"Wie schnell die Zeit doch vergeht"

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Hey Leute,

Ich hab hier im Internet gerade einen sehr guten Text über die Zeit gefunden!

Viele von euch kennen sicher das Gefühl, dass der Tag mit zunehmendem Alter einfach schneller zu vergehen scheint, als es früher der Fall war?

Diesen Text, den ich gefunden habe, erklärt, warum das so ist. Meiner Ansicht nach erscheint das auch logisch!

Und den möchte ich euch nicht vorenthalten!:

Wir hören in aller Munde das Lamento und stimmen in den Chor der Klage ein: Die Zeit vergeht zu schnell. Zumindest unter den Erwachsenen scheint die Wahrnehmung des rasanten Zeitverlaufes allgemein akzeptiert zu sein. Während der Kindheit und der Jugendzeit sei die Zeit viel langsamer vergangen, sagen wir. Zeiträume, die für uns heute so schnell vergehen, schienen damals von nicht fassbar langer Dauer gewesen zu sein. Man denke nur an die grossen Sommerferien. Erhebungen zeigen sogar, dass junge Erwachsene wie selbstverständlich davon ausgehen, dass die Zeit im Laufe des Alterns immer schneller vergehen wird. Und da kommt auch noch das Erschrecken hinzu. Wenn die Zeit mit zunehmendem Alter tatsächlich immer schneller vergeht, heisst das ja: Unser Leben verrinnt unerbittlich schnell.

Die Zeit, wie wir sie alltäglich erleben, vergeht ohnehin nicht im gleichen Tempo. Das Phänomen der Veränderlichkeit des subjektiven Ablaufs der Zeit ist dabei eng an unsere Befindlichkeit gekoppelt. Wenn uns langweilig ist oder wenn wir in deprimierter Stimmung einen Tag verleben, dann haben wir das fast körperliche Erlebnis der langsam vergehenden Zeit. Umgekehrt scheint die Zeit sehr schnell zu vergehen, wenn wir ein faszinierendes Gespräch führen oder im Flow der spannenden Arbeit die Zeit vergessen.

Die Aufmerksamkeit stellt dabei den entscheidenden Faktor dar, der das subjektive Tempo des Zeitverlaufes beeinflusst. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Zeit, weil die Langeweile dominiert, vergeht sie langsam. Ist unsere Aufmerksamkeit auf spannende Ereignisse gerichtet, merken wir den Fortgang der Zeit nicht, und das führt zu einer Beschleunigung des Tempos. Die Gefühle in Situationen unseres Lebens bewirken also die zeitbezogene Lenkung der Aufmerksamkeit und dies führt zum Erlebnis der langsam oder schnell vergehenden Zeit. Dieses Modell der Zeitwahrnehmung bezieht sich darauf, wie sehr jemand während des Fortschreitens der Zeit, also prospektiv, auf die Zeit achtet.

Anders verhält es sich, wenn wir retrospektiv, also erst nach Ablauf eines Geschehens unsere Aufmerksamkeit auf die Zeit richten. In diesem Fall muss unsere Wahrnehmung von Dauer auf Informationen aus dem Gedächtnis beruhen. Die Menge an Erlebtem während des Zeitintervalls bewirkt dann unsere Einschätzung von Dauer. Je mehr wechselnde Ereignisse während eines Zeitintervalls abgespeichert und im Augenblick der retrospektiven Zeitschätzung abgerufen werden können, umso länger erscheint die Dauer. Ein mit vielfältig variierenden Tätigkeiten und Erlebnissen angefüllter Tag führt zu einer grossen Sammlung abgespeicherter Gedächtnisinhalte, die uns den Tag lang erscheinen lassen.

Ein Tag, der aus der Routine des immer gleichen Alltags besteht, wirkt im Nachhinein wie fast nicht gelebt; er schrumpft zu einer kleinen zeitlichen Grösse zusammen. Mit den beiden genannten Komponenten der Zeiterfahrung lässt sich das Phänomen des Zeitparadoxes erklären. Abhängig von der prospektiven oder retrospektiven Perspektive kann das selbe Erlebnis zeitlich unterschiedlich bewertet werden. Die halbe Stunde, die wir im Wartezimmer des Arztes verbracht haben, mag während der Zeit, als wir darauf achteten, also prospektiv, unerträglich langsam vergangen sein. In der Rückschau aber können wir uns kaum daran erinnern, da nichts erinnernswertes passiert ist, und der Zeitraum verkürzt sich zu einer vernachlässigbaren Grösse. I

n einem anderen Fall, etwa wenn wir uns eine halbe Stunde mit einer attraktiven Person unterhalten, wird uns der Zeitverlauf gar nicht gewahr, am Ende ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Retrospektiv aber haben wir so viel anregende Momente in Erinnerung, Erzähltes und Gefühltes, dass uns der Zeitraum als langdauernd vorkommt.

