Ein echter Alpha - Nachruf

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Liebe Community,

jetzt um Weihnachten herum ist die Zeit, wo man vielleicht etwas stiller ist, ein bisschen nachdenkt, und man viel Zeit mit der Familie verbringt. Für mich ist Weihnachten immer etwas besonderes gewesen, nicht zuletzt wegen meinem Großvater. Er und meine Großmutter haben bei uns gewohnt, auf unserem Hof.

Dieses Jahr ist Weihanchten für mich jedoch leider ein bisshcen anders. Es ist das erste Weihnachten, an dem mir mein Opa nicht am heilig Abend anschafft "Der Mama auch schön beim herrichten zu helfen", und nicht nach dem gemeinsamen Liedersingen am Christbaum "Frohe Weihachten!" wünscht, und mri einen 50ger in die Hand drückt. Mein Opa ist nämlich leider vor 5 Wochen gestorben, im hohen Alter von fast 93 Jahren.

In den letzten Wochen fiel mir der Verlust gar nicht so stark auf. Natürlich, als ich für die Beerdigung aus dem Internat in England heimkam, da war ich schon traurig, aber ich da schon seit einem jahr im Internat und habe meinen Großvater nur noch in den Ferien gesehen, und überhaupt war um die Beerdigung herum viel zu viel Trubel. Auch danach ging es in der Schule wieder stressig zu, und vor lauter Arbeit kommt man dann auch nicht wirklich zum Nachdenken.

Und da stehe ich dann, vor dem Christbaum, an Heilig Abend, und wärhend ich singe rollt mir eine Träne die Wange herunter, und ich muss an meinen Großvater denken. Ich höre ihn fast, wie er singt: nicht immer ganz richtig, aber laut und mit Begeisterung. So ging es mir gestern Abend noch etliche Male.

Wenn ich wie jetzt, wieder öfter im Forum unterwegs bin, und über verschiedene Definitionen von "Alpha" stolpere, dann kommt mir in den Sinn, dass mein Opa eigentlich ein richtiger Alpha war.

Er ist aufgewachsen als Sohn eines Gast- und Landwirts in Bayern. In der Kindheit hatte er durchaus seine "Lausbubenzeit", etwa wenn er sich vom Ministrantengeld eine Zigarette beim Kramer gekauft hat, und sie in den Isarauen mit seinen Freunden geraucht hat. In der Volksschule hatte er nur 1er, doch nach 7 Jahren Schule war Schluss, denn es gab Arbeit. Da war die Große Depression, und selbst auf einem eher wohlhabenden Bauernhof wie dem elterlichen gab es zum Frühstück nur trockenes Brot. Mit 14 hatte er die Verantwortung, nächteland Schafe im Moos zu hüten, und schon bald machte er seine Metzgerlehre, weil es galt, die väterliche Gastwirtschaft mit Metzgerei und Landwirtschaft später einmal zu übernehmen. Doch dann kam der Reichsarbeitsdienst. Danach blieb er als 3. Sohn zu Hause, und wurde nicht gleich zur Wehrmacht eingezogen. Doch als sein Bruder im Polenfeldzug schwer erkrankte, ging er auf das Kreiswehrersatzamt in München und schlug einen Deal vor, dass er für seinen Bruder zur Wehrmacht geht, wenn sein Bruder dafür heimgeschickt wird. Gesagt getan, und so kam er zum Militär. 1941 wurde er an die russische Front verlegt, in die Heeresgruppe Mitte. Es folgte der sogenannte Brodykessel, eine Kesselschlacht in der nur ein ganz kleiner Teil fliehen konnte. Der Ausbruch war wie folgt geplant. Die Soldaten wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die in drei aufeinanderfolgenden Nächten ausbrechen sollten. Er war in der dritten Gruppe, jedoch war ihm klar, dass wenn überhaupt nur die erste Gruppe es schaffen würde. So nahm er einen LKW, sagte seinen Kameraden sie sollten aufspringen, und er floh mit der ersten Gruppe.

Später, schon auf dem Rückzug in Polen, am Tag der Kapitualion Deutschlands, ereignete sich folgendes. Seine Einheit hat noch ncihts von der Kapitulation erfahren, und so stellten sie die Geschütze auf, bis ihnen die Bevölkerung klarzumachen versuchte, dass die Russen in einer halebn Stunde da sein würden, und alles kurz und klein schießen würden, wenn sie nicht verschwinden. Mein Opa ging also zu seinem Vorgesetzten und erzählte ihm das. Dieser woltle davon nichts hören. Also sperrte mein Großvater ihn kurzerhand ein, ging nach draußen, gab den Befehl (obwohl er nicht in der Position dazu war), alles abzubauen und Abmarschbereit zu machen, und sobald dies getan war, ging er wieder zu seinem Vorgesetzten und meinte: "So, die Truppe steht zum Abmarsch bereit, sie können entweder mit, oder hier sitzen bleiben und auf die Russen warten" und ging. Es war die richtige Entscheidung, wie sich später herausstellte.

