Wie unabhängig ist mein Ich?

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Gast samfisher

Es ist höchst interessant...

...weil man es immer wieder selber zu spüren bekommt.

Aber man benennt das Problem nicht bewusst. Heute ist es mir zum Beispiel auch wieder passiert.

Aber seht selbst, es folgt ein Auszug aus einem "Welt der Wunder" - Artikel:

Wie unabhängig ist mein Ich?

Haben wir wirklich eine Meinung oder ist unser Umfeld für unser Denken und Handeln verantwortlich? In einem Experiment wurden einer Gruppe von zehn Personen drei Linien gezeigt, von denen zwei offensichtlich gleich lang, die dritte etwas kürzer war. Nur einer der Probanden war ahnungslos, neun waren Schauspieler. Nachdem die neun Eingeweihten angegeben hatten, die Linien seien alle gleich lang, kam auch der Uneingeweihte zu diesem sonderbaren Ergebnis. Die Macht der Gruppe manipulierte ihn. Untersuchungen belegen, dass der Mensch handelt, indem er andere imitiert.

Warum Marken ein Teil des Ichs werden

Wer steuert unser Konsumverhalten: der Verstand oder die Gefühle? Menschen denken gnadenlos markenorientiert, selbst wenn sie nichts davon wissen. Aber ihr Gehirn weiß es. Das Ergebnis einer Studie zeigt es: In einem Blindversuch entschieden sich Menschen mehrheitlich für das Getränk Pepsi. Wussten die Probanden aber, was sie tranken, zogen 90 Prozent Coca-Cola vor [Anmerkung: Das finde ich nicht mal so schlimm]. Mithilfe von Hirnscans können Forscher zeigen, warum das so ist. Denn wann immer die Versuchsteilnehmer das rote Label sahen, stieg ihre Gehirnaktivität im präfrontalen Kortex rapide an. "Diese Region ist für das Selbstwertgefühl zuständig", sagt Versuchsleiter Clint Kiltsvon der Emory University School of Medicine. Sie wird aktiv, wenn Menschen vertrauen. Ist eine Marke dort abgespeichert, hat sie schon gewonnen und wird Teil der menschlichen Identität.

Für ihr sogenanntes Rauchexperiment inszenierten Sozialpsychologen folgende Szene: Drei "Collegestudenten" saßen in einem Raum und beantworteten Testfragen. Zwei der Personen waren Schauspieler, der Dritte war völlig ahnungslos. Durch einen Lüftungsschacht ließen die Forscher ungefährlichen Rauch in den Raum strömen. Er brannte in den Augen und löste Husten aus. Die Schauspieler waren angewiesen, keinerlei Regung zu zeigen und auf besorgtes Nachfragen des Dritten nur mit einem Schulterzucken zu reagieren.

Sooft die Forscher den Versuch auch wiederholten, meist machte sich der jeweilige Proband wieder weiter, nachdem er die Reaktion seiner Kommilitonen überprüft hatte - nur eine einzige Testperson verließ den Raum, um Hilfe zu holen. Fakt ist: Unser Gehirn führt uns gnadenlos in die Irre. Selbst in Lebensgefahr folgen wir in fast 90% aller Fälle blind dem Urteil anderer - und handeln wider besseren Wissen.

Jetzt ist natürlich eure Meinung gefragt. Hinterfragt auch euch selbst! Wie könnte man seinen Willen mehr kontrollieren, und nicht so sehr sozialem Druck ausliefern?

Es ist eine ewige Diskussion: Sie beinhaltet "Approach Anxiety" (man will ja eigentlich, aber man fürchtet sich vor der Reaktion des sozialen Umfelds und vor der Reaktion der Angesprochenen), Themen wie "Lebe dein Leben" usw.

Viel Spaß!

samfisher.

bearbeitet von samfisher

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Das Buch "Influence: The Psychology of Persuasion" von Cialdini erklärt ähnliche Versuche aus sozialpsychologischer Sicht, speziell als Wirkmechanismus im Marketing.

Übrigens in dem Kapitel "social proof", so dass es leicht ist eine Brücke zu PU zu schlagen.

Social proof ist eine Entscheidungshilfe für Personen, die sich in bestimmten Situationen unsicher sind, da sie wie benjam -mal wieder :-( - richtig sagt, kein Erfahrungswissen haben oder weil sie generell unsicher sind.

