Umgehen mit familiären Konflikten

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Hallo Zusammen,

ich möchte euch kurz das Problem schildern, welches schon seit einger Zeit an mir nagt:

Beschreiben würde ich mich als einen Menschen, der bewusst versucht nicht zu werten. Das heißt im Alltag: ich gebe jedem eine Chance, ich gehe wertneutral

an neue Menschen heran. Ich bin offen und verständnisvoll, verurteile nicht. Das ermöglicht mir ein ziemlich entspanntes Leben, ich rege mich nicht über Kleinigkeiten auf,

ich rege mich eigentlich über garnichts auf, habe einen großen Freundeskreis, alles im Butter, immer gut gelaunt.

Aber nun kommen wir zu meinem Problem: was tun, wenn man inakzeptables Verhalten in der Familie mitbekommt?

D_perfekt hatte mal in einem Post über das Buch "Healing the shame that binds you" von John Bradshaw geschrieben, darin ging es um das toxische Beschämen der Kindern

durch die Eltern. Ich war immer schon aufmerksam und emphatisch, aber seit dem Buch bin noch viel sensibler und ich merke sofort Probleme in der Familie.

Nun muss ich sagen, dass ich das Jahr über nicht zu Hause bin, außer eben jetzt. Und auch wenn ich es sonst schaffe nicht zu werten, reichen mir hier ein paar Tage um

eine rießen Menge Wut anzusammeln. Ich rede mit meinen Eltern, wie sie meine kleine Schwester(10) besser behandeln sollen...alle stimmen zu...nichts ändert sich.

Ich bestärke meine Schwester zu mehr Selbstvertrauen, nichts ändert sich. Ich zeige ihr Wertschätzung, lobe sie (in Situationen, in denen sie es wirklich verdient), sie kann

es nicht annehmen, ich glaube sie ist ein richtiger LSE-Fall. Aber ich möchte sie nicht aufgeben, ich kann nicht zusehen wie lächerliche Spielchen zwischen den Elternteilen

auf ihrem Rücken ausgetragen werden, wie sie ihre Versprechen nicht einhalten, sich gegenseitig beleidigen, sinnlose Streitereien führen.

Kein Wunder, wenn das arme Kind später meint es ist ganz natürlich in der Familie immer Drama zu fahren.

Ich habe gemerkt, egal wie sehr ich mich über meine Ohnmacht etwas zu ändern aufrege, es macht keinen Sinn. Wenn ich Veränderung in die richtige Richtung der Wertschätzung

und Liebe des anderen einleite, dauert es nicht lange und sie wird von einem Elternteil geblockt.

Versuche es zu akzeptieren habe ich unternommen, aber es geht nicht, ich möchte des status quo nicht akzeptieren. Ich bin zwar auch nur "Sohn" und es ist nicht meine

Aufgabe alles hinzubiegen und zu retten, aber nur Zusehen kostet extrem viel Kraft.

Was meint ihr, mit welchem Denkansatz könnte man hier voran kommen? Ich will meinen Werten treu bleiben und Ignorieren kommt nicht in Frage.

Danke schon im vorraus, euch allen einen guten Rutsch!

Adios, R-o-B

bearbeitet von R-o-B

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Systemische Familientherapie ala Virginia Satir? Keine Ahnung, man kann andere Menschen nicht ändern nur sich selbst, und dann müssen sich die anderen natürlich auch ändern.

Der Mann heißt übrigens John Bradshaw

bearbeitet von BasementBoi

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Aber nun kommen wir zu meinem Problem: was tun, wenn man inakzeptables Verhalten in der Familie mitbekommt?

Es ist gut niemanden zu bewerten denn man nicht kennt, dass wäre unfair. Deine Familie aber kennst du und es ist nur normal das du dann auch dazu neigst verärgert auf bestimmte Verhaltensmuster zu reagieren die sich immer wiederholen. Das ist bei denn allermeisten Familien so, es gibt oft Situationen die einen nach einer bestimmten Zeit total aufregen, grade wenn man darum bittet das dies unterlassen wird und nix passiert.

