Grundeinstellung andern Leuten gegenüber?

4 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Hallo

Ich mache jetzt schon seit einer Weile PU und meine sozialen Fähigkeiten haben sich seit dem immens verbessert. Mir gehen in letzter Zeit aber so viele Fragen durch den Kopf, z.B. mit was für ner Grundeinstellung ich auf andere Leute zugehen sollte.

Ich kann gegenüber andern Leuten ja von vornerein sehr nett sein und das kommt auch furchtbar gut bei andern an hab ich festgestellt. Viele Leute scheinen es sehr zu mögen, wenn sie nett behandelt werden. Auf der andern Seite ist solch ein Verhalten gegenüber fremden Personen doch auch ziemlich unlogisch. Ich mein, mein Gegenüber könnte ja der letzte Vollidiot sein, was also hat er für n Recht, dass ich ihn/sie so nett behandel?

Ich hab in meiner Jugend sehr viel PC gespielt und mich wenig mit andern Leuten auseinandergesetzt, wodurch mir einfach immens viele Erfahrungen fehlten. Ich habe mir ne Zeit lang einfach nur gewünscht gute Freunde zu haben, allerdings war ich halt auch ziemlich verzweifelt und daher ziemlich gutgläubig gegenüber andern Leuten. Hab dann auch n paar böse Überraschungen erleben müssen.

Das Gute ist jedenfalls, dass ich solche Dinge ganz gut wegstecken kann, weil ich grad die letzten Jahre viel krasse Dinge mitgemacht hab und festgestellt hab, dass ich durch jede noch so blöde Situation auch durchkomm, wenn ich mir Mühe geb und mich mit den Problemen ernsthaft auseinandersetze. Der Schlüssel dazu für mich selbst ist, dass ich mir meine Probleme ehrlich eingestehe und auch nicht immer versuche zu viel nach außen zu verheimlichen.

Naja, mit andern Leuten ist das aber halt so ne Sache. Ich bin Student, gerade bin ich im Ausland und ich hab eben das Problem, dass ich in der Zeit, in der wohl viele Leute in der Schule ihre ersten Beziehungen hatten und einige vllt. richtig dicke Freundschaften entstanden sind, mich extrem zurückgezogen habe vor meinen PC und dadurch auch sehr in mich selbst. Hab das die letzten 5 Jahre in der Schule betrieben und war danach mehr oder weniger n psychisches Wrack. Da bin ich aber durch sehr harte Arbeit an mir selbst wirklich wieder rausgekommen. Hab an der Uni dann auf einmal auch wieder ganz leicht Leute kennengelernt, war mir bei vielen Dingen aber so extrem unsicher. Anstatt einfach meinen eigenen Weg zu gehen und die Leute kennenzulernen, die mir sympatisch waren, hab ich mich z.B. dadurch leiten lassen, was meine "Kumpels" von andern Leuten halten. Das Problem war, dass an dieser Uni einige Leute gleichzeitig mit mir gestartet haben, mit denen ich auch an der Schule war. Dadurch bin ich mehr oder weniger in deren Clique reingerutscht. War ganz nett, weil ich dann ohne großen Aufwand Leute um mich rum hatte, aber hat mich auch sehr daran gehindert mich selbst zu entwickeln. War zu Beginn des Studiums auch einfach zu schwach da wirklich mal was zu reißen und aus der Clique mehr oder weniger auszubrechen.

Ich hab auch oft n bissl das Problem meine eigene Meinung nach außen zu vertreten. Einerseits ist die denk ich oft ziemlich gut, denn ich muss einfach nur schauen, wie gut ich bisher durch mein Leben durchgekommen bin. Ich hab so gut wie alles in meinem Leben ohne große fremde Hilfe erreicht und das, was ich anpacke scheint im Endeffekt immer zu funktionieren. Ich fühl mich aber immer fürchterlich schlecht dabei andere Leute zu verletzen. Das wird aber weniger und weniger, denn ich sehe auch mehr und mehr ein, dass Verletzungen zum Leben dazu gehören und jeder, der durch dieses Leben durchkommen will, auch ab und zu verletzt werden muss. Ist ja eigentlich einfach nur n sinnvoller Mechanismus, damit Menschen lernen mit Situationen anders umzugehen.

