MeinLieberScholli 109 Beitrag melden Februar 9, 2007 erstellt Hi zusammen,ich komm grad aus der Uni, wo ich heute einen interessanten Rhetorikkurs besucht und einen mindestens ebenso interessanten Zettel bekommen habe, mit unfairen Argumentationstechniken sowie ihre Abwehr. Ich dachte, ich teile das Wissen mit euch, evtl. kann ja jemand unfaire Rhetoriktricks bzw. ihre Abwehr mal brauchen :)Gruß ScholliUnfaire ArgumentationstechnikenA. Auf die Person bezogene Techniken1. EmotionalisierenZiel: Ihr Gesprächspartner versucht, Sie durch Provokation und Emotionalisierung aus der Ruhe zu bringen, damit Sie Ihre Selbstkontrolle verlieren und Fehler begehen.Mittel: Persönliche Beleidigungen oder Unterstellungen bzw.. „Killerphrasen", mit denen Ihre Vorschläge abgeschmettert werden („Nett gemeinter Vorschlag, aber das hatten wir alles schon.")Abwehr: ruhig und sachlich bleiben, Gesprächspartner allerdings auf Unangemessenheit seiner Äußerungen hinweisen; wenn Gesprächspartner einfach nur Wut hat, diese abreagieren lassen2. Anzweifeln von FachkompetenzZiel: Ihr Gesprächspartner versucht, die Bedeutung Ihres Redebeitrages in Frage zu stellen, indem er Ihre Kompetenz anzweifelt.Mittel: „Killerphrasen" („Ich glaube nicht, dass Sie den Sachverhalt beurteilen können...") Abwehr: nicht verunsichern lassen, sondern um Sachargumente bitten 3. Konfrontation mit MeinungsänderungZiel: Ihr Gesprächspartner versucht, die Glaubwürdigkeit Ihres Beitrages zu entkräften, indem er auf frühere Stellungnahmen von Ihnen hinweist.Mittel: Taktische Aussagen („Im letzten Jahr haben Sie aber genau das Gegenteil behauptet")Abwehr: hier zeigt sich, wer die Regeln des Fair-Play beherrscht: ist der Einwand berechtigt, nehmen sie ihn an und stellen trotzdem ihre Stärken heraus, nämlich ihre Fähigkeit, neuen Entwicklungen offen gegenüberzustehen. Ist der Einwand unberechtigt, bitten sie um Konkretisierung und Belege. Sprechen sie außerdem die unangemessene Taktik an.4. Identifikation von Person und ArgumentZiel: Ihr Gesprächspartner formuliert seine Argumente so, dass eine Ablehnung des Argumentes auch eine Ablehnung oder Abwertung seiner Person bedeuten würde.Mittel: Verbindung von Sach- und Beziehungsebene („Ich befasse mich seit über 30 Jahren mit dem Thema. Sie wollen mir doch nicht erklären, wie ich vorzugehen habe...")Abwehr: Trennen sie diese Sach- und Beziehungsebene wieder und sprechen sie den Vorwurf gezielt an („Ihren Fleiß zweifle ich auch auf keinen Fall an, aber...")5. Imponieren durch WissenZiel: Der Sprecher versucht, seine Position zu stärken und zu imponieren, indem er die Wichtigkeit seiner eigenen Person in den Vordergrund stellt.Mittel: Wichtigkeit signalisieren („Dieses Konzept kennen Sie ja bereits alle. Für die Mitarbeit konnte ich Prof. Dr. Müller gewinnen, im Übrigen einer meiner besten Freunde aus alten Tagen."Abwehr: Führen sie das Gespräch auf das eigentliche Thema zurück und zeigen sie sich unbeeindruckt („Über welche Kenntnisse und Erfahrungen verfügt denn Herr Professor Dr. Müller in diesem Bereich?")B. Auf den Gesprächsinhalt bezogene Techniken6.Meinungen als TatsachenZiel: Ihr Gesprächspartner ist sich bewusst, dass er über schwächere Sachargumente verfügt als Sie. Er versucht, durch akzentuierte Sprachfloskeln darüber hinwegzutäuschen.Mittel: inhaltsleere Floskeln („Tatsache ist doch, dass..."; „Die Situation ist doch völlig klar.... )Abwehr: Stellen sie ihren Gesprächspartner unter Beweispflicht. Nutzen sie Rückfragen und fordern sie Argumente für die Behauptungen. („Leider ist mir die Situation doch nicht ganz klar. Können sie mir ihre Argumente noch einmal erläutern?")7. Tatsachen bestreitenZiel: Mit dieser Taktik will Sie der Gesprächspartner verunsichern, zu unüberlegten Handlungen provozieren und Ihre Glaubwürdigkeit mindern, indem er Ihre Aussage für falsch erklärt.Mittel: Unbegründeter Widerspruch („Das ist schlichtweg falsch, was sie hier erzählen...")Abwehr: Sichern sie im Vorfeld bereits ab, dass ihre Argumente gut begründet und mit Fakten belegt sind. Gesprächspartner bitten, konkret zu benennen, was an ihren Ausführungen falsch ist (wenn sie gut vorbereitet sind, können sie seine Behauptung gezielt widerlegen.)8. VerallgemeinernZiel: Ihr Gesprächspartner führt konkrete Fälle oder Personen als Beleg für eine Sache an, um letztlich daraus eine allgemeine Schlussfolgerung zu formulieren.Mittel: Vom Besonderen zum Allgemeinen („Ich hatte mal einen Kollegen in meiner vorherigen Firma, der hat immer mit seinen Stunden gemauschelt. Sie sehen, die Gefahr, kostbare Arbeitszeit zu verlieren, spricht eindeutig gegen Gleitzeit. Ich stelle daher