A Woman's World

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Hallo liebe Leute,

wir betrachten hier immer nur alles aus sicht der Männer (ausgenommen natürlich die PU cats). Das fand ich etwas eintönig und habe ein Gedankenspiel gewagt. Ich bin in mich gegangen und habe mich gefragt, wie wohl ein Tag bei einer Frau aussehen würde. Zugegebenermaßen sind sehr viele Clichees und vielleicht auch einige Wunschvorstellungen eingeflossen, aber es soll ja auh ein bisschen humoristisch sein und es war auf jedenfall eine interessante Erfahrung. Ich kann nur jedem ans Herzlegen es mir gleich zu tun und das ganze auch mal aus der anderen Perspektive zu betrachten und sich in die Frau hineinzuversetzen. Sie sind ja schließlich auch nur Menschen :-( Dann wir einem vieles klarer.

Ursprünglich war ein nicht ganz jugendfreies Ende geplant gewesen, aber nach Rücksprache mit einer Freundin, habe ich davon Abstand genommen, da sich das dann doch etwas von der Realität entfernt hätte.

Hier also nun mein Text, viel Spaß beim Lesen (auch wenn er recht lang ist, macht euch die Mühe und lest ihn ganz):

Der Morgen

Ein schriller Ton lässt mich aus dem Schlaf schrecken. Es ist der Wecker meines iPhones. Ich streife die Schlafmaske aus dem Gesicht. Oh Mann, November morgen, 8 Uhr. Es ist draußen noch dunkel. Die Bettdecke wird noch mal über den Kopf gezogen. Ich hätte noch gut ein, zwei Stunden schlafen können. Es ist gestern echt noch spät geworden. Aber der DVD-Abend mit den Mädels hat sich voll gelohnt. Wir haben es uns mit zwei Flaschen Prosecco rosé und einer Schüssel Knabberkram bei mir in der Wohnung gemütlich gemacht und die letzten acht Folgen von „Sex and the City“ geguckt. Marie erzählte von ihrem neuen Typen und was der im Bett alles für wilde Aktionen bringen würde. Ich grinste müde und sagte, dass das ja mal nix sei gegen das, was ich schon erlebt hätte. Was meine Freundinnen nicht wissen ist, dass ich noch Jungfrau bin und bisher mit meinen festen Freunden nicht mehr als ein Zungenkuss gelaufen ist. Ich will aber nicht als prüde dastehen, also ergehe ich mich nun ausschweifend in Details, die ich zwar selbst nicht erlebt, aber in dem ein oder anderen Roman schon gelesen habe.

Auf jeden Fall ist es dann doch noch etwas später geworden, so dass ich jetzt noch ziemlich platt bin. Hmm... Handy sagt 8.20. Um 11 muss ich in der Uni sein. Jetzt aber raus. Kurzer Abstecher in Richtung Küche, Kaffeemaschine anschmeißen, kurz zur Toilette und dann unter die Dusche gesprungen. Erstmal einseifen und dann den Rücken mit der großen Bürste schrubben. Rasieren nicht vergessen. Jetzt noch ein bisschen Shampoo für meine kurzen/langen braunen/roten/blonden [unzutreffendes bitte streichen] Haare, die Spülung für mehr Volumen noch einmassiert und schließlich alles abbrausen. Klitschnass steige ich aus der Dusche, greife nach dem großen Handtuch und schlinge es einmal um mich. Dann greife ich mir noch ein kleineres und wickle es mir, einem Turban gleich, um den Kopf.

Der Spiegel ist beschlagen, na toll. Ich kippe also das Fenster und tapse leichtfüßig in die Küche, um mir meinen ersten Kaffee zu genehmigen. Ohne Kaffee geht morgens nämlich mal garnix. Nun zurück ins Bad. Der Dunst hat sich glücklicherweise schon gelegt, so dass ich das Fenster wieder schließen kann. Da der Spiegel aber noch etwas beschlagen ist, föhne ich den Rest einfach weg. Dabei rutscht mir fast das Handtuch runter. Naja, das wird jetzt sowieso erstmal geschmissen. Haare noch kurz trocken rubbeln, für den Rest wird der Fön angeschmissen.

Nachdem das erledigt ist, heißt es Zähne putzen, Gesicht peelen und waschen, dann noch mit Deo einsprühen, Länge Fingernägel kontrollieren – passt. Komplettcheck im Spiegel. Hmm... mein Blick geht zur Hüfte. Ist das etwas ... Ich drücke mit beiden Händen die Haut an meinem rechten Oberschenkel zusammen, bis sie sich leicht kräuselt. Oha, ich hab's gewusst: Zellulitis! Memo an mich: Nachher in der Drogerie mal nach Anti-Zellulitis-Creme schauen. Mein Blick wandert höher. Ich drehe mich ins Profil und kneife die Augen ein wenig zusammen. Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube meine linke Brust ist einen halben Zentimeter kleiner als die rechte. Hoffentlich merkt das keiner. Am Besten ist, ich ziehe etwas Geschlossenes an. Den fliederfarbenen Pulli, den ich neulich bei Zara [in Deutschland viel vertretenes spanisches Warenhaus für Kleidung] gekauft hab. Wobei, dann wissen die anderen Studentinnen gleich was los ist und eine passende Hose hab ich auch nicht dazu. Dann werd' ich wohl doch das schwarze Oberteil und dazu eine dunkelblaue DG-Jeans anziehen. Naja... hab ich wenigstens endlich mal Gelegenheit die super tollen hohen Stiefel zu tragen. Die hab ich nämlich Stefanie neulich buchstäblich vor der Nase weggeschnappt. Boah war die sauer. Ich, Teufelchen, ich. Na dann erstmal zum Kleiderschrank.

Im Schlafzimmer ist es noch völlig dunkel. Zuerst mal Unterwäsche aus der Unterwäschenschublade ziehen, damit der lüsterne alte Rentner von gegenüber mich nicht gleich nackt im Zimmer stehen sieht, wenn ich die Vorhänge zur Seite ziehe. Gesagt, getan. So, dann wollen wir mal Licht reinlassen. Pah, ich hab’s gewusst, die alte Sau spannt schon wieder. Ich zeig den noch an. [Anm. d. Red.: Was unsere Protagonistin nicht weiß, ist, dass Herr Krawuttke von gegenüber nur deshalb mit dem Fernglas am Fenster sitzt, um sich die Kennzeichen von tatsächlichen und potentiellen Falschparkern zu notieren.] Jetzt noch kurz schauen, wo sich die restlichen Klamotten im Schrank versteckt haben. Ah, da haben wir ja schon das Oberteil, ah und hier ist auch die Hose. Hat sich doch gelohnt, den Kleiderschrank nach Farben zu sortieren.

Kurzer Blick auf die Uhr. Um Himmelswillen, schon halb zehn! Jetzt aber flott. Nochmal fix ins Bad. Noch grob die Augenbrauen noch gezupft – sprich bis sich kein Härchen mehr dort befindet, wo es nicht sein soll. Oh Mann, seh' ich fertig aus. Schön die Augenringe mit ein bisschen Make-up-Creme verdecken und dann Puder drüber. Schon besser. Jetzt sehe ich wenigstens einigermaßen wie ein Mensch aus. Ich danke Gott für die Erfindung des Make-ups. So, noch ein bisschen Wimperntusche und gut is. Ein letzter verführerischer Blick in den Spiegel. Jap, so kann's bleiben.

Schnell noch zwei Toast in den Toaster geschoben, dann den Unikram vom Schreibtisch und den Kosmetikkram aus dem Bad geholt und in der Handtasche verstaut. Das war vielleicht ein Akt die zu kaufen. Zeig’ mir mal bitte eine Handtasche, die modisch ist und wo DIN A4 Uniunterlagen reinpassen. Und so einen Rucksack wollte ich auch nicht, ich gehe ja nicht Campen. Seiner Zeit in der Schule haben mir meine Freunde „George, Gina & Lucy“ [www.george-gina-lucy.com] weitergeholfen. Aber das ist ja jetzt auch schon urlange her und mittlerweile sowas von nicht mehr angesagt. Ich weiß auch gar nicht, wie Männer das schaffen, ohne Handtasche den Tag zu überleben. Hallo! Ohne Hand(e)tasche keine Competition! Ich mein', ok, sie brauchen kein Make-up, aber wo haben sie ihr Handy, Taschentücher, Portemonnaie, Notizbuch, Schlüssel, Regenschirm und die ganzen anderen Sachen, die man immer dabei haben sollte.

