Handeln aus eigener Absicht

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Handeln aus eigener Absicht

Ein kleines Alltagserlebnis..

Heute war ich beim Arzt. Ich saß im Wartezimmer und dachte darüber nach, wie angenehm warten doch ist.

Ich genoss die Ruhe des Augenblicks, als eine Mutter mit ihren zwei Kindern Platz nahm.

Die Kinder waren zwischen 3-6 und verhielten sich, wie sich Kinder verhalten.

Sie liefen neugierig umher, stellten laut fragen, fassten vieles an, sangen. Sie waren Sie selbst!

Sie waren mit sich zufrieden und genossen den Augenblick, handelten ganz nach ihren Absichten

und machten sich keine Gedanken darüber, was Andere von ihnen denken könnten. Das war schön zu sehen.

Die Mutter hingegen war stehts bemüht, ihre Kinder zu ermahnen:

"Pssscht! Nicht so laut! Nicht darein gucken! Setz dich hin! Fass das nicht an!"

Sie war gestresst und ihr war das Verhalten ihrer Kinder unangenehm.

Und mir wurde klar, was ich da gerade sah.

Soziale Konditionierung live!

Noch reagierten die Kinder immer nur kurzzeitig auf die Worte ihrer Mutter und fielen gleich wieder in ihr altes,

unbekümmertes Verhaltensmuster zurück.

Doch wie geht das weiter?

Ich glaube, es braucht ungefähr 10 Jahre, bis einem Kind die komplette Basis der Verhaltensmuster,

die in unserer Gesellschaft erwünscht sind, eingetrichtert ist und es sie annimmt.

In dieser Zeit wird ihm immer mehr das Ausleben seiner wahren Absichten genommen.

Kinder wollen laut sein, sollen aber schweigen, wollen laufen, sollen aber sitzen, sie wollen etwas kennenlernen, sollen sich aber fernhalten.

So lernen sie sich Masken zuzulegen.

Sie lernen Unterwürfigkeit gegenüber Respektspersonen, Höflichkeit gegenüber Älteren,

Zugehörigkeit und deren Kriterien gegenüber Gleichaltrigen, Diskretion gegenüber Fremden.

Diese Masken bewirken, dass man möglichst wenig auffällt.

Man bleibt wo man ist. Man funktioniert in der Gesellschaft.

Diese Masken wirken einer Weiterentwicklung entgegen und sorgen dafür, dass Beziehungen nur Fassaden bleiben,

Träume nur Träume und positive Emotionen stets Material- oder Umgebungsabhängig.

Sie sorgen für Unzufriedenheit mit sich selbst, da wir nicht mehr leben, wie wir eigentlich wollen.

Wir haben nicht mehr diesen Draht zu unseren wahren Absichten, wie damals als Kind.

Der Fokus auf unser Ziel/unsere Absichten wurde verschoben auf:

Wie denken die Anderen von mir, wenn ich dies tu und wie verhalte ich mich "richtig" in dieser Situation.

Wir machen und sagen Dinge, hinter denen wir eigentlich garnicht stehen, weil wir sie für "angemessen" halten

oder uns eine bestimmte Reaktion unseres Gegenübers wichtig ist.

Wir sind nicht mehr fokussiert auf das, was wir wirklich wollen, sondern auf Reaktionen und Meinungen von Anderen.

Desswegen lassen wir bestimmte Dinge lieber, halten uns besser zurück, geben uns mit Kompromissen zufrieden...

Mich interessieren Eure Meinungen:

- Wie erziehe ich mein Kind und ermögliche ihm einen Platz in der Gesellschaft, ohne ihm den Fokus auf das tatsächliche innere Verlangen zu nehmen?

- Wie findet man zurück zu diesem Handeln aus eigener Absicht?

JeemZ

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Die Ansichten über Erziehung von Rousseau sind interessant, aber bestimmt nicht tatsächlich umzusetzten.

Ich habe jetzt nur diesen Artikel gelesen, also weiß ich nicht wie es sich in dem Buch entwickelt,

aber ich denke es würden so mit Sicherheit erhebliche Probleme auftreten, wenn man dieses Kind

auf die Gesellschaft loslässt. Vor allem auf Unsere heutzutage.

Ich dachte eher an eine Möglichkeit, ein Kind seine Triebe ausleben zu lassen

und es als Eltern trotzdem in die Gesellschaft zu integrieren...

wenn das möglich ist..?

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Die Fragestellung finde ich sehr interessant. Allerdings dürfte die Antwort viele Bände an Fachliteratur füllen ohne wirklich ein ultimatives Ergebnis zu liefern.

Wie erziehe ich mein Kind und ermögliche ihm einen Platz in der Gesellschaft, ohne ihm den Fokus auf das tatsächliche innere Verlangen zu nehmen?

