16 Beiträge in diesem Thema

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Meiner Ansicht nach ist es eines der größten Probleme unserer westlichen Gesellschaft, dass es keine klare Trennung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter im Leben eines Mannes gibt. Im Gegenteil, kindliche Verhaltensmuster wie Abhängigkeit und emotionale Unreife werden sogar fortwährend unterstützt, etwa in der Geschäftswelt, wenn jammernde und nörgelnde Kunden bevorzugt werden. Das, und die Tatsache, dass Kinder zu Hause, in Kindergarten und Schule praktisch ausschließlich von Frauen erzogen werden, führt dazu, dass die meisten als erwachsenen bezeichneten Typen nie damit aufhören, jungenhafte Denk- und Verhaltensmuster aufzuweisen. Auch die ganze Pick-Up-Geschichte und ihre Faszination auf Männer aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Gruppierungen ist meines Erachtens ein Symptom, denn Männer versuchen sich selbst aus dieser Falle zu befreien.

In nahezu allen primitiven Kulturen gibt es Initiationsrituale, die eine klare Linie zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensabschnitt markieren. Sie dienen dazu, den Jungen äußerlich und innerlich aus den behütenden Armen der Mutter zu lösen. Im Gegensatz zu den inhaltsfreien Ersatzritualen unserer Kultur (z.B. in Religion und Burschenschaften oder beim Militär), bewirken diese tatsächlich eine tief greifende Veränderung. Ob es notwendig ist, dass wir uns Ameisenhandschuhe anziehen wie die Jungs im Video unten, möchte ich bezweifeln. Aber die offensichtliche Sehnsucht der Menschen nach einem solchen Ritual, das in unterschiedlichen Formen rund um den Globus auftritt, gibt mir zu denken...

Handschuhe aus Ameisen am Amazonas

Blutige "Entgiftung" in Papua Neu Guinea

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Ich denke ja, dass unserer Gesellschaft heutzutage BEIDE Seiten der Initiation fehlen: Auf der einen Seite ist das ein Zeichen an den jungen Mann: Jetzt ist die Zeit des Spielens, die Zeit des Egoistischen "Pleasure-Seekings" vorbei, jetzt bist Du ein Mann und hast Deine Rolle als Beschützer, Verteidiger und Provider einzunehmen, und hilft ihm so über die Identitätsebene ein neues Selbst-Bewusstsein aufzubauen.

Auf der anderen Seite ist es auch ein klares Signal ans Umfeld: Schaut her, ab jetzt hat er jedes RECHT sich wie ein Mann zu verhalten, denn er ist einer. Die Zeiten der Rolle als Sohn, als Adoleszenter dem man Regeln von aussen gesetzt hat, sind vorbei, und ihr, als Gesellschaft müsst ihn jetzt anders behandeln.

Und ich glaube wirklich: Es gibt da nicht nur eine große Sehnsucht, sondern auch einen großen Bedarf in unserer Gesellschaft...

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Gast Peavey
Auf der anderen Seite ist es auch ein klares Signal ans Umfeld: Schaut her, ab jetzt hat er jedes RECHT sich wie ein Mann zu verhalten, denn er ist einer.

Das halte ich für sehr sehr wichtig!

Er hat das Recht sich u.A. eine Frau zu nehmen.

Übertragen auf die industrielle Gesellschaft würde eine Gewissheit, dass dieses "Recht" oder besser dieser "Anspruch" besteht, viele Probleme wie AA oder Eskalationsangst annulieren.

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Er hat das Recht sich u.A. eine Frau zu nehmen.

Übertragen auf die industrielle Gesellschaft würde eine Gewissheit, dass dieses "Recht" oder besser dieser "Anspruch" besteht, viele Probleme wie AA oder Eskalationsangst annulieren.

