Selbstbildnis: Verstand vs. Gefühl

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Gast Warrior

Eins meiner ganz großen Probleme auf dem Weg zu einem Selbstbewusstsein, das nicht bröckelt wie eine verwitterte Brücke: Ich weiß, wer ich bin, was ich kann, was ich nicht kann, kenne meine Stärken und Schwächen. Weiß, woran ich noch arbeiten muss. Mein Verstand sagt mir, dass ich keinen Vergleich scheuen brauche. Aber mein Gefühl, mein inneres ich, will mir oft nicht zustimmen. Treffe ich auf Menschen, die auf bestimmten Gebieten besser oder bewanderter sind als ich, fühle ich mich zurückgesetzt. Mein Verstand sagt mir, dass andere Leute einfach anders sind, nicht besser, und dass das völlig in Ordnung ist. Die Kobolde in meinem Kopf stecken aber die Finger in die Ohren und hören nicht zu.

Was in meinem Kopf nachhallt, sind die Echos meiner Kindheit und Jugend, in der ich von meinen Eltern, ganz speziell meiner Mutter, konstant und ohne Unterlass runtergeputzt wurde, auf die mieseste Weise (Mutter = LSE extrem), Prügel eingeschlossen, aber die Verbalinjurien waren schlimmer als die Handgreiflichkeiten. Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens hat man kein gutes Haar an mir gelassen, bis ich es schließlich verinnerlicht hatte. Mein Verstand hat mich trotzdem immer wieder dorthin gebracht, wohin ich wollte, aber ich konnte es noch nie fühlen. In meinem Leben bin ich jetzt da, wohin ich schon immer wollte, aber es stellt sich kein Hochgefühl ein.

Ich weiß, wer ich bin, aber ich glaube mir nicht.

Und dieses Dilemma schlägt sich auf meine sozialen Interaktionen durch. Wie erreiche ich es, dass ich mir selbst GLAUBE? Wie gelingt es mir, Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen, wenn es um mein Selbstbildnis geht?

Professionelle Hilfe? Therapie? Keine Ahnung...

Warrior

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Ich weiß, wer ich bin, aber ich glaube mir nicht.

Und dieses Dilemma schlägt sich auf meine sozialen Interaktionen durch. Wie erreiche ich es, dass ich mir selbst GLAUBE? Wie gelingt es mir, Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen, wenn es um mein Selbstbildnis geht?

Du glaubst dir, wenn dein Unterbewusstsein dir glaubt. Und dein Unterbewusstsein glaubt dir erst, wenn du ihm auf allen Ebenen des Selbstwertgefühls reale Erfolgserfahrungen vorweisen kannst.

Beispiel: Du kannst dir einen Monat lang einreden, dass du die Prüfungen im Studium bestehst, weil du es drauf hast. Du wirst dir das erst glauben, wenn du einmal ne fette 1 abgeräumt hast.

Ich empfehle dir dieses Buch.

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Therapie. Und alte Konditionierungen wird man nicht einfach durchs Einlesen in PU Foren los. Bzw nicht alle. Da muss man an die Wurzeln gehen, sprich: Meditation. Allein mit dem logischen Verstand wird man Konditionierungen nicht los, siehe dich.

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Hallo Warrioir,

Ich weiß, wer ich bin, was ich kann, was ich nicht kann, kenne meine Stärken und Schwächen. Weiß, woran ich noch arbeiten muss.

Das was ich jetzt schreibe, wird dich vielleicht anfangs etwas beunruhigen, aber:

Wer oder was du wirklich bist bist, wird dir niemand im Leben sagen können. Nichteinmal du selbst.

Unser Verstand funktioniert so, dass er alles erklären möchte. Bei der Selbst- Beschreibung versucht er uns unsere Verhaltensweisen, Rollen,

Stärken und Schwächen usw. klarzumachen.

Das Problem dabei ist, dass keine Beschreibung es wirtklich trifft. Verhaltensweisen unterliegen einem Wandel, die Rollen wechseln,

viele Stärken und Schwächen hängen von unzähligen Umständen ab. Kein Selbstbild ist gut genug.

Es scheint, als ob die "Selbstsuche" desto verworrener wird, desto länger sie andauert.

