Kosten-Nutzen-Faktor im Leben

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Gast XSPoser

Liebe Community,

Anlass dieses Threads ist zum Teil meine gerade noch kontrollierbare Wut bestimmten Personen entgegen, größtenteils aber meine selbstkritische Haltung, die mir persönlich sehr viel wert ist.

Beispielhafte Veranschaulichung des Problems:

Ein bestimmtes Ziel wird anvisiert und es werden Vorbereitungen getroffen, z.b für ein Projekt.

In diesem Fall wird mit anderen Personen um das gleiche Projekt konkurriert.

Kostbare Zeit und Energie werden investiert, die die Anforderungen des Projekts bei weitem übersteigen.

Die anderen Personen investieren nur das Notwendigste.

Und dennoch fällt Am Ende die Bewertung aller Projekte gleich aus.

Frage(!):

Steht das Verhältnis von Kosten(Zeit, Energie) und tatsächlichem Nutzen(Ergebnis) etwa auf dem Kopf?

Sicherlich gibt es Unterschiede bei den Fähigkeiten der Personen, wenn man sich ihre Leistungsfähigkeit( Arbeit-Zeit-Quotient) anschaut, aber wenn wir ein bestimmtes Ziel anpeilen, wieso existiert dann nicht selten eine solche Ungerechtigkeit beim Kosten-Nutzen-Verhältnis?

Ich kann es manchmal kaum fassen, wieso z.b stupides Lernverhalten( Reproduktion)mehr belohnt wird, als kritisches Lernverhalten( Reflexion).

Persönliche Beispiele:

Wenn Ich meinem Philosophielehrer im Unterricht eine durchdachte Schlussfolgerung auf den Tisch knalle, die die Richtigkeit seiner Vorstellung von Gott regelrecht zersprengen würde, er aber zunächst arrogant und abweisend reagiert, später nach dem Unterricht aber zustimmend und beinahe entschuldigend, dann fragt man sich doch aus gutem Grund, wieso die Labertasche in der letzten Reihe, wie ein Aufnahmerekorder das bereits tausendfach Gesagte wiederholend, trotzdem eine bessere Note bekommt, als man selbst?!

Wenn Ich sehe, wie ein Matheass( mein bester Kumpel) mühelos Formeln aus seinem Ärmeln schüttelt, bei der Kontrolle der Hausaufgaben aus Flüchtigkeit oder in schriftlichen Klausuren durch kurzzeitige Unkonzentriertheit Fehler macht, die im Verhältnis zur Gesamtheit so belanglos sind, dass das bloße Betrachten schon zum Lachen reizt, dann bleibt einem doch nichts Anderes mehr übrig, als mit dem Kopf zu schütteln...

Und wenn dann auch noch so ein Aufnahmerekorder vorbeistrampelt und seine auswendig aber nicht kapierten Formeln im Unterricht auf und ab spult und deshalb auf der Bestenliste der Lehrer steht, dann liegt es ehrlich gesagt gedanklich garnicht mal so fern, genau diesem einen heftigen Schlag in den Bauch zu versetzen, weil man diese Ungerechtigkeit einfach nicht mehr erträgt.

Vorallem wenn der beste Freund in diesem Moment aufbgebaut werden muss, weil dessen persönlicher Traum, an einer besonderen Universität Höhere Mathematik zu studieren, durch eine mangehafte Note beinahe zerstört wurde...

Manchmal denk Ich mir dann einfach nur noch: ,, Ach was, lernste den Kram einfach auswendig..."

Und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache?!

Denn das Faulheit belohnt wird, wäre MIR etwas ganz Neues...

Eure Meinung ist gefragt!

XSPoser.

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Gast Bismarck

Das Peter-Prinzip:

der Ranghöhere befördert immer den Inkompetentesten in die Position unter ihm, damit seine eigene Position nicht von jemanden streitig gemacht werden kann, der kompetent ist. Logische Folge daraus: jeder steigt solange auf, bis er eine Position erreicht für die er ungeeignet ist.

Video: das Peter-Prinzip

Wikipedia

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Eure Meinung ist gefragt!

Die Auswendig-Lerner oder Theoretiker wie sie von mir gerne genannt werden gibt es überall.

Es ist eine Eigenschaft, die zufällig deinen Philosophelehrer anspricht.

Dein Mathe-Freund hat leider die Flüchtigkeitsfehler gemacht.

Was kann der Lehrer dafür ?

Das Benotungsystem besteht aus zu erreichenden Punkten für richtige Ergebnisse.

Was soll der Lehrer denn machen wenn etwas falsches am Test steht ?

