben wie er das wollte. An manchen Wochenenden an denen wir bei ihm waren hat er die ganzen 2 Tage kein einziges Wort mit uns gesprochen und uns komplett ignoriert. Einfach weil er beleidigt war, wenn wir nicht gespurt haben. Wohl gemerkt da war ich gerade mal 8-10 Jahre alt.

Wenn ich dann was lese von wegen, es fehlt etwas wenn man ohne Vater aufwächst bzw. mit Vater ist es immer besser als ohne,dann kann ich nur lachen. Wieso sollte ein Vater,der sich in keinster Weise für seine Kinder interessiert, seine Frau schlägt und beruflich nichts auf die Reihe bekommt besser sein, als gar kein Vater?

Wer sagt,dass wir, Du,Ich und alle anderen die ähnliches erlebt haben, tatsächlich besser dran wären, wenn unser Vater die ganze Zeit an unserer Seite gewesen wäre? Das ist einfach Bilderbuchdenken und hat mit der Realität nichts gemeinsam.

Geprägt von Hollywood, denken wir immer,dass eine gute Entwicklung mit einem gesunden Verhältnis zu Mutter und Vater einhergehen muss. Das ist einfach Blödsinn und die Realität sieht doch ganz anders aus. Wieviele Leute gibt es denn die in einer objektiv gesehen wohlbehüteten Familie aufwachsen und trotzdem abstürzen? Ich kenne genug dieser Fälle persönlich.

Ich verachte meinen Vater für alles was er getan hat. Es gibt keinen einzigen Funken Restehre den ich für ihn empfinde. Ja, mein Verhältnis zu meinem Vater ist wenn ich an ihn denke geprägt von Hass und Verachtung, vor allem aber auch durch Gleichgültigkeit. Er interessiert mich einfach nicht. Er war und wird niemals mehr eine Vaterrolle für mich einnehmen können. Ich verbinde keine positiven Erinnerungen mit ihn, was auch ein 'Kumpelverhältnis' ausscheiden lässt.

Wieso sollte sich das ändern, wenn ich ihn nun treffen würde?

Stelle Dir einfach die Frage, was Du Dir von einem Gespräch mit ihm versprechen würdest. Wenn es für Dich wichtig ist, eine Erklärung für sein Verhalten zu bekommen, dann suche das Gespräch ob Du dabei findest wonach Du suchst ist die andere Frage.

Du hast eine super Entwicklung hingelegt, sein stolz darauf. Das ganze hast Du ohne Deinen Vater geschafft und vielleicht hättest Du es niemals soweit geschafft wenn alles anders gelaufen wär. Früher hatte ich auch das Bedürfnis meinem Vater etwas beweisen zu wollen indem ich es schaffe irgendwann zu studieren und erfolgreich zu werden.

Und das ist wohl auch das tiefere Motiv hinter diesem Wunsch: Seinem Vater zu zeigen,was man auch ohne ihn geschafft hat.

Um dann endgültig mit ihm abzuschließen. Das jedenfalls wäre für mich momentan das einzige Motiv, und auf dieser Grundlage halte ich es nicht für nötig dieses Gespräch zu suchen.Das sind wohl die Überbleibsel des kindlichen Stolzes, der so nie ausgelebt werden konnte. Vielleicht ändert sich das irgendwann, wer weiß...

Interessant wäre es mal Erfahrungen von jemandem zu hören, der eine ähnliche Geschichte erlebt hat und sich dann entschlossen hat, seinen Vater zur Rede zu stellen. Das wäre mehr Wert als all das Bilderbuchgeschreibsel und die Hobbypsychologie vieler Leute hier die keine persönliche Erfahrung mit dem Thema haben.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute, und hoffe,dass Du die für Dich richtige Entscheidung triffst.

Gruß, Morituri

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Morituri vielen Dank für deinen Beitrag..

Interessant wäre es mal Erfahrungen von jemandem zu hören, der eine ähnliche Geschichte erlebt hat und sich dann entschlossen hat, seinen Vater zur Rede zu stellen.

Meine Ex-Freundin hatte als sie 16 war ihren Vater gesucht und auch gefunden.. Es ist alles sehr distanziert und unpersönlich zwischen den beiden. Wenn man sie beobachtet würde man niemals auf die Idee kommen dass sie verwandt sind. Aber das ist ja auch normal nach 16 Jahren. Sie war 23 als ich ihn mal mit ihr besuchen war. Also hatten sie inzwischen auch wieder 7 Jahre Kontakt. Der Kontakt sah so aus dass sie vll einmal in 2 Wochen telefoniert haben für eine Stunde.

Als ich meine Ex mal fragte ob ihr das irgendwas gebracht hätte ihn zu suchen meinte sie zu mir: "Ich weiß dass da irgendwo jemand sitzt der für mich da wäre wenn es hart auf hart kommt"

Das fand ich krass. Wobei man dazu sagen muss das die Mutter von meiner Ex gestorben ist als sie 12 war. Dennoch hat mich das irgendwie geprägt. Er hatte ihre Mutter auch verprügelt und war Alkoholiker... Wenn man ihn jetzt sieht, sieht man dass er ein gebrochener Mann ist. Diese Zeit in seinem Leben hat Spuren hinterlassen auch wenn er nicht mehr trinkt.

Aber man hat ihm angemerkt wie wichtig ihm das Neue Verhältnis zu seiner Tochter war und mich darum gebeten ihn nicht nach seiner Vergangenheit zu beurteilen.

Ich würde schon sagen, dass es gut war dass meine Ex ihn gesucht hat. Einfach des Verhältnisses wegen. Ob das nun wirklich ihr Inneres Gleichgewicht zurück ihn Lot gebracht hat wage ich ernsthaft zu bezweifeln...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.