Nach langer Zeit mein erster Post. Hallo! Ich bin kein Uhrenexperte, Sammler oder Händler. Was ich hier vermisst habe, als das Thema bei mir aktuell war, ist ein Guide zum Uhrenkauf und schreibe ihn daher schnell selbst. First things first: Hier geht es um die Basics und letztlich um Qualität. Wer bewusst schlechte Uhren kauft weil er häufig wechselt und/oder auf Modeschmuck-Uhren steht, braucht nicht weiterlesen. Ach ja, alles was ich schreibe stimmt immer zu 100% und ist daher nie der Einfacheit halber verallgemeinert. Es ist absolut unmöglich das ich mich irre. Ausnahmen gibt es nicht. Außerdem ist jede Aussage total frei von meiner eigenen Meinung und somit voll objektiv. Schluss mit Ironie. Ich kleide mich, meinem Alter (20) angemessen, stilvoll und weniger modisch. Sicherlich sind diese Begriffe miteinander verflochten, per Definition nicht sauber zu trennen und das eine schließt das andere nicht aus. Was ich meine ist die Orientierung bei der Wahl meiner Kleidung und des Styles. Aus diesem Verständnis heraus hänge ich mir keine Kettchen um, habe kein Metall an den Körper getackert und auch keine Festivalbändchen am Handgelenk. So ist die Armbanduhr nicht eines von vielen Accessoires für mich sondern eines von wenigen. Zum Basiswissen gehören zweifellos die verschiedenen Antriebsarten von Armbanduhren: Handaufzug, Quarz und Automatik. Selbstverständlich gibt es dazu schöne Artikel auf Wikipedia die ich nicht klauen muss. Die Qualitäts- und Preisunterschiede sind gigantisch. Vom absoluten Sondermüll für ein paar € (Ein Freund hat eine Omega Fälschung für 4€ aus China mitgebracht) bis hin zu Uhren für horrende Beträge ist alles zu haben. Von Uhren die ein paar Tage oder Monate halten bis zu Zeitmessern die bei fachgerechter Behandlung eine Anschaffung fürs Leben sind. Kompliziert wird die Sache eigentlich nur weil Preis und Qualität nicht linear verknüpft sind. Bullshit kostet häufig viel Geld und Qualität nicht viel mehr. Oder doch? Na ja, die Zahlen sind in etwa: Für eine hochwertige Quarzuhr min. 280€, Automaten ab 800 - 1000€. Das sind dann meist Uhren mit Werken aus der Schweiz, Deutschland oder Japan. Die Schweizer nehmen es ganz genau, klassifizieren ihre Uhrwerke in Qualitätsstufen. In Uhrenforen ist es der Member größte Freud sich darüber auszulassen welches Werk in welcher Uhr schlägt und wenn ja - warum nicht. In der Tat ist die Sache nicht so ganz einfach und ich werde nicht weiter drauf eingehen. Wer allerdings wirklich interessiert ist sollte sich mit ETA und Kumpanen auseinandersetzen. Was außer dem Werk selbst spielt noch eine Rolle für die Qualität einer Uhr: Nicht nur die Materialien selbst sondern auch ihre Verarbeitung. Hält die Schließe länger als 2 mal auf und zu? Ist das Leder verfärbungsfest? (Ja, das gibt es. Einmal schwitzen und ein buntes Handgelenk bekommen). Billiger Chinakram kann außerdem Hautreizend sein. Fällt das Stahlband in seine Einzelteile wenn man mal hängen bleibt? Ist die Uhr angemessen Stoßfest oder ist nach dem ersten Kontakt mit der Tischkante der Spaß an dem Zeitmesser vorbei? Ist die Uhr wirklich so wasserfest wie angegeben oder habe ich nach dem ersten Schwimmbadbesuch ein Aquarium in der supertollen Ebay-Diver? Wie genau ist die Uhr eigentlich? Vorallem bei billigen Automatikuhren vergeht schnell die Lust wenn man jeden Tag ein paar Minuten nachstellen muss. Billige Uhren kommen mittlerweile fast ausschließlich aus China (von den Uhrencracks liebevoll Chinaböller genannt). Das muss kein Zeichen dafür sein Schrott zu kaufen, ist es aber in den meisten Fällen. Uhrenhersteller der unteren Preisklasse (z.B. Casio) lassen hier fertigen und bauen trotzdem keine grottenschlechten Uhren. Was vorallem aus China kommt ist ist der Megamüll (z.B. Trias) und alles was in Uhren von CK, Armani, D&G, Fossil usw drin ist. Hier bezahlt man viel Geld fast ausschließlich für den Namen und kauft eine Uhr die in der Herstellung durch kleine, flinke Hände 10€ kostet. Aber hey, wenigstens