Er ist doch auch daran gebunden fair zu benoten.

Volle Punkte zu geben trotz Fehler im Besipiel wäre unfair Anderen gegenüber.

Lehrer die es nicht schaffen auf ihre Schüler einzugehen sind pädagogisch nicht sehr wertvoll.

Sie sollten sich individuell auf die Schüler einstellen und sich ihren Lerneigenschaften anpassen, was auch der Gedanke war.

Leider ist es eher so dass sie davon überzeugt sind dass, alle anderen, sich ihnen anpassen müssen, was ich für großen Müll halte.

Damit meine Antwort nicht umsonst ist:

Versuche trotzdem immer das beste zu geben und zu erreichen, auch wenn es mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Es wird dir viel nützen und deine Entwicklung voran treiben, weil du genau der Typ bist!

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Frage(!):

Steht das Verhältnis von Kosten(Zeit, Energie) und tatsächlichem Nutzen(Ergebnis) etwa auf dem Kopf?

Nein. Fakt ist, der Nutzen (Ergebnis) ist subjektiv und wird vom Lehrer bewertet. Was du als Schüler wissen musst, ist was der Lehrer sehen möchte (voraussgesetzt dir geht es AUSSCHLIESSLICH um Nutzen im Sinne von guten Noten)

Wenn den Lehrer z.B. gegen seinen Willen überzeugst und ihn damit zeigst das du schlauer bist als er ist das zu 95% einfach nur dumm (völlig gleich wie brilliant das Ergebnis ist) und zeigt das du nicht verstanden hast wie das ganze läuft im Gegensatz zu dem mit dem Aufnahmerekorder ;)

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Der Fehler liegt ganz einfach nicht bei dem Lehrer, nicht bei deinem Freund, nicht bei dem Schüler, der alles auswendig lernt, sondern im System.

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Wenn Ich meinem Philosophielehrer im Unterricht eine durchdachte Schlussfolgerung auf den Tisch knalle, die die Richtigkeit seiner Vorstellung von Gott regelrecht zersprengen würde, er aber zunächst arrogant und abweisend reagiert, später nach dem Unterricht aber zustimmend und beinahe entschuldigend, dann fragt man sich doch aus gutem Grund, wieso die Labertasche in der letzten Reihe, wie ein Aufnahmerekorder das bereits tausendfach Gesagte wiederholend, trotzdem eine bessere Note bekommt, als man selbst?!

Ganz einfach: weil DU den Lehrer angreifst und dafür sorgst, dass er vor der Klasse sein Gesicht verliert - während die Labertasche ihm zustimmt.

Was soll eine Autoritätsperson denn machen, wenn ihre Autorität vor der Gruppe in Frage angegriffen wird? Er kann nicht anders reagieren.

Lies Dale Carnegies "Wie man Freunde gewinnt und Menschen beeinflusst". Da steht das alles drin, auch Vorschläge, Ziele anders zu erreichen - so dass die Kooperationspartner dich mögen.

Robin

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Manchmal denk Ich mir dann einfach nur noch: ,, Ach was, lernste den Kram einfach auswendig..."

Und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache?!

Denn das Faulheit belohnt wird, wäre MIR etwas ganz Neues...

Eure Meinung ist gefragt!

XSPoser.

Das Peter-Prinzip. Cool der Film. Bringt es witztig auf den Punkt.

Hier noch etwas vom Meister der Welt-Klugheit Balthazar Gracian, der vor x-hunderten Jahren schon solche Erkenntnisse hatte:

Einen ganz kleinen kaufmännischen Anstrich haben

Nicht alles sei Beschaulichkeit, auch Handlung muss dabei sein.

Sehr weise Leute (xposer?) sind meistens leicht zu betrügen:

Denn obgleich sie das Ausserordentliche wissen, so sind sie mit

dem Alltäglichen des Lebens unbekannt, welches doch not-wendiger ist.

Die Betrachtung erhabener Dinge lässt ihnen für die des täglichen Treibens keine Zeit.

Da sie nun als erste, was sie wissen sollten und was allen auf ein Haar bekannt ist, nicht wissen,

so werden sie entweder bewundert oder von der oberflächlichen Menge für unwissen gehalten.

Daher trage der kluge Mann Sorge, etwas vom schlauen Kaufmann an sich zu haben, gerade

soviel wie nötig, um nicht betrogen oder gar ausgelacht zu werden.

Er sei ein Mann auch fürs tägliche Tun und Treiben, welches zwar nicht das Höchste, aber doch

das Not-wendigste im Leben ist.

Wozu dient das Wissen, wenn es nicht praktisch ist?

