Respekt

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Gast 11223344

Ich lieg grad im Bett und mir gehen ein paar Gedanken im Kopf herum, die ich aufschreiben will.

Vor ein paar Tagen hab ich einen Nebenjob angenommen, der relativ unpopulär ist, mit dem sich aber gut was nebenbei verdienen lässt. Soll heißen ich klopf an Türen und sammle spenden. Man merkt auch schnell, warum der verschleiß an Leuten so groß ist, denn man wird recht häufig respektlos behandelt, was einem dann Anfangs doch im Kopf herum geht (und ich bin nicht sonderlich sensibel).

Ich bin sehr froh, die Erfahrung momentan zu machen, denn obwohl man häufig aus der eigenen Perspektive glaubt, man behandelt jemanden mit Respekt, kommt das unter Umständen beim anderen ganz anders an. Ich klopfe nicht an die Türen anderer, weil ich es geil finde, Leute zu stören, sondern weil ich Geld sparen will/brauche. Der arme Kerl an der Telekom-Hotline hat den Schaden nicht verursacht, trotzdem bekommt er den Ärger ab. Die Knöllchenschreiberin muss eben eine bestimmte Menge an Zetteln schreiben, um ihre Kinder füttern zu können.

Es sind, neben den extremen Ausnahmen, die kleinen Dinge die den Unterschied machen: Jemand spricht durch die geschlossene Tür mit mir, jemand schaut mich nicht an…

Genauso ist es beim positiven: Jemand spricht einen mit Namen an, jemand lächelt…auch, wenn derjenige im Endeffekt nichts gibt, ist das trotzdem positiv.

Jetzt wo ich diese Perspektive sehe, sind mir tausend Dinge an mir aufgefallen, die ich besser machen könnte. Nur ein Beispiel sind Kassierer, die mir meistens GAR nicht auffallen, weil mir was anderen im Kopf herum geht. Oder die armen Frauen denen ich, wenn ich ein bischen was getrunken habe manchmal erzähle, warum sie gerade handeln wie sie handeln und die sich dann bestimmt oft dämlich fühlen.

Bei Frauen die mich approchen, hab ich es zum positiven verändert (da bin ich immer freundlich, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es ist) hab es aber zu wenig auf andere Bereiche übertragen.

Oder wie schwer es oft fällt, andere Sichtweisen zu akzeptieren.

Letztens hab ich Oprah angeschaut (ich steh auf Oprah…also auf die Show) und eine Schriftstellerin hat erzählt, wie sie aus „Spaß“ mal drei Tage lang als Penner auf der Straße gelebt hat. Sie hat bei einer Frau um Geld gebettelt…die Frau hat nach Geld gekramt und es ihr gegeben, ohne sie anzuschauen. Am Anfang war sie glücklich was bekommen zu haben, doch dann hat sie gemerkt, dass ihr Tränen das Gesicht herunter liefen, weil sie gar nicht beachtet wurde. Da hab ich gemerkt, dass ich was Ähnliches auch vor kurzem gemacht habe. Hätte mir nicht wehgetan, ein bischen respektvoller „nein“ zu sagen.

Freundinnen von mir haben die Realität, dass es für Männer ohne große Schwierigkeiten möglich ist, jeden Tag mit einer anderen Frau zu schlafen. Würde ich ihnen jetzt erzählen, dass ich mich ewig damit beschäftigt habe, wie man Frauen verführt, würden sie mich für verrückt erklären, weil sie nie in Männerhaut gesteckt haben.

Es ist oft traurig, wie schnell sie einen Mann der schlecht approacht in die Verliererschublade stecken und schlecht über ihn reden, aber die Tatsache ist doch, dass der Typ nicht sein approach ist. Er ist vielleicht super lustig, kommt aber einfach falsch rüber, weil er nervös ist. Das passiert ständig in verschiedenen Situationen.

Oder ob das Will Smith ist, der (bei Oprah natürlich lol…ich bin so ne Hausfrau) erzählt, dass er sooo stolz ist, Amerikaner zu sein, denn es wäre ja NUR hier möglich, vom Penner zum Millionär werden zu können. Was für ein verblendeter Vollidiot hab ich mir gedacht. Aber wäre ich dort aufgewachsen, würde ich wahrscheinlich den gleichen Kram quatschen.

Man soll nicht über jemanden urteilen, wenn man nicht einen Tag in seinen Mokassins gelaufen ist, heißt ein indianisches Sprichwort. Und auch wenn man denkt man handelt respektvoll, kommt es beim anderen vielleicht anders an.

Ich wird da in nächster Zeit mehr drauf achten.

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Schöner und sehr nachdenklicher Beitrag.

Ein wichtiges Thema, das leider zu wenig beachtet wird. Ich habe es mir zu Aufgabe gemacht, jeden Menschen mit dem gleichen Respekt zu behandeln. Neben der von Dir angesprochenen menschlichen Seite hat es auch noch ganz andere, handfeste Vorteile. Es ist Alpha pur! Bei der Arbeit hat es meinen social proof enorm verstärkt, dass ich die Auszubildende mit dem gleichen Respekt behandelt habe wie den Chef. Gerade letzterem, vor dem immer nur gekrochen und geschleimt wurde, ist das extrem positiv aufgefallen. Vorstandsmitglieder, die sich hocharbeiten mussten sehen sehr genau, mit welcher Herzlichkeit ich den Hausmeister begrüsse und dass ich trotz Termindrucks noch Zeit für einen kleinen Schnack habe.

Habt Respekt vor den Mitmenschen!

Fastlane

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