Kein Interesse an anderen Menschen

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Einen schönen Guten Tag zusammen!

So, ich möchte euch hier mal ein Problem schildern das mich schon lange beschäftigt. Damit ihr mich besser versteht, erzähle ich ein bischen von meiner Kindheit.

Ich war schon immer ein sehr ruhiger Mensch. Ich kann mich erinnern dass ich im Kleinkindalter große Probleme damit hatte in den Kindergarten zu gehen weil ich mich dort anfangs unter den fremden Leuten unwohl gefühlt habe. Ich kann mich erinnern dass ich zwar öfters auf Kindergeburtstagen von irgendwelchen "Kameraden" war, selber aber so gut wie nie einen richtigen hatte, da ich nur sehr wenige Freunde kannte die ich hätte einladen können.

In der Schule wurde das ganze besser. Da ich der einzige aus meiner Klasse war der vor Schulbeginn lesen konnte fiel ich auf, und meine Lehrerin versuchte mich zu fördern und mein Selbstwertgefühl zu stärken. Nach einiger Zeit lernte ich aus mir rauszukommen und ich fing am mich auch mal im Unterricht zu melden. Dadurch wurde ich in der Klasse immer angesehener, doch mein Freundeskreis blieb immernoch recht begrenzt.

Irgendann in der dritten Klasse aber, als ich eine neue, strengere Lehrerin bekam kamen die alten Probleme wieder zurück. Anfangs war ich sehr verschlossen doch mit der Zeit öffnete ich mich und ich wurde zum Klassensprecher gewählt. Mein Ansehen stieg und stieg und bald schon war ich sowas wie der "Anführer" unserer Klasse, da ich schon immer hohe "rhetorische Skills" habe und so gut mit den weiblichen Lehrern zurechtkam. Mit den männlichen Lehrern allerdings kam ich nie besonders gut zurecht, ich war bei diesen immer viel zurückhaltender, ja fast schon ängstlich.

Das hat sich bis heute kaum geändert. Ich vermute, dass das etwas mit meinem Vater zu tun hat, zu dem ich noch nie ein sehr gute Verhältnis hatte. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nur die Nr. 2 hinter meinem älteren Bruder bin und so hat sich mit der Zeit eine starke Abneigung gegen meinen Vater entwickelt. Ich frage mich, warum nur meine Grundschullehrerinnen in der Lage waren, mein Selbstvertrauen zu stärken und meine Persönlichkeit zur Entfaltung zu bringen. Ist das nicht die Aufgabe meiner Eltern? Hätten sie mir statt mich möglichst brav und bescheiden zu erziehen nicht helfen sollen, Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen zu entwickeln?

Ich werfen meinen Eltern natürlich nicht vor, dass sie mir mit Absicht Probleme schaffen wollten. Ich glaube einfach, dass sie in ihrer extrem-konservativ und-fundamentalistisch-christlicher Weltanschauung in einer verblendeten Sichtweise leben und gelebt haben. Doch was mich wütend macht ist, dass sie mich nie gefragt haben ob ich denn auch in der gleichen Verblendung leben möchte wie sie.

Glücklicherweise habe ich mich vor einiger Zeit von dieser Sicht abgewendet und Verbote wie "Kein Sex vor der Ehe" (geschweige denn überhaupt eine Freundin zu haben) spielen in meinem Leben keine Rolle mehr. Zum Glück. Manchmal würde ich sie am liebsten mit ihrer ganzen antisexuellen und freudig-den-Weltuntergang-erwartenden Lebenseinstellung zurück ins Mittelalter schicken. Und leider bin ich nicht der einzige in meiner Familie, der das denkt.

Mitlerweile habe ich überhaupt keine Lust mehr, mit meinem Vater zu reden, weil er mir einfach zutiefst unsympatisch geworden ist. Das führt dazu, dass ich zu Hause kaum noch etwas sage, und dass das bei meiner Vergangenheit nicht gerade förderlich ist, kann man sich vorstellen. Mit der Zeit wurde ich wieder stiller, auch in der Schule. Dort waren die guten Schüler nicht mehr so angesehen wie früher, auch wenn ich von meiner Art her nie ein Streber war. Ich versuchte dies allen zu beweisen, indem ich fast schon mit Absicht schlechtere Noten schrieb und mich kaum noch meldete. Ein Fehler den ich heute noch bereue. Denn durch meine schwindende Präsenz fiel selbstverständlich auch mein Ansehen in der Klasse.