Deswegen aber eiskalt zu werden und einfach immer andern Leuten meine Meinung überbraten, wenn ich denke, dass sie besser ist, das passt glaub ich einfach nicht zu mir. Wenn ich aber wie früher mich einfach immer damit zurückhalte auch mal meine Meinung zu sagen, dann wirkt das nach außen hin auch sehr profillos und andere Leute verlieren das Interesse an mir.

Naja, ich hoffe aus diesem Text könnt ihr irgendwas entnehmen und dazu was interessantes schreiben. Ich würde auch gerne mit andern Leuten drüber diskutieren, aber so richtig dicke Kumpels hab ich einfach nicht und was ich darauf geben kann, was wildfremde Leute zu solchen Dingen sagen, weiß ich halt auch nicht, denn da draußen rennen schließlich auch viele sehr problembehaftete Leute rum, die z.B. auch zu jedem Scheiß einfach "ja" sagen, weil sie nicht den Mut dazu haben anders zu reagieren.

theagent84

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Die beste Orientierung fuer mich war und ist immer: Win-Win-Moral.

Tu sowohl dir und gleichzeitig anderen was Gutes. Sowohl du, aber als auch der Gegenueber soll sich dabei wohlfuehlen. Keiner von beiden darf und soll zu kurz kommen. Weder du, aber noch er.

Beziehungsweise weder er, aber noch du.

Jabba.

bearbeitet von Jabba

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Auf der andern Seite ist solch ein Verhalten gegenüber fremden Personen doch auch ziemlich unlogisch. Ich mein, mein Gegenüber könnte ja der letzte Vollidiot sein, was also hat er für n Recht, dass ich ihn/sie so nett behandel?

Das ist, denke ich, der entscheidende Punkt: Du denkst noch zu pessimistisch.

Im Job hatte ich letztes Jahr das Glück, mit einem sehr erfolgreichen Unternehmensberater zusammenarbeiten zu können: Der geht in den Chefetagen weltweilt ein und aus, seine Mitarbeiter schwärmen von seinen Fähigkeiten, mit Menschen umzugehen, und wenn er einen Workshop moderiert, dann baut sich selbst beim drögesten Thema in kürzester Zeit eine Aufbruchstimmung auf, wie es sie zuletzt bei der ersten Mondmission gab.

Ich habe ihm leider nur eine einzige Frage stellen können: Wie schafft er es, so erfolgreich mit Menschen umzugehen? Seine Antwort: Ich liebe Menschen. Jeder Mensch ist anders, auf seine Art einzigartig und interessant, und ich bin neugierig auf alles, was ich von ihnen lernen kann.

Leider fällt es mir selbst immer noch schwer, meine Neugierde und mein Interesse aufrecht zu erhalten, aber eine Erfahrung habe ich machen können: Es gab bisher noch keinen einzigen Menschen mit dem ich mich länger unterhalten habe, von dem ich nicht etwas interessantes gelernt hätte.

Ich hab auch oft n bissl das Problem meine eigene Meinung nach außen zu vertreten. Einerseits ist die denk ich oft ziemlich gut, denn ich muss einfach nur schauen, wie gut ich bisher durch mein Leben durchgekommen bin. ... Ich fühl mich aber immer fürchterlich schlecht dabei andere Leute zu verletzen.

Das habe ich auch eine zeitlang gedacht und es hat mich in die völlig falsche Richtung gelenkt. Es ist nicht die Meinung, die verletzt, sondern die Art und Weise, wie sie ausgedrückt wird!