Grundsätzlich sind Regeln und Gesetze ja nichts schlimmes. Im Gegenteil - sie bringen eine Ordnung in das tägliche Chaos. Also sind Regeln wichtig für Kinder. Auf der anderen Seite haben Kinder eigentlich nur ein Interesse - das ist die Befriedigung von Wissen. Papa wie funktioniert ein Auto ? Papa warum ist das Wasser blau? Papa warum ist die Frau Müller aus dem dritten Stock so dick ? Eine vernünftige Erziehung dürfte wohl aus einem vernünftigen Regelwerk bestehen und auf der anderen Seite den Kindern Mut machen alles auszuprobieren und zu erforschen was es gibt. Wenn das Kind versteht das Regeln und Gesetze das Leben einfacher machen und das Lernen nicht auf 8 Stunden Schule beschränkt ist hast du vieles richtig gemacht.

Wie findet man zurück zu diesem Handeln aus eigener Absicht?

Für die meisten Erwachsenen sind die Regeln die das Zusammenleben erleichtern (die guten Sitten wie man so schön sagt) längst kein Leitfaden mehr - sondern ein Gefängnis. Heute wird einem von außen ständig eingetrichtert wie die das Leben zu verlaufen hat (Abi, 6 Semester Uni (um Gottes willen nicht länger), Job, Heiraten, besserer Job, Porsche, Scheidung, Altersheim...) - wenn man es schafft aus diesem Kreis auszubrechen - dann hast du jeden morgen wieder Spaß am leben wie ein kleines Kind. Jeder muss für sich selbst entscheiden welche Regeln der Gesellschaft wichtig sind. Einfach den Mut haben Dinge anders zu machen als dieses erwartet wird.

Aber auf jeden Fall ein Interessantes Thema. Ich hoffe da kommen noch jede Menge gute Antworten zusammen.

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Gast D_perfect

Warum so negativ? Sie lernen sehr viel gutes. Wenn die Eltern reif, erfahren und selbstbewußt sind werden sie tolle Kinder hernanziehen und ihnen nicht beibringen unterwürfig zu sein, sondern die Leistung und Führungsstärke der Respektsperson zu erkennen, anzunehmen und deswegen nicht zu rebellieren, weil sie einen Wert empfangen und das zu schätzen wissen.

Sie werden Ihnen nicht beibringen, dass sie im Arztzimmer ruhig sein sollen, weil es falsch ist, dass sie spielen möchten, sondern weil dies nicht der richtige Platz dafür ist. Kranke Menschen sind dort, die Ruhe brauchen. Es gibt Ort und Zeit, um sich selbst auszutoben und sein Verlangen zu stillen und andererseits Orte und Zeiten wo man selbst zurückstecken muß, weil es einfach richtig ist. Zum Beispiel in einem Wartezimmer beim Arzt.

Kinder brauchen diese Grenzen und Anleitung. Einerseits um sich sicher zu fühlen, andererseits um von Referenzverhaltensweisen ihrer Eltern ausgehend eigene Entscheidungen zu treffen. Mit Masken annehmen hat das nichts zu tun. Wie stellst du dir denn eine freie Persönlichkeit vor? Singend und tanzend, sich jederzeit jeden Wunsch sofort erfüllen könnend? Rosa Blumen und so?

Kinder die man sich grenzenlos austoben lässt werden auch keine Grenzen spüren können; nicht in sich und nicht in der Welt; und ein sehr orientierungsloses Leben führen. Es ist falsch zu glauben, dass sich eine Persönlichkeit aus sich selbst heraus entwickeln wird. Sie lebt von Prägungen, Ansprachen, Erfahrungen (guten und schlechten), Grenzen, Möglichkeiten und ist erst auf dieser Basis überhaupt in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen.

bearbeitet von D_perfect

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Ich denke auch, dass viele Regeln und Gesetze wichtig sind. Anarchie ist keine Lösung. Als Erwachsener haben wir die Wahl, diese Regeln zu beachten oder auszubrechen, sofern wir sie uns erstmal bewusst gemacht haben. Wir können erkennen, was von uns in der Gesellschaft erwartet wird und was aus dem Rahmen fällt. Durch intensive Beschäftigung mit uns selbst, mit unseren Zielen, Werten und Glaubenssätzen und vor allem durch das Erweitern unserer Comfort-Zone, können wir ein selbstbestimmteres Leben führen.

@D_Perfekt

Du hast Recht. Man sollte Kindern beibringen in bestimmten Situationen ruhig zu sein wie z.B in Wartezimmern.

Ich frage mich nur, wie Kinder das aufnehmen, wenn ihnen in so vielen Situationen in der Öffentlichkeit, das Zurückhalten innerer Intentionen eingetrichert wird.

Kinder verstehen ja nicht die Zusammenhänge. Sie denken nicht: "Ahaa...hier sind kranke Menschen. Wenn man krank ist, braucht man Ruhe."

Sie verstehen nur, dass sie in Anwesenheit von fremden Menschen nicht so sein dürfen, wie sie sich fühlen.