Natürlich würden sich solche Ängste nicht einfach in Luft auflösen, nur weil du dir einen Ameisenhandschuh anziehst. :-D

Aber das Ritual hat sicher einen Effekt, sowohl auf die Psyche des Initiierten als auch auf die Gemeinschaft und ihren Umgang mit ihm

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Von Ritualen halte ich nicht viel. Sie dienen vor allem dazu, eine Gruppe gegen eine andere abzugrenzen und die Individuen aneinander anzugleichen.

Klar, es kann ein tolles Gefühl sein, wenn man "endlich ein Mann ist" - aber eine der wichtigsten Sachen, die ic haus Pick Up gelernt habe ist: Ab wann ich ein Mann bin entscheide ich selbst, nicht ein von anderen geschaffenes Ritual.

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Für mich kommt es darauf an. Meistens haben viele dieser Rituale sog. Prüfungen. Der Junge geht allein in den Wald und muss wieder kommen. DAS ist die eigentliche Initiation, das Ritual ist völlig egal.

Ich bin mit jungen Jahren nach China gegangen, durch Asien gereist, habe dort trainiert und mich tagtäglich verändert. Ich vermisse meine Zeit weil ich weiss, wieviel ich dieser Zeit verdanke. Das war meine Initiation, mein Auszug in die Welt, auf mich gestellt. Ich kam, sah und siegte. (Sogar wörtlich, wenn ich an die Silbermedaillen denke. In Thailand wurde ich dann eher im Ring verhauen :D )

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Ich weiß zwar nicht wie weit ich werbung machen darf.

Es gibt en recht bekannt PUA, der genau das Thematisiert und die Reifung zum Mann zu seinem Hauptthema gemacht hat. Nachlesen =)

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@ -Adonis-: Aha.

Zum Thema: Ich muss wohl zugeben, dass ich diese Rituale hier etwas sensationslüstern aus dem Kontext gerissen und präsentiert hab. Es ist ja nicht so, dass die Knaben da einfach von heute auf morgen zu irgendeiner Quälerei gezwungen werden. Die Initiation ist Ausdruck und einer der Höhepunkte in der Entwicklung des Heranwachsenden, der in seinem Prozess von den Älteren begleitet wird und von ihnen lernt, was es bedeutet, ein Mann/Krieger seines Stammes zu sein. Das ist es wohl, was unserer Kultur fehlt...

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Der Tod des Vaters dürfte meiner Meinung nach auch in den meisten Fällen den Zweck der Initiation erfüllen.

so lange möchte doch keiner warten, oder?

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Der Tod des Vaters dürfte meiner Meinung nach auch in den meisten Fällen den Zweck der Initiation erfüllen.

Gegenfrage: findest du es nicht ein klein wenig naiv zu glauben, dass Menschen erst im hohen Alter sterben? Die Einstellung entnehme ich zumindest deiner Frage.

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Der Tod des Vaters dürfte meiner Meinung nach auch in den meisten Fällen den Zweck der Initiation erfüllen.

Da kann ich aus Erfahrung sprechen, denn meine Eltern leben nicht mehr. Ich denke aber, dass es allein damit nicht getan ist. Denn die Auseinandersetzung mit der Vaterfigur findet vor allem in deinem Kopf statt.

Edit: Die von Shao angesprochenen Reisen halte ich auf jeden Fall für wertvoll. Die Walz zünftiger Gesellen ist auch ein Beispiel für ein solches Ritual, was den Horizont erweitern soll.

bearbeitet von Jack Green

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Da kann ich aus Erfahrung sprechen, denn meine Eltern leben nicht mehr. Ich denke aber, dass es allein damit nicht getan ist. Denn die Auseinandersetzung mit der Vaterfigur findet vor allem in deinem Kopf statt.

Mein Beileid wegen deinen Eltern, ich kann mir vorstellen, dass das echt hart sein muss.