Jede Antwort wirft mehrere neue Fragen auf.

Je länegr wir nach der endgültigen Antwort suchen, desto mehr ahnen wir:

Keine Beschreibung wird uns je wirklich erklären können. An keiner Feststellung können wir festhalten.

Wie denn auch?

Das Leben ist ein Wandel. Ja das Wort "Wandel" oder auch "Veränderung" scheint uns selbst und unser Leben gar viel treffender zu beschreiben,

als jede Selbstdefinition.

Unser wahres Wesen kann nicht mit Worten und Gedanken erfasst werden.

Jede Definition ist zugleich eine Begrenzung. Diese begrenzung muss aufrecht erhalten werden, was eine große Anstrengung ist.

Oder aber sie will widerlegt werden, was nicht weniger aufwendig ist.

Das gestalten und ständige Definieren eines Selbstbildnisses bedeutet für dich großen Stress.

Der ständige Vergleich mit den Anderen, also anderen menschen, ist dafür notwendig. Doch gerade dieser Vergleich

kann dir kein wahres Slbst-Bewusstsein erlauben. Denn wie du schon selbst sagst: Immer wirst du jemanden treffen, der etwas besser kann,

der dir neue Scwächen aufzeigt, bei dir neue Fragen über dich selbst erzeugt.

"Was ist aber das Selbst, was ist wahres Selbstbewusstsein? Wie kann ich ich selbst sein, wenn ich nicht weiß, was ich bin?"

Eine ähnliche Frage könnte dir jetzt aufkommen.

Frage dich zunächst: Wer stellt diese Frage?

Ist es dein Selbst, oder vielmehr dein Verstand, der eine weitere Definition sucht?

Es ist die Funktionsweise des verstandes: Ohne ständiges erschaffen von Problemen und Fragen, würde er zum Stillstand kommen.

Um diesen Stillstand zu vermeiden, erhält er diese Problemstellungen aufrecht.

Sicherlich ahst du schon einmal zum Nachthimmel hinaufgeblickt.

Der Anblick einer unendlichen Weite macht viele menschen sprachlos. Vor allem dann, wenn du dabei nicht nur die Sterne,

sondern den unendlichen leeren Raum dazwischen betrachten. Wir werden uns bewusst, dass wir eine unendlcihe Leere nicht erklären können.

Wir schauen sie gedanknlos und ehrfürchtig an. Jede Erklärung wäre zwecklos.

Das, womit wir sie wahrnehmen, sind nicht unsere Gedanken!

Vielmehr ist es so, dass wir aufhören sie wahrzunehmen, sobald wir anfangen darüber nachzudenken.

Vielleicht ahnst du es schon innerlich:

Unser wahres Selbst, Warrioir, ist mit dieser unendlichen Leere vergleichbar. Sie ist unerklärlich, undenkbar, nicht wirklich in Worte zu fassen,

udn dennoch ist sie da. Die ebste Möglichkeit, sie wahrzunehmen,

dich selbst wahrzunehmen ist: Von Selbstdefinitionen ablassen. Von deinen gedanken loslösen,

Schaue und höre einfach. Sei aufmerksam für den gegenwärtigen Augenblick.

Wenn du diese Moment der Stille und des bewussten Sehens erfährst,

dann stehst du in Kontakt mit dir selbst. Dann bist du. Dein Bewusstsein wird nicht mehr von

Selbstdefinitionen und Problemstellungen zu deinem Leben getrübt.

Dann wird dir vielleicht bewusst, was du wirklich bist: Du bist das wahrnehmende Bewusstsein selbst.

Das, was da schaut, und wahrnimmt. Nicht jedoch der Verstand, der da denkt und erklären will.

Lasse diese Leere und Weite in dir zu.

Dann ist dein Selbst nicht so eingerenzt durch deine Erklärungen, sondern es dehnt sich aus.

Es wird undurchlässig und ungreifbar- ebenso unangreifbar.

Das führt dich zu den Punkt, den du anstrebtest: Pures Selbst-bewusstsein.

Dein Selbst ist das Bewusstsein.

Da es aber keine Form hat, ist es unmöglich, es zu verletzen oder es dir wegzunehmen.

