[Metapher] Der Narr und der Drachentöter

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Der Narr und der Drachentöter

Auch wenn ich dies ursprünglich als „therapeutische“ Metapher geschrieben habe, so nehme ich an, dass diese kleine Geschichte auch dem ein oder anderen Suchenden im PU-Umfeld neue Möglichkeiten des Denkens und Handelns eröffnen kann. Viel Spaß damit!

Vor langer, langer Zeit in einem Königreich weit, weit weg, da lebte einst eine holde Maid. Die langen Locken wie aus lichtdurchwirktem Gold, ihr Gesicht wie aus feinstem Porzellan, aus dem Smaragden gleich ihre Augen funkelten. Der Körper feenhaft, Bewegungen so voller Anmut, Stimme sanft wie feiner Glockenklang. So mag es nicht verwundern, dass sie zu gefallen wusste. Dennoch war es nicht ihre Schönheit allein, derentwegen ihr manch Minnelied gesungen wurde.

Denn ein dunkler Schatten lag auf ihrem Herz. In den Bergen über dem Schloss, in dem sie lebte, da hauste ein schrecklicher Drache. Wann immer sie einen Fuß vor die Pforte setzte, da erhob er sich von seinem Hort, breitete seine schwarzen Schwingen aus und stieß brüllend hinab auf sie, die holde Schönheit zu rauben. Dann schrie sie laut, klagte ihr Leid und es versammelte sich viel Volk, den Drachen mit viel Geschrei und Fackeln zu vertreiben. Einige Mutige zogen gar aus, das Untier zu erlegen, sie zu erlösen, doch waren sie nie wieder gesehen.

Eines Tages kam ein Narr des Weges. Er hörte vom Leid der Edlen, die ob ihrer Schönheit und Bürde in aller Munde war und machte sich auf an den Hof. Und kaum gesehen, verliebte er sich in ihre anmutige Erscheinung. Er wollte alles erfahren, und so erzählte sie ihm vom Drachen, der sie bedrängte. Kein Detail ließ sie aus, beschrieb die Größe der Zähne, die Länge seines gewaltigen Schwanzes und sogar sein Brüllen ahmte sie nach. Und der Narr spendete ihr Trost, tanzte, sang und rasselte mit den Schellen. War immer zur Stelle und munterte sie auf, wenn sie wieder einmal um Haaresbreite dem Untier entkommen war. Doch wann immer er den Mut fassen wollte, ihr Herz zu erobern, da begann sie wieder von ihrem Drachen zu erzählen. Und so vergingen viele Monde, bis der Narr sich schließlich traurig und mit gebrochenem Herzen aus dem Schloss stahl – konnte er doch letztlich weder ihr noch sich selbst Erlösung bringen - und nie wieder fröhliche Lieder seine Laute zum Klingen brachten.

Es verging nicht viel Zeit, da durchquerte ein wandernder Ritter das Land. Und auch ihm kam das Leid der schönen Edlen und die Mär vom finsteren Drachen zu Ohren, und so machte er sich auf zum Schloss, ihr beizustehen. Doch vor den Toren angekommen, schweifte sein Blick in die Berge, zur Drachenhöhle, aus der bedrohlich Rauch und Feuer gen Himmel stieg. Und so wandte er sich ab vom Tor, gab seinem Ross die Sporen und erklomm mit blankgezogenem Schwert den Berg, bis er schließlich am Drachenhort angekommen war. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf das Untier und sie kämpften einen Tag und eine Nacht. Bis der Drache bezwungen und tot vor ihm lag.

Mit einem Drachenzahn als Beute machte er sich aus den Bergen auf die Straße zurück zum Schloss. Dort angekommen, gab er der Maid Kunde vom Tod der Bestie und überreichte ihr den Beweis ihrer Erlösung. Da rannen große Tränen von ihren smaragdgleichen Augen über ihre zarten Wangen. Und sie schluchzte:

„Kein Recke wird nun mehr für mich in den Tod ziehen. Kein Barde über mich singen. Kein Narr mir sein Ohr leihen. Nun bin ich doch nur noch eine Edle von vielen. Was habt Ihr getan?“

Und sie begann zu erzählen von jenen vergangenen Tagen, als der Drache noch am Leben, ihre Welt noch in Ordnung war. Der Ritter aber schaute sie an, ihre liebliche Erscheinung, schüttelte den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt. Verließ den Ort und kehrte nie wieder zurück.

