Projektion: Die Welt ist dein Spiegel

9 Beiträge in diesem Thema

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Menschen nehmen die Qualitäten, die sie bei sich selbst nicht wahrhaben wollen oder können, nur bei Anderen wahr. Der Tiefenpsychologie C.G. Jung bezeichnet diesen Vorgang als Projektion, und das ist auch, was mit dem Sprichwort „Die Welt ist dein Spiegel“ gemeint ist. Projektion ist ein unbewusst ablaufender psychologischer Mechanimus und geschieht ständig in der zwischenmenschlichen Interaktion: Wir alle kennen z.B. Menschen, die uns stark irritieren, weil sie „zu unpünktlich“, „zu unordentlich“, „zu [hier jede andere beliebige Eigenschaft einfügen]“ sind. Eine solche emotionale Reaktion ist ein Indikator dafür, dass wir in der anderen Person gerade unseren eigenen Schatten entdeckt haben und diesen auf sie „projizieren“. Uns nervt die Unpünktlichkeit des Anderen nur, weil wir uns in den Momenten verurteilen, wenn wir mal selbst unpünktlich sind. Andersrum können wir den Test machen: Wenn es sich um eine Eigenschaft handelt, die für uns in Ordnung ist, wird sie uns auch nicht negativ bei Anderen aufstoßen – denn wenn wir total im Reinen mit unserem eigenen Verhalten sind, wieso sollte uns dann überhaupt das Verhalten Anderer emotional tangieren?

Das Ganze funktioniert auch in die andere Richtung: Menschen, die wir bewundern, reflektieren die guten Seiten unserer Persönlichkeit. Wir haben tief in uns positive Qualitäten, denken aber, dass wir nie die Person mit diesen Fähigkeiten sein können, und projizieren diese Seiten daher auf andere. Ebenso spielen wir Komplimente herunter, da wir uns diese Eigenschaften nicht zugestehen wollen.

Projektion erklärt, warum sich bestimmte Dinge in unserem Leben immer wiederholen und dadurch unser persönliches Wachstum hemmen. Weil wir auf unserem Lebensweg immer unser eigenes „Gepäck“ dabei haben, werden wir unabhängig von den Situationen und Menschen, die uns begegnen, immer wieder dasselbe sehen – eine Reflektion unserer eigenen Psyche.

Hinweis: Die Welt ist dein Spiegel, aber nicht immer dein GENAUER Spiegel. Wenn wir in Anderen eine Eigenschaft sehen, die uns missfällt, ist im einfachsten Fall die Ursache, dass uns dieselbe Eigenschaft an uns selbst stört. Manchmal finden wir durch Introspektion aber heraus, dass diese Eigenschaft für uns tatsächlich kein Problem darstellt (sie wird also nicht unterdrückt bzw. sie wird bereits akzeptiert). Da wir aber eine emotionale Reaktion hatten, muss eine Projektion erfolgt sein. In diesem Fall hat euch die Eigenschaft des Anderen auf eine andere, vermutlich ähnliche Eigenschaft aufmerksam gemacht. Projektion erfolgt also nicht immer genau 1 zu 1; die Herausforderung ist herauszufinden, welche Eigenschaft wirklich reflektiert wird.

Was kann man tun?

Eine bekannte Übung, die David DeAngelo auch in seinem Mastery-Seminar vorstellt, ist die folgende: Stellt eine Liste der Menschen auf, die ihr bewundert und schreibt auf, welche Eigenschaften dafür ausschlaggebend sind. Dann stellt eine Liste der Menschen auf, die ihr nicht leiden könnt und schreibt auf, welche Eigenschaften dafür ausschlaggebend sind. Erkennt, dass ihr letztendlich euch selbst beschrieben habt – die Seiten von euch, die ihr nicht annehmen wollt, und die Seiten von euch, die ihr insgeheim haben wollt.

Was ihr außerdem machen könnt, ist darauf zu achten, welche Bemerkungen anderer Leute über eure Person euch irritieren und eure „emotional trigger“ auslösen. Ebenso könnt ihr mal beobachten, wie allein das Verhalten anderer Leute oder generell deren Charakter-Eigenschaften euch reflektieren. Ein Hinweis dafür ist, wenn ihr schnell im Urteilen über Andere seid („er is ja sowas von ... !“). Wertende Äußerungen sind oft ein unbewusster Versuch, sich von seinen eigenen nicht-akzeptierten Seiten zu distanzieren. Horcht bei diesen automatischen Reaktionen auf und fragt euch, ob ihr selbst vollkommen frei von dieser von euch so abgelehnten Eigenschaft seid. Vielleicht reagiert ihr nur deswegen so intensiv, weil ihr selbst etwas davon in euch habt (der Gegentest: wenn ich bei diesem Punkt voll im Reinen mit mir Selbst bin, werde ich auf jemanden, der noch nicht so weit ist, mit Verständnis und nicht mit emotionaler Ablehnung reagieren). Führt diesen Prozess des Erkennens in den Situationen des Alltags immer wieder durch. Das erfordert Awareness im Moment („Ah! Da werte ich wieder, weil ich mich selbst wiedererkenne und mich in Wahrheit diese Eigenschaft AN MIR stört“). Macht euch anschließend daran, die unterbewusst abgelehnten Seiten an euch zu akzeptieren. Viel Erfolg dabei!

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Super-Klasse Beitrag!

Mal mein Senf aus systemtheoretischer Sicht.

Soziale Systeme bestehen aus Kommunikation. Und das, was ich als Mensch (Luhmann: psychsiches System) in dieses Soziale System einbringe, das lebt darin auch. Zum anderen sind wir Menschen in dieser Theoriewelt "autopoietische Systeme" - heißt: Das was in unserem Kopf vorgeht, ist selbstgemacht. Alle Gedanken, alle Gefühle kommen von uns. Warum: Weil auch das Auge, das Ohr, die Nase, die Finger über die Zeit lernen, wahrzunehmen. Um uns herum passieren 1.000.000 Dinge, aber wir nehmen nur einen Bruchteil - bspw. 10 davon wahr. Und was wir davon wahrnehmen, können wir selbst bestimmen. Und das wird dann in unserem Gehirn und unseren Gefühlen verarbeitet und mit Vergangenheit verknüpft und dementsprechend reagieren wir.

In jungen Jahren ist wenig Vergangenheit da, heißt, die Ereignisse von außen können unsere Persönlichkeit mehr beeinflußen. Je mehr Vergangenheit wir haben, umso gefestigter ist unser System und umso weniger hilft der Einfluß von außen.

Und wieder zurück zu den sozialen Systemen: Das, was wir in die Kommunikation einbringen, wird von anderen an deren Vergangenheit angeschlossen. Je nach dem, wie es dort ins Bild passt, reagieren sie auf uns. Und auch bei uns: Je nach dem, wie das Kommunikationsangebot bei uns ins Bild passt, reagieren wir. Deshalb ist unser Umfeld ein Spiegel unser selbst - erstellt durch unsere Kommunikationsangebote (und wie die anderen darauf reagieren) und unsere Reaktion auf fremde Kommunikationsangebote.

Es gibt nur wenige Dinge in unserem Umfeld, auf die unser Einfluß so gering ist, dass wir die Ursache nicht in unserer Interaktion sehen müsste (Auto rast mit 100 km/h in Menschenmasse wo wir auch mit drin stehen). Aber alles im Bereich des normalen, liegt an uns. Und in dem Bereich des normalen bewegen wir uns mit Pick up.

Und deswegen bietet uns Pick-Up Routinen und neue Ansätze für ein Inner-Game - damit wir anders mit unserer Umwelt kommunizieren und damit andere Kommunikationsresultate (Auch Sex ist in diesem Sinne Kommunikation). Und hoffentlich hat es über die Zeit einen so großen Einfluss auf uns, dass wir zum King of Pick Up werden oder doch mindestens ein Natural.

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Und ein Gedanke hat mich noch bewegt, stand bei Lob des Sexismus.

Warum lästern LSE'erInnen mehr als Alphas. Ich finde die Aussage von eagle erklärts:

Weil Alphas mehr mit sich im Reinen sind und die "schlechten" Eigenschaften von anderen eben garnicht so wahrnehmen und der Emotionale Trigger nicht so anspringt.

Thanks!

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Sagen wir ich hasse nun an anderen : Lästerrei, Unpünktlichkeit.