Bahnfahren

Während ich mir so Gedanken mache, schmiere ich mir Marmelade auf den Toast. Mein Blick fällt erneut auf die Uhr. Oh nein, schon 10.20 und ich fahr doch allein schon 35 Minuten mit der U-Bahn. Ich trödle heute aber echt rum. Ist wohl die Wintermüdigkeit. Ich klemm’ mir den Toast zwischen die Zähne, schmeiße mir den Mantel um und greif' nach meiner Tasche. Wohoo, fast wäre ich in Socken losgerannt. Gut, dass man die Stiefel an der Seite mit einem Reißverschluss öffnen kann, so geht es schneller und einfacher sie an und aus zu ziehen. Die Teile sind echt rattenscharf. Auf jeden Fall eine gute Investition gewesen. So jetzt aber raus aus der Tür, durchs Treppenhaus und Richtung U-Bahn-Station. ich lege einen Gang zu. Die Absätze klackern hektisch auf dem Straßenpflaster. Schnell die Treppe runter zu den Gleisen. Die Bahn steht schon da und es ertönt ein „Zurückbleiben, bitte!“. Oh bitte nicht, nur noch drei Schritte. Die Türen wollen sich schleißen, doch ein südländisch wirkender Kerl hält sie auf, so dass ich den Zug doch noch bekomme. Tja, es hat halt doch Vorteile, gut auszusehen. Ich bedanke mich freundlich, wie ich es aus guter Kinderstube mitbekommen habe. Er, ein Goldkättchenträger und mit schmierigen Haaren – was ja überhaupt nicht mein Geschmack ist – schaut an mir runter und dann wieder hoch und sagt dann: „Bitter schön.“, zwinkert mit dem linken Auge und macht eine Kussbewegung. Ich hab das Gefühl, gleich aufstoßen zu müssen, aber wenigstens hab ich die Bahn gekriegt. Ich puste mir also die Haare, die mir während meines rasanten Spurts ins Gesicht gefallen sind, aus selbigem und setzte mich.

Ich krame mein iPhone aus der Tasche, schließe die Kopfhörer an und stecke diese in meine Ohren. Oder zumindest eins davon, man muss ja schließlich mitbekommen, was um einen herum geschieht. Ach Mist, vor lauter Hetzte hab ich vergessen, meine zweite Tasse Kaffee zu trinken. Die wird jetzt in der Küche schön kalt. Naja, zum Glück gibt’s ja in Uninähe einen Starbucks, da mach' ich einfach gleich einen Abstecher hin. Während ich den Geruch frisch gemahlener Bohnen schon fast riechen kann, hole ich die gestrige Tageszeitung raus und fange an das darin abgedruckte Sudoku zu lösen. „Hard“ ist über dem Kästchen geduckt. Ich beginne zu grübeln. Nach circa acht Minuten Fahrzeit steigt ein richtig süßer Typ ein. Er hat wuscheliges Haar, das ihm ins Gesicht fällt und so einen verträumten Blick, als würde er dich auf ein Bett von Rosen legen wollen. Oh er schaut rüber, schnell weggucken. Oh nein, er kommt her. Uiuiui er setzt sich und zwar mir schräg gegenüber. Wir tauschen ein paar Blicke aus. Ich lege mein Rätsel und die Kopfhörer beiseite. ich lächele ein wenig, er lächelt zurück. Oh Mann ist der süß. Egal was Muttern sagt, er bekommt auf jeden Fall meine Nummer, wenn er nach fragt. Es vergehen ein paar Minuten, die mir unendlich lang erscheinen, aber nichts passiert. Es bleibt bei Blicken. Nur noch zwei Stationen. Nichts. Jetzt muss ich raus. Da höre ich die ersten und letzten Worte des Typen. Ein kleines „Tschüss“. Na toll. Tut mir jetzt auch leid. Schätze mal er hat ne Freundin, sonst hätte er mich doch angesprochen. Er schien mich ja ganz nett zu finden. Oder...ne...er war schwul. Er war garantiert schwul. Ein Mann, der so gut aussieht muss entweder vergeben oder schwul sein. Naja egal, widmen wir uns wieder den wichtigen Dingen im Leben. Starbucks. Also auf zum Kaffetempel. Uff, nur noch fünf Minuten, bis die Unternehmensführungsübung anfängt. Aber Kaffee muss sein. Jetzt mal hier Butter bei die Fische.

Kaffeetempel

Der Duft von gerösteten Kaffeebohnen, der mir beim betreten dieser Oase der Koffeinsucht in die Nase steigt, lässt mich wieder ruhiger werden. Ich stell' mich also in die Schlange und warte, bis ich dran komme. Plötzlich höre ich direkt hinter mir: „Spaghetti oder Tortellini?“ Ich denke mir nichts dabei und drehe den Kopf, um zu sehen, was da vor sich geht. Der Mensch ist schließlich neugierig. Da glubschen mir zwei Typen ins Gesicht. Der eine von oben bis unten mit Akne übersät, der andere mit Brillengläsern so dick wie Flaschenböden. Fehlt irgendwie nur noch die Zahnspange. Ich ziehe ungewollt verwundert meine Augenbrauen etwas hoch. Dadurch sich aufgefordert fühlend, wiederholt der eine die zuvor gestellte Frage: „Spaghetti oder Tortellini?“ Beide werden etwas rot und einer der beiden hat richtig rot glühende Ohren. Irgendwie niedlich. Weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll, sag ich einfach „Spaghetti“. Sofort folgt die Frage nach dem Grund meiner Entscheidung. Naja, weil die Schlange noch recht lang ist und ich jetzt eh hier nicht weg kann, lasse ich mich darauf ein. Es stellt sich zumindest raus, dass der mit der Akne Michael heißt und Wirtschaftsingenieur studiert. Der mit der Brille ist Alex und studiert Biologie auf Lehramt. Yeah, spannend. Die beiden sind zwar keine Traumtypen, aber überraschenderweise hat sich gezeigt, dass sie nett und echt witzig sind. Ah mein Kaffee ist fertig. Ich sage den beiden, dass ich jetzt los müsse. Alex fragt noch, ob ich denn auch auf der Uni-Party nächste Woche sei. Ich bejahe. Ob er denn dann vielleicht meine Handynummer haben dürfe, dass man sich dort gegebenenfalls sehen könne. Ich denke mir, wie viele Leute schon meine Nummer haben, da kommt es auf den einen jetzt auch nicht an. Er scheint ja auch keinen Schabernack damit treiben zu wollen. Außerdem hat er ja Mut bewiesen, was ich, hätte ich ihn von weitem gesehen – und dann auch von näherem, nicht zugetraut hätte. Also tippe ich kurz meine Nummer bei ihm ins Handy ein und sause dann schnell los zum Übungsraum.

Skurril

Oh Weia, schon fünf Minuten in Verzug. Ich öffne leise die Tür und setze mich in eine hintere Reihe. Kaffee abstellen. Papier und Stifte rausholen. Die Übung an sich ist eher unspektakulär. Ein Hoch auf die neuen Handys mit Internetzugang. Nachdem ich dann alle Neuigkeiten bei StudiVZ, Facebook, Xing und Twitter abgecheckt habe, bin ich top informiert und von der Übung ist auch nicht mehr soviel übrig. Ich beantworte noch die SMS einer Freundin, ob wir uns gleich in der Mensa treffen wollen und lösche drei SMS von Typen, die mir schon seit vier Wochen hartnäckig in den Ohren liegen, man könne sich ja mal treffen und ich sei ja so sympathisch und süß damals im Club gewesen. Gegen Ende der Einheit schau ich auf meinen Block. Unberührt, wie zu Beginn. Ich hab heute aber auch einfach nicht den Kopf für Uni. Als alle zusammenpacken, kommt unser Übungsleiter, Basti, zu mir. Er sagt, ich müsse mich noch in die Anwesenheitsliste eintragen. Ah, wie aufmerksam, fast vergessen, hätte nur unnötigen Stress gegeben. Jetzt sind alle aus dem Raum und ich bin mit Basti allein. Er meint, er haben gemerkt, dass ich ein wenig zuspät gekommen und während der Übung geistig abwesend gewesen sei. Oh Mann, kommt jetzt eine Standpauke oder was? Ja, wenn ich Fragen hätte. könne ich ihn anrufen oder man könne sich bei ihm treffen, dann würde er mir nochmal alles erklären. Als er mir dies sagt, drückt er mir einen kleinen Zettel in die Hand, auf dem eine Telefonnummer und eine Adresse gekritzelt ist. Ich könne ihn jederzeit anrufen, Tag und Nacht. Sehr skurril. Ich kann mich nicht erinnern, dass er das jemand anderem im Kurs angeboten hat. Äußerst skurril. So skurril, dass ich mich kurz freundlich bedanke und schleunigst den Raum verlasse.