Ich zog mich immer weiter zurück, hatte so etwas wie eine "depressive Grundstimmung" (oder jedenfalls das was ich mir darunter vorstelle) und war nicht gerade der Inbegriff von Geselligkeit. Mitlerweile ist das ganze schon viel besser, da ich mit der Zeit gelernt habe, wie man mit seinen Mitschülern umgeht und man eben nicht nur die ganze Zeit brav sein und mit einem Lächeln auf den Lippen zu allem ja und Amen sagen sollte. Es ist fast so als hätte ich den gesamten Umgang mit Gleichaltrigen "nachlernen" müssen.

Auch wenn ich manchmal in dieses Loch zurückfalle sehe ich das Leben jetzt viel positiver und meine Wochenenden verbringe ich fast nur noch mit Freunden statt in meinem Zimmer herumzuhängen. Doch ich habe immernoch Probleme, mit fremden Menschen, oder Gleichaltrigen, die sehr viel Ansehen genießen zu reden, da ich mir in deren Gegenwart fast schon minderwertig vorkomme und ein komplett anderer Mensch bin als bei meinen Freunden.

Und da wären wir auch bei meinem eigentlichen Problem:

Wenn ich beispielsweise im Unterricht oder in der Pause bin, habe ich oft überhaupt kein Interesse daran, mit anderen Leuten wie meinen Mitschülern zu reden. Ich rede mir immer ein, dass das nur an meiner Müdigkeit liegt, aber das kanns ja auch nicht sein. Ich möchte lieber einfach dasitzen und gar nichts tun statt mich über irgendwelche Sachen zu unterhalten die mich sowieso nicht interessieren. Und dann komm ich mir immer vor wie ein Außenseiter, was wiederum meinen State schädigt und so zukünftige fröhliche Gespräche mit meinen Mitschülern verhindert.

Ein typischer Fall von Introvertiertheit mag der eine oder andere jetzt vermuten, aber ganz so ist es auch nicht. Wenn ich nicht müde bin, sage ich zwar meistens auch nicht viel aber verspüre so eine innere Unruhe und ich würde gerne etwas sagen aber denke mir "das ist jetz nicht angebracht" oder hab irgendwelche Komplexe wegen meiner Stimme oder dass andere mich für unsicher halten könnten..Also doch nur schüchtern?

Dieses "Desinteresse" ist mitlerweile wirklich zum Problem geworden und lässt mich auch ziemlich arrogant rüberkommen hab ich mir sagen lassen ^_^

Ich weiß echt nicht was ich dagegen machen kann.

Ich bin dankbar für gute Ratschläge. Vielen Dank fürs Lesen.

bearbeitet von Kizer

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Warum willst du über Themen reden, die dich nicht interessieren ?

Ich hatte das selbe Problem wie du.

Es zwingt dich niemand dazu, an einem Gespräch teilzunehmen welches dich nicht interessiert.

Wie wärs wenn du dich einbringst und das Gespräch auf eins der spannenden und auch für dich interessanten Themen umlenkst?

Ansonsten: Kennst du nur die Leute? Wenn ja - approachen approachen approachen.

Wenn du erstmal den halben Schulhof kennst wirst du immer eine Gruppe finden, die etwas für dich interessantes diskutiert.

Manchmal habe ich Bock über Computerspiele zu reden, dann rede ich mit ein paar Leuten aus meiner Klasse. Manchmal habe ich aber auch einfach Bock über die Party am Wochenende zu quatschen, dann gehe ich zu den Partypeoples...

Du hast dein Problem ja schon erkannt, vielleicht kann dir EFT bei der Aufarbeitung des 'Traumas' aus dem Kindesalter helfen.

Und ruhig muss nicht introvertiert sein. Ich bin auch ein ruhiger Typ, ich muss nicht auf die Kacke hauen und immer im Mittelpunkt stehen.

Und am meisten wird dir wohl helfen einfach weiter mit Leuten zu reden und mit echtem Interesse in die Gespräche zu gehen.

Sprech die Leute halt auf Themen an über die du reden willst, das wird dir keiner übelnehmen.

Oder sprich mit irgendwelchen HBs über Zeug was dich wirklich interessiert (nicht wer lügt mehr ^_^ ).