Und wenn sie nicht gestorben sind...

Herzlichst,

Tsukune

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Sehr schön geschrieben. Ich bin mir nur nicht sicher ob ich die Moral der Geschichte verstehe.

Der Narr hört sich das Leid der Prinzessin an. Doch er zieht davon mit gebrochenem Herzen und Enttäuschung. Der Ritter jeddoch bekämpft den Drachen, dennoch leidet die Maid erneut. Der Ritter hört sich ihr Leid aber nicht an und zieht davon ohne die Maid aber auch ohne gebrochenem Herzen. Is das die Moral. Hab ich das richtig verstanden?

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Klasse !

Hast du auch Zeit damit verschwendet Leuten helfen zu wollen die gerne leiden ? Irgendwie erkenne ich mich in Narr und Ritter wieder.

Die Fortsetzung lautet dann oft so dass die Maid irgendwo im Schloss noch ein Drachenei versteckt hat.. dieses sucht, findet, ausbrütet und dann ein noch schrecklicherer Drache schlüpft. Und so lebt sie glücklich-unglücklich bis an ihr seliges Ende ;-)

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Hey zusammen!

An euch und jene, die hier noch posten werden, Vielen Dank für euer Feedback. Metakommentare meinerseits werden, wenn überhaupt, erst später folgen, da ich euch und eurem Unbewussten die Zeit geben möchte, die Geschichte und das, was ihr individuell daraus mitnehmen möchtet, möglichst unbefangen an seinen Platz fallen zulassen ;-)

Herzlichst,

Tsukune

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Für mich gehts bei der Prinzessin darum, dass man aus jedem Problem auch etwas Positives ziehen kann und deshalb oft daran fest hält, anstatt es los zu lassen und sich für etwas neues zu öffnen.

Der Narr wird zum Teil des Positiven, bestätigt die Prinzessin durch seine Unterstützung und seine Lieder nur darin, ihr Problem nicht los zu lassen. Denn nun birgt das Problem auch noch seine Unterstützung als positiven Part.

Der Ritter löst ihr Problem. Er ist Handelnder, treibender Part. Als er bemerkt, dass sie so sehr am Problem fest gehalten hat, dass sie es nicht einmal jetzt, wo es gelöst ist, los lassen kann, verliert er das Interesse an ihr und geht.

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- Wenn man vor einem scheinbar unlösbaren Problem steht.. lohnt es sich sich selbst zu fragen ob man vielleicht in der Rolle der Prinzessin steckt.

Eventuell kann man sich selbst in den tapferen Ritter "verwandeln" wenn man sich dessen bewusst wird.

- Jeder muss seinen eigenen Drachen töten. Nur im Märchen "leben alle glücklich bis an ihr Ende" wenn dies von einem heldenhaften Stellvertreter getan wird.

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Gast

Uh, die Geschiche ist ziemlich cool!

Und sehr geil, das hier so Unterschiedliches hinein interpretiert wird, ich seh da etwas völlig anderes drin.

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Jigga, es wäre cool wenn du deine Interpretation mit uns teilen würdest statt zu sagen "ich seh da etwas völlig anderes drin." ;-)

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Gast Nizar

Wow, die Metapher ist genial.

Mir hat sie folgendes vermittelt:

Der Narr ist jemand, der sich mit den Problemen anderer identifiziert.

Er versucht anderen zu helfen wo er kann und opfert sich so sehr auf, dass er sich selbst völlig vernachlässigt.

Allerdings hat jeder Mensch seine eigenen Herausforderungen zu meistern und somit ist die Prinzessin garnicht fähig die Versuche des Narren zu schätzen.

Das macht ihn unglücklich und er zieht es nichtmal in Betracht, die Probleme der Prinzessin einfach loszulassen.

Der Ritter verdeutlicht dies noch einmal.

