Mal was Grundsätzliches zu Michel Friedman

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Ich habe für dieses Thema einen neuen Thread aufgemacht, weil es mir zu umfangreich für die bestehenden Friedman-Threads erschien; wenn das nicht erwünscht ist, einfach löschen.

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Es wird gestritten, ob Friedmann bzw. seine Art in den Diskussionsrunden gut ist. Ich glaube, man muss hier zwischen zwei Arten von Diskussionen unterscheiden:

der, bei der es darum geht, die Wahrheit/die beste Lösung zu finden, und der, bei der es darum geht, andere zu überzeugen, egal auf welche Weise.

1. die Wahrheit finden: das ist die akademische Debatte, wie man sie meistens in der universitären Welt findet, ansonsten eher wenig.

Hier kommen Emotionen wenig vor, die Rationalität herrscht. Logische Fehlschlüsse werden aufgedeckt, Generalisierungen und Gemeinplätze nicht gemocht, überhebliche oder unbegründete Aussagen abgelehnt, Tricksereien geächtet. Meistens wird hier objektiv, sachlich, nüchtern, auf Fakten basierend argumentiert.

Natürlich sind auch Wissenschaftler und Professoren nur Menschen und natürlich gibt es auch im universitären Betrieb Anreize für nicht-100%-logisches Verhalten (z. B. um einen Professoren, der einen später empfehlen kann, nicht zu verärgern, oder was weiß ich). Aber das sind Ausnahmen.

2. andere überzeugen: das ist die typische TV-Debatte. Es geht nicht darum, die richtige Lösung zu finden (zumindest bei den mehrheitlichen Gegner-Debatten, wo es klare Gegenpositionen unter den Diskutanten gibt. Beim Presseclub oder so ist es vielleicht eher akademisch, weil die Teilnehmer sich nicht grundsätzlich entgegenstehen, sondern eher von außen analysieren.) Es wird meistens unsachlich und polemisch diskutiert, beschuldigt, laut geredet, nicht ausreden gelassen. Schlagwörter wie Autobahn, Kinderpornos, Ehrenmord gewinnen die Diskussion. Es gewinnen nicht unbedingt die besten Argumente oder derjenige, der die sinnvollste Ansicht vertritt.

Wenn die hier eingestellten Videos akademische Debatten wären, würde Friedmann alt aussehen. Ganz alt. 1000 Jahre alt. Denn rein von den Argumenten her schneidet er schlecht ab. Ich erinnere mich an eine Aussage aus dem Israel-Video, die ungefähr besagte, dass dadurch, dass Ägypten Verbrechen begangen habe (z. B. die Grenze zum Gaza-Streifen abzuriegeln), Israels Verbrechen im Gaza-Streifen auch in Ordnung wären. Was ein simpler logischer Fehlschluss ist, der normalerweise in einer universitären Debatte aufgedeckt würde. Denn nur weil ein anderer Unrecht begeht, rechtfertigt das nicht, dass ich Unrecht begehe. Nur weil ich sehe, wie ein Dieb in einem Laden etwas klaut, habe ich nicht das Recht, auch etwas zu klauen. Wenn ihr mir nicht glaubt, achtet doch anstelle der "tollen bodylanguage" und des "beinharten Frames" mal zur Abwechslung darauf, WAS ER TATSÄCHLICH SAGT. Dann werdet ihr einige, deutlichere Beispiele für meine Behauptung finden.

Da ich der Meinung bin, dass diese TV-Runden alles andere als eine akademische Debatte sind und ihre eigenen Gesetze haben, frage ich mich, worauf es hier ankommt. Ich bin mir nicht sicher. Die folgenden sind ein paar Thesen, die nicht feststehen. Was meint ihr dazu?.

Worauf es ankommt:

1. Jemand, der viel redet, erscheint eher im Recht zu sein als jemand, der wenig redet.

Gedanke dahinter: "Oh, der spricht aber viel. Der scheint Ahnung zu haben. Der andere sagt gar nichts?? Warum nur? Bestimmt weil ihm einfach nichts einfällt, und der andere Recht hat!"

2. Jemand, der Emotionen zeigt, erscheint glaubwürdiger und eher im Recht zu sein als jemand, der unemotional und eher kühl da sitzt.

Ein gutes Beispiel ist sicher Michael Dukakis im Präsidentschaftswahlkampf 1988.

( http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Dukak...ital_punishment ,

)

3. Jemand, der den anderen attackiert, lächerlich macht oder ihm irgendwie die Glaubwürdigkeit nimmt, erscheint überzeugender.

Ein Unterschied zur akademischen Debatte: dort sind ad-hominem-Argumente verpönt.

4. Jemand, der sich geschickt und elegant ausdrückt, erscheint eher im Recht zu sein, als jemand, der sich nicht so treffend ausdrückt.

Akademischer Diskurs findet oft über das geschriebene Wort statt. Da zählt der Inhalt. Im Fernsehen zählt, wie man den Inhalt herüberbringt.

5. ?

Wenn man diese Kriterien für einen überzeugenden Auftritt bei einer Diskussion der zweiten Art anerkennt, dann scheint Friedmann diese gut zu erfüllen.

Was ich mich vor allem frage: wie sieht der typische Zuschauer einer TV-Runde aus (den es oft zu überzeugen gilt)? Ich würde das Niveau der TV-Talks in aufsteigender Reihenfolge so ordnen: Sendungen von dritte Programmen wie MDR und BR-> Sat1, RTL, N24-> NTV-> ARD und ZDF-> Phoenix. Wie seht ihr das?

Fazit: Bei einer akademischen Debate würde Friedman kaputt gemacht, bei einer TV-Debatte glänzt er.

Kommentare und Kritik erwünscht.

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Ich denke, man kann so pauschal schwer, beziehungsweise garnicht sagen, dass Friedmann bei einer akademischen Debatte "kaputt gemacht würde". Er ist jemand, der stets um Differenzierung bemüht ist. Das zeichnet ihn in meinen Augen besonders aus! Und Differenzierung ist in keiner der von dir angeführten Möglichkeiten verkehrt, im Gegenteil! Es ist von elementarer Wichtigkeit, bei welcher Art von Debatte auch immer.

bearbeitet von Staddicc

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2. andere überzeugen: das ist die typische TV-Debatte. Es geht nicht darum, die richtige Lösung zu finden (zumindest bei den mehrheitlichen Gegner-Debatten, wo es klare Gegenpositionen unter den Diskutanten gibt. Beim Presseclub oder so ist es vielleicht eher akademisch, weil die Teilnehmer sich nicht grundsätzlich entgegenstehen, sondern eher von außen analysieren.) Es wird meistens unsachlich und polemisch diskutiert, beschuldigt, laut geredet, nicht ausreden gelassen. Schlagwörter wie Autobahn, Kinderpornos, Ehrenmord gewinnen die Diskussion. Es gewinnen nicht unbedingt die besten Argumente oder derjenige, der die sinnvollste Ansicht vertritt.

Hier ist ein Fehler enthalten. Man kann in einer solchen Diskussion auf zweierlei Weise "überzeugen". Zum einen, und so sollte es meiner Meinung nach auch sein, indem man überzeugende Argumente für seinen Standpunkt vorbringt. Und zum anderen, indem man wie Herr F. so tut, als sei es eh klar, daß man im Recht ist, Andersdenkende einfach überfährt, und bei Gegenwehr sofort nachtritt. Ihm geht es nicht wirklich darum, andere inhaltlich von seinem Standpunkt zu überzeugen, sondern darum, als der Gewinner dazustehen, egal, über wie viele Leichen er dabei gehen muß.

Wenn die hier eingestellten Videos akademische Debatten wären, würde Friedmann alt aussehen.

Das tut er auch so bei mir, siehe den vorigen Satz.

Denn rein von den Argumenten her schneidet er schlecht ab.

Was er jedoch durch seine rethorischen Fähigkeiten und oft sehr hohe Sachkenntnis geschickt tarnt.

Sendungen von dritte Programmen wie MDR und BR-> Sat1, RTL, N24-> NTV-> ARD und ZDF-> Phoenix. Wie seht ihr das?

Ich schaue schon eine ganze Weile kein ausgestrahltes Fernsehen mehr. Sind die Dritten tatsächlich so schlecht geworden? Vor allem der BR war, wenn man jetzt mal Politisches ausklammert ^_^, immer auf recht hohem Niveau. Bei mir ist das noch Sat.1/RTL/Klo7 -> NTV/N24 -> ARD, ZDF, Dritte -> Phoenix, Arte, 3sat.

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