Naja, erstmal Mittagspause und Zeit einen Happen zu essen. ich treffe mich mit zwei Freundinnen vor der Mensa. Nochmal kurz bevor es zum Essen geht zur Toilette. Meine Freundinnen stellen plötzlich auch fest, dass es besser wäre mit zu kommen. Beim Hände waschen erkläre ich ihnen, dass mir eben was total komisches passiert ist. Wir gehen wieder zur Mensa und ich erzähle ihnen von dem, was sich kurz zuvor im Übungsraum ereignet hat. Sie wollen mir nicht glauben, bis ich ihnen den Zettel mit der Nummer zeige.

Hmm... was gibt es denn heute? Texashacksteak mit Pommes, uh ne, das sieht immer wie schon mal gegessen aus... Chili con Carne, ne, muss auch nicht sein. Na bleibt immer noch die gute alte Pastatheke. Ein schöner Teller Nudeln für 2,20 ist doch nicht verkehrt, dazu noch eine Cola light gezapft und dann zur Kasse. Die beiden anderen Mädels warten schon vorne, Es ist ziemlich voll, doch wir bekommen noch ein Platz am Fenster, wo man so schön die Leute beobachten kann. Ich pieke meine Nudeln auf, während die beiden ohne Unterlass reden. Haben gleich noch Wirtschaftsrecht. das ist die einzige Vorlesung, die einigermaßen spannend ist. Das liegt auch vorwiegend am Dozenten. Ihm scheint die Vorlesung selbst Spaß zu machen. ich mag Männer, die überzeugt von ihrer Sache sind und auch mal über sich selbst lachen können.

Abendplanung

Plötzlich klingelt mein Handy. Es ist Alex von heute morgen. Er sagt, er und sein Freund – wie hieß der noch?- naja egal. Auf jeden Fall würden sie nach der Uni auf den Weihnachtsmarkt wollen und ob ich denn auch Lust hätte mitzukommen. Ich könne auch eine Freundin mitbringen, wenn ich wolle. Ach das hat doch keinen Zweck. Ich sage ihm, dass es mir leid tue, aber ich sei für abends schon verabredet. Am anderen Ende höre ich ein leises „Oh, OK.“ Ob ich denn dann demnächst Zeit hätte, dass man was zusammen unternehmen könne. Ich erwidere, dass ich leider in nächster Zeit viel vor hätte und mein Kalender momentan aus allen Nähten platze. Ein wenig enttäuscht gibt er klein bei und verabschiedet sich. Ich sag ihm noch, dass ich mich dann melden würde, wenn ich Zeit hätte und lege auf. Gierig wollen die zwei Geier mir gegenüber wissen, wer das gewesen sei. Ich sage ihnen, dass es nur ein Bubi gewesen sei, der mich heute morgen bei Starbucks angequatscht habe. Erst lachen sie, dann bedauern sie mich. Ich sage, es sei halb so schlimm gewesen. Dann geben sie Ruhe. Ich esse meine letzten Nudeln auf. Noch gemeinsam das Tablett wegbringen und ab zur Vorlesung.

Die Vorlesung ist spannend wie eh und je. Nach der Vorlesung besprechen wir noch die letzten Details für den heutigen Abend. Es ist schließlich Donnerstag und das bedeutet feiern, was der Kiez [Hamburger Partymeile] hergibt. Aber vorher noch Vorglühen bei mir. Das ist also beschlossene Sache und so mach' ich mich in Richtung U-Bahn auf den Weg. Aha, die U-Bahn scheint gerade weggefahren zu sein, denn mir kommen eine Menge Menschen entgegen. Ja, ich hatte Recht, die Bahn ist eben weg. Noch zehn Minuten warten. Na da kann ich ja in Ruhe etwas Musik hören bis die nächste Bahn kommt. ich stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und drücke auf „Play“. Es ertönt „When love takes over“ von David Guetta und Kelly Roland. Ah, genau das Richtige um in Stimmung für heute Abend zu kommen. Der Rhythmus durchfährt meinen Körper und gute Laune breitet sich in mir aus. Mal in den Kalender schauen, was nächste Woche so anfällt. Ich summe leise das Lied mit. Ok, Tina hat Mittwoch Geburtstag und Freitagabend steht mal Mathe pauken mit Jens auf dem Plan. Puh, na das kann ja lustig werden... ich mein', Jens ist ein netter Kerl, aber Mathe ist ein Arschloch.

Bahnsteiggame

Plötzlich taucht eine Silhouette rechts von mir auf und stellt sich vor mich. Ich schaue auf. Vor mir steht ein blonder Typ mit lockigem halblangen Haar und fester Statur. Seine Kleidung scheint stilsicher gewählt. Irgendwie erinnert er mich an jemanden, aber ich weiß nicht an wen. Na da bin ich mal gespannt, was jetzt kommt. er macht eine Gestik, die wohl soviel heißen soll, dass ich die Kopfhörer aus den Ohren nehmen soll. ich leiste dem Folge und bleibe gespannt. Er erklärt mir, dass er gerade hier vorbei gekommen sei, mich gesehen hätte und mich einfach ansprechen musste, weil ich so ein süßes Gesicht hätte. Na, so Komplimente hört man gern, zumal es doch recht ernst gemeint zu sein scheint. Als ich nichts darauf sage, stellen wir uns gegenseitig vor – er heißt Tim – und dann fragt er, ob ich denn gerade aus der Uni komme. er weist auf den karierten Block, dessen Ecke aus meiner Tasche blitzt. Ich antworte mit einem kurzen: „Jap.“ Was als nächstes kommt ist ja klar. Ja bitte, er fragt, was ich denn studieren würde. Aber so leicht mach ich es dir nicht, Freundchen Er darf raten. Drei Chancen bekommt er. So, so, jetzt will er auch noch einen Wetteinsatz. Hmm... da bin ich immer furchtbar unkreativ, erkläre ich ihm. Soll er sich was ausdenken. Selbst ist der Mann. Ich soll also erst die übernächste Bahn nehmen, wenn er gewinnen sollte. Naja, hätte schlimmer kommen können. Also gut. Mir bleibt eh noch etwas Zeit und langweilig wird es offensichtlich auch nicht. Aber was ist denn, wenn er meinen Studiengang nicht erraten sollte. Diese Möglichkeit besteht ja schließlich auch noch. Haha, so ein Schlingel, so ein Schlaufuchs. Ach ich weiß, er hat irgendwie was von Owen Wilson. Gemäß dem Fall, er würde den Studiengang nicht erraten, würde er mir seine Nummer geben, was er sonst bei niemandem tun würde. Ja, ne ist klar. Aber warum nicht? Ich bin gerade bestens gelaunt und er scheint mir recht sympathisch. Das Schlimmste was mir passieren kann ist, dass ich zehn Minuten später nach Hause komme. Also was soll's.