Er tritt in das Leben der Prinzessin und findet tatsächlich eine Möglichkeit ihre Herausforderung zu bewältigen.

Doch als er dies geschafft hat, scheint es ihm suspekt, dass die Prinzessin ihre alten Qualen vermisst und nun unglücklicher ist als zuvor.

Der Ritter ist im Gegensatz zum Narren allerdings in der Lage loszulassen und zieht von dannen um sich wieder auf sein eigenes Leben zu konzentrieren.

Die Prinzessin bleibt zurück, ohne Gesicht.

Die Metapher sagt mir also, dass man anderen Menschen gerne helfen kann sofern sie einen um Hilfe bitten, allerdings darf man sich auch nicht zu sehr in deren Herausforderungen verstricken und sollte sofort einen Schlussstrich ziehen sobald deren Herausforderungen einen einschränken.

Jeder von uns hat ein eigenes Leben und man kann nur glücklich sein und sich selbst achten, wenn man seine eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken wahrnimmt, schätzt und ihnen vertraut.

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Viel bemerkenswerter ist doch die Tatsache, dass die Frau hinterher immernoch, bzw. wieder unglücklich ist. :-)

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Never change a running system :) Schöne Metapher Tsukune, incl schöner Erzählstil!

Peace sat

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Ich mag die Geschichte auch sehr.

Hihi, sie erzählte ihm von dem langen Schwanz :-p ...

Mich erinnert das ganze total an eine LSE-LD Frau, die eigentlich nur Orbiter-AFCs en masse um sich versammelt (die ganzen Narren), um ihnen die Hucke vollzujammern, ohne sie je mal ranzulassen.

Als dann mal ein Ritter kommt (der Alpha) und ihr (zugegebenermaßen heikles) Problem löst, stoßt sie ihn ab. LD-Frauen reagieren halt abstoßend auf Alpha-Verhalten und versammeln möglichst viele Narren um sich.

Wenn man so einer Frau mal diese Geschichte vorliest und ihr so mal klarmacht, wie die Situation ist, kann ihr das durchaus mal den Spiegel vorsetzen...

Nur werd ichs wohl nie anwenden. Eine LSE-LD Frau sollte man nicht versuchen zu verändern. Die Geschichte ist viel besser für UNS, um UNS den Spiegel vorzusetzen, dass wir

1) kein Narr sind, der als einer von vielen Orbitern der Frau die Hand hält

2) als Alpha konsequent sind, wie auch der Ritter in der Geschichte und weggehen, egal wie geil die Alte auch sein mag.

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lass mich raten. Eine lse/ attention whore die sich mit ihren Problemen und ihrer Aufmerksamkeitssuche Orbiter hält. Du hast Verlustängste und willst ihr klar machen, dass sie dich los ist wenn sie mit der Scheiße nicht aufhört.

ich seh grad morpheus sieht das ähnlich. Wenn das der Fall wäre würde dich die Geschichte zum super orbiter katapultieren. Für sie rührend wie kreativ du dich um ihre "Scheinprobleme" kümmerst und mit dem Text eifersucht kommunizierst.

bearbeitet von Ham

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Schaue ich ins Wasser, sehe ich die Sonne über mir

Schaust du ins Wasser, siehst du die Steine am Grund

Sieht er ins Wasser, sieht er sein Spiegelbild

Sieht sie ins Wasser, sieht sie den Fisch dort schwimmen

Eine gute Metapher ist wie die Wassertiefen. Ein jeder sieht darin genau das, worauf er seinen Fokus richtet <_<

Das, was ihr aus der Geschichte mitnehmt, gehört euch allein. Deswegen werde ich an dieser Stelle nichts über meine Intentionen schreiben. Wer bin ich, euch meine "Wahrheit" aufzuzwingen.

Du hast Verlustängste und willst ihr klar machen, dass sie dich los ist wenn sie mit der Scheiße nicht aufhört

Aus dem Alter und solchem Firlefanz bin ich gottseidank lange raus *g*

Herzlichst,

Tsukune

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geniale LSE-LD Metapher veranschaulicht sehr schön warum man sich von solchen zersörten Persönlichkeiten am besten fernhält... man kann ihnen nicht helfen!

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