Ich rede mit meinen Eltern, wie sie meine kleine Schwester(10) besser behandeln sollen...alle stimmen zu...nichts ändert sich.

Ich bestärke meine Schwester zu mehr Selbstvertrauen, nichts ändert sich. Ich zeige ihr Wertschätzung, lobe sie (in Situationen, in denen sie es wirklich verdient), sie kann es nicht annehmen, ich glaube sie ist ein richtiger LSE-Fall. Aber ich möchte sie nicht aufgeben, ich kann nicht zusehen wie lächerliche Spielchen zwischen den Elternteilen

auf ihrem Rücken ausgetragen werden, wie sie ihre Versprechen nicht einhalten, sich gegenseitig beleidigen, sinnlose Streitereien führen.

Wie sich deine Eltern untereinander behandeln das kannst du kaum beeinflussen, du kannst sie darauf aufmerksam machen aber das wird in der Regel nichts bringen. Was deine Schwester angeht, die ist momentan noch sehr von deinen Eltern abhängig, wenn sie älter wird wird es für dich auch einfacher sein sie zu beeinflussen, im alter von 10 Jahren kannst du sie kaum durch sachliche Argumente beeinflussen, du kannst sie nur gut behandeln. Mit dem Alter kommt auch oft von alleine eine gewisse Besserung, grade die Pubertät ist auch dazu da sich innerlich von den Eltern zu distanzieren und verstärkt ein eigenes Selbst zu entwickeln.

Guck dir mal "The Breakfastclub" an!

Versuche es zu akzeptieren habe ich unternommen, aber es geht nicht, ich möchte des status quo nicht akzeptieren. Ich bin zwar auch nur "Sohn" und es ist nicht meine Aufgabe alles hinzubiegen und zu retten, aber nur Zusehen kostet extrem viel Kraft.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, es wird auch nicht weniger Anstrengend werden, du kannst erst einmal nur mit gutem Beispiel voran gehen und vermutlich wirst du dich deshalb noch ziemlich oft mit deinen Eltern in die Klotten bekommen aber das ist okay.

mfg

Reaven

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Systemische Familientherapie ala Virginia Satir? Keine Ahnung, man kann andere Menschen nicht ändern nur sich selbst, und dann müssen sich die anderen natürlich auch ändern.

Der Mann heißt übrigens John Bradshaw

Dickes Danke für den Tip. Unter Wikipedia steht zu ihrer Familientherapie unter anderem folgende Aussage:

"In ihrem therapeutischen Ansatz ist der Selbstwert einer Person der Schlüssel aller Phänomene unseres geistigen und sozialen Lebens. Eine Person, die gelernt hat, sich wertzuschätzen, wird in der Lage sein, kongruent und klar zu kommunizieren und alle Probleme mit Respekt für die Freiheit des jeweils anderen zu lösen."

Hast du eine Idee, wie man eine Familie zu einer solchen Therapie bewegen kann? Denn dieser Schritt bedeutet gleichzeitig ein Eingeständnis des eigenen Versagens oder Fehlverhaltens. Wie soll das jemand schaffen ohne genügend Selbstwert? Ohne die Eier Fehler zuzugeben?

Das ist bei denn allermeisten Familien so, es gibt oft Situationen die einen nach einer bestimmten Zeit total aufregen, grade wenn man darum bittet das dies unterlassen wird und nix passiert.

[...]

Mit dem Alter kommt auch oft von alleine eine gewisse Besserung, grade die Pubertät ist auch dazu da sich innerlich von den Eltern zu distanzieren und verstärkt ein eigenes Selbst zu entwickeln.

Guck dir mal "The Breakfastclub" an!

[...]

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, es wird auch nicht weniger Anstrengend werden, du kannst erst einmal nur mit gutem Beispiel voran gehen und vermutlich wirst du dich deshalb noch ziemlich oft mit deinen Eltern in die Klotten bekommen aber das ist okay.

mfg

Reaven

Krasse Sache, dass das in den meisten Familien so läuft. Vor allem weil die Selbstwert-Probleme von Generation zu Generation weitergegeben werden,

quasi von Klein auf. Es muss schon glückliche Zufälle geben, damit ein Kind die nötige Resilienz demgegenüber entwickeln kann.