Nein, Jura ist es nicht. Noch zwei Versuche. Also bitte, Grundschulpädagogik...ich fühl' mich ein bisschen veralbert. Eine letzte Chance noch. Und da kommt die Bahn schon. Naja, er hat es doch erraten – BWL. Welch große Kunst, *hust*, wenn man bedenkt, dass BWL der größte Studiengang ist, den die Uni Hamburg anbietet, zumindest was die Anzahl der Studenten angeht. Ok, lass ich halt diese Bahn ohne mich weiterfahren. Die nächste kommt ja in zehn Minuten. Tim fragt mich, was ich denn am heutigen Abend geplant hätte. ich berichte von meinen geplanten Feiereien mit Freunden auf dem Kiez. Er erzählt mir auch von dem, was er für heute vorhat. Unter anderem auch Party auf dem Kiez. Wir unterhalten uns dann noch kurz über die verschiedenen Clubs und welche davon besser oder schlechter sind. Schließlich fragt er nach meiner Nummer. Man könne sich ja vielleicht Vorort treffen, wenn man auf der Feiermeile sei. Er hält mir sein Handy hin. Bereitwillig tippe ich die Zahlen ein. Dann bedankt er sich für das nette Gespräch und sagt, er müsse jetzt gehen, da er sich gleich noch mit ein paar Freunden treffen wolle. Ich verabschiede ihn und sehe ihm noch nach, wie er die Treppe zum Tageslicht hoch steigt. Das war doch ein nettes Gespräch, resümiere ich. Dann stecke ich mir wieder die Kopfhörer in die Ohren und warte auf die Bahn.

Die Anzeigetafel sagt, dass die Bahn in zwei Minuten käme. Kurzer Blick auf die Uhr. Fast sechs. Ok. Ich liege gut im Plan. Um halb sieben bin ich dann zu Hause. Dann kurz was essen und den Asti kalt stellen. Schließlich noch duschen, umziehen und frische Make-up auflegen. Die Mädels wollten so um halb zehn kommen. Sollte also rechtzeitig zu schaffen sein.

Gedankengänge

Ich spüre einen starken Luftzug und zwei Lichter tauchen aus der Finsternis des Tunnels auf. Die Bahn hält, die Türen öffnen sich und ich trete ein. ich setzte mich auf einen der Sitze der Sitzgruppe gleich neben der Tür. Mir gegenüber ist ein Monitor an der Decke des Zuges montiert. Dort können immer die neusten Nachrichten gelesen werden. Während in meinem Ohr „Endlich wieder Diskozeit!“ von Montreal, einer Hamburger Band, erschallt, lese ich, was alles in der Welt passiert ist. Arbeitsminister Jung zurückgetreten, einer der zwei ausgebrochenen Häftlinge gefasst, Zitat des Tages, Konzerttipps, Studenten besetzen weiter deutschlandweit die Hörsäle. Oh Mann, stimmt. Bei uns ja auch. Hoffentlich findet morgen Nachmittag die Vorlesung im Audimax I statt und fällt nicht wegen der Besetzung aus, wie letzte Woche. Am Dienstag wurde eine Vorlesung vom Audimax in den Kinosaal 8 des benachbarten Cinemaxx' verlegt. Unglaublich, aber wahr. Ich wäre bei dem Kino-Dämmerlicht fast eingepennt. ich finde die Aktion etwas widersprüchlich. Die Besetzer verlangen recht auf freie Bildung und enthalten den anderen Studenten die Bildung vor. Da sollte sie lieber mal Unterschriften sammeln. Das hätte Aussagekraft. Aber nein, die Herrschaften sitzen lieber im Audimax, hören Reggae, kickern und machen Stuhlkreise. Solche Gammler. Was hab ich mich amüsiert, als sie vor dem versammelten Studiengang gesagt haben, dass das Audimax besetzt sei und die Vorlesung ausfalle, wir aber gern zur anschließenden Diskussion bleiben könnten. Wer aber nicht diskutieren wolle, möge bitte gehen. Dann sind ungefähr 95% alle BWLer aufgestanden und gegangen. Da sollten sie mal drüber nachdenken. Naja, wie auch immer. Ich hoffe, dass die Geschichte nicht mehr allzu lange dauert. Das ist doch kein Zustand. Und ich sehe mit Schrecken den Prüfungen entgegen, wenn noch mehr ausfällt. Die Professoren sagen da nur, dass man sich den Stoff dann eben im Selbststudium aneignen solle. Nur wenige sind dazu bereit einen Kompromiss bzw. über eine Anpassung des Prüfungsstoffes nachzudenken.

Na super. Es fängt an zu regnen. Braune Brühe läuft an der Scheibe runter. Die Bahn war wohl auch schon länger nicht mehr in der Waschstraße. zum Glück finde ich in der unergründlichen Tiefe meiner Tasche meinen kleinen schwarzen Knirps-Regenschirm. Ein weiteres Mal frage ich mich, wo ein Mann so etwas aufbewahrt, wenn er keine Handtasche hat. Mir kommt ein sehr absurder Gedanke. Oh nein, lieber nicht. Hoffentlich verschwinden diese Bilder bald wieder aus meinem Kopf. So, hier ist meine Station, hier muss ich raus. Ich verlasse die Bahn und steige die paar Stufen zur Oberwelt hinauf.

Scheiße, dicke Regenwolken ziehen am Himmel vorüber. ich spanne meinen Schirm auf und stürzte mich ins Unwetter. Uh, ich bekomme vom Regen eine ganz nasse Hose an den Knien. Mist, meine schönen Schuhe. Arg, Hamburg als schönste Stadt der Welt hin oder her, aber der, der bestimmt hat, dass in weiten Teilen der Stadt der Bürgersteig nur aus fest gestampften Sand bestehen solle, müsste gekillt werden. Wahrscheinlich irgend so ein Typ, der eh den ganzen Tag in Gummistiefeln rumgerannt ist. Meine schönen und nicht ganz günstigen Stiefel sind volle Sandschlamm. Bloß schnell nach Hause.

Zu Hause

Noch schnell die Tür aufschließen. So, Schuhe aus, Schirm in die Ecke und die Tasche auf den Küchentisch . Meine leicht triefende Jacke hänge ich an die Garderobe. Erstmal Hände waschen. In Zeiten der Schweinegrippe ist das unablässig. Schön warm. Ah ja, das tut gut. Ab in die Küche und die Pizza in den Ofen, die ich mir gestern noch gekauft hab. Apropos gekauft, ich hab ganz vergessen nach der Anti-Zellulitis-Creme zu schauen. Ach sei's drum. Muss ich halt morgen machen. ich wende mich wieder der Pizza zu. Donnerstag ist Pizzatag. Mit schön Peperoni. Ich liebe Peperoni-Pizza. Es heißt ja, dass Peperoni als Aphrodisiakum wirken. das könnte noch ein interessanter Abend werden.

Gott hatte echt eine gute Idee, als er entschieden hat, dass ich alles essen kann, was ich will, ohne zuzunehmen. Meine ganzen Freundinnen beneiden mich immer darum. Ich bin in der Hinsicht wirklich gesegnet. Aber Sport mache ich ja trotzdem. Allein schon des Stressabbaus wegen. Während die Pizza so vor sich hinbäckt, hüpfe ich noch mal fix unter die Dusche. Eher ne Katzenwäsche, ohne Haarewaschen, war ja heute Morgen schon drunter, aber man will im Club ja nicht unangenehm auffallen. Ja, ich weiß, bei den ganzen Leuten, die wie irre schwitzen und dem Zigarettenqualm, mag dieser Gedanke etwas paranoid wirken, aber auf jeden Fall fühle ich mich dann besser und das ist doch, was zählt. Unter der Dusche schwirrt mir dieses Gedicht aus der Seat-Werbung durch den Kopf: „Brichst du auf gen Ithaka, wünsch dir eine lange Fahrt voller Abenteuer und Erkenntnisse…“ Klingt irgendwie so episch. Ob das von Homer und Co ist? [Anm. d. Red. Das Gedicht ist von Konstantinos Kavafis (1863-1933)] Verreisen würde ich auch gerne mal wieder. Schön in die Südsee und sich dann im Hotel massieren lassen, während man auf das azur blaue Wasser schaut … schön entspannen. Wobei so eine zwei-Wochen-China-Rundreise wäre sicher auch interessant. Nur gibt’s da ein kleines Problem: Solche Sperenzchen lässt leider mein Haushaltsplan für dieses Jahr nicht zu, zumal ja schon der Skiurlaub mit Freunden in den Schweizer Alpen für Ende Februar, wenn die Prüfungen durch sind, geplant ist.

