Es gibt keine Probleme! Sie existieren nur in deinem Kopf Ich will mal mit einer Anekdote aus dem Matheunterricht beginnen: Mein Mathelehrer versuchte oft uns das Wesen der Mathematik näher zu bringen, und eine Sache ist mir diesbezüglich besonders in Erinnerung geblieben. Er stellte uns eine einfache Aufgabe: "Wenn ihr das Volumen der Turnhalle [Anmerkung: diese war aus unserem Raum gut zu sehen] berechnen solltet, wie würdet ihr vorgehen?" Klare Sache! "Da die Turnhalle ein Quader ist, würde ich zunächst die entsprechenden Seitenlängen abmessen und dann mit der Volumenformel des Quaders das Volumen der Turnhalle berechnen." Soweit so gut, klingt einleuchtend oder? Aber jetzt kommt der Knackpunkt. Unser Mathelehrer sagte nämlich: "Ich behaupte die Turnhalle ist kein Quader". Natürlich schauten wir alle erstmal reichlich dumm aus der Wäsche ... was redet der denn da für einen Unsinn? Aber: Er hatte Recht! Es gibt keine Quader. Genauso gibt es keine Pyramiden, keine Zylinder, keine Kugeln, keine Kreise, keine Vierecke, keine Kegel, keine Würfel usw. usw. Es gibt sie nicht! Denn all diese Gebilde sind nur gedankliche Konstrukte, Modelle, die sich jemand erdacht hat, um zu Klassifizieren was wir wahrnehmen. Das ist nunmal das Wesen der Mathematik ... sie schafft abstrahierende Modelle zur Beschreibung bestimmter Sachverhalte, wobei bestimmte Annahmen gemacht werden. Mithilfe dieser Modelle lassen sich dann Erkenntnisse gewinnen, die sich unter Umständen wieder auf die Realität übertragen lassen, vorausgesetzt die gemachten Annahmen waren richtig. Aber ein Quader bleibt ein Modell, kein real existierendes Gebilde. Natürlich kann ich auf diese Art und Weise das Volumen der Turnhalle berechnen. Nur das macht die Turnhalle nicht zu einem Quader, sie ist lediglich ein Gebilde, auf das die Kriterien unseres gedanklichen Konstrukts, unseres Modells, nämlich das des Quaders, in etwa zutreffen. Nichtsdestotrotz: sie bleibt eine Turnhalle. Allerdings stellt sich dann auch folgende Frage: Wenn diese Turnhalle kein Quader ist, was macht sie dann überhaupt zur Turnhalle? Die Antwort ist einfach: Sie entspricht unserer Vorstellung, unserem Modell, das wir im Kopf von einer Turnhalle haben. Es gibt keine Turnhallen. Es gibt nur Gebilde, die diesem gedanklichen Konstrukt entsprechen. Gebilde, die wir aufgrund ihrer Eigenschaften als Turnhalle betrachten. Denn letztlich ist die Turnhalle nicht mehr als eine geschickt zusammengefügte Ansammlung von Beton, Stahl, Kunststoffen usw., die wir in unserem Verstand als Turnhalle klassifizieren. Jemand, der nicht weiß was eine Turnhalle ist, wird diese auch nicht als eine solche sehen. Er sieht nur den Betonklotz, das Gebilde, das da in der Landschaft herumsteht. Wohin führt uns das? Wie du sicher gemerkt hast, beruht unsere Wahrnehmung der Welt auf der Art und Weise, wie wir sie in die in unserem Verstand existierenden Vorstellungen pressen. Du siehst vor dir einen grauen Kasten und denkst: "Computer", du siehst ein kleines schwarzes Plastikding und denkst: "Handy", du siehst ein dünnes weißes Etwas mit kleinen schwarzen und bunten Formen darauf, und denkst: "Zeitung". Man könnte das ewig so fortsetzen. Alles, was wir wahrnehmen, wird von unserem Verstand bewertet und eingeordnet, und zwar in die Schubladen die er im Laufe unseres Lebens angelegt hat. Die Schubladen in die bestimmte Dinge gelegt werden, können sich dabei vielleicht ändern, jedoch nie die Tatsache, DASS unser Verstand in Schubladen denkt. Versteh mich nicht falsch! Es geht nicht darum, ob diese Gebilde an sich, z.B. die Turnhalle, tatsächlich existieren. Selbstverständlich ist diese Ansammlung von Beton, Stahl und Kunsttoffen (oder wenn wir noch tiefer gehen Anordnungen einzelner Atome) tatsächlich da. Aber zur Turnhalle wird diese erst in unserem Kopf, nämlich wenn wir dieses Gebilde im Kopf mit unseren Vorstellungen abgleichen, und feststellen, dass es unserer Modellvorstellung