Im Marketing wird social proof eingesetzt, um den Interessenten zum Kaufentschluss zu bringen.

Im PU... na ja, wissen wir ja alle :rolleyes:

Der Mechanismus ist einfach: was andere kennen, getestet haben und wieder kaufen, kann nicht so schlecht sein. Insbesondere wenn, die anderen mit mir selbst vergleichbar sind. Deshalb gibt es gezielte Werbekampagnen, die Menschen, "wie du und ich zeigen", die begeistert vom Produkt sind. Zur Zeit etwa Fernsehwerbung Fielmann oder Burger-King uvm.

Die besonders negative Seite, sich an social proof zu orientieren, zeigen aber die bekannten Verhaltensweisen von "umherstehenden Gaffern" bei Autounfällen o.ä. die nicht eingreifen, obwohl das Opfer Hilfe benötigt. Hier sind die meisten Zuschauer mit der Situation überfordert und wissen nicht, wie sie handeln sollen: sie sind unsicher. Hier kommt dann natürlich auch die Angst dazu, etwas falsches zu machen.

Daher schauen sie sich um, mit dem Ziel, einen Impuls für die eigenen Handlungen zu erhalten. Sie sehen jedoch nur andere Zuschauer, die genau so unsicher sind. Der gegenseitige Einfluss kann also die Gesamtheit der Leute hemmen, aktiv zu werden.

Da Unsicherheit aber ein weit verbreitetes Phänomen ist und nicht nur in einer Extremsituation wie oben beschrieben auftritt, orientieren sich viele Menschen bei den Entscheidungen des täglichen Lebens, an der social proof - Regel. Das kann vom Klamotten-Kauf, welcher Club angesagt ist bis hin zur Wahl des gesamten Lebensweges gehen.

Dem kann man m.E. nur entgehen, indem man sich Unsicherheit eingesteht, wenn sie auftritt, und seine Handlungen dann bewusst an seinen Zielen und Werten ausrichtet - das kann dann, muss aber garantiert nicht mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen übereinstimmen (nach meiner Erfahrung sehr oft nicht).

Ich bin der Meinung, das klappt ganz gut. :-D

bearbeitet von OMGWTFBBQ

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Gast samfisher

Dass man aber den kürzeren (oder längeren) Strich nicht als solchen nach außen hin bewertet, nur weil man sich anderen anpassen will, um nicht aufzufallen, grenzt an Verantwortungslosigkeit. Ebenso das mit diesem stechenden Rauch. Das hier immer noch die meisten die Klappe halten, ist schade. Ich muss mich auch immer wieder bei sowas ertappen. Man sollte doch zu seiner Meinung stehen dürfen! Deswegen muss und darf man nicht alle gesellschaftlichen Konventionen verteufeln und über Bord schmeißen, vieles ist nützlich, doch wenn man sich diesen sozialen Regeln und Normen unterwirft, nur um nicht krumm von anderen Menschen angesehen zu werden, nimmt sich seine Selbstbestimmung. Und missachtet seinen (eigentlichen) Willen.

Genau aus diesem Grund entstehen und halten sich ja auch Diktaturen. Natürlich ist auch hier abzuwägen: Ist mir mein Leben teurer als der Wille, Hitler zu stürzen? Doch das fragt sich im Grunde JEDER (der nicht gerade überzeugter Fanatiker ist - und das waren ja damals doch einige)! Es fragt sich jeder, doch der einzelne hat eben zu viel Angst vor dem sogenannten und oft zitierten Kollektiv. Vor dem Kollektiv und seiner Meinung. Beim Ansprechen einer Frau denke ich mir auch: "Was werden die Leute um mich sagen?" Man spürt schon die nackten Zeigefinger auf sich gerichtet. Vielleicht auch ein (Aus)lachen. Entsetzte, neugierige Blicke - bewertende Blicke.

Pauschalisierungen sind zu entschuldigen. :-)

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Gast samfisher
Wenn du unbewusst erwartest, dass man gleich mit dem Finger auf dich zeigt, dann merken andere Leute das - und erwarten schon, dass du im nächsten Moment etwas peinliches tun wirst. Menschen sind empathisch.

Genauso funktionierts umgekehrt. Wenn man gute Laune hat und ohne drüber nachzudenken einen Smaltalk anfängt, dann wird man meist auch so wahrgenommen werden.

Das ist wahr :rolleyes:

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