Männerängste

Das wird bestimmt auch super, wenn wir fünf mal wieder das ganze Tal unsicher machen. Es war ja auch geplant, dass Chris auch mitkommt, aber der fährt wohl dieses Mal wieder mit seiner Freundin, nachdem sie offensichtlich das letzte Mal so gejammert hat. Dafür ist Benni wieder mit am Start. Komisch, dass er eigentlich noch Single ist. Er sieht doch eigentlich ganz gut aus und strutzdumm ist er nun gerade auch nicht. Ich sag ihm immer, dass er mal rangehen soll. Er wird dann ganz verlegen und sagt dann immer, er habe Angst was falsch zu machen. Neulich hat er mir bei dem Thema eine Metapher aufgetischt. Auch mit Skifahren Er meinte, das Ansprechen einer Frau sei wie Lampenfieber für ihn. Richtig Stress. Er sagte, das sei so, als stehe man beim Skifahren ganz oben auf einem Berg, da an der Kante, wo da steile Stück der Piste beginnt. Er sagte, er stehe dann da und schaut die Piste runter. Er sieht wie steil sie ist und je länger er zögern würde, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Rückzieher macht und mit dem Lift wieder runter fährt. Dann betonte er aber, dass ihm schon klar sei, dass das alles Quatsch und eigentlich nur Kopfsache sei. Denn hat er sich erst einmal getraut loszufahren und ist auf der Piste, macht es richtig Spaß und die Piste erscheine auch gar nicht mehr so steil. Ich klopfte ihm auf die Schulter und meinte, er solle dann doch erstmal auf dem Kinderhügel üben, denn gut Ding braucht Weile, wie man hier im Norden sagt. Aber wichtig sei, dass er erst einmal anfange, anstatt rumzusitzen und sich alles schwarz auszumalen. Das schien ihn etwas aufgebaut zu haben. Mal sehen, ob’s was geholfen hat. Aber mich wundert das echt und überrascht war ich auch. Ich dachte immer, dass das Ansprechen einer Frau für einen Mann so alltäglich sei und ihm so locker von der Hand ginge, wie das Öffnen seines Biers. Ich mein’, wenn sie doch nicht mal schaffen eine Frau – also das vermeintlich schwache Geschlecht – anzusprechen, was für sozialunfähige Vollloser sind das dann. Ich dachte, das Problem hätten höchstens verpickelte Computernerds, die den ganzen Tag im Keller hocken. Und selbst die, lernen in Chatrooms oder diesen „LAN-Partys“ Leute kennen. Ich war schon ein wenig überrascht zu erfahren, dass das Ansprechen, den ersten Schritt zu machen, Benni eine solche Überwindung bedeutet. Ob auch andere Männer auch so Probleme damit haben? Werd’ och wohl nie erfahren. Und mal ganz ehrlich, eigentlich interessiert es mich nicht. Ich will einen Kerl, der seinen Mann steht und weiß, was er will. Dabei sollte er aber auch Rücksicht auf mich nehmen, romantisch, intelligent und humorvoll sein. Ach so, ja Charakter haben und gut aussehen sollte er natürlich auch. Also quasi George Clooney, Jim Carey, James Bond und Leo DiCaprio mit einem Schuss Graf Zahl aus der Sesamstraße, nur eben in einer Person. Das muss es doch irgendwo geben. Naja und dann muss er mir nur noch begegnen, sich in mich verlieben und sich natürlich mit mir verabreden, damit wir dann heiraten und zwanzig Kinder bekommen können.

Vorbereitung

Während ich aus der Dusche steige und wie gewohnt das Handtuch um mich schlinge, denke ich mir noch, dass die Typen zumindest den Vorteil haben, dass sie in dieser Hinsicht wenigstens die Zügel in die Hand nehmen können und auf die Frauen zusteuern, die ihnen gefallen. Uns Frauen bleibt da nur der verliebt Blick oder mal ein Augenzwinkern und dann die oft vergebene Hoffnung, dass der süße Typ rüberkommt und dich anspricht. Hauptsache er kommt her, was er sagt ist dann nebensächlich, es sei denn er hätte nen krass sächsischen Akzent. Das geht, meiner Meinung nach, ja mal gar nicht. Wer findet schon: „Güden Dog, dorf isch mich viellaischt sätzen? Isch find disch nämlisch äscht schnüggelisch“, sexy? Uha, es schüttelt mich und ich muss lachen. Wobei wenn er gut aussieht, muss er halt die Klappe halten, dann geht das schon. Hehe.

Ich lauf’ geschwind in die Küche und schaue durch die Scheibe des Backofens, wie weit die Pizza ist. Perfekt. Ich wusste doch, dass ich gut kochen kann. Dann den Bademantel geschnappt. Erstmal was essen. Ich nehm’ mir die Pizza, schneide sie in Stücke und trage sie zum Sofa. Pizza muss man einfach mit der Hand essen. Glotze an und Pizza futtern. Mhm, göttlich. Ich zappe ein bisschen rum, schaue aber gar nicht richtig hin, sondern überlege mir, was noch alles zu tun ist. [Anm. d. Red. Ja ich weiß, Frauen können Multitasking, aber das entzog sich dann doch leider meiner Vorstellungskraft, wie sich das dann im Kopf der Dame abspielt.] Noch anziehen, Make-up, Fingernägel und schließlich noch ein bisschen aufräumen. Nachdem die Pizza vollends aufgegessen ist, stelle ich den Teller in die Spüle. Ich wasche mir die fettigen Hände und gehe ins Schlafzimmer zum Kleiderschrank. Das TV läuft dabei weiter.

Qual der Wahl

Hmm… was jetzt anziehen? Ist ja nicht so, als hätte ich nichts. Nur halt nichts Passendes. Vielleicht ne Jeans mit … mit …mit … na, was nehme ich denn? Vielleicht mit dem weißen Top?! Ich gehe mit den Sachen zum großen Spiegel im Flur. Nee, das ist doof. Ich schaue weiter. Wie wär’s mit Strumpfhose, Hotpants und dem blauen Top?! Nee, auch nicht. Wir gehen heute Abend ja in einen der angesagtesten Clubs in Town, da brauch man schon was anderes. Was elegantes, was aber doch sexy ist. Welches zeigt, dass ich weiß, wie ich meine – unübersehbaren – weiblichen Reize einsetzen kann, das aber gleichzeitig nicht schlampig wirkt. Nicht zu viel und nicht zu wenig. [30 Outfits später] Ah, das ist es. Klassisch und sexy. Dieses schwarze Kleid ist perfekt. Oben eng geschnitten, unten locker, sodass es beim Tanzen hin und her schwingt. Es endet oberhalb des Knies und wird durch Spaghetti-Träger gehalten. Dazu die schwarzen Pumps [alternativ schwarze Ballerinas, damit es nicht so viele Blasen gibt.] und fertig ist mein Partyoutfit. Fummel angezogen und wieder ins Bad, das Make-up auflegen. Das ist jetzt ein bisschen mehr Gemale, als heute morgen, denn abends müssen die Make-up-Effekte stärker sein, weil man bei dem dämmrigen Licht im Club schon dicker auftragen muss, damit man was sieht. Noch kurz zur Toilette und dann ran an die Farbtöpfe. Ich fahr alles auf, was meine Kosmetiktasche zu bieten hat: Kajal, Wimperntusche, die gute, die extra lange und verführerische Wimpern macht und natürlich Lidschatten. Ich denke, ich mache heute smokey eyes, das mach so einen verruchten Eindruck. Ich mag das Mysteriöse daran. Da brauch ich aber ne Menge Schwarz. Ach Fu**. Jetzt hab ich mich ins Auge gepiekt. Das ist diese verdammte Hetze, dabei bleibt mir noch genügend Zeit. Mein Auge fängt ein bisschen an zu tränen. Ahhhh!!! Hoffentlich hört das gleich wieder auf, nicht dass das restliche Make-up verschmiert. Also weiter im Text. Zum Schluss noch etwas Lipgloss. Yummy, Kirsch. Fertig, wunderbar. In ungefähr 15 Minuten kommen die Mädels.

Vorglühen

Noch ein bisschen aufräumen. Die ganzen Klamotten vom Sofa, Geschirr in die Spüle und TV aus. Da klingelt es auch schon. Ich öffne die Tür und die ganze Truppe fällt mir um den Hals. Sie haben noch eine Flasche Cola, eine Flasche Bacardi, sowie eine Flasche Baileys mitgebracht. Ich hol den gekühlten Prosecco und Gläser. Die Party kann losgehen. Wohoo!