Führt das nicht zu Schüchternheit, geringem Selbstbewusstsein, sozialer Unsicherheit und Dingen wie Ansprechangst?

Für mich ist eine freie Persönlichkeit frei von sozialen Ängsten. Sie verschwendet keinen Gedanken darüber, was möglicherweise Andere von ihr denken.

Sie tut das, was sie in dem Moment für angebracht hält, weil sie sich dannach fühlt. Ihre Gefühle sind unabhängig von Annerkennung, Kritik, Konkurenz,

Wert von Anderen, Materialismus und allgemein Reaktionen von Anderen (vor allem Fremden).

Trotzdem ist sie sozial, respektvoll, aufmerksam, großzügig und selbstlos...

Und JA! Wenn sie in der Ubahn sitzt und das Verlangen hat zu singen oder zu tanzen, tut sie es...;-)

Ich bin gespannt auf weitere Meinungen..

JeemZ

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Und JA! Wenn sie in der Ubahn sitzt und das Verlangen hat zu singen oder zu tanzen, tut sie es... ;-)

Absolut richtig. Und darum gehts auch hier bei PU. Nämlich um spezielle Erziehung, die die Angst gegenüber fremden Menschen erst schafft, rückgängig zu machen.

Ich sage zu Frage, ob es möglich ist, nicht die Verhaltenmuster aufzuweisen, die die Gesellschaft "will" aber trotzdem Integriert zu sein, folgendes:

JA! Es geht. Ich kenne in meiner näheren Umgebung sehr viele, speziell ein Freundes- und Familienkreis einer Freundin kann man sehr gut als Paradebeispiel vorstellen. Man merkt sehr schnell, dass sie beliebt sind. Gerade wohl auch, weil sie sehr einfach sie selbst sind, keine Maske aufsetzen.

Um aber seine Kinder genau so zu erziehen, muss man wohl einfach die besondere Erfahrung machen, selbst so zu sein, wie man die Kinder gerne erziehen haben möchte. Dann kommt die Erziehung nicht vom Herzen sondern eher gezwungen und man steht nicht mit voller Überzeugung dahinter.

MfG

Trader

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Gast D_perfect
@D_Perfekt

Du hast Recht. Man sollte Kindern beibringen in bestimmten Situationen ruhig zu sein wie z.B in Wartezimmern.

Ich frage mich nur, wie Kinder das aufnehmen, wenn ihnen in so vielen Situationen in der Öffentlichkeit, das Zurückhalten innerer Intentionen eingetrichert wird.

Kinder verstehen ja nicht die Zusammenhänge. Sie denken nicht: "Ahaa...hier sind kranke Menschen. Wenn man krank ist, braucht man Ruhe."

Sie verstehen nur, dass sie in Anwesenheit von fremden Menschen nicht so sein dürfen, wie sie sich fühlen.

Führt das nicht zu Schüchternheit, geringem Selbstbewusstsein, sozialer Unsicherheit und Dingen wie Ansprechangst?

Du hast recht, das passiert leider. Aber auch nur dann, wenn die Eltern ihren Job nicht gut machen. Als Mutter könnten man sagen: "Hey weißt du, hier sind viele kranke Menschen und die sind soooo müde und kaputt, dass sie sich ein bißchen ausruhen wollen. Kinder verstehen dass und reagieren unheimlich empathisch.

Wenn die Eltern natürlich nur am motzen sind, kommen tatsächlich vertrakte Ängste dabei heraus, die eigentlich gar nicht sein müßten.

Für mich ist eine freie Persönlichkeit frei von sozialen Ängsten. Sie verschwendet keinen Gedanken darüber, was möglicherweise Andere von ihr denken.

Sie tut das, was sie in dem Moment für angebracht hält, weil sie sich dannach fühlt. Ihre Gefühle sind unabhängig von Annerkennung, Kritik, Konkurenz,

Wert von Anderen, Materialismus und allgemein Reaktionen von Anderen (vor allem Fremden).

Trotzdem ist sie sozial, respektvoll, aufmerksam, großzügig und selbstlos...

Und JA! Wenn sie in der Ubahn sitzt und das Verlangen hat zu singen oder zu tanzen, tut sie es...:lol:

Man kann nicht frei von Anerkennung, Kritik, Konkurenz sein, glaub ich nicht und ich kenn auch niemanden, der mir das glaubhaft vermitteln konnte. Ein Lob für gute Arbeit geht runter wie Öl, und Ablehnung von einem wichtigen Menschen tut manchmal weh. That's life.

Für mich ist eine freie Persönlichkeit jemand, der den Mut hat zu erst auf sich selbst zu schauen und nur dann nach anderen, wenn es ihm selbst wichtig ist. Mit dem Begriff Selbstlosigkeit habe ich so meine Probleme. Aber zum Glück macht das jeder anders.

bearbeitet von D_perfect

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