den Antrag... ")Abwehr: die erkannte Taktik ansprechen und klar erläutern, dass hier ein Denkfehler vorliegt. Relativieren sie den gewonnenen Eindruck durch Gegenbeispiele. („Herr Kollege, ihre Stichprobe eignet sich wohl kaum als repräsentatives Beispiel für unsere Mitarbeiter. Außerdem gibt es eine Reihe von Untersuchungen...")9. Hypothetische AnnahmenZiel: Ihr Gesprächspartner versucht, Ihre Argumentation durch hypothetische Fragen zu unterlaufen.Mittel: Hypothetische Frage („Und wenn morgen alle Mitarbeiter ihre Kinder mit an den Arbeitsplatz bringen?")Abwehr: dem Fragenden auf sachlicher Ebene antworten und auf die Bedeutungslosigkeit einer hypothetischen Diskussion hinweisen, ggf.. bitten sein Problem sachbezogen zu konkretisieren („Nun, ich glaube nicht, dass uns hypothetische Argumente in der Diskussion weiterbringen. Könnten sie ihre Ansicht bitte konkretisieren?")10. Ja-aber-TechnikZiel: Diese Technik ist sehr wirksam, da sie auf Außenstehende eher verständnisvoll und aufrichtig als angriffslustig wirkt. Sie erhalten von Ihrem Gesprächspartner im ersten Moment scheinbare Zustimmung, die jedoch blitzschnell in Ablehnung überschlägt.Mittel: Ja-aber-Formulierungen („Ihre Idee klingt wirklich überzeugend. Aber ich hätte da noch eine Anmerkung...")Abwehr: Sie können den Gesprächspartner um Konkretisierung seines Beitrages bitten oder ihn auf den Widerspruch seiner Ja-aber-Technik aufmerksam zu machen. („Was genau hat sie denn an meiner Idee überzeugt?") Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
multiphil 39 Beitrag melden März 6, 2007 geantwortet 10. Ja-aber-TechnikZiel: Diese Technik ist sehr wirksam, da sie auf Außenstehende eher verständnisvoll und aufrichtig als angriffslustig wirkt. Sie erhalten von Ihrem Gesprächspartner im ersten Moment scheinbare Zustimmung, die jedoch blitzschnell in Ablehnung überschlägt.Mittel: Ja-aber-Formulierungen („Ihre Idee klingt wirklich überzeugend. Aber ich hätte da noch eine Anmerkung...")Abwehr: Sie können den Gesprächspartner um Konkretisierung seines Beitrages bitten oder ihn auf den Widerspruch seiner Ja-aber-Technik aufmerksam zu machen. („Was genau hat sie denn an meiner Idee überzeugt?")Diese Technik habe ich oft bei Frauen beobachtet. Ich kann das inzwischen bei Frauen nicht mehr ernst nehmen und gehe gar nicht erst darauf ein. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Shibiku 179 Beitrag melden April 9, 2007 geantwortet allgemein lamevorallem bei den ersten Fragen verliert man durch die "Mittel" großteil seines Values.Das Wort "Aber" ist mit vorsicht zu genießen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
fordwolf 65 Beitrag melden April 12, 2007 geantwortet @ shibiku:mit den "mitteln" ist gemeint, wie der gegenüber sein Ziel durchsetzen will! Das sind nicht die sätze, die du verwendest. Du verwendest nur die "Abwehr" Phrasen!oder hab ich das jetzt nicht geblickt? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Danger 724 Beitrag melden April 13, 2007 geantwortet Alle diese Methoden und weitere sind auch in einem guten Hörbuch zu finden welches grade mal 8 Euro kostet. Es ist ein absolutes Basic-Standardwerk aber für den Anfang sehr zu empfehlen:Rolf H. Ruhleder - Feuerwerk der Rhetorik Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
MeinLieberScholli 109 Beitrag melden April 14, 2007 geantwortet allgemein lameheißt lame = lahm?! Warum sind die Argumentationstechniken bzw. deren Abwehr lahm?! Es geht bei denen sicherlich nicht darum wie man in der Schule seine Mitschüler disst (bzw. abwehrt), sondern eher in der Berufswelt, wo man ja in der Regel keine unsittlichen Bemerkungen machen kann. vorallem bei den ersten Fragen verliert man durch die "Mittel" großteil seines Values.Weshalb?Das Wort "Aber" ist mit vorsicht zu genießen.Nein, es ist sogar relativ einfach. Du benutzt "ja..aber" um den Rapport mit der Zielperson zu brechen (während alle außenherum meinen Du bist nett und es dann nicht nachvollziehen können, warum der Angesprochene dann oft beleidigt reagiert). Du benutzt "ja... und..." um den Rapport aufrechtzuerhalten. Man muss nur wissen was man will. @fordwolf:So war es tatsächlich im Rhetorikseminar gedacht. Klar, dass wir alle dann dennoch die Angriffsmittel sehr gerne benutzt haben :) Die ich zum Teil auch sehr gut finde, da sie nicht nur Holzhammermethoden sind, die schlagartig auffallen, sondern "dosiert" und relativ unbemerkt benutzt werden können. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Rage 1 Beitrag melden April 14, 2007 geantwortet danmke für den post, sehr interessant! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen