Wie Emphatie genau funktioniert

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Was ist Empathie?

Just my few Cents

Für mich hat Empathie, wie im Eingangspost schon beschrieben, sehr viel mit Selbstkenntis zu tun - sowie Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, über selbsterlebtes reflektieren zu können.

Kennt ihr euch selbst nicht und wisst nicht, wie ihr in bestimmten Situationen reagiert und besonders fühlt, fällt es euch um so schwerer, nachzuvollziehen, warum das "Ziel" eurer empathischen Bindung genau so fühlt, oder handelt, wie sie es gerade tut. Das ist auch nicht weiter schlimm, da jeder unterschiedliche Erfahrungen macht.

Ich selbst bin sehr Empathisch, ich glaube das liegt an meinem gesteigerten Interesse an allem, was Psychologie, NLP, Soziologie und Verhaltensbiologie angeht.

In meinen Beziehung und fand deshalb oft meine HBs unempathisch - aber eben nur von meinem Standpunkt aus betrachtet. Die HBs, mit denen ich Beziehungen einging waren oft sehr Unerfahren, was Beziehungen angeht und waren von Haus aus meist allein mit ihrer Mutter aufgewachsen, und hatten deshalb nie, bzw. sehr selten die Gefühlswelt der Männer kennengelernt.

Durch viel Drama, habe ich versucht, diesem Problem beizukommen. Meist natürlich ohne langanhaltenden Effekt.

"Versetz dich doch bitte in meine Lage. Du würdest dich doch sicherlich auch nicht gut fühlen, wenn du dich auf ..... freust und es dir aus heiterem Himmel genommen wird - sag das nächste mal doch bitte einfach früher ab - ich bin dir doch nicht böse." -- "Ich hab es mich nicht getraut .. " - Ist eine häufige Antwort, die man auf soetwas zu hören bekommt. Und warum traut sie sich nicht? Weil sie innerhalb einer Beziehung noch nicht in einer solchen Situation war und sich nichts versauen will, wobei das Gegenteil davon meist der Effekt ist. In Zukunft versucht sie aber, wenn ihr Glück hattet, Dinge anders anzugehen.

Eine sehr gute Übung hatte ich mal in einem meiner Bücher, das Empathie als einen Schwerpunkt hatte.

Gezeigt wurden Bildausschnitte. Darauf waren Augenpaare zu sehen, mit Augenbrauen und Stirnfalten. Darunter standen verschiedene Möglichkeiten zum Ankreuzen. ( Bsp.: Wütend, Traurig, Enttäuscht )

Weiter hinten im Buch standen dann Lösungen für die gezeigten Beispiele.

( Es waren auch nicht nur Augenbilder, sondern Teilweise auch Münder oder ganze Gesichter. )

Ich persönlich glaube, dass ich Empathie durch meine Erziehung und durch gezieltes Beobachten gelernt habe. Mir fällt immer wieder auf, dass ich in einer Gruppe, die für mich neu ist zunächst eher der ruhige bin - in vertrauten Gruppen ist das sehr anders - der still das Verhalten und den Umgang der einzelnen Personen miteinander und innerhalb der Gruppe beobachtet.

Hierdurch ist es mir schon des öfteren passiert, dass ich nach 1 - 2 Gesprächen mit Menschen bemerkte, wie sie wirklich sind und was ihre Maske ist.

Allein durch das beobachten im Umgang mit anderen - danach das beobachten, wenn diese Person alleine ist und die verschiedenen Körperhaltungen, Mimiken, Gesten und die Wortwahl.

Ihr glaubt gar nicht (bzw. doch, ihr glaubt es.) wie viele Leute es gibt, die nach Außen hin total aufgedreht, gut gelaunt und "stark" sind - aber nach innen hin das absolute Gegenteil sind.

Natürlich sind das alles nur Annahmen und Interpretationen, nur ich habe Erfahrungen gemacht, die mir diese sehr häufig bestätigten.

Ein Beispiel:

Ich war allein mit 11 Mädels auf nem Festival. (Ja, super Gelegenheit.. fand ich auch. ;) )

Die einzige mir bekannte Person war bis dahin meine beste Freundin - das Festival war nicht bei uns in der Region und sie kannte die Mädels von früher. Als einziger Kerl machte ich trotzdem nicht einen auf "Hahn im Korb" - ich zog mich zurück und beobachtete.

Ein Mädchen ging direkt auf mich zu, fragte was für Musik ich denn hörte, welche Bands ich sehen wollte u.Ä - guckte dann mit mir meinen iPod durch und "kümmerte" sich um mich.

Ich beobachtete daraufhin speziell sie, wie sie mit dem Rest umging und fühlte, dass sie sich immer als stark präsentierte und für andere einstehen wollte, weil IHR jemand fehlte, der soetwas für sie tat.