Die einzige Möglichkeit es zu verlieren, ist, dein "Ich " abermals an Definitionen und Fragestellungen zu klammern.

Dir ein Bild amchen zu wollen, von etwas, was man nicht abbilden kann. Dann erst bekommen andere dir Möglichkeit,

dieses Bild zu zerstören oder anzugreifen.

Übe dich darin, dich von deinen gedanken zu lösen.

Erkenne das Paradoxon: Du findest dich imemr dann, wenn du die Suche aufgibst, wenn es

dann nicht mehr heißt "Wer bin ich". Sondern die einzige Antwort genügt:

"Ich bin".

Dieses "Ich bin" wirst du immer dann wahrnehmen, wenn du in einen gedankenfreien, und aufmerksamen Zsuatnd kommst.

Dann trittst du in Kontakt mit deinen Gefühlen und deinem Bewusstsein

und wirst in der Lage sein, dem eggenwärtigen Augenblick freundlich zu begegnen.

Du wirst gegen das "jetzt" nicht mehr ankämpfen, sondern es dankbar annehmen, egal, welche Form es haben mag.

So bist du in jeder Situation Selbst-bewusst.

Gruß,

DC

PS:

Ich habe aus dieser Antwort einen eigenen Thread eröffnet:

http://www.pickupforum.de/index.php?showtopic=47781

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Gast Warrior
Du glaubst dir, wenn dein Unterbewusstsein dir glaubt. Und dein Unterbewusstsein glaubt dir erst, wenn du ihm auf allen Ebenen des Selbstwertgefühls reale Erfolgserfahrungen vorweisen kannst.

Auf allen Ebenen. Hm. Das ergibt Sinn, aber ich weiß nicht einmal, wo ich da anfangen sollte. Ich glaube, der Kern des Problem ist, dass ich mich unwert fühle, geliebt, oder auch nur gemocht zu werden. Wohl gemerkt, fühle -- mein Verstand sagt mir, dass es nicht so ist. Das Gefühl ist es aber, was ich nach außen projiziere. Das Gefühl, unwert zu sein, ist wie Mundgeruch, dessen man sich bewusst ist. Man versucht, Menschen möglichst nicht zu Nahe zu kommen. Sie könnten ja was davon merken. Auch, wenn mein Verstand weiß, dass das Unsinn ist, hemmt das meine sozialen Interaktionen. Es führt auch dazu, dass ich mir selbst im Weg stehe, oft sogar sehr. Meine Ratio treibt mich immer wieder dazu an, die Dinge zu tun, die ich tun muss/möchte, Erfolge gibt's auch, aber die Kobolde in meinem Kopf sagen: "Zufall" -- "Das war doch keine besondere Leistung", etc. Beim nächsten Mal wird's dann noch ein Stück schwieriger.

Langsam beginnt mich dieser Kreislauf in eine Art Starre zu treiben. Als hinge ich in der Mitte eines Erdrutsches, unter mir ein Abgrund, und jede Bewegung würde mich tiefer rutschen lassen, weswegen ich mich lieber gar nicht bewege, oder bestenfalls im Schneckentempo.

Danke für die Buchempfehlung, werde ich mir zulegen.

Therapie. Und alte Konditionierungen wird man nicht einfach durchs Einlesen in PU Foren los. Bzw nicht alle. Da muss man an die Wurzeln gehen, sprich: Meditation. Allein mit dem logischen Verstand wird man Konditionierungen nicht los, siehe dich.

Klar, dass das PU-Forum nicht das Allheilmittel gegen alle Persönlichkeisprobleme ist. Aber immerhin hat hier die Erkenntniss ihren Anfang genommen, dass da überhaupt ein Problemkomplex ist, und dass man ggf. was dagegen unternehmen kann...

Vor Therapie sträube ich mich irgendwie. Mit was soll ich das vor meinem Hausarzt bzw. der KK begründen? Ich würde mich wahrscheinlich fehl am Platz fühlen. Ich kenne aber mittlerweile eine ganze Handvoll Leute, die in Therapie sind... und durchweg alles keine Dummköpfe, sondern selbstbewusste, intelligente Menschen. Sollte ich mir einen Ruck geben und einfach mal nachfragen?