[Zwei Stunden und etliche leere Flaschen später.]

Jetzt bin ich richtig in Partystimmung. Yeah. Wir könnten echt bis zum Morgengrauen weiterquatschen. Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier, sondern wir wollen feiern und tanzen. Also rege ich mal an zu gehen. Einstimmig erhalte ich Zustimmung. Wir schnappen unsere Mäntel und treten johlend aus der Wohnung. Lachend gehen wir in Richtung U-Bahn. Wir müssen nicht lange warten, bis die Bahn kommt. In der U-Bahn sitzend überlegen wir, in welchen Club wir gehen wollen. Wir entscheiden uns schließlich, wie so oft für die Nr. 1 am Platz. Von der war ich eh bei der Kleidungswahl ausgegangen. Die Wagen füllen sich von Station zu Station zunehmend. Wir sind ja nicht die einzigen, die gut gelaunt zum Kiez wollen. Am Hauptbahnhof müssen wir umsteigen. Hier sieht man schon die ersten, die es beim Vorglühen etwas übertrieben haben und jetzt mit dem Kopf auf die Hänge gestützt auf einem der Sitze am Bahnsteig sitzen. Unsere Bahn, die direkt an der Reeperbahn hält, fährt ein. Wir steigen in den vollen Zug, der von einigen liebevoll „Pardy-Träin“ genannt wird. Nach kurzer Zeit sind wir am Ziel unserer Reise angekommen. Sobald wir aus den Tiefen des U-Bahnsystems hinaufgestiegen sind, leuchtet und glitzert uns die Neonreklame entgegen.

In da Club

Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Immerhin habe ich hier ein gutes Stück Jugend verbracht. Donnerstag ist es zwar nicht so voll, wie am Wochenende, dafür sind aber auch weniger Touries unterwegs. Als wir ein Stückchen die Straße langgehen, treffen wir noch ein paar Kommilitonen, die auch auf der Piste sind. Es wird ein bisschen gequatscht, doch da sie zu einer anderen Location wollen, trennen sich unsere Wege bald wieder. Zwei Minuten später stehen wir vor dem Club. Die Schlange davor ist noch nicht so lang. Aus einem ganz bestimmten Grund juckt mich das aber reichlich wenig. Marie kennt nämlichen den Türsteher, der die Persos kontrolliert. Das ist der beste Freund von ihrem neuen Schwarm. Außerdem haben wir, wie mein guter Freund Ben immer sagt den „Weiberbonus“. Deswegen kommen wir also direkt ohne anzustehen in den Club. Es ist einfach nur klasse, jung, hübsch und weiblich zu sein. Dann kann man fast jeden Mann um den Finger wickeln. Männer sind so leicht zu beeinflussen. So… jetzt den Stempel holen und erstmal eine Runde durch den Club drehen, gucken wie die Stimmung ist und schauen, ob jemand da ist, den ich kenne.

Ich lasse meinen Blick schweifen und betrachte die Typen, die sich so im Club tummeln. Einige scheinen ja ganz passabel zu sein, aber die meisten sind wohl eher Luschies ohne Eier, die sich nicht auf die Tanzfläche trauen, sondern lieber mit dem Bier vor der Brust am Rand stehen. Ihr „cooles“ Kopfnicken beeindruckt mich nicht in geringster Weise und offenbart nur, dass sie gerade soviel Rhythmusgefühl haben, wie der Betonpfeiler einer Autobahnbrücke. Das erzielt eher den gegenteiligen Effekt und lässt einen schüchternen und verklemmten Eindruck entstehen. Wie heißt es bei Seeed in ihrem Lied „Riddim No. 1“ so schön: „Einen lockeren Tänzer dagegen mögen die Mädels sehr.“ Naja, aber zum Glück sind ja auch noch ein paar gute Tänzer da, die es doch noch lohnenswert machen, hier zu bleiben. Nachdem die Lage geklärt ist, geben wir die Jacken ab und schmeißen uns ins Getümmel. Donnerstagstandartprogramm ist angesagt. Studenten zahlen keinen Eintritt. Entsprechend viele Studenten sind da. Aber nicht so Gammel-Langzeitstudenten und keine Soziologiestudenten im 12. Semester. Die würden schon am Türsteher scheitern. Davon abgesehen, dass die hier gar nicht reinwollen, sondern lieber in einer Shisha-Bar chillen oder in der Schanze Autos anstecken. Also wie jede Woche: Geiler DJ, geile Musik, geile Leute. Das sind die drei wichtigsten Zutaten für eine perfekte Party.

Naja, als die Rede von Getümmel war, hab ich wohl etwas übertrieben. Eigentlich ist es erschreckend leer. Ich schaue auf die Uhr. Halb Eins. Naja ok. Wir sind auch zugegebenermaßen noch recht früh dran. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass sich die Situation in der nächsten halben Stunde drastisch verändern wird. So um Eins wird es dann so voll, dass man nicht selten sich kaum bewegen kann. Eine Kuriosität, dessen Grund mir wohl auf ewig verschlossen bleiben wird. Wie dem auch sei. Meine Freundinnen und ich besorgen uns an der Bar Cocktails und setzten uns erstmal gemütlich auf eines der Sofas in den Vorraum des Dancefloors, wo es nicht so laut ist. Während die Anderen sich über die neusten Beziehungskonstellationen an der Uni austauschen, schlürfe ich durch den Strohhalm meinen Cosmo [Cosmopolitain = Cocktail] und beobachte durch die offene Tür die wenigen Leute, die bereits auf der Tanzfläche rumzappeln. In der Mitte des Dancfloors „tanzt“ mal wieder so ein Selbstdarsteller, der um jeden Preis Aufmerksamkeit bekommen will. Es sieht ein bisschen so aus, als sei er in einen Ameisenhaufen getreten, die Ameisen würden jetzt über seinen ganzen Körper krabbeln und er versuche schüttelnder Weise die Insekten loszuwerden. Ist doch nett. Tut niemandem weh, trägt zur Erheiterung aller anderen bei und der Tänzer hat die Aufmerksamkeit, nach der er so sehr verlangt. Das Glucks- und Schlürfgeräusch sagt mir, dass ich mit meinem Strohhalm schon auf dem Boden des Glases angekommen bin. Mittlerweile ist es auch schon Eins und der Club wird von Minute zu Minute voller. Als die anderen beiden ihren Drink auch vollständig intus hatten, pack’ ich sie mir und ziehe sie mit auf die nun belebte Tanzfläche. Da ich beim Trinken schon die Gelegenheit genutzt habe, genau zu gucken, wo die süßen Typen tanzen, wird jetzt genau dahin gesteuert, wo der Pulk aus hübschen Jungs steht. Die Boxen vibrieren. Wir lassen die Hüften kreisen und ich freu mich einen Keks, denn jetzt bin ich in meinem Element.

Doch es wird nicht allzu lange getanzt, denn meine Freundin muss dringend aufs Klo. „Der Cosmo“, sagt sie und verdreht die Augen. Natürlich begleite ich sie, obwohl ich gar nicht muss. Aber es ist eine gute Gelegenheit noch mal zu checken, ob mein Make-up und die Frisur noch in Ordnung sind. Wir begeben uns also zur Kellertreppe, weil sich die Toiletten unten befinden. Wir kommen aber nur bis zur Hälfte der Treppe, denn hier endet die Schlange. Na toll, es ist doch immer wieder das Gleiche. Ein Typ geht die Schlange betrachtend und grinsend die Treppe hinunter und verschwindet in der Herrentoilette. Nach einer Weile kommen auch wir unten an. Meine Freundin verschwindet im Klo und ich stell mich an den Spiegel. Ein paar Strähnen werden von mir zu Recht gezupft und fixiert. Dann kommt meine Freundin wieder und tut es mir gleich. Ich hole den kleinen Kosmetikbeutel aus meiner Tasche und krame die Wimperntusche heraus. Meine Freundin und ich unterhalten uns währenddessen darüber, wie die Lage im Club ist. Ich frische noch einmal den Lipgloss auf und verlasse mit meiner Freundin den Waschraum. Wir steigen die Treppe, welche immer noch von Frauen belagert wird, hoch und tanzen uns wieder zur Mitte durch die Menge.