Soll ich nun einfach diese Werte bei mir aktzeptieren? Ich möchte diese Werte aber überhaupt nicht vertreten, wie pole ich mich denn dann um?

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Fetter Beitrag.:)

Es wird immer betont das Pick- up Persönlichkeitsentwicklung ist.

Für manche heißt das bissel Ansprechangst überwinden und besser Smalltalk führen können, das ist ein minimaler Teil.

Persönlichkeitsentwicklung ist im Kern Schattenbekämpfung.

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Bin ich anderer Ansicht:

Persönlichkeitsentwicklung besteht darin, seine Stärken zu erkennen und zu entwickeln sowie seine Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren.

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Bin ich anderer Ansicht:

Persönlichkeitsentwicklung besteht darin, seine Stärken zu erkennen und zu entwickeln sowie seine Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren.

Nee, bist du nicht...;)

Genua um das von dir beschriebene geht es ja, bloß dass das mit dem Erkennen nicht immer so einfach ist, denn Schattenseiten sind genau die potentiellen Stärken oder die Schwächen die man nicht so recht sehen will.

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Sagen wir ich hasse nun an anderen : Lästerei, Unpünktlichkeit.

Soll ich nun einfach diese Werte bei mir akzeptieren? Ich möchte diese Werte aber überhaupt nicht vertreten, wie pole ich mich denn dann um?

Das wäre jetzt auch meine Frage gewesen.

Vielleicht meint der Threadersteller das anders und "akzeptieren" ist das falsche Wort, aber so steht es nun einmal da. Schwächen sind vielleicht vorhanden, aber keineswegs genetisch verankert (Ausnahmen gibt es vielleicht) und daher veränderbar. Und es ist ja wohl ne ganz normale Sache, dass, wenn ich Unpünktlichkeit nicht mag und es hasse, wenn andere Leute unpünktlich sind, das auch an mir selbst nicht mag. Dinge an sich zu mögen oder zu akzeptieren, die mich an anderen stört, ist doch ignorant und inkonsequent.

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silky smooth, du hast es mit deinen Aussagen auf den Punkt gebracht!

Weil Alphas mehr mit sich im Reinen sind und die "schlechten" Eigenschaften von anderen eben garnicht so wahrnehmen und der Emotionale Trigger nicht so anspringt.

Tolle Einsicht auch Dr. Diego! Das macht absolut Sinn, an den Punkt habe ich gar nicht gedacht, danke fürs Herstellen dieser Zusammenhänge. Und deine Aussagen zur Systemtheorie erinnern mich auch an das Konzept der „Kontextpluralität“: Jeder Mensch lebt in seiner völlig eigenen Sprach-/Wissens-/Lebenswelt, und deswegen gibt es zwischen den Menschen riesige Übersetzungsprobleme – auch wenn sie oberflächlich dieselbe Sprache (z.B. Englisch) sprechen.

Sagen wir ich hasse nun an anderen : Lästerrei, Unpünktlichkeit.

Soll ich nun einfach diese Werte bei mir aktzeptieren? Ich möchte diese Werte aber überhaupt nicht vertreten, wie pole ich mich denn dann um?

Firering, schön, dass du Standards hast.

Ich habe früher oft gedacht, wenn ich mich selbst akzeptiere so wie ich bin, wie kann ich mich dann entwickeln? Dann hätte ich ja keine Motivation mehr. Ich habe aber herausgefunden, dass das ein Trugschluss ist und nur eine weitere Illusion des Egos, an das es sich vehement klammert (der letzte Satz ist für die Eckhart Tolle-Leser unter euch ;) ).

Die Arbeit am eigenen Schatten erfolgt gemäß dem Motto „What you resist, persists. What you let go of, you are free to change“.

Eine “Ich will diese Werte nicht vertreten”-Haltung baut Widerstand auf und auch, wenn wir die beste Intention haben, an diesen Punkten zu arbeiten, wird das Unbewusste darauf verharren – das ist ähnlich wie die Forderung aus dem NLP, Wünsche nie negativ zu formulieren, weil genau dann die Negation (das Problem) immer im Fokus bleibt.

Stattdessen sollten wir uns sagen, „okay, irgendwo tief in mir bin ich, was diese Punkte angeht, auch nicht immer perfekt (möglicherweise)“. Diese Einstellung schafft Ent-Spannung, und von dieser Perspektive aus können wir uns am besten (= ressourcenreich und lösungsorientiert) daran machen, es zu ändern. Und dazu muss das Unbewusste bewusst gemacht werden.

