end_of_the_world 16 Beitrag melden Januar 23, 2011 erstellt Ich möchte einen meiner seltenen Einträge im Personal-Development-Forum mal dazu nutzen, um auf eine meiner Meinung nach unterschätzte Gefahr aufmerksam zu machen: zu vielen Aktivitäten und Herausforderungen nachzugehen. "Ja wie?" wird sich der geneigte Leser fragen, "ich dachte immer, für die Weiterentwicklung wäre es wichtig, sich ein spannendes Leben zuzulegen! Mit Hobbies, von denen man erzählen kann, mit spannenden Sachen, die man gemacht hat. Wie neulich, wo ich trotz Höhenangst Bungeejumping gemacht habe!..." Da hat der Leser auch recht - all diese Dinge tragen zu einer persönlichen Weiterentwicklung bei. Der Haken ist nur: eine solche Weiterentwicklung ist in erster Linie äußerlich und relativ oberflächlich. Natürlich ist es besser für die persönliche Entwicklung, solche Dinge zu tun als gar nichts zu machen. Es kann aber auch passieren, daß man solchen Aktivitäten aus den falschen Gründen heraus nachgeht. Dies betrifft vor allen Dingen die Menschen, die scheinbar unglaublich viel Energie besitzen. Sie scheinen unersättlich zu sein, wenn es darum geht, neue Erfahrungen zu machen, neue Länder zu bereisen, neue Dinge zu lernen. Manchmal sind diese Menschen einfach so, mit sich im Reinen und von Natur aus energiegeladen. Manchmal aber ziehen diese Menschen all ihre Energie daher, daß sie auf der Flucht sind - so ähnlich wie ein Jogger, der sofort viel schneller wird, wenn ihn ein Monster jagt. Die letzteren nutzen somit ihre Energie, um sich auf äußere Aktivitäten zu stürzen, um nicht innehalten zu müssen - weil sie dann das Monster kriegen könnte. Das ist das Paradox: sie nehmen Herausforderungen an, um keine Herausforderungen annehmen zu müssen.Aber was ist das Monster? Das Monster sind all die Probleme mit sich selbst, all die ungelösten Konflikte, die wir mit uns herumtragen. Die wahre Herausforderung besteht darin, stehenzubleiben und dem Monster ins Auge zu blicken. Mit anderen Worten: sich auf das innere Wachstum zu konzentrieren. Zu versuchen, eine wirkliche innere Verbindung mit sich selbst herzustellen. Wie das geht, wurde in der Schatztruhe schon oft beschrieben, so daß hier Stichwörter reichen: die eigenen Motive hinterfragen, tieferliegende Ängste finden, seine "Dämonen füttern" (vgl. das Buch "Feeding your demons"/"Den Dämonen Nahrung geben", http://www.amazon.de/D%C3%A4monen-Nahrung-...ef=pd_sim_eb_2), kurz: dahin gehen, wo es wehtut. Erst wenn man das tut, wird auch die äußere Weiterentwicklung wirklich nachhaltig. Wenn man sich dagegen nur auf den äußerlichen Aspekt konzentriert, um vor dem inneren Teil davonzulaufen, wirkt man zwangsläufig inkongruent. Man hat dann zwar einen Social Circle und eine Beziehung, aber all das bleibt an der Oberfläche, jederzeit in der Gefahr einzustürzen - ganz einfach, weil man keine tiefere Beziehung zu sich selbst hat. Ich weiß nicht, wieviele Menschen dieses Phänomen betrifft - aber auch wenn es nur wenige sind, hilft dieser Post vielleicht dem einen oder anderen. Gedanken, Ergänzungen und Diskussion sind erwünscht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Thomas Oponro 1 Beitrag melden Januar 23, 2011 geantwortet Word!Guter Post (Danke dafür), und ich finde du hast vollkommen Recht.Ich habe nun fast 3 Monate auf Pick Up verzichtet und mich nur mit Persönlichkeits-Entwicklung beschäftigt. In dieser Zeit habe ich nicht nur GELERNT, sondern mich auch VERÄNDERT. Ich glaube das ist ein großes Problem der Community, alle wollen lernen, lernen, lernen (ist ja schon mal ein edles Ziel heutzutage) aber nur wenigen wollen sich verändern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Mr. Shiva 70 Beitrag melden Januar 23, 2011 geantwortet Ganz schön ist das im "System" des Enneagramm dargestellt. zB im Buch "Das spirituelle Enneagramm" von Eli Jaxon-Bear. Es gibt demnach 9 verschiedene Typen von Menschen, die je nachdem einem anderen "Dämon" weglaufen. Und auf der Oberfläche zeigt sich das dann als eine bestimmte Persönlichkeit. zB gibt es durchaus Strukturen bzw Charakterfixierungen, die quasi abenteuerlustig