Evolutionspsychologie: Wie Darwin falsch verstanden wird (?)

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Als Denkanstoß für den gebildeten PUler: Ein paar Auszüge aus einem Artikel des Süddeutsche Zeitung Magazins vom 6. Februar 2009, S. 10-13:

Die Verdrehung der Arten

Vor 200 Jahren wurde Charles Darwin geboren - und seit 150 Jahren wird er falsch verstanden: Seine Theorie der natürlichen Auslese war nie dazu gedacht, das Verhalten des Menschen zu erklären. Trotzdem missbrauchen Wissenschaftler und Ideologen sie bis heute dazu.

(...)

Darwins Buch Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl ist ein seltsames Werk. Radikal im Inhalt - beschwichtigend im Duktus. (...) Das Wort vom "Kampf ums Dasein" stammte von dem Nationalökonomen Robert Malthus und die Formel vom "survival of the fittest", die sich erst in der vierten Auflage des Buches findet(!), entnahm Darwin von Herbert Spencer. (...)

Das Konzept der natürlichen Auslese in der Evolution setzte sich durch, aber mit ihm eine Reihe völlig fremder Einflüsse und übertriebener Vorstellungen. So brutal wie Huxley und Haeckel den Konkurrenzkampf von der Natur auf den Menschen ausdehnten, hatte Darwin diesen nie gesehen.

Erst spät schaltete er sich in die Debatten um den Ursprung des Menschen ein. Sein zweites Hauptwerk Die Abstammung des Menschen ist geradezu ein Abwehrversuch gegen den "Darwinismus". (...)

Gewiss hätte Darwin es nicht geschätzt, dass er heute ein zweites Mal von den Ökonomen unterwandert wird, die die Evolution und das Sozialverhalten des Menschen allein nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip ausgerichtet sehen: Moral sei verkappter Egoismus, Sex eine Investition in den Nachwuchs und Liebe ein Bindungskalkül. Robert Trivers, David Buss, Stephen Pinker und der genannte Richard Dawkins vertreten heute solche Ideen. Sie rufen "Darwin!", aber in Wahrheit meinen sie nur sich.

Darwin selbst war der umgekehrten Ansicht. In der Fähigkeit zur Moral erkannte er die exklusiv menschliche Chance, die sozialen Spielregeln der Tierwelt hinter sich zu lassen. Mochte es auch so sein, dass sich im Tierreich die Stärksten und Schönsten durchsetzten - beim Menschen war das anders. Wieso bekommen Männer Kinder mit kranken Frauen und Frauen Kinder mit kranken Männern? Warum prüfen wir uns nicht mit dem unbestechlichen Auge der Natur? Und was soll etwas so biologisch widersinniges wie die Liebe zwischen Frau und Mann?

"Egoistische Gene", von denen Dawkins spricht - für Pilze, Würmer und Pfauen hätte Darwin sie wohl durchgehen lassen, nicht aber für den Menschen. Bio-Ökonomen und Gen-Egoisten haben das Bild vom Evolutionsprozess heute verfärbt bis zur Unkenntlichkeit. Wer schützt Darwin vor dem tief religiösen Atheisten Dawkins? In seinem Buch über den "Gotteswahn" versucht er auf gleichsam alttestamentliche Weise die Welt zu überzeugen, dass er einen besseren Gott hat als das Christentum oder der Islam, nämlich einen Gott in den Genen: Sie sind allmächtig, allgewaltig und für alles verantwortlich. Ihr Wille geschehe, wie im Tierreich, so im Menschen.

Mit dem wirklichen Leben und Zusammenleben von Tieren und Menschen hat das alles nicht viel zu tun. Hätte Dawkins recht, so setzten sich überall im Tierreich und beim Menschen langfristig immer die besten Gene durch. Wie aber konnte es dann geschehen, dass offensichtlich immer wieder Lebewesen entstanden und überlebten, die ihre Möglichkeiten zur Reproduktion nicht voll ausschöpfen? Haben meine Gene eine Fehlzündung, wenn ich darauf verzichte, jedes attraktive Weibchen zu begatten, oder wenn ein Weibchen darauf verzichtet, die maximale Anzahl an Kindern zu gebären? Freiwilligen Verzicht auf Reproduktion gibt es nicht nur beim Menschen, von Homosexualität bei Menschen und Tieren ganz zu schweigen.

