Emotionen und Widerstände

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Hallo zusammen,

ich möchte über etwas schreiben, was mir wie Schuppen von den Augen gefallen ist, und was mich in meinem Leben bisher immer wieder emotional anstrengende Perioden bescherte. Manche von euch werden bei den Beispielen denken: Mir ja egal, über sowas bin ich drüber weg. Das finde ich klasse, aber leider gibt es auch viele Jungs, die sich das Hirn zermartern und mit ihren Gefühlen stecken geblieben sind.

Es geht um das Leiden, viel mehr dessen Ursache, und wie man es sein lassen kann. Ich definiere Leiden vorweg zuerst nicht als einen emotional unerwünschten Zustand, also schlechte Laune, die Sehnsucht nach einer gewissen Frau, Ablehnung, schlechte Gefühle über sich selbst, usw., sondern eher als den Widerstand diesen Gefühlen gegenüber.

Dir passiert zum Beispiel etwas, was dich aus der Bahn zu werfen droht: der Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung, das Drama im Freundeskreis oder in der Familie, beruflicher oder schulischer Misserfolg. Die Liste ist beliebig fortsetzbar. Denk einfach an das letzte Ereignis, das dir den Teppich unter den Füßen weggezogen hat, und du weißt, worauf ich hinaus will.

Unweigerlich, wenn du dich selbst nicht abgetötet oder psychopatisch bist, steigen starke negative Emotionen in dir auf. Verzweiflung, Trauer, Ablehnung, Wut, all diese Dinge.

Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten.

Der erste, der "männliche" Weg, ist, diese Gefühle beiseite zu schieben, sie zu verdrängen, ihnen keinen Platz zu geben. Das sieht man immer wieder. Ich arbeite neben dem Studium im Krankenhaus, und glaubt mir, sehr sehr viele Menschen verleugnen in Situationen, die mit Krankheit, vielleicht sogar mit Tod zu tun haben, ihre Emotionen. Sie werden kalt, zynisch. Das ist aber nicht der einfache Weg, im Gegenteil. Am Anfang sieht es so, man fühlt sich besser, oder man glaubt es zumindest, weil die Gefühle gerade nicht da sind. Aber irgendwas bleibt, irgendwas zerrt an einem, raubt einem die Energie. Irgendwie hat man dieses Drücken in der Brust, oder das Flimmern im Bauch. Du kannst dich bestimmt daran erinnern, wann du das das letzte Mal gefühlt hast, wann du das letzte mal gelitten hast.

Du unterdrückst deine Gefühle, lässt ihnen keinen Raum, erlaubst dir selber nicht, das zu fühlen, was du fühlen solltest. Weil es nicht logisch ist, weil es nicht angemessen ist. Hallo Roboter :D

Es gibt diesen schönen Spruch 'What you resist persist.' Carl Jung hat das gesagt. Und glaub mir, der muss es gewusst haben.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_Jung)

Dein Widerstand macht diese Gefühle immer größer und größer und größer. Und sie behindern dich, wie eine riesige Bleikugel, die du dir selber ans Bein gekettet hast. Viel Spass beim Hürdenlauf.

Der zweite, und wie ich finde sehr viel praktikablere Weg ist, sich seinen Gefühlen zu stellen, seine Gefühle als legitim und in dem Moment richtig zu akzeptieren. Das ist keine Entschuldigung für impulsives, unüberlegtes Verhalten. Das ist keine Entschuldigung für AFCtum, für AA oder sonstwas.

Es geht darum, sich seinen Gefühlen nicht in den Weg zu stellen. Wenn du traurig bist, sei traurig, und wehr dich nicht dagegen. Sei mit deinem ganzen Wesen traurig, bitte das allmächtige Spaghettimonster vielleicht sogar noch um ein bisschen mehr Traurigkeit. Sei ängstlich, wenn du Angst empfindest. Sei wütend, wenn dem so ist. Lass die Gefühle zu dir kommen, und sie werden auch wieder gehen. Vergleich sie mit einem Landstreicher, dem du entweder für ein paar Stunden einen warmen Platz anbieten kannst, oder den du schroff zurückweist, nur damit er dir, wenn du mal nicht zuhause bist, in den Vorgarten scheisst.

Du kannst deine Gefühle nur in etwas positives, etwas nützliches verwandeln, wenn du ihnen zuerst erlaubst zu existieren. Nur wenn du dich deinen Gefühlen als der Mann (o. die Frau) der/die du bist stellst, sie in dich aufnimmst und lebst, geben sie dir Kraft, bringen sie dich weiter. Nur so hast du die Chance, sie gehen zu lassen. So kannst du größer sein als die Angst, die du empfindest.

Widerstand ist zwecklos, sagen diese Roboterdinger in Startrek immer. Und Widerstand ist auch dumm.

Ich hoffe, ich habe irgendwie verständlich machen können, was ich meine.

Namaste, oder so.

P.S.:

Wen interessiert, wie ich zu diesem Schluss gekommen bin, kann das in der aktuellen Beziehungskiste nachlesen, wo ich aus lauter Angst so viele Fehler gemacht habe, das ich jetzt drüber lachen muss :D

P.P.S.:

Das hier war sicherlich so, oder so ähnlich, bestimmt schonmal irgendwo zu lesen. Vielleicht ist es für den ein oder anderen trotzdem neu.

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Genial, genau diese Erkenntnis ist mir nach einer unnötig langen Oneitis-Qual gekommen. Ich als mehr und mehr ex-AFC habe mich Monate geärgert, bei einer mir gebotenen Chance nicht reagiert zu haben. Als die Frau dann noch einen neuen Partner kennengelernt hat, war alles aus. Mein Innerstes hat rebelliert, ich war mit meinem Selbstwertgefühl am Boden. Erst als ich mir gedacht habe "lockerlassen, Gefühle beobachten, einfach akzeptieren", wurde es schlagartig besser. Die Vergangenheit zu akzeptieren und sich auf die Gelegenheiten in der Zukunft zu konzentrieren ist wesentlich besser, als sich immer und immer wieder gegen die bildliche Wand zu werfen und sich heftige Seelenschmerzen zu holen.

Es ist klasse, was ich in diesem Leben noch für grundlegende Dinge lernen kann. ;-)

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