Für die Entwicklung der Persönlichkeit ist das Wort „Umpolen“ strenggenommen nicht treffend. Es geht nicht darum, die schlechten Dinge zu „reframen“, sondern Mensch zu sein. Es heißt bei Jung dann auch entsprechend „Integration“ des Schattens, weil die schlechten Seiten, die zur Gesamtheit einer Person gehören, wahr- und angenommen statt ausgeblendet werden – wie kann man sonst etwas bei sich ändern, wenn man es noch nicht mal sehen kann?

(Übrigens, wenn wir erst alle ungewünschten Seiten an uns umpolen müssen, damit wir ein gutes Inner Game haben, dann viel Glück uns allen...)

Dinge an sich zu mögen oder zu akzeptieren, die mich an anderen stört, ist doch ignorant und inkonsequent.

Das ist auch das Perfide an unbewussten Inhalten, wir wissen nichts darüber. Bewusst werden wir natürlich nie schlechte Eigenschaften „mögen“ – Gott sei Dank, denn so sind wir motiviert, uns zu entwickeln. Aber die Sensibilisierung für diese blinden Flecken kann hilfreich sein – vielleicht gibt es einen Teil in uns, der sich am liebsten nie an z.B. Zeitvorgaben hält, dies aber aufgrund von externem Druck immer tun musste (= der unterdrückte Schatten). Herauszufinden, wie man zu sich selbst steht und welche unbewussten Kräfte einen beeinflussen, zielt nicht darauf ab, bestimmte Eigenschaften mögen zu lernen, sondern die Illusion zu enttarnen, dass wir selbst überhaupt nichts damit zu tun haben.

Arbeit am eigenen Schatten soll auch niemanden dazu bringen, seine Standards aufzugeben. Natürlich kann einen das Verhalten eines anderen einfach nerven und das muss nichts mit einem selbst zu tun haben.

Und nochmal, die Reflektion ist nicht immer ganz präzise:

  • Vielleicht bist du nicht unpünktlich (unordentlich mit der Zeit), aber schlampig (unordentlich in deiner Vorgehensweise).
  • Vielleicht lästerst du nicht (damit du dich besser fühlen kannst, indem du andere runtermachst), hörst aber insgeheime gerne zu, wenn andere lästern (damit du dich besser fühlen kannst, indem du mitkriegst wie andere runtergemacht werden).
  • Usw.

Wenn du Firering schreibst, du willst das „überhaupt“ nicht vertreten – vielleicht hast du jetzt etwas entdeckt. Ist natürlich reinste Spekulation... Aber grundsätzlich ist die nachdrückliche Abweisung einer bestimmten Eigenschaft ein guter Hinweis für eine Projektion.

Wie genau der Prozess der Selbstakzeptanz abläuft ist denke ich rational kaum zu vermitteln, man „macht es einfach“. Lasst los! Aber für mich haben sich zumindest diese Punkte auf dem Weg dorthin als wirkungsvoll erwiesen:

  • Awareness haben: wachsam zu sein, um die Erkenntnis zu machen, dass man die und die Eigenschaft hat. Ohne diese Awareness machen wir uns was vor: Manchmal streiten wir es vehement ab („Ich bin doch gar nicht so“), manchmal ist es so subtil, dass wir nicht mal darüber nachdenken und die bloße Möglichkeit, dass wir „so sein könnten“, gar nicht auf unserem Radar ist. Deswegen ist der Spiegel den uns andere hinhalten so nützlich, denn erst dann erkennen wir, woran genau wir arbeiten müssen. Dabei ist auf den auch nur geringsten Ausschlag auf der Skala der eigenen emotionalen Reaktion zu achten.
  • Intention setzen: sich vorzunehmen, an dem identifizierten Punkt zu arbeiten und ihn zu akzeptieren – JEDESMAL, wenn wir ihm in einer Reflektion begegnen. Das klingt kurzgegriffen, aber über die Zeit wird diese ständige Zielsetzung dazu führen, dass wir ins Reine damit kommen.

Hoffe das hilft dem ein oder anderen weiter :).

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