Angriff als Verführung?

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Ich habe die Beobachtung gemacht, dass in alten Filmen, v.a. (aber nicht nur) US-amerikanischen Filmen aus den 1940er und 1950er Jahren, die Verführung praktische immer gleich abläuft: Mann und Frau begegnen einander, streiten oder beschimpfen sich sogar, und irgendwann im Laufe des Films küssen sie einander. Das ist jetzt natürlich nicht meilenweit entfernt vom Necken und Genecktwerden, aber in dieser Heftigkeit doch bemerkenswert und heute so nicht mehr üblich.

Besonders denkwürdig ist die Szene am Frühstückstisch in "Giant" (dt. "Giganten", USA 1956), in der Elizabeth Taylor als Objekt der Begierde Rock Hudson auserwählt hat, aber nur über wenig Zeit verfügt, da er in Bälde wieder abreist. Sie kriegt ihn rum, indem sie ihn angreift, und zwar diekt auf die Werte zielt, die ihm wichtig sind. In diesem Fall handelt es sich um die Geschichte Texas', Rock Hudson spielt einen texansichen Großgrundbesitzer und Patrioten, aber die Rahmenhandlung ist nebensächlich. Wirrklich wichtig ist hier, wie sie ihn gezielt verletzt, und zwar so hart wie möglich, um ihn nur wenige Stunden später erobert zu haben. Bemerkenswert ist die Selbstverständlichkeit, mit der dieses Verhalten als Verführungskunst dargestellt wird.

Meine Interpretation: Sie setzt alles auf eine Karte, erregt damit seine Aufmerksamkeit und sein Interesse, v.a. löst sie etwas in ihm aus. Er kann gar nicht anders, als sich für sie zu interessieren. Sie braucht nicht mehr viel zu tun, als ihn später mit großen Augen anzuschauen. Und schon liegen sie einander in den Armen.

Meine Frage: Wer hat eine solche Strateghie schon mal angewendet, und wie war das Ergebnis? Ich meine damit kein harmloses Necken, sondern gezielte Angriffe auf das, was dem Target im Leben wirklich wichtig ist: Werte, Kultur, Karriere, etc. Wann empfiehlt sich ein solches Risiko, das die Gefahr birgt, sich ausgesprochen unbeliebt zu machen?

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Ich kann dir ein Gegenbeispiel aus der Verführungsstrategie einer Frau erzählen in diesem Zusammenhang.

Szene:

-> Ein Mann, der ein Alpha ist.

-> Er hat beruflich viel Erfolg, ist wohlhabend, Geschäftsführer mehrerer Betriebe.

-> Er ist es gewohnt, zu Vorträgen eingeladen zu werden und von lokalen Politikern und anderen Personen hoffiert zu werden.

-> Er ist es gewohnt, Befehle zu erteilen die durchgeführt werden (-> Chef -> Angestellte).

Frauen in seiner Umgebung himmeln ihn an. Wie erregt eine Frau also in der Verführung Aufmerksamkeit? Indem sie ein sehr niveauvolles "Hard to get" beginnt. Die einzige Frau, die ihn nicht anhimmelt, sondern auf Augenhöhe mit ihm redet. Sie tritt selbstbewusst auf, ist sich ihres Selbstwertes bewusst (sie ist selbst Unternehmerin). Das erregt seine Aufmerksamkeit. Er tritt als Alpha-Mann auf, der die Regeln vorgibt und zu dominieren versucht, doch sie lehnt diesen Beziehungsrahmen diplomatisch ab.

2 Stunden später hat sich dieser Mann irgendwie die Telefonnummer dieser Frau besorgt und schreibt SMS- Einladungen. Sie lehnt ab. Warum? Weil sie von Anfang an nichts von diesem Mann wollte. Daher steht sie auch nicht unter Erfolgsdruck und wirkt damit noch unabhängiger und selbstbewusster.