sind, immer auf dem Sprung sind. Oder aber es gibt die richtigen Macher. Und es gibt die "Erfolgreichen", ebenso wie die tragischen Helden usw..... es sind alles, genauso wie zB der introvertierte Philosoph Strukturen in Persönlichkeiten, die vor etwas weglaufen. Sei es Angst, Wut oder Traurigkeit. Nur ist es bei manchen scheinbar besser verpackt, oder eben gesellschaftlich anerkannt. zB "der Erfolgreiche" oder "der Boss" oder der "Schöne und Starke" sind gesellschaftlich eher anerkannt als meinetwegen der zurückhaltende oder so..... es lohnt sich echt das mal anzuschauen.... je nachdem welche Struktur man hat, vermeidet man bestimmtes Verhalten oder bestimmte Gefühle, die Aufkommen und sich dessen erstmal bewusst zu sein ist sehr gut. Es geht auch meiner Meinung nach nicht um jemand anderen, dass dieser seine innere Leere erkennt und annimmt und aufhört sich in Aktivitäten zu stürzen, sondern es geht eher um sich selbst. Manche Leute vermeiden es gar in Aktivitäten zu sein und benutzen wiederum es als ausrede, die Aktiven sollten doch mal in sich gehen usw..... es kommt immer auf einen selbst an. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Biff 3552 Beitrag melden Januar 23, 2011 geantwortet Na klar... wenn ich ein Problem mit meinem Äußeren habe wird es mir nicht viel bringen einen Yoga-kurs zu belegen. Man springt nicht Bungee und ist dann ein anderer Mensch. Man geht nicht ins Fitnessstudio und ist nach einigen Monaten Training 'der' ladykiller ...und man meldet sich auch nicht auf einer anfangs fragwürdigen Seite, mit dem Hauptthema 'Verführung' an um so anschließend der Megastecher zu werden. Das sind nur die Hoffnungen und oft auch Erwartungen/Wünsche die man vorher hat.Will man z.B. selbstbewusster werden dann reicht es nicht in einen Verein einzutreten, 100 Frauen in der Woche anzusprechen oder nen riesigen social circle aufzubauen. Aber das sind alles Aktivitäten die das fördern. Wenn ich nur in die Muckibude gehe weil ich denke "wenn ich muskolöser bin werden die Frauen von alleine kommen..." werde ich nach monate langer Arbeit eine Enttäuschung erleben. Wenn ich aber wirklich Spaß daran habe und dadurch auch Bestätigung erfahre sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.Ja man kann sich verennen... Dinge tun wovon man gehört hat dass sie helfen ohne zu hinterfragen ob es einem wirklich hilft. Das stimmt schon. Aber es ist halt auch ein Widerspruch... und der Widerspruch ist ein roter Faden der sich durch die Community zieht. Würde man deinen Text jetzt wörtlich nehmen könnte man daraus schließen "Ich sollte mich auf meine Angst/wahren Probleme konzentrieren und nichts tun was nicht wirklich diese löst". Das wäre aber auch nicht richtig weil Erfahrungen nunmal dabei helfen. Ich weiß, es ist nicht das was du damit sagen wolltest aber ein gewisser Widerspruch wird dir nicht entgangen sein oder?Zum Beispiel deine Aktion mit dem Bungee jumpen. Ich weiß nicht ob es dir geholfen hat deine Höhenangst zu verlieren oder was auch immer du dir davon erhofft hast. Aber jetzt, nachdem du es hinter dir hast weißt du es. Du weißt ob du Bungeejumping geil findest und du es vielleicht nochmal machen wirst oder ob es scheiße war und dir gar nichts gebracht hat. Es ist halt (wie so oft im Leben) die goldene Mitte die entscheidet. Wenn ich nur Dinge tue der "Erfahrung" wegen verliere ich dabei vielleicht mein eigentliches Ziel aus den Augen. Oder renne davon, wie du es nennst. Wenn ich allerdings gar keine Erfahrungen mache und mich nur auf meine "negative Einstellung" oder Ängste konzentriere komme ich aber auch nicht voran. Weil ich mich vielleicht dazu pushe geil drauf zu sein, immer lächelnd, vor nichts Angst aber dennoch... wenns soweit ist, die Konfrontation, fehlt halt die Erfahrung. Du hast natürlich Recht aber die "Warnung" versteh ich dann doch nicht so ganz. Denn man lernt doch aus jeder Erfahrung. Wenn ich mir 20 Hobbys zulege und nach einiger Zeit merke dass sie scheiße sind und mir auch sonst nichts bringen hör ich halt auf... oder such mir neue. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen