Wenn das Spiel mit Rollen zum Verhängnis wird?

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Hallo Leute,

ich war heute mal wieder shoppen - oder vielmehr habe ich es versucht. In den letzten Monaten habe ich gut 10 kg abgenommen, weswegen neue Kleider zwingend her müssen! Früher fiel es mir immer leicht Kleider zu kaufen. Heute hat es gar nicht geklappt. Versteht mich nicht falsch. Ich möchte jetzt keinen "Ich habe nichts beim Shoppen"-Jammerthread aufmachen.

Durch diesen Nachmittag ist nur eine Problematik zu Tage getreten, die mich schon unterschwellig beschäftigt und der ich nun auf den Grund gehen möchte:

Ich sehe mein Leben gerne als eine Art Film, in dem ich die Hauptrolle spiele. Tatsächlich betrachte ich mein Leben und mich gerne aus der dritten Person heraus. Wie als wäre ich ein unsichtbarer Leser, der meine Biographie liest. Ich experimentiere auch gerne mit verschiedenen Rollen. Extremen Rollen – von Vampir, Rockstar über Hank Moody, Jesus Nachfahre oder bis hin zum Großstadtcowboy – um nur einige Beispiele zu nennen - war alles dabei. Und ich baue meine Realität dementsprechend stark um, was z.B. gerade meiner Freundin sehr gut gefällt. Was Framing angeht, bin ich deswegen auch sehr stark und genieße es so richtig. Allerdings ging durch die ganzen Rollen irgendwie mein Ich verloren, bzw. es ist so facettenreich und vielseitig geworden, dass mir irgendwo das Kernselbstbild – dieses „Wer bin ich wirklich?“-Gefühl – verloren gegangen ist.

Auch die Persönlichkeitsentwicklung hier kommt mir auf einmal entfremdend vor. Ich habe das Gefühl, dass ich irgendwo auch krampfhaft versuche Idealen zu entsprechen. Und, dass es hier in der Community das Idealbild eines perfekten Mannes gibt, ist denke ich klar. Gerade an der Mode lässt sich das gut erklären. Ständig fragte ich mich z.B. ob meine Kleider den „Regeln“ des „Fashion & Style“-Bereiches entspricht etc.

Daher fiel es mir auch schwer heute Kleider zu finden (Mal abgesehen davon, dass Leute mit Jeans-Größe 30/30 und T-Shirt-Größe XS sowieso die Arschkarte gezogen haben!). Ich habe nach Kleidern gesucht die zu mir passen. Aber irgendwie hat alles und nichts gleichzeitig gepasst. Weil ich nicht wusste, wer ich bin, oder was ich im Moment sein will. Bin ich jetzt der wilde und raue Kerl, mit dem Frauen manchmal ihre schmutzigen Fantasien ausleben? Oder doch eher der schicke und elegante Casanova, der mit seiner Feinfühligkeit punktet? All diese Rollen habe ich schon tadellos gespielt und mich in jeder kongruent und wohl gefühlt. Aber ich möchte keine Rollen mehr spielen. Ich möchte einfach nur ich sein und das genießen. Aber wer bin ich?

Habt ihr Hilfen zur Selbstfindung?

Ich denke, dass dies eine Folgeerscheinung der Fortschritte, die ich während der letzten paar Monate gemacht habe ist. Ich habe eine harte Diät durchgezogen und hart trainiert und konnte 10 Kilogramm abnehmen. Ich habe mich meinen Ängsten gestellt und bin vom eifersüchtigen Kontrollfreak zu einem Menschen geworden, der seine Freundin jetzt ab und zu dazu überreden muss, dass sie ohne mich in den Club geht. Schlechte Laune gibt es bei mir auch immer seltener. Im Gegenteil. Wenn morgens die Sonne scheint, geht mir das Herz auf.

Ich möchte diese nächste Hürde auf meinem Weg nach oben hin meistern. Habt ihr Vorschläge, Ideen und Hilfen?

Ich bin euch dankbar.

