Umgang mit alkoholkrankem Vater

13 Beiträge in diesem Thema

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Seit ich denken kann hat mein Vater Probleme mit dem Alkohol, da meine Eltern sich getrennt haben als ich noch ein Kind war hat es mich zwar nicht so hart erwischt, wie es hätte kommen können aber eine Belastung war und ist definitiv da.

Ich habe in der näheren Vergangenheit eine Menge über das Thema gelesen, Muster Erkannt und versucht diese zu durchbrechen, größtenteils auch erfolgreich. Meist sind die Kinder von Alkoholikern entweder total verantwortungslos oder sehr verantwortungsvoll, ich gehöre glücklicherweise zu den letzteren. Es gibt immer noch parallelen die mich stören aber damit werde ich schoon fertig werden.

Womit ich aber garnicht fertig werde ist die Frage danach wie ich mit meinem Vater umgehen soll. Kontakt habe ich seit ich in eine größere Stadt gezogen bin meist nur telefonisch und ab und an kommt er mich besuchen. Er gehört nicht zu denen die Ihre Sucht abstreiten aber unternimmt trotzdem nix dagegen. Ich weiß das ich mich damit abfinden muss aber was ich als extremst respektlos empfinde ist es wenn er angetrunken bei mir auftaucht oder mich in einem solchen Zustand anruft, was leider öfter vorkommt. Als würde es nicht reichen das er mir meine halbe Kindheit total versaut hat. Ich liebe ihn, er ist mein Vater, aber dennoch macht mich das verdammt wütend!

Diese Situation und belastet mich, es ist zum Kotzen. Ich kann ihm da nicht helfen, dass weiß ich, aber ich kann ihm aufgrund seiner Sucht auch sonst nirgends helfen. Er ist finanziel regelmäßig am Ende, mir geht es finanziell ganz gut aber ich leihe ihm kein Geld weil ich weiß, dass er die Entlastung nur nutzen würde um sich Alkohol zu kaufen und das will ich nicht unterstützen. Er ist auch total LSE, unmotiviert,... aber das einzige was von ihm kommt ist gejammer. Für ihn ist das Gras auf der anderen Seite des Zaunes immer Grüner und schuld daran ist seiner Meinung nach niemand oder die Anderen. Das stinkt zum Himmel und es stinkt mir, er tut nix, ich habe zu Hause zig Bücher liegen die mir dabei geholfen haben die Schäden zu kompensieren die er verursacht hat und habe eine Jahrelange Therapie hinter mir.

Erst durch Pickup habe ich erkannt wie wichtig der Selbstwert ist und das ist es auch woran ich momentan hauptsächlich arbeite. Aber hier trete ich einfach auf der Stelle. Es hat ewig gedauert bis ich mir eingestanden habe, dass der Alkoholismus meines Vaters mein größtes Problem ist und das ich lernen muss damit umzugehen. Statistisch gesehen ist jedes 10. Kind das Kind eines Alkoholkranken Elternteils, von daher müssten einige hier meine Situation kennen. Wie geht ihr mit euren Eltern um und was hat euch geholfen damit fertig zu werden? Natürlich bin ich auch über Kommentare von anderen Dankbar die mal in Kontakt mit dem Thema waren!

mfg

Reaven

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Hi

bei mir ist es umgefähr die gleiche Situation, habe vor 1 1/2 Jahren ausgezogen und habe von einem Tag auf den anderen den Kontakt abgebrochen und kommuniziere nurnoch das nötigste bzgl. Unterhaltsforderungen und dann nur schriftlich, wobei ich natürlich nie eine Antwort erhalte.

Ich hab die Erfahrung gemacht das man nicht alles ändern kann. Und ich kann damit leben.

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@benjamin: Das Konzept ist mir natürlich bekannt und es ist auch der Grund aus dem ich den Kontakt nicht ganz abbrechen will, ich meine verdammt er ist mein Vater und keine HB, davon werde ich immer nur einen haben.