steht Armani drauf. Da war doch noch was...ah ja, Fälschungen. Ich habe leider den genauen Faktor vergessen aber es ist erstaunlich wieviele gefälschte Rolex es im Verhältnis zu Originalen gibt. Und das betrifft fast alle Hersteller. Selbst Uhren die original 60€ kosten gibts für die Hälfte gefälscht. Das führt mich zum nächsten Punkt, dem Protzfaktor. Ich will es nur kurz ansprechen. Sich eine Uhr zu kaufen nur weil ein bestimmter Name drauf steht der von der Allgemeinheit mit teuer verknüpft wird ist schlichtweg dumm. Denn wie wir bereits gelernt haben sind die meisten Modeuhren ohnehin minderwertig und es gibt es jede Uhr als Fälschung. Einen Audi (noch) nicht, eine Lange & Söhne schon. Und von einer Fälschung geht jeder umsomehr aus, desto weniger die teure Uhr zum Träger passt. Ein Jugendlicher mit Breitling ist schlichtweg lächerlich... Wenn man im Monat das entsprechende Kleingeld macht, im richtigen Alter ist und auch sonst Wert auf solche Dinge legt nehmen es einem die Leute ab. Viele Hersteller hochwertiger Uhren sind der Masse wenig oder garnicht bekannt...also Prollos, sucht euch was anderes zum Eindruck schinden. Man kann allerdings nicht nur Scheiß unter tollem Namen für zuviel Geld kaufen, man kann auch Qualität unter tollem Namen für zuviel Geld kaufen. Denn wenn Hersteller A seine Automatikuhr mit Werk ETA-XY zum Preis p anbietet und Hersteller B für eine Uhr mit Werk ETA-XY 4p verlangt sollte man sich fragen, ob die Preissteigerung um 400% nur durch die andere Hülle und den anderen Namen gerechtfertigt ist. Möglicherweise kann eine Tissot für 1000€ genau das selbe wie eine Junghans für 4000€? Sollte man auf jedenfall bei seiner Entscheidung berücksichtigen. Nachdem jetzt klar ist worauf es ankommt beim Uhrenkauf stellt sich die Frage wo man diesen tätigen sollte. Internet ist besonders für Anfänger garkeine gute Idee. Zum einen ist die Gefahr groß einer Fälschung aufzusitzen (besonders ebay! Finger weg!!). Zum anderen kann man die Uhr nicht anprobieren und das ist ein entscheidender Punkt. Möglicherweise sieht die Uhr in der Realität garnicht mehr so schön aus wie auf dem Profibild des Onlineshops. Nicht jede Herrenuhr steht jedem Herrenhandgelenk. Es gibt Kerle, die haben Unterarme wie andere Oberschenkel, Hände so groß wie Bratpfannen, Adern wie Feuerwehrschläuche und eine Behaarung mit der man einen ganzen Zoo in Angst und Schrecken versetzen kann. Andere könnten mit ihren zierlichen Patschern Werbung für Damenschmuck machen. Was ich jetzt überspitzt habe spielt wirklich eine große Rolle...die beste Uhr wird lächerlich wenn sie einfach nicht zu eurem Körper und Style passt. Dazu bekommt man beim Konzessionär eine gute Beratung, kann Uhren nach Herzenslust befingern bis man etwas passendes gefunden hat und hat den Uhrenkauf als schönes Erlebnis in Erinnerung. Zudem muss es nicht teurer sein als im Internetshop, ein gut geführtes Verhandlungsgespräch macht beiden Seiten Spaß. Aber ihr seid beim Juwelier und nicht bei Gebrauchtwagen-Ali um die Ecke! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in kleineren Städten (z.B. in meiner geliebten 100.000 Einwohner Heimatstadt) Uhren bestimmter Hersteller garnicht mehr zu kaufen gibt weil die Nachfrage schlichtweg fehlt. Wenn man euch also traurig eröffnet eure Wunschmarke nicht mehr zu führen weil sich keine Sau dafür interessiert, solltet ihr es in größeren Städten versuchen. Und noch was für die Geiz-ist-geil-Fraktion: Im Einzelhandel beraten lassen und dann im Internet kaufen ist das Letzte. P.S.: Nette Kunden die ihren Perso hinterlegen dürfen eine Uhr evtl sogar probetragen. Fragen kostet nix. Uhrenforen haben häufig einen Markplatz wo ihr evtl. sicher ein Schnäppchen schießen könnt. Habe ich allerdings keine Erfahrung mit. Eine gute Anlaufstelle sind außerdem Verkäufe und Auktionen von Pfandleihhäusern. Da wechseln schöne Uhren nicht selten unter Wert den Besitzer. Ob das dann aktuelle Stücke sind oder aus Opas Erbe ist die andere