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Naja das mit dem Umlenken ist vielleicht keine so schlechte Idee, wenn ich nicht dauernd diese Komplexe bekommen würde während ich mich mit jemandem unterhalte. Beispiel: Ich laufe zum Klassenzimmer, auf dem Weg treffe ich einen von den beliebteren Mitschülern den ich auch ganz sympathisch finde. Ich frage ihn irgendwas - er antwortet und schon ist das Gespräch wieder vorbei. Ich komme mir in Gegenwart von diesen sozial höher angesiedelten Menschen einfach so langweilig und ernst vor. Und dann schwenke ich leicht ins Gegenteil um - Ich versuche mit Gewalt den Klassenclown zu spielen oder extrem "Alpha" rüberzukommen.

Ich kann einfach nicht gut mit Leuten reden, weil ich jedes mögliche Gesprächsthema im Vornherein analysiere und dann denke ich mir "das kommt jetzt zu streberhaft" oder "deine Stimme ist viel zu leise".

Einfach so zu einer fremden Gruppe Leute hinzugehen ist in meiner Freizeit vielleicht nicht so das Problem. Aber in der Schule ist das bei mir was ganz anderes, da bin ich viel zu unentspannt. Oft will ich auch einfach mit niemandem reden sondern einfach nur dasitzen, dann bin ich in so einem Trance ähnlichen Zustand aus dem ich nur schwer wieder rauskomme.

Habs auch schon mit Kaffee probiert, aber so viel kann ich davon gar nicht trinken um wirklich hellwach zu werden.

Ich denke dass die Wurzel meiner Probleme mein Selbstbewusstsein ist - und daran muss ich arbeiten

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Gast pua87
Einfach so zu einer fremden Gruppe Leute hinzugehen ist in meiner Freizeit vielleicht nicht so das Problem. Aber in der Schule ist das bei mir was ganz anderes, da bin ich viel zu unentspannt. Oft will ich auch einfach mit niemandem reden sondern einfach nur dasitzen, dann bin ich in so einem Trance ähnlichen Zustand aus dem ich nur schwer wieder rauskomme.

Habs auch schon mit Kaffee probiert, aber so viel kann ich davon gar nicht trinken um wirklich hellwach zu werden.

Ich weiß was du meinst.

Ich mutmaße mal (Achtung!), dass das mit deiner Erziehung zusammenhängt. Deine Eltern haben dich mit Sicherheit so erziehen wollen, dass du in der Schule aufpasst, deine Pflichten mit Disziplin angehst und dementsprechend auch gute Noten schreibst. Ich nenne das mal etwas polemisch eine "typisch deutsche preußische" (auch bzw. mittlerweile gerade weil du aus Bayern kommst) Erziehung zu Fleiß und Disziplin. Da dir das von klein auf von daheim vermittelt worden ist, bist du in der Schule, also an deinem, aus Sicht deiner Eltern und nicht aus PU-Sicht, Arbeitsplatz, relativ unentspannt. Bestimmt hast du Eltern, die sehr penibel darauf achten, dass du gute Noten schreibst. In deiner Freizeit hingegen bist du, wie du selbst gesagt hast, lockerer und hast diese Probleme nicht.

Das ganze macht ja auch Sinn. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, sagt der Volksmund.

Dass die soziale Komponente, die ja ein wesentlicher Aspekt zum guten Lernen an der Schule (i.S.d., dass man sich wohl fühlt) ist, mit dieser Erziehung etwas außer Acht gelassen worden ist, liegt ja wohl auf der Hand.

Nicht umsonst sind viele 1-er Kandidaten in der Klasse extrem unbeliebt. Aber nicht hauptsächlich wegen Neid, obwohl dieser mit Sicherheit bei manchen auch eine Rolle spielt. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass die meisten 1er Kandidaten bei uns unbeliebt waren. Aber nicht aus dem Hauptgrund weil sie gut waren, sondern weil sie, so wie du beschreibst, meistens unentspannt waren. Für diese Leute war es immer das Wichtigste den vermittelten Stoff zu verstehen. Das stand im Zweifel über dem richtigen Umgang mit den anderen Leuten.

Der Punkt ist der, dass du erstmal lernen musst, in der Schule entspannter an die Dinge ranzugehen.

Natürlich macht diese Art von Erziehung wie bereits oben erwähnt Sinn. Die Schule sind ein Arbeitsplatz und gute Noten wichtig, aber nicht alles.