Und zu leben verstehen und die richtigen Beziehungen zu haben, das ist

heutzutage das wahre Wissen.

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Gast XSPoser

Ein Dankeschön geht in erster Linie an RobinMasters mit seiner wirklich tollen Buchempfehlung, natürlich aber auch an alle anderen zum Thema Beitragenden, die mir teilweise die Augen öffneten und darüber hinaus hilfreiche, direkt anwendbare Tipps gaben. Danke Leute!

Nun ist dieses Ganze als System betrachtet, wie es ColdAir schon erwähnt hat, doch im Endeffekt nichts weiter, als eine taktisch sinnvolle Unterordnung gegenüber dem Lehrer und im Bezug auf die zwischenmenschliche Sympathie, eine Form von Value Giving, die in zwei Hinsichten fast unfehlbar ist:

1. dem Lehrer suggerieren, dass man dessen Meinung teilt und,

2. das bereits Gesagte so umformulieren, dass es den Eindruck erweckt, neue Erkenntnisse über den Sachverhalt bekommen zu haben

Irgendwie kommt man hier bei der Haltestelle Rapport an: Gemeinsamkeiten herstellen und diese betonen = Sympathie.

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Ok, falsch verstanden, ich formuliere es etwas deutlicher aus.

Kurzform der Hypothese: Es gibt 2 Arten von Lerntypen.

Die ersten nehmen Intelligenz und Erfolg als in ihren Anlagen gegeben hin. Niederlagen und Misserfolge sind für sie Anzeichen dafür, dass sie nicht schlau genug sind. Sie messen sich an den Ergebnissen anderer. Herausforderungen sind für sie purer Stress, da sie in jedem Bereich bestehen müssen, ansonsten müssen sie ihre Begabung in dem Bereich aus ihrem Selbstbild streichen. Ihnen kommt es auf die Punktlandung hin, an dem Tag der Prüfung alles zu wissen, egal inwiefern relevant oder wichtig für ihre weiteres Leben.

Die anderen sehen Herausforderungen als Chance. Wenn sie etwas nicht bestehen tun sie das nächste Mal mehr, da sie an Erfolg durch Arbeit glauben. Von der ersten Gruppe werden sie als Verlierer angesehen, weil sie im Gegensatz zu ihnen nicht genug Talent haben und sich anstrengen müssen. Wenn sie etwas lernen, dann entwickeln sie wirkliche Kenntnis darüber, können es auf andere Situationen zupassen und Zusammenhänge sehen.

In der ganz frühen Kindheit sucht sich jedes Kind Herausforderungen, ist neugierig und lernt gerne. Erziehung und Erlebnisse in dem Bereich entscheiden dann darüber ob und inwiefern sich das ändert.

Unser Schultyp fordert Lerntyp 1. Der alte Spruch "Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernt ihr" hat keinerlei Relevanz mehr. Um Medizin studieren zu dürfen muss man dank NC z.b. auch in Sport, Musik oder Religion (Werte und Normen) einigermassen gut abschneiden.

Grundsatz der deutschen Schulpolitik war es Menschen so auszubilden, dass sie in jedem Bereich sich auskennen und über mehr als nur Allgemeinwissen verfügen. Durch diese Breite aber hat sich nicht das Endergebnis verändert, sondern nur der Weg, wie man nach den Standards unseres Systems dorthin gelangt.

Natürlich gibt es teilweise sinnvolle Veränderugen, wie die Profil-Oberstufe in Niedersachsen aber insgesamt ist unser Schulsystem durch die noch immer bestehenden Formen einfach kaputt.

Vergleich zu anderen europäischen Ländern:

Finnland: Keine strikte Anwesenheitspflich, kein Sitzenbleiben.

Niederlande: Schon sehr frühe Spezialisierung, unglaublich viele und lange Praktika insgesamt, sehr gute Betreuung der Schüler/Studenten.

Was kann man tun?: Hier ist jeder selbstverantwortlich. Entweder man übernimmt das System und die Denkweise oder gibt sich mit seinen Ergebnissen bei seiner Lernweise zufrieden, während man für dasselbe Resultat wie der Auswendig-Lerner deutlich mehr Zeit investieren muss.

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Wieso [wird] zum Beispiel stupides Lernverhalten (Reproduktion) mehr belohnt, als kritisches Lernverhalten (Reflexion)?

Auf diese Frage liefert Cold Air – übrigens ein interessanter Beitrag, absolut keine heiße Luft :-D – eine erste Antwort.

Grundsatz der deutschen Schulpolitik war es Menschen so auszubilden, dass sie in jedem Bereich sich auskennen und über mehr als nur Allgemeinwissen verfügen.