Probleme bereitet mir nicht die Differenzierung zwischen Person und Verhalten, sondern das extrem schwankende Verhalten, welches eben aus dem Alkoholismus resultiert. Ich kann mir nie sicher sein in welchem Zustand er erscheint, dass ist mit eine der größten Belastungen weil ich schon von vorneherein denke "Wehe dir,..." und selbst wenn meine Befürchtung nicht zutrifft bleibt da immer eine gewisse Agression zurück, weil ich diese nie abreagieren kann. Bzw. nicht an meinem Vater, auf dessen Verhalten ich eigentlich wütend bin.

@attack3: Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich ihn nicht ändern kann, es geht mir mehr darum gut damit klar zu kommen wie es ist. Bzw, in dieser Hinsicht zu entscheiden welche Reaktionen angemessen und welche überzogen sind.

Vielen Dank für eure Antworten!

Reaven

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Womit ich aber garnicht fertig werde ist die Frage danach wie ich mit meinem Vater umgehen soll. Kontakt habe ich seit ich in eine größere Stadt gezogen bin meist nur telefonisch und ab und an kommt er mich besuchen.

Find ich Gut.

Ich weiß das ich mich damit abfinden muss

Abfinden ist sehr negativ behaftet.

Du wirst dass bald anders sehen und es akzeptieren.

Radikal könnte man sagen: Es geht dich nichts an!

aber was ich als extremst respektlos empfinde ist es wenn er angetrunken bei mir auftaucht oder mich in einem solchen Zustand anruft, was leider öfter vorkommt. Als würde es nicht reichen das er mir meine halbe Kindheit total versaut hat. Ich liebe ihn, er ist mein Vater, aber dennoch macht mich das verdammt wütend!

Was meinst du könntest du dagegen tun ?

Ich kann ihm da nicht helfen

In dem Fall ist weniger Mehr

Er ist finanziel regelmäßig am Ende, mir geht es finanziell ganz gut aber ich leihe ihm kein Geld weil ich weiß, dass er die Entlastung nur nutzen würde um sich Alkohol zu kaufen und das will ich nicht unterstützen.

Gut So!

Wie geht ihr mit euren Eltern um und was hat euch geholfen damit fertig zu werden?

Co-Abhängigkeit: Die Sucht hinter der Sucht

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Es hat ewig gedauert bis ich mir eingestanden habe, dass der Alkoholismus meines Vaters mein größtes Problem ist und das ich lernen muss damit umzugehen.

Der Alkoholismus Deines Vaters ist nicht Dein Problem. Es belastet Dich (und Deine Mutter) Dein ganzes Leben lang schon mit, aber es IST SEIN PROBLEM.

Statistisch gesehen ist jedes 10. Kind das Kind eines Alkoholkranken Elternteils, von daher müssten einige hier meine Situation kennen. Wie geht ihr mit euren Eltern um und was hat euch geholfen damit fertig zu werden? Natürlich bin ich auch über Kommentare von anderen Dankbar die mal in Kontakt mit dem Thema waren!

Alkohol ist vermutlich die Droge, die in D am meisten Menschen und Familien zerstört, es ist demnach gut möglich, dass Du in Deinem engsten Umfeld bereits andere Betroffene hast, die aber - z. B. vor Scham - schweigen.

Bevor ich dazu mehr schreibe würd ich gern wissen, ob Dein Vater (früher) gewalttätig (wurde/)wird oder ob er immer eher der depressive Typ ist.

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War eigentlich in deiner Therapie dein innerer Vater mal Thema? Also, nicht dein Vater als tatsächliche Person oder der Umgang mit ihm, sondern das Bild das du selbst von deinem Vater hast?