Meinst du in der Pubertät ist es nicht schon zu spät? Da ist das Kind doch schon in den Brunnen gefallen, or?

Ich werd mir den Film auf jeden Fall ansehn.

"Mit gutem Beispiel vorran gehen" - denke es ist wichtig sich mit diesem Thema weiterhin kritisch außeinander zu setzen und auch zu handeln. 100% Agree!

Danke für eure Ratschläge,

Adios

R-o-B

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Es wird sich niemand zu einer Therapie bewegen lassen, der keine Einsicht oder Verständnis für seine Probleme hat.

Wenn du Deine Eltern wegen Fehler ihrerseits kritisieren möchtest, ist es wichtig kritisiertes Verhalten von der Person zu trennen und auf deine Formulierungen zu achten (Ich-Botschaft, keine Verallgemeinerungen etc). Denn sonst eskaliert die Situation ganz schnell, weil der andere sich in sein Selbstwertgefühl verletzt sieht.

Vielleicht wäre ja die Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg eine erste Hilfe dafür.

bearbeitet von BasementBoi

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Menschen kannst Du nicht ändern. Du kannst auf Dinge hinweisen, Impulse geben... aber ändern oder beeinflussen, nein.

Du könntest statt dessen mit Deiner Schwester was unternehmen und ihr schöne Momente schenken. Das ist viel mehr Wert!

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Hi,

leider kannst Du auf die Beziehung Deiner Eltern kaum Einfluss nehmen. Irgendwie scheinst Du selbst ja verstanden zu haben dass da was falsch läuft und bist drauf und dran zu erkennen an was es liegt. Ich denke das für Dich selbst aufzulösen ist die Aufgabe die Dein Leben Dir stellt. Deiner Schwester kannst Du nicht direkt helfen sondern Du kannst sie nur begleiten in dem Du Dich mit ihr beschäftigst und ihr schöne Momente schenkst. Vielleicht kannst Du Vater oder Mutter in dieser Richtung Impulse geben, aber Vorwürfe verpackt in Du-Botschaften und Schlaumeierei in Form von Handlungsanweisungen könnten schnell nach hinten los gehen. Du bist als Sohn emotional zu sehr eingebunden und aus Ihrer Sicht nicht auf einer Ebene, da kommen Botschaften oft in die falschen Kanäle wenn man nicht mit Bedacht formuliert. In der Regel sind in "Normalfamilien" Mütter ein wenig zugänglicher wenns um die Kinder geht.

Vielleicht kannst Du in einer ruhigen Minute mal Deine Empfindungen zum Ausdruck bringen z.B. Mama ich weiß dass Du/ihr nur das Beste für Euere Kinder wollt ich habe aber das Gefühl meine Schwester ... ich glaube es könnte ihr helfen wenn ... Immer Ich - Botschaften als Einstieg und Lösungsansätze anbieten.

Nicht zu viel aufs Mal und nie erwarten, dass gleich alles 1 : 1 umgesetzt wird. Nicht ärgern sondern die kleinste Kleinigkeit die greift lobend auf eine Weise einfließen lassen die Deine Eltern glauben lässt sie handelten aus eigenem Antrieb. Deine Schwester wird sicher in ein paar Jahren eine eigene Sicht entwickeln und Ihr Ding in Angriff nehmen. Eltern sind sehr wichtig für die Entwicklung einer Persönlichkeit aber nicht der einzige Anker. Es gibt ein ganzes Netz das sich irgendwie mit Erziehung beschäftigt und Kindern Impulse und Vorbild geben kann. Schule, Vereine, Jugendorganisationen, Freunde, Nachbarn und wie in Euerem Fall auch ein Bruder. Ich wünsche Dir viel Geduld mit Dir und Deinen Eltern.

Alles Gute

Snyder ;-)

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