einer Turnhalle entspricht. Du nimmst das Gebilde wahr, bewertest, ordnest ein. Und es wird für dich zu einer Turnhalle. So läuft es mit allen Dingen, mit allem was du erlebst. Das war jedoch nicht immer so in deinem Leben. Hast du schon einmal ein kleines Kind beobachtet, das mit größter Begeisterung mit den banalsten Dingen hantiert, sie erforscht, versucht sie wahrzunehmen? Dabei ist dir sicher das Leuchten in den Augen aufgefallen. Woran liegt das? Bei Kindern ist das konditionierte Denken noch nicht ausgeprägt. Sie denken noch nicht in Schubladen (die sie auch noch garnicht angelegt haben), ordnen noch nicht alles ein, bewerten nicht ständig. Das können sie einfach noch nicht. Dieses kleine Kind weiß nicht, dass dieses Ding, das es da in der Hand hält nur eine belanglose Packung Papiertaschentücher ist. Es ist etwas, aber das Kind weiß nicht was. Deshalb ist es spannend für das Kind, diesen Gegenstand zu erforschen. Es nimmt es nur als das war, was es ist, versucht herauszufinden wie es sich verhält, was man damit anstellen kann. Es schaut an, tastet, riecht, schmeckt. Dieses Kind da, es versucht einfach nur den Gegenstand wahrzunehmen, mit all seinen Sinnen, ohne vorher zu bewerten und einzuordnen. Das führt uns zu einer interessanten Frage: Dieses Kind weiß auch noch nicht, wie das gedankliche Konstrukt des "Problems" aussieht. Wenn es das nicht weiß, gibt es für dieses Kind dann überhaupt "Probleme"? Und wenn dieses Kind keine "Probleme" kennt, was ist dann überhaupt ein "Problem"? Schließlich ist unser Leben doch voll von "Problemen"? Wie du dir denken kannst, ist die Antwort auf diese Fragen wiedereinmal ganz leicht: Es gibt keine Probleme, es gibt nur eine Vorstellung unseres Verstandes darüber, was ein Problem sei. Dabei hat jeder Mensch wahrscheinlich eine ganz andere, eigene Vorstellung davon, was ein Problem ist. Und doch haben wir alle etwas gemeinsam: Für jeden Menschen wird Situation dann zum Problem, wenn unser Verstand diese in die Schublade "Problem" einordnet. Denn wie die Beispiele mit Quadern und Turnhallen gezeigt haben, gibt es nur Tatsachen bzw. Situationen. Alles andere entsteht in unserem Kopf. Und da kommen wir zu einer interessanten Erkenntnis: Es gibt garkeine Probleme, sie existieren nur in unserem Kopf. Es gibt genauso keine "Probleme", wie es keine Quader, Pyramiden und Turnhallen gibt. Es gibt auch keine "Shittests", "Alphas" oder "Amogs" ... all das gibt es erst wenn wir es als solches bewerten/einordnen/betrachten. Eine Situation wird erst dann zum Problem, wenn wir sie für ein solches halten! Diesen Satz solltest du dir einrahmen und an die Wand hängen! KEINE Situation stellt von sich aus ein Problem dar. Erst die Art und Weise, wie du diese Situation bewertest und einordnest, welchen Wert du ihr zumisst, lässt sie für dich zu dem werden, als was du sie wahrnimmst. Allein davon ist abhängig, ob du eine Situation als Problem ansiehst oder nicht, ob sie gut oder schlecht ist, usw. usw. "Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." - Marie von Ebner-Eschenbach (ich glaube das bedarf jetzt keiner Erläuterung mehr) Ein einfaches Beispiel: Du sprichst eine Frau an und du wirst gnadenlos abgewiesen. Verschiedene Leute werden über ein und dieselbe Situation ganz unterschiedlich denken und somit auch ganz unterschiedlich darauf reagieren. Hier mal 3 Möglichkeiten, was bei verschiedenen Leuten im Kopf vorgehen könnte: (1) "Scheiße ich hab heftigen Korb bekommen. Es liegt bestimmt daran, dass ich nicht gut genug aussehe. Ich bin nicht gut genug, es muss an mir liegen [...]" (2) "Oho Fräulein, ein Shittest der sich gewaschen hat! Na wär doch gelacht wenn hier nichts geht!" (3) "Ok, ich wurde abgewiesen. Hey, die da vorne ist ja süß." Schauen wir mal genauer was diese verschiedenen Personen tun: Typ 1, wie du sicher auch erkannt haben wirst, tut das, worum es hier geht. Er macht ein Problem aus der Situation. Er bewertet die Situation