Die ganze Wahrheit ist allerdings viel schockierender. Seit der Humboldt’schen Bildungsreform steht vordergründig das eigentliche Bildungsziel eines gut funktionierenden, normierten Elements der Gesellschaft im Vordergrund. Deswegen werden Typ-1-Lerner bevorzugt. Von ihnen kann man später erwarten, ein hirnloses Problem mit einer normierten Lösung zu bewältigen. Der Schlüsselwert ist die Effizienz. Beispiel: Der Praktiker, der eine Schraube mit einem gegebenen Rechencode für eine gegebene Belastung berechnet – oder gleich nachschlägt. Nicht gebraucht wird der Theoretiker, der versucht, die Schraube zu verstehen und daher mit einer brillanten Verbesserung aufkreuzen oder jede beliebige Variante berechnen könnte, die Einsparungen hervorruft und so das System stört. Da so ein hirnloser „Funktionär“ entsprechend unfähig ist, sich mündig auf den Weg zu machen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, muss er auch Allgemeinbildung eingetrichtert bekommen, Wissen wird nur angehäuft, keineswegs geschaffen.

Und mit genau diesem Verständnis muss man das Deutsche Bildungssystem absitzen. Konkret, im Falle deines Freundes, des Mathe-Asses, bedeutet dies, dass ihm der perfekte Beweis von Fermats Theorem (auf einer einzigen Seite!) nichts bringt, so lange er seine Hamsteraufgaben in Klausuren verpeilt. Das ist ein tragischer, zum Himmel schreiender Missstand, der sich übrigens auch oft in der Uni fortsetzt und dort sogar mit dem Bachelor zementiert wurde! Noch schlimmer ist, dass es zur Zeit keine Abhilfe gibt, als dieses „Funktionieren“ als Requirement zu interpretieren, das es erfüllen gilt. (Insofern kann man dem Mathelehrer eigentlich auch nichts vorwerfen. Eher dem Kultusministerium.)

Die gute Nachricht ist dabei, dass es nicht weiter tragisch ist Requirements zu erfüllen, wenn man ein gewisses Level der Efficacité/Effektivität erreicht hat. Es handelt sich um eine Alternative zum Wert Effizienz. Effektivität beschreibt das Vermögen mit dem niedrigsten Aufwand das gewünschte Ergebnis zu erzielen. In der Physik gibt es ein schönes Beispiel. Da sowohl in der Elektrik als auch in der Mechanik usw. die meisten Grundgesetze Differenzialgleichungen sind, genügt es, eine exemplarisch zu behandeln und wirklich zu verstehen, um auch alle anderen aus eigenem Antrieb zu knacken. Oder aber sie als geknackt zu verstehen und sich nach der Pflicht persönlich neuen Themen und echten Fragen zu widmen.

Ebenso gibt es auch für Schulprobleme einen Weg, Requirements des Lehrers ohne großen Stress zu erfüllen. Vielleicht ist bedauernswerterweise Auswendiglernen dieser Weg. Wenn Misthaufen gewünscht und gefördert werden, dann sollte man so schnell wie möglich den größten Misthaufen bauen. (Achtung, dies gilt für Leistungen, nicht für ethisches oder unethisches Verhalten. Man darf auf keinen Fall Mitläufer eines zum Beispiel menschenverachtenden Systems werden.) Da dieses Verhalten auf das Lösen von Hamsteraufgaben ausgerichtet ist, kann man es gleich Hamstern nennen. Aber wenn ich in dieser Lage wäre, würde ich die Zeit, die mir durch das Hamstern zur Verfügung stünde, wieder sinnvoll einsetzen:

Ein anderes unerfreuliches Feature des deutschen Schulsystems sind nämlich die Hamsteraufgaben selbst, die man so nennen kann, weil sie nur ein Minimum an Fertigkeit erfordern. In einer an das Peter-Prinzip angelehnten Idee ist nämlich ein „Funktionär“ nur beschränkt fähig und kann nur für ihn geeignete (Hamster-)Aufgaben lösen. Man nehme den Schraubenpraktiker aus dem ersten Beispiel und lasse ihn Schraubenverbindungen mit noch mehr Constraints berechnen, die der Code nicht hergibt.