Ja, allerdings nur sehr indirekt, ich war damals noch sehr jung und das Thema wurde zwar behandelt aber meist verpackt in Metaphern. Beispielsweise wurde ich gebeten mir ein Tier auszusuchen, welches den Charakter meiner Eltern repräsentiert.

aber was ich als extremst respektlos empfinde ist es wenn er angetrunken bei mir auftaucht oder mich in einem solchen Zustand anruft, was leider öfter vorkommt. Als würde es nicht reichen das er mir meine halbe Kindheit total versaut hat. Ich liebe ihn, er ist mein Vater, aber dennoch macht mich das verdammt wütend!

Was meinst du könntest du dagegen tun ?

Gegen das Auftreten dieser Ereigenisse könnte ich etwas tun, dass ist mir klar. In dem Moment in dem es passiert nix, wenn er angetrunken ist ergibt es keinen Sinn mit ihm darüber zu reden, dann sagt er zu allem ja um seine Ruhe davor zu haben. Also müsste ich warten bis er wieder nüchtern ist. Dann mit ihm darüber zu reden ist mir aber ein Horror denn ich noch überwinden muss. :rolleyes:

Wie geht ihr mit euren Eltern um und was hat euch geholfen damit fertig zu werden?

Co-Abhängigkeit: Die Sucht hinter der Sucht

Das stand schon auf meiner Liste, dann werde ich es aber vorziehen, es gibt einfach zu viel Literatur zu dem Thema. Ziemlich makaber fand ich was passiert ist als ich die ersten Bücher zu dem Thema bei Amazon bestellt habe. Ich habe die drei Bücher und einen Gutschein für zwei Flaschen Rotwein bekommen! Fand ich ehrlcih gesagt sehr unmoralisch.

mfg

Reaven

//

Bevor ich dazu mehr schreibe würd ich gern wissen, ob Dein Vater (früher) gewalttätig (wurde/)wird oder ob er immer eher der depressive Typ ist.

Gewalttätig war er nie, depressiv dagegen schon.

bearbeitet von Reaven

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aber was ich als extremst respektlos empfinde ist es wenn er angetrunken bei mir auftaucht oder mich in einem solchen Zustand anruft, was leider öfter vorkommt. Als würde es nicht reichen das er mir meine halbe Kindheit total versaut hat. Ich liebe ihn, er ist mein Vater, aber dennoch macht mich das verdammt wütend!

Was meinst du könntest du dagegen tun ?

Gegen das Auftreten dieser Ereigenisse könnte ich etwas tun, dass ist mir klar. In dem Moment in dem es passiert nix, wenn er angetrunken ist ergibt es keinen Sinn mit ihm darüber zu reden, dann sagt er zu allem ja um seine Ruhe davor zu haben. Also müsste ich warten bis er wieder nüchtern ist. Dann mit ihm darüber zu reden ist mir aber ein Horror denn ich noch überwinden muss. :-D

Darauf wollt ich nicht hinaus ;-)

Wieso telefonierst du überhaupt mit ihm wenn er betrunken ist wenn du es nicht willst und es dir so unangenehm ist.

Wieso darf er dich besuchen wenn er betrunken ist wenn du es nicht willst und es dir so unangenehm ist.

Ich kann nicht sagen ob es den Energieaufwand wert ist einem Alkoholiker rational die Situation erklären zu versuchen.

Taten sind gefragt. Taten für dich und nicht für Andere.

Hol dir das Buch dann werden dir noch mehr Lichter auf gehen :-)

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Taten sind gefragt. Taten für dich und nicht für Andere.

Das ist mir klar, ich hatte mich leider etwas missverständlich ausgedrückt.

Hol dir das Buch dann werden dir noch mehr Lichter auf gehen :rolleyes:

Ist schon bestellt,...

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War eigentlich in deiner Therapie dein innerer Vater mal Thema? Also, nicht dein Vater als tatsächliche Person oder der Umgang mit ihm, sondern das Bild das du selbst von deinem Vater hast?

Ja, allerdings nur sehr indirekt, ich war damals noch sehr jung und das Thema wurde zwar behandelt aber meist verpackt in Metaphern. Beispielsweise wurde ich gebeten mir ein Tier auszusuchen, welches den Charakter meiner Eltern repräsentiert.