Cheers,

JustAnotherStar

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Würde fast behaupten, eine Fragestellung nach dem "Wer bin ich?" ist zwecklos bei dir - wenn du sagst, du hast jede dieser Rollen kongruent verkörpert, dann bedeutet das - du bist das alles! Du bist der Mensch, der das Leben, das du lebst, erlebt. Es ist doch ein gewaltiger Vorteil, wenn du so eine facettenreiche Persönlichkeit besitzt, mal allen ernstes. Diese "3rd Person"-Sichtweise ist im Endeffekt nur eine Ausgeburt deiner Persönlichkeit, die nicht existiert. Wenn du dir im Klaren bist, dass das DU bist, der da gerade etwas macht und nicht dauernd versuchst alles totzuanalysieren, dann stellt sich deine Hirnwichserei (ich nenns jetzt einfach mal so) auch von selbst ein.

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Erst einmal danke für die Antwort. Die hat mich schon ein bisschen weiter gebracht. Ich denke ich muss einfach akzeptieren, dass ich ein sehr bipolarer Mensch bin und es nichts bringt mich für eine Seite zu entscheiden. Sehe ich das soweit richtig? Einfach so sein, wie ich in dem Moment sein will ist die Lösung, oder? Nicht denken "Bin ich jetzt ein liebevoller Mensch oder mehr der Badboy?", sondern einfach liebevoll sein, wenn mir danach ist und Badboy sein, wenn mir danach ist?

Und Kleidungsmässig genauso halten. Outfits in alle Richtungen kaufen, die mich interressieren und je nach Laune anziehen.

Danke nochmal für die Ratschläge! Sehe ich das im Moment alles richtig?

Gruß

JustAnotherStar

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Der Junge sah seinen Vater auf dem Acker schuften, eilte zu ihm um zu helfen. Drei Stunden sollten vergehen bis er letztendlich traute sich zu fragen "Vater, wir schuften nun schon seit Stunden ununterbrochen... wird es nicht langsam Zeit für eine Pause?". Der Vater sah seinen Sohn mit strengem Blick an "Die Arbeit ist noch nicht getan.". Zornig und enttäuscht arbeitete der Junge weiter, eine Frage beherrschte seine Gedanken "Warum ist er so erbamungslos?".

Bei der harten Arbeit verletzte er sich am Bein aber er wollte keine Schwäche zeigen und war ohnehin so verärgert dass die Arbeit die einzige Möglichkeit schien seinen Ärger Luft zu machen.

Zum Abendbrot versammelten sich alle zu Tisch und der Junge hinkte. Sein Vater bemerkte es und sah die Verletzung an des Jungens Bein "Was ist passiert, du bis ja verletzt?" fragte er während die Mutter einen Verband reichte und der Vater zu seinem Sohn eilte.

Der Junge leicht verwirrt "Nunja, es war ein harter Tag... ich werde mich wohl auf dem Acker verletzt haben...". Und sein Vater erwiderte "Dein Wohl ist mir wichtiger als der Acker". Nun verstand der einst zornige Junge die Welt nicht mehr. Ist er nun erbarmungslos oder liebevoll?

"Vater, ich denke oft darüber nach was für ein Mann ich mal werden will. Will ich die Leidenschaft leben? Will ich in mich gekehrt sein? Oder gar ein ganz anderer Weg? Ich sehe dich und will so werden wie du. Aber ich weiß nicht wie!? Mal bist du streng und hart und mal Verständnisvoll und führsorglich."

Der Vater schmunzelte leicht und antwortete mit beruhigender Stimme wie es nur Väter können "Große Gedanken machst du dir da mein Sohn. Plage dich nicht. Du wirst mit der Zeit sehen dass man viel Wege gehen muss um zu lernen was für ein Mann aus dir wird oder werden kann."

Nun war sein Vater nicht nur erbamungslos und liebevoll sondern auch Weise. Der Junge fragte so hastig dass er ihn fast unterbrach "Aber du bist so vieles!?". Nun musste der Vater lachen "Ja das stimmt. Weil kein Mann dazu bestimmt ist nur zornig oder nur erleuchtet durchs Leben zu gehen. Finde heraus welchen Weg du gehen willst und du wirst sehen, kein Weg verbietet dir Mensch zu sein. Und Menschen haben viele Seiten... das wird dich zukünftig zum lachen und auch zum weinen bringen... hoffentlich mehr zum lachen...". Nun schmunzelte auch der Junge und der Schmerz schien wie verflogen.

Edit: Find ich ganz passend die Geschichte.

bearbeitet von toFar

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