Was Du in deinem Beispiel meinst, ist der Ablauf, dass Männer und Frauen die sich oft in einer Art "Wettstreit" treffen, auch schnell Emotionen füreinander zu entwickeln beginnen. Bedenke dabei: in den 50er und 60er Jahren war die Position der Frauen eine ganz andere als Heute. Damals hatten Frauen nichts zu sagen. Eine Frau die in dieser Zeit aufbegehrte und sich mit Männern anlegte war SEHR auffällig, außergewöhnlich - und daher im Bild Hollywoods attraktiv. Allerdings auch weit vom Machbaren Alltag dieser Zeit entfernt.

Was Herausforderungen betrifft: Meiner Erfahrung nach trotzdem immer im Rahmen der gegenseitigen Wertschätzung. Herausforderung, wenn uns also jemand Paroli bietet heizt die Attraction zwischen den Geschlechtern durchaus an. Ist man nur verletzend, führt das aber eher zu Aggression und Verletzungen statt zu Attraction. Allerdings solltest du dafür im Vorfeld ein feines Gespür haben, dass das auch angesagt ist, sonst wirst du damit bei unpassenden Gelegenheiten oder entsprechenden Persönlichkeiten wenig Erfolg haben.

LG,

Winddancer

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@Winddancer: Danke für die wirklich sehr gute Antwort. Der erwähnte Film spielt sogar in den 1930er Jahren oder noch früher. So gesehen ist es nicht nebensächlich, sondern sogar ganz entscheidend, dass Rock Hudson einen gutaussehenden, jungen, ledigen Großgrundbesitzer spielt: Welcher Mann könnte für ein 18jähriges Mädchen attraktiver sein?

Jedenfalls weiß ich aus eigenen Erfahrungen, dass gezielte Angriffe (von Frauen) genau diese Wirkung haben können. Wenn man bspw. gewohnt ist, nie kritisiert zu werden, dann kann ein entsprechendes Verhalten Aufmerksamkeit erregen: Die Frau zeigt, dass sie sich nicht einschüchtern lässt. Eine parktikable Methode, Selbstbewusstsein zu demonstrieren - und das wirkt, wie wir wissen, sehr attraktiv.

Aber natürlich bleibt es stets eine Gratwanderung. Weitere Erfahrungsberichte? In allen genannten Fällen war es stets die Frau, die dieses Mittel einsetzte.

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Gast Lady

OT:

Hier liegt auch des Rätsels Lösung verborgen, warum Ohrfeigen/Schläge die eine Frau einem Mann verpasst in unserer Gesellschaft anders interpretiert werden, als wenn es umgedreht geschieht.

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Ich hab gestern etwas in dieser Richtung erlebt:

Ich war in einem Club mit Freunden das neue Semester begießen und stand mit zwei Bekannten an der Bar. Da sah ich einen Mann, den ich aus einem Seminar im letzten Semester kannte. Wir haben uns in diesem Seminar regelmäßig bekriegt. Einmal haben wir uns so aufgeregt, dass die Dozentin dazwischen ging und die komplette Diskussion beendete. Sprich: Wir mochten uns überhaupt nicht!

Aus irgendeinem Grund winke ich ihm zu und rufe ihn rüber: "Hey XY, komm rüber! Wir trinken einen und vertragen uns!". Er guckt irritiert, scheint mein Gesicht noch einzuordnen. Ich gebe ihm meine Hand: "Hallo. Lina aus dem ErWi-Seminar!" Bei ihm klingelt's! Er fragt, ob wir wirklich einen trinken wollen, er habe keine Lust auf Diskussionen, der Abend wäre zu gut.

Wir leeren den ersten Drink, ich rege mich noch mal künstlich über ihn auf. Er versteht den Spaß, wir beginnen zu flirten. Tanzen am Abend gemeinsam, leeren noch ein paar Drinks, lachen viel. Wir stellen fest, dass wir in die selbe Richtung nach Hause müssen, verlassen gemeinsam den Club - inklusive sehr gutem Gute-Nacht-Kuss.

:-)

bearbeitet von Fräulein Lina

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