Den Scheiss kenn ich :-D . Weißt Du noch, welche Tiere Du für sie und Dich ausgewählt hast?

aber was ich als extremst respektlos empfinde ist es wenn er angetrunken bei mir auftaucht oder mich in einem solchen Zustand anruft, was leider öfter vorkommt. Als würde es nicht reichen das er mir meine halbe Kindheit total versaut hat. Ich liebe ihn, er ist mein Vater, aber dennoch macht mich das verdammt wütend!

Was meinst du könntest du dagegen tun ?

Gegen das Auftreten dieser Ereigenisse könnte ich etwas tun, dass ist mir klar. In dem Moment in dem es passiert nix, wenn er angetrunken ist ergibt es keinen Sinn mit ihm darüber zu reden, dann sagt er zu allem ja um seine Ruhe davor zu haben. Also müsste ich warten bis er wieder nüchtern ist. Dann mit ihm darüber zu reden ist mir aber ein Horror denn ich noch überwinden muss. ;-)

Du hast noch nie mit ihm darüber geredet? Du hast zwar eine Therapie gemacht, das Problem hat Dir nach Deiner Aussage Deine halbe Kindheit versaut (was meinst Du damit genau?), aber Du hast mit ihm noch nicht über seinen Alkoholismus gesprochen? Deine Mutter doch bestimmt... und Du dann mit Deiner Mutter? Hat sie D.A.n. eigentlich Angst vor ihm oder nur um ihn?

Wie geht ihr mit euren Eltern um und was hat euch geholfen damit fertig zu werden?

Co-Abhängigkeit: Die Sucht hinter der Sucht

Das stand schon auf meiner Liste, dann werde ich es aber vorziehen, es gibt einfach zu viel Literatur zu dem Thema. Ziemlich makaber fand ich was passiert ist als ich die ersten Bücher zu dem Thema bei Amazon bestellt habe. Ich habe die drei Bücher und einen Gutschein für zwei Flaschen Rotwein bekommen! Fand ich ehrlcih gesagt sehr unmoralisch.

Tja, das ist mit ein Grund für die Zerstörungskraft des Alkohols: er ist gesellschaftlich total akzeptiert (mit Ausnahme der strenggläubigen Moslems natürlich), da gibt es - relativ gesehen - kein Entkommen.

Gewalttätig war er nie, depressiv dagegen schon.

Das beruhigt mich. Vielleicht können wir nun genauer einkreisen, was an seinem Alkoholismus Dir so zusetzt. Depressionen sind nicht schön mit anzusehen, das Gefühl, dass ihm Alkohol wichtiger ist als seine Familie macht wütend, Unzuverlässigkeit dito. Wahrscheinlich schämst Du Dich auch für ihn. Was stört bzw. belastet Dich noch?

Ich kann nicht sagen ob es den Energieaufwand wert ist einem Alkoholiker rational die Situation erklären zu versuchen.

Nein, das bringt gar nichts. Meist hat man das Glück und avanciert zum Hauptschuldigen, wenn man einem Besoffenen Vorhaltungen zum Trinkverhalten macht. Ich glaube, es kann nur andersrum funktionieren, wenn der Vater ein Ventil findet wo er nüchtern und in Ruhe seine Situation erklären kann, seinen Lebens-Frust verarbeitet, Stichwort Selbsthilfegruppe. War er schon mal in einer Klinik zum Entzug? Ist er überhaupt noch arbeitsfähig? Ist er ein Pegel- oder ein Quartalstrinker (erstere brauchen ihre täglich-gleichbleibende Dosis, letztere schießen sich in größeren Abständen total ab, gibt natürlich auch Mischformen)? Seit wann wird sein Alkoholkonsum in Eurer Familie als Problem wahrgenommen... und durch welche Personen vorrangig?