Danach geriet er 3 mal in russische Gefangenschaft, konnte 3 mal fliehen, und ging dann zu Fuß, ohne Verkehrsmittel in Nachtmärschen von Breslau nach München.

Dort wartete der elterliche Hof, er schloss seine Metzgerlehre mit Bravour ab, und baute sich sein Leben auf. Er hatte viel Freude, als die Gastwirtschaft unter seiner Führung zu florieren begann, er übernahm viele Ehrenämter, und wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Doch er hatte es auch schwer. Als die Wirtschaft verpachtet wurde, ging es bergab, und eines Nachts brannte die gesamte Wirtschaft ab, und wurde nicht wieder aufgebaut.

Mein Großvater war ein ehrlicher, aufrichtiger Mensch, der sich nie etwas zu schulden kommen ließ. Er hat das Leben so angenommen wie es war, und hat das beste daraus gemacht. Er war Stolz das zu sein was er ist, und er hat sich nie gescheut, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. In Situationen, in denen er nichts ändern konnte, musste auch er sich beugen, doch nicht, ohne vorher sein Möglichstes versucht zu haben.

Das hat ihn ausgemacht, und das hat ihn zu einem Alpha und meinem Vorbild gemacht.

Euer Joe

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Gast Bismarck

Mein aufrichtiges Beileid zu deinem großen Verlust. Manchmal bringen schlimme Zeiten das Beste in einem Menschen zum Vorschein. Dein Großvater scheint zu diesen Menschen gehört zu haben.

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Hi

zunächst mein herzlichstes Beileid, wenn das alles stimmt so kann man nur den Hut vor einer solchen Lebensleistung nehmen. Dass Du das so einsortierst zeigt auch dass Du die Eigenschaften nicht ausschließlich siehst um der Weiblichkeit besser beizukommen. Bei all den Eigenschaften und Charakterzügen wird er wohl kaum Bücher für seine Persönlichkeitsentwicklung gebraucht haben und du kannst froh sein einen solchen Mann in Deiner Familie gehabt zu haben. Er hat sicher auf dich gewirkt und Du hast bestimmt zumindest posthum von seinem Verhalten lernen und profitieren können.

Mein Vater und dessen Vater haben vermutlich zeitlebens nach Ihrer eigenen Autorität gesucht und ich bin zuletzt über meine eigenen Erfahrungen zu mir Selbst gekommen, das war ein harter Weg.

Wenn ich aber die Bücher der Seduction Community lese so finde ich Bestätigung in meinem Weg, nur mit den Mädels war ich bis zuletzt "best friend" und so ist mir letztlich meine Frau abhanden gekommen. Vermutlich habe ich auch dadurch falsch gewählt. Mein Vater ist vor 4 Jahren verstorben, er war 66 Jahre und erst die letzten 10 Jahre hatten wir uns über die Kinder und Vorstandsarbeit im Verein angenähert und gegenseitig gefunden. Es gibt kein wichtigeres Vorbild im Leben als ein männliches Familienmitglied das einem den Weg aufzeigt, am Besten ein Vater oder aber auch wie in Deinem Fall ein Großvater der sich einem Sohn oder Enkelsohn annimmt.

Alles Gute

Snyder

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Vielen Dank für euere Beileidsbekundungen, aber darum gehts es mir ja nicht :-)

@snyder:

Genau, für ihn war das Thema "bei den Weibern ankommen" nicht existent, ich denke das ist eine der wenigen Sachen, über die er nicht nachdenken musste, weil für ihn an erster Stelle immer sein Ziel und die damit verbundene Verantwortung stand.

Auch dem was du zur Vorbildfunktion schreibst kann ich nur zustimmen.

Interessant ist aber folgendes: Während mein Vater viel autoritärer ist als mein Großvater, ist mir immer wieder folgende Situation aufgefallen: Obwohl mein Großvater die Verantwortungen für Haus und Hof schon lange meinem Vater übergeben hat, und sich ein bisschen zurückgelehnt hat, war er immer noch das Familienoberhaupt. Bewusst wird mir das erst jetzt, wo die "Herde" sich erst neu ordnen muss, und mein Vater in der neuen Rolle als familienoberhaupt noch nicht gefestigt ist. Scheinbar hat meinen Großvater eine Art Gelassenheit und Bedächtigkeit zum "Anführer" gemacht.

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Hi,

Leute wie dein Großvater sind heut zutage selten. Erinnert mich auch meinen Großvater, sowie meinen ältesten Bruder, beide leider früh gestorben. Es waren bisher die einzigen beiden Personen in meinem Leben, die ich als Alpha bezeichnen würde.

Ich denke, dass man als Alpha geboren wird. Entweder man hat das Herz dazu, oder nicht.

Das, was bei PU als Alpha in Bezug auf Frauen bezeichnet wird, hat rein gar nichts mit der natürlichen Veranlagung zutun, ein Alphatier zusein. Es dient bei PU einzig und allein als Gleichnis.

Ruhe und Gelassenheit, wie dein Opa sie besaß, sind wichtige Eigenschaften eines echten Alphas.

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