Aber nochmal zurück zur Erziehung. Durch den Druck (u.U. auch i.V.m. Sanktionen) hat sich bei dir im Kopf diese Unentspanntheit festgesetzt. Das gilt es aus dem Kopf zu kriegen. Denn das ist unattraktiv und du stehst dir selber im Weg. Interessiere dich für Leute. Unabhängig von deinem State. Auch ich habe manchmal Phasen, da habe ich keinen Bock mit jemanden zu reden (meistens morgens :D), wenn du aber mal ein Gespräch angefangen hast und der "Vibe" springt über, dann fühlst du dich im Idealfall mit deinem Gegenüber zusammen, wohl oder zumindest wohler, als wenn du verbittert im Eck sitzt. Die anderen hier haben Recht, wenn du im Eck sitzen willst, dann ist das kein Problem. Aber nicht aus der Motivation heraus, dass du gerne mit anderen reden würdest, dir aber selbst im Weg stehst, sondern es ist ok, wenn es aus der gelassenen Motivation heraus erfolgt, dass du dir in dem Moment nichts besseres vorstellen kannst. Man muss auch nicht immer mit allen reden. Mach worauf du Lust hast, aber achte auf deine Motive.

Am besten ist es einen Mittelweg zu gehen. In den Pausen oder auch in manchen langweiligen sinnlosen Unterrichtsstunden sozialisiert du dich und gleichzeitig nimmst du die guten wichtigen Stunden mit.

Und noch ein Tipp von der Universität: Hier ist soziale Kompetenz noch wichtiger. Und egal was du studierst. Du hast genug Zeit z.B. durch Mathekurse das Wissen, dass du vlt nicht mehr ganz drauf hast oder nie richtig konntest, dir anzueignen.

Genieß die Zeit solange du jung bist und lasse dich nicht von Erwartungen deiner Eltern unter Druck setzen. Verliere jedoch nicht aus den Augen, dass eine gute Schuldbildung wichtig ist. Nützt dir auch nichts der King deiner Klasse gewesen zu sein, wenn du es dann ohne Schulabschluss (trotz deiner sozialen Kompetenz!) 1000 mal schwerer hast, als ein verbitterter Nerd der mit einem Hochschulabschluss daherkommt.

Wobei das hängt auch wieder davon ab, wo du im Leben hinwillst.

Ich schweife ab.

Nochmal:

Kriege aus deinem Kopf raus, dass du krampfhaft immer alles verstehen und fleißig sein musst. Entdecke deinen Humor.

Das ist m.E. eine Auswirkung der typisch deutschen Erziehung.

Die Schule ist nicht nur zum Lernen da. Arbeite darauf hin, dass du dich in deiner Klasse wohl fühlst. Interessiere dich für andere Leute und werd v.a. gelassener. Das Universum wird sich weiterdrehen; egal ob du jetzt eine 2 oder eine 3 hast.

Wenn du z.B. 1 Jahr sitzen bleiben würdest und der Grund war z.B., dass du in diesem Jahr 20 Mädels gelayed hast, auf den Unterricht geschissen und die Schule fast ausschließlich nur zum Sargen benutzt hast, und das MOTIV war allein der Wille, dann ist doch die Zeit m.M. viel besser genutzt worden (aber nur weil du es wolltest, wenn du 1 Jahr lang hardcore Lernen wolltest, dann wär das auch ok) als wenn du dich getrieben von äußeren Umständen krampfhaft durch die Schule prügelst.

bearbeitet von pua87

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Danke, wirklich sehr geiler Beitrag! Hat mir echt weitergeholfen!

Doch leider läuft das mit den Noten nicht mehr ganz so optimal wie früher. :-p Ich bin zwar fauler (und schlechter) geworden aber gegenüber (männlichen) Lehrern hab ich immernoch diesen "Musterschüler" Frame. Muss ich irgendwie versuchen abzustellen.

Mit der Erziehung hast du vollkommen Recht, da mein Vater dieselbe Schule besucht hat und diese mit nem 1er Abi abgeschlossen hat erwartet er mindestens das selbe von mir. Aber weißt du was das ist mir seit einiger Zeit sowas von egal geworden und ich bin froh über diese Entwicklung.

Ich werde deinen Rat zu Herzen nehmen und einfach nach meiner Laune handeln. Aber es stimmt, wenn man erstmal im Gespräch ist pusht das die Stimmung viel mehr als Kaffee oder sonstwas. :-D

Ich werde morgen mal ganz anders an die Sache rangehen.

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