Du meinst vielleicht, er wüsste nicht was er Euch/Dir damit antut, sei Dir sicher: er weiß es, und er leidet auch darunter.

Wer trinkt will vergessen. Welche Erlebnisse in seinem Leben es waren, die ihn hilflos und unsicher machten, wirst Du vielleicht nie erfahren, aber es gibt sie, diese Baustellen in seinem Inneren, die auf eine Fertigstellung warten.

Du musst die Vorstellung aufgeben, dass Du ihn therapieren kannst. Du kannst ihn maximal lieben, verstehen und ihm anschließend verzeihen. Du tust wirklich mehr für ihn, wenn Du Dich ein Stück weit rausziehst, ent-dramatisierst und Deinen Eltern ein Beispiel gibst wie das geht mit dem selbstbestimmten Leben. Denn auch wenn Du so gut wie nichts über Deine Mutter geschrieben hast: die Wahrscheinlichkeit, dass sie Co-Abhängig ist, ist sehr hoch. Damit würde sie ihm gegenüber eine moralisch-überlegene Position einnehmen und käme kaum mal auf den Gedanken, dass ihr Verhalten sein Alkohol-Problem verschärft. Die Rolle willst Du nicht erben, musst Du auch nicht!

Wenn Du das Gefühl hast die Kraft zur inneren Distanz nicht aufbringen zu können, lass Dir mal Reiki geben!

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Warum soll ich einen Unterschied machen zwischen dem Verhalten von "Blutsverwandtschaft", LTRs, Freunden, Bekannten, Auftraggebern - oder jemandem, den ich erst seit fünf Minuten kenne?

Wegen dem Verhältnis zu ihnen ?

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Ja, allerdings nur sehr indirekt, ich war damals noch sehr jung und das Thema wurde zwar behandelt aber meist verpackt in Metaphern. Beispielsweise wurde ich gebeten mir ein Tier auszusuchen, welches den Charakter meiner Eltern repräsentiert.

Den Scheiss kenn ich :-D . Weißt Du noch, welche Tiere Du für sie und Dich ausgewählt hast?

Es ist schon sehr charakteristisch für jemanden der sich später zum AFC entwickelt hat! :-D

Ich habe mich für ein Schaf entschieden, weil ich die enorme Konfliktscheuheit meines Vaters damals törichterweise als Friedfertigkeit ausgelegt habe, vielleicht auch weil ich ihn oftmals als Hilflos wahrgenommen habe. Das ist mir schon aufgefallen als ich die Geschichte von dem Löwen gelesen habe der von Schafen großgezogen wird,... die ist hier ja relativ bekannt.

Du hast noch nie mit ihm darüber geredet? Du hast zwar eine Therapie gemacht, das Problem hat Dir nach Deiner Aussage Deine halbe Kindheit versaut (was meinst Du damit genau?), aber Du hast mit ihm noch nicht über seinen Alkoholismus gesprochen? Deine Mutter doch bestimmt... und Du dann mit Deiner Mutter? Hat sie D.A.n. eigentlich Angst vor ihm oder nur um ihn?

Natürlich habe ich mit ihm darüber schon geredet, nicht nur einmal. Ich habe auch mit meiner Mutter drüber geredet. Sie hatte damals Angst um ihn, er ist wiklich ziemlich konfliktscheu und selbst volltrunken nicht gewalttätig.

Was ich damit genau meine,... naja ich weiß nicht mehr allzu viel aber es war einfach unschön, die permanente Unzuverlässigkeit, sein Verhalten vor anderen, die Tatsache das ich auch später alles mögliche Machen musste was er eigentlich hätte tun sollen,.... Und grade jetzt im Nachhinein macht es mich wütend weil ich je mehr ich mich damit beschäftige immer neue schlechte Erinnerungen wieder hoch kommen an die ich mich schon lange nicht mehr erinnert habe.

Gewalttätig war er nie, depressiv dagegen schon.