Zeiterfahrung im Alter

Wie sieht es aber nun mit der Zeiterfahrung im Alter aus? Was weiss man aus empirischen Studien? Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gängige Meinung über die Geschwindigkeitszunahme des subjektiven Zeitverlaufes auch empirisch nachweisen lässt. Ab dem frühen Erwachsenenalter nimmt die subjektiv erlebte Geschwindigkeit langsam aber stetig zu. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass es im höheren Erwachsenenalter auch zu einer Verlangsamung der erlebten Geschwindigkeit der Zeit kommen kann. Eine Erklärung hierfür kann in der anfangs erläuterten Unterscheidung von Zeiturteilen in prospektive und retrospektive gefunden werden. Die Zeit vergeht langsamer, wenn wir uns auf sie konzentrieren, ihrer bewusst werden.

Bei Befragungen älterer Menschen könnte es sein, dass diejenigen von einer Verlangsamung im Zeitverlauf sprechen, die keinen mit befriedigenden Aufgaben ausgefüllten Tag erleben und gleichsam auf die (langsam) verrinnende Zeit zurückgeworfen sind. Wenn Menschen in ihrem monotonen Alltag befragt werden, während sie gerade die Zeit erleben, kommen sie zum Urteil der langsam vergehenden Zeit. Viele andere Personen aber, die befragt werden, beziehen sich auf ein retrospektives Zeiturteil der letzten Jahre. In diesem Zusammenhang kommt es dann zu der vielfach geäusserten Klage der immer schneller vergehenden Zeit. Im Laufe des Lebens werden wir schliesslich immer routinierter in der Lebensführung. Bis ins frühe Erwachsenenalter lernen wir ständig neue Fertigkeiten. Vor allem die Kindheit und das Jugendalter sind entwicklungspsychologisch definiert als Phasen, in denen sich eine neue Erfahrung an die andere reiht. Alles passiert zum ersten Mal und ist stark emotional gefþäbt. Diese Erlebnisse bleiben im Gedächtnis haften und dies führt retrospektiv zum Eindruck von langer Zeitdauer oder von langsam vergehender Zeit.

Im Erwachsenalter aber kann es sehr leicht zu einer Abnahme an neuen Erfahrungen kommen, wenn im Beruf und im persönlichen Umfeld wenig Veränderungen zu verzeichnen sind, Tag für Tag ähnliches erlebt wird. Die Routine des Arbeitsablaufes. Jedes Jahr der selbe Urlaubsort. Dieses immer Gleiche, das nicht mehr besonders ins Gedächtnis abgespeichert werden muss, führt dann, wenn wir auf die letzten Jahre zurückblicken, zum subjektiven Eindruck von kürzerer Zeitdauer und zur Klage "wie schnell doch wieder die Zeit vergangen ist".

Wie unschwer zu erkennen ist, können durchaus klare Handlungsanweisungen formuliert werden, die zu einer Veränderung der Zeiterfahrung führen können, einen reifen Umgang mit der Zeit - also eigentlich einen reifen Umgang mit dem Leben - bedeuten.

Das retrospektive Zeiturteil bezieht sich auf die Gedächtnisinhalte unserer vergangenen Lebensabschnitte, auf die Menge an Erlebten. Um zu spüren, dass unsere Lebenszeit langsam vergeht, müssen wir uns im Leben immer wieder neu positionieren, neuartige Erfahrungen machen, die aufgrund ihres Gefühlswertes langfristig im Gedächtnis gespeichert bleiben. So dehnt sich die Zeit. Das Leben vergeht langsamer. Wir müssen uns dabei fordern und das kann gegen die gemütliche Einstellung gehen. Es ist vielleicht anstrengender, zahlt sich aber über die Monate und Jahre mit dem Gefühl aus, gelebt zu haben, und vor allem: lange gelebt zu haben.

Die entwicklungspsychologischen Vorgþnge des Kindes- und Jugendalters können natürlich im Erwachsenalter nicht mehr wiederholt werden. Den herausragenden Eindruck von Neuartigkeit können wir nicht mehr so häufig erleben. Auch wenn wir jedes Jahr in ein neues Land fahren, um möglichst viel Neuartiges zu erleben, fahren wir schliesslich vielleicht zum 20. Mal in ein neues Land.

Etwas melancholisch gestimmt kann man schon sein wegen dieser verlorenen Erlebnisfähigkeit, die nicht wieder kehrt. Aber in Grenzen können wir dennoch einen reifen Umgang mit der Zeit erlernen.

Fazit:

Ihr erinnert euch bestimmt an Dinge wie euer erster Kuss, das erste Mal, den ersten Rausch, das erste mal am Joint gezogen?

Das sind alles Dinge, die für uns neue Erfahrungen bedeuten!

Und durch das regelmäßige Ausüben dieser Dinge geht der Effekt der neuen Erfahrung verloren!

Ihr kennt das sicher: Montags kotzt es euch an, dass ihr schon wieder arbeiten müsst, aber am Freitag kommt es euch vor, dass die Woche doch schon wieder sooo schnell vergangen ist!

Da stellt sich die Frage: Braucht man zur "Entschleunigung der Zeit" ständig neue Erfahrungen, d.h. müssen wir aus unserem monotonen Alltag herauskommen?

Oder sind es andere Faktoren, die unser Zeitgefühl verbessert?

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