Der Typ

Oh Gott, ich liebe dieses Lied, ich liebe diesen Bass. Das geht echt unter die Haut. Mein ganzer Körper bebt. Es läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut. Das ist das, was ich liebe, ich bin so glücklich, dass ich das Gefühl hab, mein Herz zerspringe jeden Augenblick. Unaufhaltsam fange ich an zu grinsen. Ich schließe die Augen und lausche dem Beat. Einfach de Hammer. Ich öffne die Augen wieder und vor mir steht ein Typ und schaut mir tief in die Augen. Er hat jadegrüne Augen und mir ist, als könne er mir direkt in die Seele schauen und wüsste was ich denke. Uha, schaurig. Schaurig schön. Er ist recht groß und hat braunes Haar, das ihm verspielt lässig ins Gesicht fällt. Aber insgesamt kein Surferstyle, denn er trägt eine dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd, also eher straight. Sein Gesicht ist schmal und markant, nicht so bubimäßig. Er hat etwas Freundliches in seinen Augen, so ein Glitzern, das sagt: „Hey, ich tu‘ dir nichts.“ Er blinzelt mir zu und fasst mich kommentarlos an der Hüfte, um anschließend mit mir zu tanzen. Ich lasse es zu. Sein Griff ist zart, aber nicht lasch, kraftvoll, aber nicht brutal. Sehr angenehm. Er dreht mich um mich selbst. Mit der Drehung legt er die Arme um mich. Jetzt kommt er nach von hinten an mich ran. Wir tanzen zusammen zum Klang der Musik. Er streicht mit seinen Händen an meiner Seite auf und ab. Er fasst meine Hände. Er kommt mit seinem Gesicht sehr nah an mein linkes Ohr. Ich kann seinen Atem spüren und bin angespannt. Er atmet ganz ruhig. Oh man, es ist echt warm hier drin. Meine Haut ist schon ganz schwitzig und heiß. Haben die hier die Heizung an?

Ich höre eine Stimme an meinem linken Ohr: „Das ist ganz schön warm hier, oder? Wollen wir kurz raus gehen?“ Ich sage kurz: „Ja, ok.“ Er nimmt mich bei der Hand und zieht mich durch die Menge sanft hinter sich her. In diesem Club ist mit „rausgehen“ meistens gemeint, dass man nach nebenan geht. Dort ist eigentlich ein Raum ohne Decke, sprich unter freiem Himmel. Man hat dort aber ein großes Segel als Decke aufgespannt und es gibt einige gepolsterte Hocker und Bänke, sowie ein paar kleine Tische und eine nicht allzu große Bar. Es ist ziemlich voll, Sitze sind keine mehr frei. Also bleiben wir stehen und er sagt: „Du tanzt echt gut. Ach übrigens ich bin [insert your name here]!“ Ich meine, er sei aber auch nicht schlecht, was das tanzen angehe und stelle mich ebenfalls vor. Wir quatschen ein bisschen über Belanglosigkeiten: Ob ich denn auch aus Hamburg sei, ob ich hier studiere und so weiter. Sitze am Rand des Raums sind frei geworden. [Name] fragt mich, ob wir uns denn setzten wollten. Ich stimme erfreut zu. Meine Füße könnten momentan eine Pause gebrauchen. Wir setzen uns und ich lasse einen Laut der Entspannung hören. „Tut gut mal die Beine zu entspannen, was?“, fragt er. „Oh ja“, sage ich lachend und verweise auf meine Schuhe. Nach einiger Zeit frage ich, ob wir wieder tanzen wollten. Er erwidert, dass er gern noch einen Moment sitzen bleiben wolle, ich aber schon vergehen könne, wenn ich wolle. Ich bleibe also noch sitzen und frage ihn, was er denn so mache. Er erzählt, dass er, wenn ihm das Studium zeit lasse, ganz gern fotografiere und dass er Sport im Verein treibe. Da drängt sich mir gleich die Frage nach der Sportart auf. Fechten. Oh cool. Ich stelle ihn mir mit Mantel und Degen vor. Außerdem trägt er einen schmalen Schnurbart und einen Hut mit breiter Krempe und großer Feder. Ich muss unweigerlich schmunzeln. Was es denn zu grinsen gäbe, fragt [Name]. „Nichts“, erwidere ich. „Ich kenne nur niemanden, der ficht.“ Ein Moment Stille. Nun grinst er und sagt, dass er jetzt wieder tanzen gehe.

Kiss Close

Wir gehen also zurück auf den Dancefloor. Wir tanzen enger und leidenschaftlicher denn je. Er tanzt echt gut und zu meiner Bestürzung muss ich sagen, dass er mich voll im Griff hat, zumindest was das Tanzen angeht. So einen Kerl trifft man selten. Der DJ spielt „Release me“ von Agnes. Das passt…irgendwie. [Name] dreht mich und zieht mich dann ganz nah an sich ran. Wir schauen uns in die Augen .Spannung liegt in der Luft. Er kommt noch näher an mich ran. Mein Herz klopft aufgeregt. Unsere Augen versinken ineinander. Ich habe das Gefühl in die Tiefe seiner Iris einzutauchen. Immer näher … und legt dann seine rechte Hand in meinen Nacken. Die Magie des Moments schaltet die Realität aus. Er streichelt meine linke Wange. Ich schließe die Augen. Seine Lippen berühren meinen Mund. Sie sind weich aber brennen wie Feuer. Die ganze Energie entlädt sich in diesem Moment. Ich fühle mich eigenartig geborgen und lasse mich innerlich einfach fallen. Wie verzaubert lege ich meine Arme um seinen Nacken und schiebe die Finger in sein weiches und dichtes kastanienbraunes Haar. Das erregende Spiel seiner Zunge jagt mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Der Kuss ist süß wie Honig und verlockend wie Himbeersahne. Nur seine Nähe zählt noch. Mir scheint, als währte der Kuss eine Ewigkeit und doch nicht lange genug, denn im nächsten Moment öffne ich wieder meine Augen. Unsere Lippen lösen sich widerwillig von einander. Er schaut mich an und streicht mir fordernd über die Wirbelsäule. Ich glaube ich zittere. Mein Körper scheint sich vor Wonne in kleine Moleküle aufzulösen. Es war ein Gefühl, als zerflösse ich unter seinen Berührungen. Zärtlich streiche ich über die markante Struktur seines Gesichtes, wanderte im Zeitlupentempo seinen Hals abwärts und schiebe meine Hände unter sein feuchtes Hemd, um endlich seine nackte Haut unter meinen Fingerkuppen zu spüren. Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch, wie wenn man in der Achterbahn in freiem Fall die Bahn hinabstürzt oder wenn man mit dem Auto über eine Bodenwelle fährt. Er drückt mich an sich und schenkt mir einen verführerischen Blick. Er küsst mich noch mal mit einem Feuer, welches mir die Sinne schwinden lässt. Ohne den Kuss zu unterbrechen schließt er mich in seine Arme und beginnt langsam zu Tanzen.

Nach ein paar Minuten engen Tanzes sehe ich aus dem Augenwinkel eine meiner Freundinnen sich einen Weg durch die Menge bahnen. Sie zieht mich ein Stück von [Name] weg, kommt nah an mich ran und sagt, dass sie und die anderen Mädels jetzt gerne nach Hause gehen würden. Dem folgt ein fragender und etwas bettelnder Blick, die soviel bedeutet, ob ich nicht mit ihnen gehen wolle. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon kurz nach vier ist. Immer wieder erstaunlich, wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert. Ich bitte meine Freundin, einen Moment zu warten und wende mich [Name] wieder zu. Ich erkläre ihm die Situation und füge hinzu, dass ich eigentlich auch schon recht geschafft sei und gerne meine Freundinnen begleiten würde. Dem wir ein fragender Blick hinterher gesetzt, diesmal von mir. Darauf antwortet er, dass er es sehr schade fände, wenn ich jetzt gehen würde. Wenn es aber gar nicht anders ginge, möge ich ihm doch bitte meine Handynummer geben, damit er mich erreichen könne, denn ihm hätte der Abend sehr gefallen und er würde mich gern wiedersehen. Wir tauschen unsere Nummern aus. Ich nicke meiner Freundin zu. Er gibt mir einen letzten Kuss auf die Stirn, da werde ich auch schon weggezogen. Es ist eine meiner anderen Freundinnen. Mit gemischten Gefühlen gehe ich zur Garderobe.