Frage. Außerdem kennen auch Sammler diese Tipps und grasen regelmäßig alles ab. Ein paar Gedanken zum Schluss: -Wenn das Erste, was Fremden an euch auffällt die Uhr ist habt ihr was falsch gemacht. Eine gut gewählte Uhr fällt beim zweiten oder dritten Hinsehen angenehm auf. Das ein junger Mann stilsicher eine wertige Uhr trägt ist heute selten und daher auffällig genug. -Plant langfristig 2 Uhren anzuschaffen. Eine Alltagsuhr und eine die zu besonderen Anlässen getragen wird. Die beiden sollten sich nicht nur optisch unterscheiden und zur Verwendung passen. Mit ner bunten Diver seht ihr im Anzug kacke aus und mit ner sehr eleganten Uhr im Alltag als hättet ihr sie bei einem Grabraub beschafft. Es sollte außerdem berücksichtigt werden, dass Uhr 1 ein Gebrauchsgegenstand ist den man stärker verschleißt, verlieren kann und der möglicherweise geklaut wird. -Geht nicht mit eurer Freundin Uhren kaufen (Klamotten, Autos, Brillen usw auch nicht aber - anderes Thema). Nehmt lieber einen Kumpel mit oder vertraut auf die Erfahrung des Konzis. Mädels haben nicht nur keine Ahnung von Uhren, wenn ihr sie freiwillig in ein Schmuckgeschäft schleppt - selber schuld. -Eine teure Uhr kauft man(n) für sich selbst. Für das gute Gefühl etwas zu tragen das kleidet und gut aussieht. Es ist mir rätselhaft wie Kerle Unsummen für Gürtel mir riesigen D&G Schnallen ausgeben oder Shirts auf die Ed Hardy gekotzt hat aber rumrennen mit Uhren aus dem Kaugummiautomat...oder garkeine Uhr. Handy tuts ja auch. -Die Uhr muss die Zeit anzeigen, am liebsten mit Zeigern. Alles andere ist optional. Wenn ich diese Minicomputer-Plastikbomber sehe.... -Edelstahlband und/oder schwarzes Leder für Uhr 1 und 2. Wer braun will braucht schon 3. Btw: Uhrenarmbänder sind ca. 1 Daumen breit. Nicht 3 Daumen. -Zuviel Gold ist nicht nur teuer (wenn es denn echt ist), wenn ihr nicht die dazu passenden Zähne, Knast-Tatoos oder das Zuhälterimage habt fällt es auch nicht als besonders gelungen auf. -Kleine Idee zur Finanzierung: Wenn ihr noch einen Großvater habt sprecht ihn mal drauf an. Ich wette der freut sich über euer Interesse, hat den einen oder andern Tipp in der Hinterhand, evtl. was nettes im Schrank oder tut euch was dazu. Früher war es üblich jungen Männern Uhren zu besonderen Anlässen zu schenken und eine gute Armbanduhr selbstverständlicher Teil der Herrenmode. Dass man generell mehr Zeit mit dieser Bezugsperson verbringen sollte als es heute üblich ist erwähne ich mal am Rand. -Es betrifft mich zwar noch nicht aber für alle die im Beruf sind: Je nach individueller Chemie in der Firma ist es evtl. nicht angemessen eine deutlich hochwertigere Uhr zu tragen als der Vorgesetzte/Chef (auch wenn der keine Ahnung hat). Es gibt auch Unternehmen die bewusst Wert auf Understatement legen...wenn man mal drauf achtet merkt man aber sofort was geht und was nicht. -Noch eine kleine Selbstverständlichkeit: Wenn euch eine Person die ihr nicht gut kennt, egal ob Mann (meist Interesse) oder Frau (meist Test), fragt wie teuer denn die Uhr war habt ihr besser eine elegante Methode zur Hand um der Frage auszuweichen. Das gilt nicht nur für Uhren, hat aber einen wesentlich besseren Effekt als mit einem gekonnten "Boa, die war wirklich nicht billig. 800€!" die Frage direkt zu beantworten Auch wenn ihr es jetzt vor lauter Tradition und alten Werten nicht erwarten könnt das Sparschwein zu plündern und einen Klassiker zu kaufen: Der Grad ist schmal zwischen einem gelungegen Volltreffer und einer Uhr die euch einfach nur altbacken und spießig aussehen lässt. Letzteres ist in etwa so cool wie auf Körperpflege zu verzichten weil es sowas vor 100000 Jahren ja wohl auch nicht gab. Links: http://www.welt.de/lifestyle/article143594..._den_Namen.html http://uhr-forum.de/eden-switzerland-the-f...vorsicht-t11321 http://uhr-forum.de/10-indizien-fuer-china-uhren-t12110 Mehr fällt mir jetzt nicht ein...vll. könnten wir noch Hersteller sammeln? Ich fange mal an mit meinen Favoriten: Tissot TAG Heuer