Warrior

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Erfolge gibt's auch, aber die Kobolde in meinem Kopf sagen: "Zufall" -- "Das war doch keine besondere Leistung", etc. Beim nächsten Mal wird's dann noch ein Stück schwieriger.

Sei mal ehrlich und denk genau zurück an Beispiele.

Ausgangssituation

Ich kann kein Tennis spielen, ich verliere eh immer.

Ich kann keine Mädchen verführen, ich bekomme eh immer einen Korb.

Einige Zeit später: Es hat zwei mal geklappt.

Ich habe zwei Matches gewonnen.

Ich habe zwei Mädchen flach gelegt.

Vielleicht war es auch Zufall, aber es hat verdammte zwei mal geklappt!

Das Zutrauen zu sich selbst kommt mit den Erfolgserfahrungen, - und der härteste Kampf, den du auf jedem Gebiet kämpfst, ist immer der um die ERSTE Erfolgserfahrung. Danach wird es leichter. Immer. Fang klein an. Selbst wenn du nur darum kämpfst zum ersten mal in deinem Leben nicht das Geburtstagsgeschenk für deine Schwester zu verpeilen. Dein Selbstbewusstsein merkt sich das: Wenn ich es will, kann ich Sachen auch so angehen, dass es klappt. Jede noch so kleine Erfolgserfahrung belibt für immer da. - Du kannst dein Selbstwertgefühl also nur tunen, indem du ab sofort Sachen anpackst.

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Gast Warrior

Vielen Dank, @Terry.

Das ist mein schwerster Kampf (mit mir selbst). Bis vor ca. einem Jahr wusste ich nicht einmal, dass es da überhaupt ein Schlachtfeld gibt...

Warrior

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Die Kobolde in meinem Kopf stecken aber die Finger in die Ohren und hören nicht zu.

das werden sie auch niemals; sie werden immer und immer und immer weiter plappern; ueber dies und jenes nachdenken, in vergangenheit u. zukunft leben u. oftmals auch dich "selbst" kritisieren u. fertigmachen, mit anderen vergleichen etc - denn es ist die funktionsweise des verstandes, er muss das tun NUR du bist nicht dein verstand, vielmehr denkt es IN DIR

check dir mal das buch "Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen" von Giulio Cesare Giacobbe; da ist vieles sehr schoen erklaert u. wie befreiend ist denn die erkenntnis das du nicht dein verstand bist u. auch nichts fuer die zahlreichen selbstzerstoererischen phantasien, kannst die er so ausbruetet ;-)

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Warrior, mit diesem Problem stehst du nicht allein da. Je mehr jemand über sich reflektiert, je eher stellt er die Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung fest.

Du hast nach objektiven Kriterien durchaus Erfolg - aber aus innerer, subjektiver Sicht empfindest du deine Leistung nicht als Leistung, sondern als "Zufall" - dein eigenes Können wird von dir selbst als "nichts besonderes" angesehen usw. usf.

Es gibt für diese Art des Denkens einen Ausdruck: "Hochstaplersyndrom" - du selbst bist von dir überzeugt, eine Art Hochstapler zu sein, dem man irgendwann auf die Schliche kommt. Im Vergleich zu anderen läßt du deine eigenen Fähigkeiten nicht gelten.

(Ich meine die emotionale Sicht - nicht die rationale!)

Gerade das treibt dazu an, immer wieder das Beste zu geben, um dem eigenen Unfähigkeitsgefühl zu entwischen - aber das Selbstwertgefühl bleibt aus.

Einen Weg kann ich dir nicht nennen - nur, daß ich GANZ GENAU weiß, wovon du sprichst.

bearbeitet von Krabat

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Gast Warrior

@Krabat:

Das Wort "Hochstaplersyndrom" kannte ich noch nicht, und ja, es trifft den Kern ziemlich genau!

Manchmal kommt das Bedürfnis hinzu, mich nach vorne zu verteidigen, sodass niemand auf die Idee kommt, ich sei ein Hochstapler. Klappt natürlich nicht, im Gegenteil. Wahrscheinlich wirkt es von außen aufgesetzt. Wenn's irgendwie geht, unterdrücke ich das, aber es kommt meistens irgendwo wieder zum Vorschein...

Warrior

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