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Dazu empfehle ich auch den aktuellen Spiegel, in dem Forscher die Theorie vertreten, dass jegliches materielle Streben am Ende nur dazu da ist, Sex zu bekommen.

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Und was soll etwas so biologisch widersinniges wie die Liebe zwischen Frau und Mann?

[ironie an]

Der Autor hats ja mal voll die Ahnung von was er schreibt :clapping:

[ironie aus]

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Robert Trivers, David Buss, Stephen Pinker und der genannte Richard Dawkins

Über den Satz sollte sich dieser Autor Gedanken machen. Er hat kein Wort von Richard Dawkins Thesen verstanden, die einen völlig neuen Meilenstein in der Geschichte der Evolutionstheorien dargestellt haben. Steven Pinker gehört weithin auch zu den besten

"Egoistische Gene", von denen Dawkins spricht - für Pilze, Würmer und Pfauen hätte Darwin sie wohl durchgehen lassen, nicht aber für den Menschen

Konzept nicht verstanden, setzen Sechs. Mit Pilzen und Würmer teilen wir einen Grossteil unserer Gene.

In seinem Buch über den "Gotteswahn" versucht er auf gleichsam alttestamentliche Weise die Welt zu überzeugen, dass er einen besseren Gott hat als das Christentum oder der Islam, nämlich einen Gott in den Genen: Sie sind allmächtig, allgewaltig und für alles verantwortlich. Ihr Wille geschehe, wie im Tierreich, so im Menschen.

Genau... deswegen ist Dawkins auch als Begründer der memetischen Theorie bekannt. Sicher. Den hat nen verärgerter, sensationsgeiler Religionsanhänger geschrieben, so wie es sich anhört. Verstanden von Dawkins hat er nix. Und nen Buch von Dawkins gelesen hat er wahrscheinlich auch noch nie.

Mit dem wirklichen Leben und Zusammenleben von Tieren und Menschen hat das alles nicht viel zu tun. Hätte Dawkins recht, so setzten sich überall im Tierreich und beim Menschen langfristig immer die besten Gene durch. Wie aber konnte es dann geschehen, dass offensichtlich immer wieder Lebewesen entstanden und überlebten, die ihre Möglichkeiten zur Reproduktion nicht voll ausschöpfen? Haben meine Gene eine Fehlzündung, wenn ich darauf verzichte, jedes attraktive Weibchen zu begatten, oder wenn ein Weibchen darauf verzichtet, die maximale Anzahl an Kindern zu gebären? Freiwilligen Verzicht auf Reproduktion gibt es nicht nur beim Menschen, von Homosexualität bei Menschen und Tieren ganz zu schweigen.

Was an diesem Absatz falsch ist... Gott... das kann man schwer in wenig Worte fassen. Dazu kann man nen eigenen Artikel schreiben. Da geht JEDER einzelne Satz voll in die Hose und erzählt über Kreuz gelöteten Quark. Könnte es nicht ein Gesetz geben, dass man ne Ahnung haben sollte, von dem was man schreibt?

Selektionsprozess falsch verstanden, Reproduktives Potential falsch verstanden, evolutionär stabile Stragie absolut nicht verstanden, Mem Theorie nicht mal annähernd im Kopf vorhanden, moderne Forschung der Genetik und evolutionären Psychologie zum Thema Homosexualität nichtmal angelesen.

Müsste ich entscheiden, würde man demjenigen seine Lizenz zum schreiben wegnehmen. Wer besoffen Auto fährt, verliert ja auch seinen Führerschein. Und das hier ist nicht viel besser.

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Wieso müssen ausgerechnet die Redakteure über Darwin schreiben, die die Evolutionstheorie nicht im Geringsten verstanden haben.

Der sollte sein Abiturzeugnis lieber zurückgeben. Ist ja gruselig.

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