Das beruhigt mich. Vielleicht können wir nun genauer einkreisen, was an seinem Alkoholismus Dir so zusetzt. Depressionen sind nicht schön mit anzusehen, das Gefühl, dass ihm Alkohol wichtiger ist als seine Familie macht wütend, Unzuverlässigkeit dito. Wahrscheinlich schämst Du Dich auch für ihn. Was stört bzw. belastet Dich noch?

Es ist hauptsächlich das Gefühl der Ungewissheit und das er auch wenn ich ihn darum 20 mal bitte nicht aufhört, sondern so tut als wäre er das Opfer, was ich ja nicht ganz von der Hand weisen will aber da er dagegen nichts unternimmt kann ich diese Opferrolle nicht anerkennen.

Ich kann nicht sagen ob es den Energieaufwand wert ist einem Alkoholiker rational die Situation erklären zu versuchen.

Nein, das bringt gar nichts. Meist hat man das Glück und avanciert zum Hauptschuldigen, wenn man einem Besoffenen Vorhaltungen zum Trinkverhalten macht. Ich glaube, es kann nur andersrum funktionieren, wenn der Vater ein Ventil findet wo er nüchtern und in Ruhe seine Situation erklären kann, seinen Lebens-Frust verarbeitet, Stichwort Selbsthilfegruppe. War er schon mal in einer Klinik zum Entzug?

Ja war er, hat soweit auch gut geklappt, er hats durchgezogen und war danach meiner Meinung nach ein halbes Jahr trocken, wurde dan ein zweites mal geschieden und hat zu diesem Zeitpunkt wieder angefangen.

Ist er überhaupt noch arbeitsfähig? Ist er ein Pegel- oder ein Quartalstrinker (erstere brauchen ihre täglich-gleichbleibende Dosis, letztere schießen sich in größeren Abständen total ab, gibt natürlich auch Mischformen)? Seit wann wird sein Alkoholkonsum in Eurer Familie als Problem wahrgenommen... und durch welche Personen vorrangig?

Arbeitsfähig ist er aufgrund der Depressionen nicht mehr, nein. Er ist Quartalstrinker, in Monatsabständen, jeweils wenn die Rente kommt kippt er sich weg. In dem Zeitraum vermeide ich es wenn möglich auch Kontakt mit ihm zu haben.

Du musst die Vorstellung aufgeben, dass Du ihn therapieren kannst. Du kannst ihn maximal lieben, verstehen und ihm anschließend verzeihen. Du tust wirklich mehr für ihn, wenn Du Dich ein Stück weit rausziehst, ent-dramatisierst und Deinen Eltern ein Beispiel gibst wie das geht mit dem selbstbestimmten Leben.

Das mache ich bereits alles, ich mache mir was den Einfluss auf sein Verhalten angeht auch keine Illusionen meht.

Denn auch wenn Du so gut wie nichts über Deine Mutter geschrieben hast: die Wahrscheinlichkeit, dass sie Co-Abhängig ist, ist sehr hoch. Damit würde sie ihm gegenüber eine moralisch-überlegene Position einnehmen und käme kaum mal auf den Gedanken, dass ihr Verhalten sein Alkohol-Problem verschärft. Die Rolle willst Du nicht erben, musst Du auch nicht!

Die beiden haben sich schon als ich sechs war geschieden, war vermutlich auch besser für mich. Meine Mutter hat auch immer ordentlich aufn Putz gehaun aber genützt hat es nie was, dass habe ich schon sehr früh verstanden. Sie habe ich damals als Raubkatze gedeutet, verdrehte Welt. :/

Wenn Du das Gefühl hast die Kraft zur inneren Distanz nicht aufbringen zu können, lass Dir mal Reiki geben!

Reiki?

Ich seh das anders. Für mich ist Verwandtschaft keine Pflichtbekanntschaft. Warum soll ich einen Unterschied machen zwischen dem Verhalten von "Blutsverwandtschaft", LTRs, Freunden, Bekannten, Auftraggebern - oder jemandem, den ich erst seit fünf Minuten kenne?