Heimweg

War das in Ordnung, [Name] einfach so stehen zu lassen? Schließlich war das ja nicht irgendein Typ, sondern DER Typ … mein Typ. Wobei, wenn ihm was an mir liegt, wird er sich ja wohl melden. Ich nehme meine Jacke in Empfang und verlasse mit meinen Mädels den Club. Marie grüßt beim Rausgehen noch mal den Türsteher, der uns noch einen schönen Abend wünscht. Und schon wird losgeschnattert. Wo ich denn plötzlich hin verschwunden sei, will Carola wissen. Ich hätte sie ja geradezu allein gelassen. Dabei schiebt sie ihre Unterlippe vor, als sei sie beleidigt. Dann lacht sie aber sofort wieder und betont, dass sie jedes kleine Detail hören möchte. Während wir runter zur U-Bahn steigen und schließlich auf selbige warten, erzähle ich was passiert war. Carola lacht mit ihrer gewohnt dreckigen Lache und verdreht die Augen, als ich beim Rumgeknutsche ankomme. Doch da rollt schon meine Bahn ein. Diesmal fahre ich alleine, denn alle sind müde und wollen Heim. Ich bin die Einzige, die in diese Richtung fahren muss. Also verabschiede ich jede meiner Mädels mit einer festen Umarmung und betrete den rot-weißen U-Bahn-Wagen.

Die Bahn ist recht leer. Doch bedenkt man, dass es halb fünf in der Früh ist, kann man die Tatsache, dass erschreckend viele Leute zu dieser unchristlichen Zeit unterwegs sind, nicht von der Hand weisen. Unter die vielen Partygänger und Schnapsleichen auf Heimreise mischen sich einige der arbeitenden Bevölkerung. Das Bild ändert sich auch nicht, als ich am Hauptbahnhof in eine andere Bahn umsteige. Die Partygänger erkennt man an ihrem Partyoutfit, dem blassen Gesicht mit vor sich hinträumenden Augen, deren Lider alle paar Minuten zufallen und nicht selten an der enormen Alkoholfahne. Die Leute auf dem Weg zur Arbeit sind meist mit einem Aktenkoffer, einer aktuellen Tageszeitung und einem Becher Kaffee ausgerüstet. Wobei ich mich frage, was für einem Job man nachgeht, wenn man um Fünf auf dem Weg zur Arbeit ist, für die man einen Aktenkoffer benötigt. Schichtwechsel im Büro? Aber auch für mich ist es recht spät bzw. früh und ohne laute Musik und Getanze bricht die Müdigkeit erbarmungslos über mich herein. Ich lasse den Abend noch einmal Revue passieren. Ich hatte ziemlich viel Spaß. Das sollte man auf jeden Fall demnächst wiederholen. Ich beobachte noch ein wenig meine Mitfahrer, bis ich schließlich an meiner Station schlurfend die Bahn verlasse. Nach kurzem Weg stecke ich endlich den Schlüssel in meine Wohnungstür. Das Schloss knackt und die Tür springt auf.

Ab in die Falle

Meine Füße bringen mich fast um. Ich mache Licht und kicke gleichzeitig die Schuhe in die Ecke und hänge meinen Mantel auf. Erst hier in meiner Wohnung, in der halbwegs frische Luftverhältnisse herrschen, bemerke ich, wie meine Klamotten nach kaltem Rauch stinken. Naja, keine Überraschung, aber lecker ist es trotzdem nicht. Bloß raus aus den Sachen. Kleid auf einen Bügel und ab damit auf den Balkon zum Lüften. Zu mehr bin ich momentan nicht fähig. Schlurfend begebe ich mich ins Bad. Noch eine kurze Katzenwäsche, um den gröbsten Schmutz loszuwerden. Nochmal fix aufs Klo und dann ab in die Heia. Als ich unter die Decke schlüpfe, entspannt sich mein ganzer Körper. Ein wunderbares Gefühl. Jetzt, da alles still ist um mich rum, nehme ich jetzt erst diesen leisen Pfeifton wahr, den man immer nach einem ausgedehnten Clubabend hat. Das war echt ein super Abend … und erst [Name], der war der Wahnsinn. Hoffentlich ruft er mich bald an. Bevor ich ganz einschlafe, halte ich kurz inne und bin etwas überrascht, als ich mir dann eine Frage stelle:

Bin ich etwa verliebt?

© Thelon

bearbeitet von Thelon

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Großartig!! Danke, sehr schöner Text!

so ist sie die moderne Frau: spießig, langweilig, humorlos, materialistisch und dumm.

nur zum Ficken geeignet als Menschen sind die Frauen eklig :-(

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@Pimp: :-(

haha, wieviel seiten hat dein Text Dave?

bearbeitet von AmazingSmile

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@ ich glaube nicht das Pimp innerhalb von 9 Minuten 11 Seiten Text gelesen hat und der Text soll außerdem so ziemlich das Gegenteil vermitteln, als das was du meinst.

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Wat geht die nie kacken?? Die ganze Prozedur ewig beschrieben, aber nein kacken geht sie nit.

Nein Spaß, ich weiß natürlich das Frauen keinen Stuhlgang haben, sorry...

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@ rebello: wenn du mehr als die ersten paar Zeilen gelesen hättest, wär dir aufgefallen, das sie auch zur Toilette geht. Davon abgesehen, fand ich das eher nebensächlich....bin halt nicht so ein Fäkalfetischist

Offensichtlich habe ich die Lesebereitschaft und die Ernsthaftigkeit der Forenmitgleider überschätzt :blink:

Ich hab jetzt den Text nochmal nachträglich in Abschitte eingeteilt, damit man nicht vor einer gewaltigen Textwand sitzt

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oh tatsächlich da stehts ja :blink:

Ich hab deinen Text übrigens ganz gelesen und finde ihn, mit Ausnahme von der etwas zwanghaft wirkenden Anbringung von PU-Sachen..., recht gelungen. Ist jetzt nicht schriftstellerhaft, aber solide geschrieben :bad:

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übrigens ist kacken für Frauen ein ebenso geiles Gefühl wie für Männer... das haben mir schon einige von denen erzählt...ja, scheiße ist ein gutes Thema für Smalltalk :blink:

bearbeitet von rebello

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Mein Tagesablauf:

6:00 Wecker, aufgestanden, Dusche, Kaffee & Tageszeitung

6:45 in die Arbeit fahen

7:30 Kaffee

10:00 Kaffee

12:00 Leberkäsesemerl

14:00 Kaffee

16:00 Kaffee

18:00 Leberkäsesemmel, in die Schule fahren

20:00 Kaffee

22:00 endlich feierabend, mit überhöhter Geschwindigkeit heimfahren

23:00 nur Scheisse in der Glotze

00:00 pennen.

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Mein Tagesablauf:

6:00 Wecker, aufgestanden, Dusche, Kaffee & Tageszeitung

6:45 in die Arbeit fahen

7:30 Kaffee

10:00 Kaffee

12:00 Leberkäsesemerl

14:00 Kaffee

16:00 Kaffee

18:00 Leberkäsesemmel, in die Schule fahren

20:00 Kaffee

22:00 endlich feierabend, mit überhöhter Geschwindigkeit heimfahren

23:00 nur Scheisse in der Glotze

00:00 pennen.

Zweimal Leberkäsesemmel an einem Tag?!? Dein Leben möcht ich haben...

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Zweimal Leberkäsesemmel an einem Tag?!? Dein Leben möcht ich haben...

Warum? Willst du dich auch unterernähren?

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Super Text, liest sich schön und macht sogar richtig Spaß ihn zu lesen.

Ein bischen lang jedoch, vorallem wenn man den erste Blick drauf wirft.

Dennoch gut gelungen.

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Cooler TEXT!!!

Ich musste oft schmunzeln...sehr geil!!! :-D

^_^

aber zwei kleine sachen sind mir aufgefallen:

1. ich bezweifle, dass eine Frau so oft an einem Tag angesprochen wird, es sei denn, es ist Samstag Nachmittag und sie ist in der europapassage/mönckebergstraße unterwegs ;-)

2. Die Typen sind viel zu nett, ich denke nicht, dass diese in der Realität die Nummer der Frau bekommen hätten!

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