Am nächsten Abend, saßen wir zusammen auf einer Kiste, der Rest war eine Band sehen, die wir beide nicht mochten und ich hatte Zeit, die Lage mal genauer zu checken. Sie war für mich kein potenzielles Ziel, einfach nicht mein Typ vom Aussehen her, also machte ich einen auf LJBF. Wir hörten gemeinsam Musik von ihrem iPod - mir fiel direkt auf, dass sie bei manchen Liedern wie Apathisch in die Ferne guckte... Ein sicheres Zeichen dafür, dass es ihr nicht gut gehen konnte. Ich sprach sie daraufhin sehr direkt darauf an - vielleicht ein Fehler - meiner Meinung nach war es das einzige, was ihr in dem Moment helfen konnte.

Schimba: "Was ist los mit dir, du wirkst so, als würdest du weg wollen."

Sie: "Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen um mich."

Schimba: "Du bist keine gute Lügnerin. Nimm dir mal Zeit für dich. Sei egoistisch, hab den Mut auch mal von dir zu reden."

Daraufhin fing sie an zu weinen. Vielleicht war ich da etwas harsch, mag schon sein.

Ich nahm sie in den Arm, drückte sie an mich und fragte sie, warum sie so viel spanische Musik hörte. Sie erzählte mir daraufhin von einem Jahresaufenthalt in Chile, den sie gemacht hatte. Mich hat es direkt interessiert und ich fragte sie, ob sie viele Bilder gemacht hätte und ob sie mir die zeigen würde und sagte ihr, dass sie mir generell viel davon erzählen soll.

Sie war danach wieder trauriger, sie sagte, dass ich der erste außerhalb ihrer Familie war, der wirklich ernstes Interesse an ihr gezeigt hätte. Nichtmal ihr Freund, hätte die Bilder sehen wollen, sondern war eher genervt davon, dass sie gerne darüber Reden wollte. ( Mit ihm hatte sie auch Stress, ist aber für die Kernaussage jetzt erstmal nicht wichtig. )

Nachdem wir noch weiter geredet hatten und eine wirkliche Verbindung zueinander hergestellt hatten, ging sie sich das Gesicht waschen, damit ihre Freundinnen nichts merkten. In der Nacht kam sie dann zu mir ins Zelt und fragte, ob sie bei mir schlafen dürfe. Ich lehnte sie natürlich nicht ab und sie genoß es, dass sie an meiner Seite liegen dürfte und schwach sein konnte - sie genoß es, mir vertrauen zu können und jemanden zu haben, für den sie nicht stark sein muss.

Das ist Empathie. Es zu erkennen und zu erfühlen, wenn es einem Menschen nicht gut geht. Selbst wenn er sich verstellt. Wenn der Mensch offenkundig zeigt, dass es ihm schlecht geht, ist es entweder ein gutes - oder aber ein schlechtes Zeichen. Viele wollen nur geheucheltes Mitleid.

Eines meiner lieblingszitate ist deshalb : "Bemitleide nicht die schwächeren Menschen - unterstütze sie." (Weiß leider nicht von wem, aber mein Vater sagte/sagt es mir sehr häufig.)

Menschen, die zeigen, dass es ihnen schlecht geht sind entweder stark und wirklich momentan in einer schlechten Phase - was ab und zu einfach der Fall ist, worüber man reden können sollte - oder sie sind eben einfach sozusagen "emotionale Blutsauger", die sich selbst besser fühlen, wenn sie Mitleid von anderen kriegen, ohne etwas an der Situation verändern zu wollen.

Menschen, die NICHT zeigen, dass es ihnen schlecht geht, sind viel "Gefährlicher" zu handhaben. Hier erfordert es wirklich Menschenkenntnis, wenn man eine Verbindung mit ihnen eingehen will.

Man glaubt gar nicht, wie blind viele Menschen sind. Bzw. eigentlich weiß es jeder. Jeder hat sich schon einmal verstellt, als es ihm nicht gut ging, weil er sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen wollte, oder nicht wollte, dass die Freunde den eigenen Zustand annehmen, was für eine empathische Verbindung ja irgendwo essenziell ist, da sie sich selbst nicht als wichtig genug ansahen, oder die Freunde nicht (noch weiter) herunterziehen wollten.

Dabei ist Gefühle zeigen kein Egoismus und auch keine Schwäche.

Es zeugt von ungemeiner Stärke, da man über Offenheit und eigene Gefühle sehr viel leichter verletzt werden kann, als wenn man sich ewigkeiten nur verschließt.

Was einen auf Dauer glücklicher macht, ist dabei die andere Frage.

Ich hoffe ich konnte euch meinen Standpunkt zum Thema Empathie einigermaßen beleuchten.

lg Schimba.

bearbeitet von Schimba

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