"Initiation" definiere ich etwa als "Einleitung" oder "Einführung", den ersten Schritt sozusagen. Wenn ich von dieser Definition ausgehe, dann schließt sich von vornherein eh aus, dass es "damit getan" ist. Es ist einfach nur das Ereignis, das den Stein ins Rollen bringt und die Mannwerdung "einleitet".

bearbeitet von Shin

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@ Shin: Schon okay, es ist ein paar Jahre her und Teil meines Lebens. :-D

Die Initiation bedeutet auch die Einführung in die Gemeinschaft der Männer, ist also nicht nur ein persönliches Erlebnis, sondern auch ein kollektives. Dann beginnt eigentlich erst die wirkliche "Laufbahn" des Neuen, bei der ihm die anderen zur Seite stehen.

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Der Tod des Vaters dürfte meiner Meinung nach auch in den meisten Fällen den Zweck der Initiation erfüllen.

Gegenfrage: findest du es nicht ein klein wenig naiv zu glauben, dass Menschen erst im hohen Alter sterben? Die Einstellung entnehme ich zumindest deiner Frage.

natürlich hat nicht jeder das Glück, dass sein Vater lange lebt. Bei einer Lebenserwartung von knapp 80 Jahren hier in Deutschland muss man jedoch damit rechnen, dass in den MEISTEN Fällen der Vater erst stirbt, wenn man selber schon mindestens 40 Jahre alt ist.

"Initiation" definiere ich etwa als "Einleitung" oder "Einführung", den ersten Schritt sozusagen. Es ist einfach nur das Ereignis, das den Stein zum Rollen bringt und die Mannwerdung "einleitet".

Und wenn diese Mannwerdung beim Durchschnittsmenschen erst mit 30-40 eingeleitet (nicht abgeschlossen) wird, kommt mir das spät vor.

Es gibt mMn verschiedene Faktoren, die zur Mannwerdung führen können.

Da ist natürlich, der frühe Tod des Vaters und die damit verbundene Verantwortung für den (zumeist ältesten) Sohn. Weiterhin können Reisen (siehe Shao) oder andere enschneidende Erlebnisse sehr prägend sein.

In Shaos Post ist auch noch der Teil des auf-sich-gestellt-seins erwähnt, ein absolut wichtiger Punkt.

Der Junge, der sein Leben lang abhängig vom Elternhaus bleibt, wird niemals erwachsen werden, da er sich immer von Mutti betätscheln lässt / lassen kann.

Jemand, der schon früh auf den eigenen Beinen steht, im elterlichen Haushalt mehr unterstützend als Hilfe suchend wirkt, wird eher erwachsen als derjenige, der alles in den A*** geschoben bekommt.

Der Wunsch nach Initiation ist absolut nachvollziehbar, ein Ereignis, dass quasi die Berechtigung dazu gibt, sich als Mann zu fühlen und zu verhalten gibt innerlich einen riesigen Schub.

Auch wenn ich mit meinen 18 Jahren ziemlich jung bin, gibt es solche Ereignisse in meinem Leben. Ich habe zB einen Feuerlauf gemacht (absolut geile Erfahrung), bin mit meinem Vater wochenlang mit minimaler Camping-Ausrüstung durch Wälder gezogen, muss den Haushalt quasi alleine tragen und gehe (neben meinen Bestrebungen, in wenigen Wochen mein Abitur zu machen) noch jobben, damit es finanziell reicht.

Ich würde meine Chancen, relativ bald auf eigenen Beinen zu stehen, und ein Mann zu sein, also relativ hoch einschätzen

/edit:

Die Initiation bedeutet auch die Einführung in die Gemeinschaft der Männer, ist also nicht nur ein persönliches Erlebnis, sondern auch ein kollektives. Dann beginnt eigentlich erst die wirkliche "Laufbahn" des Neuen, bei der ihm die anderen zur Seite stehen.

Dieser Teil fehlt definitiv in unserer Gesellschaft, ich wüsste aber auch nicht, wie man dieses Kollektiverlebnis sinnvoll umsetzen könnte, ohne dass es zu abgedreht wird...

bearbeitet von Ineptitude

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Des ganze Zeugs, dass du hier geschrieben hast, kannste auch bei R. Bly: Eisenhans nachlesen. Der Mann hat sich zum Thema mal ein paar richtige Gedanken gemacht.

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