Aus deinem Text heraus habe ich das Gefühl, dass du Meinungen nicht respektierst. Weder die anderer, noch deine eigene. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich hier lernen musste:

1. Ich darf meine eigene Meinung haben und die anderen _freuen_ sich, wenn ich eine eigene Meinung habe!

2. Alle anderen dürfen auch ihre eigenen Meinungen haben und die anderen _freuen_ sich, wenn ich sie darin bestätige, eine eigene Meinung zu haben!

Grüße vom Consultant

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Ich hab auch oft n bissl das Problem meine eigene Meinung nach außen zu vertreten. Einerseits ist die denk ich oft ziemlich gut, denn ich muss einfach nur schauen, wie gut ich bisher durch mein Leben durchgekommen bin. ... Ich fühl mich aber immer fürchterlich schlecht dabei andere Leute zu verletzen.

Das habe ich auch eine zeitlang gedacht und es hat mich in die völlig falsche Richtung gelenkt. Es ist nicht die Meinung, die verletzt, sondern die Art und Weise, wie sie ausgedrückt wird!

Aus deinem Text heraus habe ich das Gefühl, dass du Meinungen nicht respektierst. Weder die anderer, noch deine eigene. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich hier lernen musste:

1. Ich darf meine eigene Meinung haben und die anderen _freuen_ sich, wenn ich eine eigene Meinung habe!

2. Alle anderen dürfen auch ihre eigenen Meinungen haben und die anderen _freuen_ sich, wenn ich sie darin bestätige, eine eigene Meinung zu haben!

Grüße vom Consultant

Hi, finde ich sehr gut, was du da schreibst und scheint mir auch sehr logisch zu sein. Ich bin eben immer noch in der Entwicklungsphase meiner Persönlichkeit und da muss ich durch viele Dinge eben erstmal noch durchkommen. Irgendwie macht es aber Sinn für mich, dass es andere Leute auch gut finden, wenn sie sehen, dass man ne eigene Meinung hat. Ich mein jedem Menschen, der sich ne ordentliche Persönlichkeit entwickelt hat, ist es denke ich mal klar, dass es einer eigenen Meinung bedarf um durchs Leben zu kommen. Ansonsten lebt man viel zu beeinflusst von Außenfaktoren. Und bei einem muss ich dir einfach mal zustimmen.