außerdem negativ und misst ihr großen Wert zu, und zwar einen so großen, dass sein Selbstwert angegriffen wird. Typ 2 dagegen sieht das Ganze als Herausforderung. Er "reframed" stark und verwandelt (in seinem Kopf) die Abweisung in ein Zeichen von Interesse. (Da eine unerschütterliche gedankliche Überzeugung sich tatsächlich in der Wirklichkeit manifestieren kann, ist es durchaus möglich, dass die beiden am Ende doch noch warm werden miteinander.) Er bewertet die Situation somit positiv, misst ihr aber auch einen relativ großen Wert zu. Typ 3 dagegen nimmt die Situation stattdessen an, ohne zu bewerten. Er misst ihr auch keinen oder nur sehr geringen Wert zu. Typ 3 akzeptiert und handelt. Wir erkennen denke ich alle, dass das, was Typ 1 tut, nicht gerade besonders Vorteilhaft ist. Typ 2 geht da schon einen besseren Weg. Du könntest natürlich versuchen dir jede Situation zu "reframen", z.B. indem du Probleme als Herausforderungen betrachtest. Das kann durchaus funktionieren, und ist in den vielen Situation sicher ein guter Weg. In bestimmten Fällen wirst du damit jedoch früher oder später an die Grenzen stoßen, wie etwa im oft zitierten Beispiel einer unheilbaren Krankheit o.Ä. Du änderst auf diese Weise nämlich lediglich die Schublade, in die du die Situation steckst. Aber nicht die Tatsache, dass du dies tust. Du bleibst abhängig von der Bewertung der Situation durch deinen Verstand, und somit auch abhängig von diesem selbst. Typ 3 dagegen hat sich vom Bewerten befreit. Er hat die Situation angenommen und akzeptiert. Er muss der Situation auch keinen großen Wert beimessen, denn sein Selbstwert ist unabhängig von der Einschätzung seines Verstandes bzw. von seinem Verstand im Allgemeinen. Die Tatsache, dass er abgewiesen wurde ist für ihn weder gut noch schlecht. Es ist einfach so. Dadurch, dass er akzeptiert und nicht bewertet, denkt er auch nicht weiter darüber nach. Er ist nicht gefangen in seinen Gedanken. Er kann handeln, und in diesem Fall wird er einfach das nächste süße Mädel ansprechen. Was ist die Quintessenz aus all dem? Nichts ist gut oder schlecht, wahr oder falsch, ein Problem oder kein Problem. Alles IST. Dinge existieren, und Sachen geschehen ... Alles was darüber hinausgeht und was wir mit diesen Sachen verbinden, entsteht in unserem Kopf. Diese Erkenntnis kann sehr mächtig sein, wenn sie einem hilft sich von seinem Verstand, seinen Gedanken zu lösen. Du wirst dich jetzt vielleicht folgendes fragen: Wenn alles einfach so ist, wie es ist, dann ist in der Tat nichts gut und nichts schlecht. Aber wenn nichts gut und nicht schlecht ist, wie soll man dann Glücklich sein? Braucht man nicht Gutes für sein Glück? Die Antwort darauf, findest du wieder in dem kleinen Kind von vorhin. Obwohl es noch nicht bewerten kann, ist es glücklich, oder? Wenn du ehrlich bist, sieht es wahrscheinlich glücklicher und unbeschwerter aus als du im Moment überhaupt je sein könntest. Wäre es nicht schön, wenn wir zumindest (wieder) ein Stück weit so sein könnten wie dieses kleine Kind? Zum Glück ist das möglich! Wir können erkennen, dass wir nicht unser Verstand sind, wir sind in der Lage dazu, die Identifizierung mit unseren Gedanken aufzuheben. Wir können aufhören Situationen zu bewerten, wir können unsere Aufmerksamkeit weg von unseren Gedanken, hin zum Hier und Jetzt lenken. Wir können damit beginnen unsere Umwelt wieder ungetrübt wahrzunehmen, ohne den Schleier den unser Verstand darüber legt. Und wir können damit aufhören, uns gegen Situationen zu wehren, und sie stattdessen vollkommen annehmen und akzeptieren. Dann können wir handeln, statt nachzudenken. Und wenn du all das tust, dann wirst du erkennen, dass du dir dein Leben mit deinen Gedanken nur selbst unnötig schwer gemacht hast. Du wirst erkennen, dass deine "Probleme" einzig und allein von dir geschaffen werden. Du wirst stärker sein, unbeschwerter, freier und vor allem: glücklicher. Ein unbeschreibliches Gefühl.