So erweisen sich totale Hamster / Rekorder im späteren Leben meistens als zwar funktionierend jedoch darüber hinaus unbrauchbar und schneiden mittelmäßig ab: Je größer das Maß an Unabhängigkeit bei einer Aufgabe ist, umso schlechter ist ihr Resultat. Typ-2-Lerner dagegen wachsen einfacher über sich hinaus. In konkreten Projektaufgaben scheitern Hamster, weil sie vor neue Probleme gestellt werden, aber nur alte lösen können. Die Fähigkeit von Typ-2-Lernen, selbständig zu lernen und sich immer weiterzuentwickeln, ist dagegen vital. In Worten des Peter-Prinzips: Sie sorgt dafür, dass die Stufe der eigenen Unfähigkeit mit jeder Beförderung höher gesetzt wird. Diese Erfahrung habe ich bisher immer gemacht.

Diese Lernfähigkeit ist aber definitiv nicht in der Schule zu lernen. Sie wird meist selbst entdeckt und von immensem Ehrgeiz begleitet. Ich glaube, man kann gelegentlich Zeugnisse davon in diesem Forum entdecken.

Soviel zum System, zum Aufwand und zum Wert von Schule und Lernen. Jetzt zur sozialen Dynamik, die sich um deinen Philosophielehrer entwickelt hat.

In einem kann man sich einig sein: Wenn er dich vor der Klasse klein macht, sich aber hinterher entschuldigt und groß macht, dann hat er mindestens ein Mal gelogen und sich als Flasche geoutet. Wenn er vor der Klasse nicht gelogen hat, dann ist er ein schwacher Leader, weil er es für nötig hält, dich ex post durch Streicheleinheiten zu besänftigen obwohl du im Unrecht warst. Wenn er vor der Klasse gelogen hat, dann ist er ein schacher Leader, weil er meint, seine Autorität nur durch Faking aufrecht zu erhalten. In beiden Fällen ist deine Wut über ihn und deine Enttäuschung gerechtfertigt. Auch fachlich kann man an ihm kein gutes Haar lassen. Wenn er nicht ein Spezialist für mittelalterliche Philosophie ist, dann hat er den Zweck eines eigentlichen Philosophieunterrichts verfehlt. Eigentlicher Philosophieunterricht sollte zu selbstständigem Denken erziehen, nicht zu dahergebeteten Autoritätszitaten à la „Wie wir beim großen XYZ lesen, ist die Erde...“ und so weiter. Oder ist dies wirklich als wissensanhäufender Philosophieunterricht gedacht?

Eigentlich hat man zwei Möglichkeiten: Als deviantes Gruppenmitglied eine Revolution durchzuziehen, oder als kompliantes (Wie heißt das auf Deutsch?) Gruppenmitglied immerzu „ja“ zu sagen, wie der Rekorder.

Die erste Möglichkeit würde dir Kross direkt ausreden, weil sie nicht clever ist, da der Lehrer offensichtlich am längeren Hebel sitzt. Machiavelli würde genau das dagegen großartig finden, weil die Feindseligkeiten praktisch bereits aufgenommen wurden und man immer alle Wege bis ans Ende gehen muss, wenn man überhaupt eine Chance auf Erfolg haben möchte: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Die Chancen sind aber gering, wenn man nicht bereit ist, sich durch die Schulämter etc. durchzuboxen. Denn nur höhere Instanzen können einem Lehrer den langen Hebel nehmen, und das auch nur wenn deine Ausdauer groß genug und das Recht nachweislich auf deiner Seite ist. Diese Lösung ist etwas für Paladine der Gerechtigkeit.

Die zweite Möglichkeit einer Scheinunterwerfung steht vermutlich nicht mehr wirklich zur Verfügung, da der Rekorder diese Rolle bereits ausfüllt. Es handelt sich dabei übrigens um ein symbiotisches Verhältnis zwischen dem Lehrer und ihm. Der Rekorder wird vom Lehrer als Hilfssheriff und Ruhepol eingesetzt, bekommt dafür aber Futter, dass der Lehrer ohne Reue herausrücken kann. Außerdem hat dein Lehrer bereits dir gegenüber Schwäche zeigen müssen, es ist zu bezweifeln, dass man ihn so leicht aus diesem Defensivmodus ziehen kann. Ich glaube, dass es bereits mehrere spieltheoretische Modelle gibt (Feigling, Hawk-and-Dove, Prisoners...), die dieses Problem genauer unter die Lupe nehmen.

Man kann also nicht sagen, wie man sich hier sinnvoll verhält. Meiner Erfahrung nach hilft meistens weitermachen und abwarten. Man bleibt sich treu und der Lehrer versteht irgendwann, dass der Widerspruch System hat und nicht pubertärer Widerstand ist. Du kannst ja ausprobieren, ob dein Lehrer den Nutzen des Rekorders in Zweifel zieht, wenn du diesen regelmäßig intellektuell planierst. Damit steigerst du aber wieder die Rivalität in der Klasse und Garantien gibt es auch keine...

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