Es ist nicht nur die Verwandschaft, es gibt ja auch durchaus gute Erinnerungen und positive Emotionen.

Diese Bedeutung ist aber weniger mit den realen Personen unserer Eltern verbunden, sondern mehr etwas was man der Person selbst gibt. Die Bedeutung entsteht im Kopf und ein Teil davon im Unbewussten. Das meinte ich mit dem inneren Bild, das man von seinem Vater hat.

Okay, mal davon losgelöst das er mein Vater ist sehe ich sein Verhalten teils positiv, teils negativ. Problematisch it in dem Zusammenhang das die ABhängigkeit wirklich jeden Teil seines Lebens irgendwo beeinflusst was auch mein Bild von ihm arg mitnimmt.

Mit diesem inneren Bild kann man sich auseinandersetzen. Der Gedanke dazu kam mir, weil du von Selbstwertgefühl schreibst. Wenn du dich mit dem inneren Bild deines Vaters beschäftigst, beschäftigst du dich mit dir selbst und entwickelst dadurch dein Selbstwertgefühl.

Sich mit diesem inneren Bild der Eltern beschäftigen bedeutet, sich zu entscheiden, was man als nützlich von den Eltern annehmen will und was man nicht übernehmen will. Also, welche Denkweisen und Verhaltensmuster man gut findet und welche nicht.

Das habe ich verdammt lange gemacht, bewusst, teilweise sogar schriftlich. Vielleicht kennst du das Buch "Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls", dort werden Aufgaben gestellt die Informationen aus dem Unterbewusstsein "entlocken" sollen, dass hat mir einige Klarheit darüber verschafft welche Eigenschaften ich von meinen Eltern übernommen habe und dadurch habe ich mich entschieden manche abzulegen und andere beizubehalten.

Ziel wäre, dass man die inneren Konflikte klärt, die man mit dem inneren Bild der Eltern hat. Diese Konflikte hat übrigens so ziemlich jeder.

Möglicherweise klärst du so auch die Agressionen, die zwar zu deinem Vater gehören, die du ihm als Person aber natürlich nicht zurück geben kannst. Agressionen entstehen als Emotionen ja im Unbewussten.

Auch über Agressionen habe ich einiges gelesen ("Keine Angst vor Agressionen" von Bach und Goldberg, ein sehr gutes Buch!) und getan. In dem Buch wurden Wege beschrieben mit Agressionen umzugehen die sich gegen ein Person richten an der man diese nicht auslassen kann, bzw. die man nicht in dem Rahmen abreagieren kann. Dabei ist mir auch noch das Eine oder Andere Licht aufgegangen.

mfg

Reaven

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Schon mal überlegt, das Lesen durch einem kompetenten psychologischen Berater zu ergänzen? Wenn man sich schon viel angelesen hat, könnte man so neue Impulse bekommen.

Ja, daran gedacht habe ich schon, nicht nur einmal, die Frage ist nur ob ich mir das leisten kann oder ob die Krankenkasse das übernimmt. Ich sagte zwar das es mir finanziell gut geht, wenn ich das selbser zahlen müsste könnte ich die Wochenenden trotzdem streichen.

mfg

Reaven

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Gast Commandante
Ich weiß das ich mich damit abfinden muss

Das siehst du falsch. Du muss dich damit nicht abfinden. Du wirst dich damit auch nicht abfinden können, wenn er dich damit tagtäglich konfrontiert.

Du hast das Recht, dein Leben ohne Einfluss von Alkoholikern zu leben, weil es dein Leben ist. Du bist nicht im Landtag, es wird nicht auf eine demokratische Art und Weise entschieden, wie du dein Leben zu führen hast.

Kann jemand das nicht akzeptieren (von Vverstehen ist nicht einmal die Rede), dann soll er/sie sich aus deinem Leben verpissen!

Die Regel gilt für alle, dein Vater inklusive.

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