10 verdammte Sekunden oder "wo ist ein Feuerlöscher"

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Hallo!

Am gestrigen Montag ereignete sich im Schwarzwald ein schwerer

Unfall

Klick

Bis hierhin nichts Besonderes, da das wohl die wenigsten von uns, Gott sei Dank, betreffen wird.

Ich war an diesem Montag zusammen mit einer Kurskollegin auf dem Weg zur DRK Landesschule Pfalzgrafenweiler, wo wir die Ausbildung zum Rettungsassistenten besuchen und bereits im Oktober Staatsexamen schreiben werden.

Als wir durch eben diese Senke, in der sich der Unfall ereignete, fuhren sahen wir schon von Weitem einen PKW, der mit einem Baum und einem LKW kollidiert war.

Es standen Menschen nebenan. Wir fuhren parallel, um zu fragen, ob wir helfen könnten.

Die Antwort war nur "da ist noch jemand drin".

Wir stiegen beide aus, zogen unsere Handschuhe an und gingen auf den eingeklemmten Fahrer zu.

Auf unsere Ansprache hin antwortete er nicht. Als wir ihn weiter untersuchen wollten, fielen mir kleine züngelnde Flammen unter dem Beifahrersitz auf.

Ich brach die Rettung ab und suchte verzweifelt nach einem Feuerlöscher.

Inzwischen waren bestimmt 10-15 PKW im Stau vor und hinter der Unfallstelle. Ich lief auf sie zu, rief und schrie nach einem Feuerlöscher. Doch ich bekam nur betretendes Kopfschütteln oder gar zu Boden gerichtete Blicke zu sehen.

Etwa 200 Meter entfernt entdeckte ich dann einen Reisebus und rannte dorthin, um deren Feuerlöscher zu holen.

Mit dem Fahrer zusammen ging es nach kurzem Sprint zurück zum inzwischen lichterloh brennenden Auto.

Die Löschversuche kamen zu spät, ich sah nur noch den brennenden Fahrer, der im nächsten Moment vollständig von den Flammen eingehüllt war.

Der Satz "zurück, das hat keinen Zweck mehr" klingt zu unheimlich kitschig. Ich würde kotzen, wenn ich das in einem Buch lesen oder in einem Film sehen würde.

Mir trieb er in diesem Moment Tränen der Wut in die Augen.

Danach schickte ich wie in Trance die Leute weg, organisierte die Rettungsgasse und machte den ersteintreffenden Rettungskräften eine Übergabe.

Obwohl das alles wie im Schleier lief, kann ich mich an jedes Gesicht, an jeden Geruch und jedes Geräusch bestens erinnern.

Wie mir später erzählt wurde, hatte sich meine Kollegin um den hysterisch schreienden Überlebenden gekümmert, der zusammengebrochen war und sich starke Vorwürfe machte, "ihn umgebracht zu haben".

Ich hatte danach zum ersten mal kurz Zeit zum Nachdenken..bevor ich von der Polizei verhört wurde.

Ich vergesse nie die Blicke der Leute, die uns trafen, als wir der Polizei hinterher liefen. Als seien wir die Verbrecher.

Wirklich zu schaffen macht mir aber weniger der Anblicken der verkohlten Leiche und des brennenden Fahrers, sondern dass ich nichtmal versucht hatte, die Tür zu öffnen. Ich weiß, dass ich diese total deformierte Tür zu 99,999% nicht hätte öffnen können. Trotzdem habe ich es nicht versucht, sondern habe den Feuerlöscher geholt, was ich auch hätte deligieren können.

Die letzte Nacht war folglich sehr schlimm und ich weiß aus beruflichen Gründen, dass es nicht bei dieser einen Nacht bleiben wird. Jedoch wird das vergehen.

Was aber auf ewig bleiben wird, ist diese unbändige Wut, trotz im Grunde "perfekter Rahmenbedingungen" (wir als qualifiziertes Fachpersonal als Ersthelfer, schnell eintreffender rettungsdienst und Feuerwehr) diesen menschen nicht von dem Verbrennen haben bewahren können.

Ob er eine Überlebenschance gehabt hätte, sei dahingestellt. Aber er wäre nicht verbrannt und das hätte es den Angehörigen zumindestens einfacher gemacht, Abschied zu nehmen.

Und jetzt der Aufruf: Wenn ihr einen dieser kleinen, rund 30€ teuren Autofeuerlöscher seht, und es eure finanziellen Möglichkeiten nur irgendwie zulassen, kauft euch einen.

Wenn mir in den ersten 10 Sekunden nach Sehen der "züngelnden Flammen" einer dieser kleinen Löscher zur Verfügung gestanden hätte, hätten wir es eindämmen können, bis der Löscher aus dem Bus und dann die nichtmal 5 Minuten später eintreffende Feuerwehr dagewesen wäre.

Außerdem finde ich es enorm bitter, dass wir unseren Lieben nicht häufiger sagen können, dass wir sie lieben.

Das tun wir so unglaublich selten und es braucht immer wieder solche dramatische Ereignisse, um zu begreifen, wie unwesentlich doch der Pickel auf der Nase, der Streit mit dem Nachbar oder der geplatze #close doch ist. Bzw. wie selten wir einfach mal jemanden Umarmen, der uns nahe steht.

Mir ist durchaus bewußt, dass dieser Thread hier auch ganz egoistisch meiner eigenen Selbstbewältigung dient.

Aber mir hilft Schreiben fast noch mehr, das Erlebte zu verarbeiten.

Und wenn auch nur ein Feuerlöscher mehr in ein Auto kommt, hat dieser Thread seinen guten Zweck erfüllt und wird eventuell irgendwann, sogar ein Leben retten können"!

Danke für eure Zeit.

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hi,

ich finde du hast alles getan, was du konntest. Mach dir keine Vorwürfe, du kannst schliesslich nichts dafür, dass dieser Mann in diese Situation gekommen ist.

Der Bericht macht mich schon sprachlos, aber dass du alles koordiniert hast, souverän geblieben bist, hat mich am meisten beeindruckt.

Für mich bist du ein Held, kein Versager!

Und das meine ich nicht ironisch

gruß

Nico

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