Die Angst andere Leute mit meiner eigenen Meinung zu verletzen beruft sich im Endeffekt nicht einmal auf Erfahrungen, die ich damit gemacht habe. Es ist lediglich eine Annahme darüber wie andere Leute auf bestimmte Dinge reagieren könnten. Geh ich aber mal schwer davon aus, dass das n LB in meinem Kopf ist und einfach nur daher kommt, dass ich lange Zeit nicht mit andern Menschen zu tun hatte und mir mehr oder weniger in meinem Kopf zusammenphantasiert habe, was da so abgeht. Wenn ich da zurückdenke, war das absolut übel. Hatte so n geringes Selbstbewusstsein und mir unbedingt gewünscht, dass andere Leute mich aufnehmen in ihren Gruppen und gar nicht darüber nachgedacht, dass es gar kein Sinn macht so durchs Leben zu gehen. Da könnte man an die letzten Vollidioten geraten und die könnten mit einem dann irgendwelche blöden Psychospiele auch noch spielen. Ich hatte auch immer noch viel zu sehr das Gefühl in mir drin, dass mein Leben doch so traurig verlaufen ist und dass ich besonders harte Dinge mitmachen musste. Ich war aber nicht in der Lage mal darüber hinaus zu denken und mir klar zu machen, dass ich garantiert nicht der einzige Mensch bin, der Probleme hat. Hört sich sowas von lächerlich an diese Erkenntnis im Kopf erst mit 25 Jahren zu bekommen, aber mir ist einfach klar geworden, dass es absolut bescheuert ist, sich mit andern Menschen zu sehr zu vergleichen solange man sie nicht wirklich kennt. Ja gut, vergleichen kann man sich schon n bisschen, aber im Endeffekt muss einem klar sein, dass man bei andern Leuten, die einem tagtäglich begegnen immer nur nen kleinen Ausschnitt aus deren Leben sieht. Daraus habe ich mir lange Zeit viel zu viel abgeleitet. Im Endeffekt kann aber jeder da draußen sich ne ordentliche Fassade aufsetzen, wenn er/sie in der Öffentlichkeit unterwegs ist. Die meisten Leute brauchen das ja auch, dass sie gegenüber andern Menschen Masken aufsetzen, einfach um sich zu schützen, sie wollen nicht als die Person erkannt werden, die sie wirklich sind, einfach weil dazu das Selbstbewusstsein zu klein ist. War halt auch so n Problem, dass ich mich mit diesem Thema in meinem Leben noch gar nie so wirklich auseinandergesetzt habe. Ich hab zwischenmenschliches Verhalten in meinem bisherigen Leben, also bevor PU nicht als so übermäßig wichtig empfunden und hatte so die Meinung, dass viele Leute das zwischenmenschliche Verhalten einfach viel zu sehr verkomplizieren. Mittlerweile ist mir klar, dass menschliches Verhalten einfach etwas sehr komplexes ist. Jeder Mensch kann ja für sich selbst entscheiden, wie er sich verhalten möchte und da man andern Leuten nicht in den Kopf schauen kann, ist es doch relativ schwierig Leute nach kurzer Zeit schon richtig einschätzen zu können. Was für mich selbst aber einfach wichtig ist ist, dass ich diese Tatsache akzeptieren kann, schließlich bleibt mir ja gar nix anderes übrig und dass ich mir aufgrund dieses Wissens überlegen kann, wie ich vorgehe. Meine Vorgehensweise, die ich jetzt durchbringen möchte ist, dass ich andern Leuten gegenüber so ehrlich und aufrichtig wie möglich bin. Ich will schließlich Beziehungen herstellen, die auf Ehrlichkeit aufbauen, also muss ich das auch selbst praktizieren. Ich wüsste keine Information über mich selbst, außer der Tatsache, dass ich PU mache, mit der mir andere Leute einen Strick drehen können. PU halte ich persönlich für etwas sehr gutes, jedoch bin ich so wie ich andere Menschen auch noch aus meiner frühen Kindheit kenne, als ich relativ sozial eingebunden war, der Meinung, dass das viele da draußen nicht verstehen würden, einen direkt als Anhänger einer Sekte beschimpfen würden oder so. Zwei Personen aus meinem Leben habe ich bisher davon erzählt und beide haben es eigentlich gut aufgenommen. Hab aber gelesen, was andere Leute so für Erfahrungen gemacht haben, als sie erzählt haben, was die da tun und dass sie dafür so einige Anfeindungen erhalten haben. Deshalb werde ich mir auch sehr genau überlegen, welchen Leuten ich noch weiterhin davon erzähle. Als ich mit PU angefangen hatte, hatte ich halt schon n bisschen n schlechtes Gefühl dabei und dachte mehr oder weniger, dass ich gerne Bestätigung von außen darüber hätte, dass das ok ist, was ich mache. Jetzt wo ich n größeres Selbstbewusstsein habe, wird mir Bestätigung von außen immer unwichtiger. Wenn ich selbst etwas in meinem Leben mache, das auch wirklich funktioniert, wieso sollte ich mir dann immer wieder Bestätigung von außen holen, dass das ok ist? Vor allem von Leuten, bei denen ich selbst nicht weiß, wie gut die mit dem Thema für sich umgehen können.

Naja, jetzt hab ich mal wieder n hammerlangen Text geschrieben. Bin ich mal gespannt, ob da jemand seine kostbare Zeit dafür opfert um sich das alles reinzuziehen ;)

theagent84

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.