Mr_Charisma 1 Beitrag melden November 13, 2008 erstellt (bearbeitet) Hallo Leute!Ich merke immer mehr, was mir im Grunde zu schaffen macht. Es ist eine höchst suspekte Situation.In jeder neuen Gruppe, sei es ein Seminar, ein Sportkurs oder eine lose Gruppe Menschen vor dem Unifahrstuhl , habe ich das Gefühl, mich AUTHENTISCH zu fühlen. Ich fühle mich frei und mache das, was mir in den Sinn kommt.Das Gute dabei ist, dass mein Selbst und meine Einfälle starken Alphacharakter tragen.In einem English-Konversationskurs habe ich genau das bei meiner ersten Stunde gemerkt.Wir wurden in zwei Konversationsgruppen eingeteilt, die einen sollten Eingeborene spielen, die anderen zivilisierte Forscher mit dem Auftrag, das reine Genpool der Eingeborenen in die Zivilisation zu bringen - jede Seite musste die andere von den Vorzügen eines paradiesischen Insellebens bzw. der modernen westlichen Welt überzeugen.Ich landete in der Forschergruppe und begann mit einem Kollegen die Ideen Ideen zu er-brainstormen. Ruckartig machte es KLICK in meinem Kopf. Ich war einer der wenigen, die sich aktiv am Thema beteiligten. Ich achtete auf meine Körpersprache, sie war sehr einnehmend und dominant. Mit lauter und selbstbewusster Stimme diskutierte ich mit einigen wenigen die Vorschläge, meine kreative Ader war in vollem Gange und das Gefühl war gut, authentisch, ich fühlte mich natürlich. Die in der Gruppe anwesenden Mädels bekamen das mit, mir wurde 95% der Gruppenaufmerksamkeit zuteil, ich diskutierte, dominierte, lachte und schoss zwischendurch mit C&F-Geschossen in die Mannschaft - mein State war großartig und übertrug sich auf die Anwesenden.Ich weiß, das ich sehr gerne im Mittelpunkt stehe, das kenne ich bereits von meinen Bandauftritten (Sänger) und dem (Laien-)Theater.Nun ein Vergleich zu einer bereits gefestigten Gruppe, meinem kleinen Studiengang aus knapp 30 Leuten. Mädels gibt es hier wenige, war aber auch wenig relevant ist.Im ersten Semester hatte ich genau das oben beschriebene Gefühl, doch nach einer verpassten Eskalation bei einem der wenigen hübschen Mädels brachen alte AFC-Gedanken durch und insgesamt lebte sich die anfangs geschlossene Gemeinschaft auseinander. Ich habe nur mit wenigen Leuten außerhalb der Seminare etwas zu tun, und wenn ich in den Raum betrete, habe ich kaum Motivation zum Small Talk. Jedenfalls weniger, als wenn ich mit wildfremden hübschen Frauen vor dem Aufzug stehe und lauthals lachend mit ihnen diskutiere, wo es an der Uni einen Kummerkasten gäbe, um sich über die miesen Aufzüge zu beschweren, die sich aggressiv nach Lust und Laune schließen und quetschen, während man hinausgeht oder erst gar nicht aufgehen, wenn man sie bestellt hat. Mit anderen Worten: Ich handle aus der Situation heraus und es klappt wunderbar, macht auch viel Spaß. Oder ich plaudere ein wenig aus dem Nähkästchen, erfinde und erzähle lustige Geschichten etc.In meinen Studiengang hingegen, ob es nun im Seminar oder auf Parties ist, habe ich ständig das Gefühl, einen total niedrigen Rang zu haben. Als würden alle ohnehin alles über mich wissen und sich keinen Deut um mich scheren. Die Folge daraus ist natürlich, dass ich auch ihnen gegenüber Desinteresse zeige, was vermutlich eine Art Teufelskreis ist.Bloß komme ich eben nicht so einfach heraus.Ich war gerade zum Beispiel in der Mensa und sah vier Studienkollegen, darunter meinen Mitbewohner, am Tisch, ich setzte mich zu ihnen. Sie lachten über eine freakige zusammengesponnene Geschichte, in die ich mich natürlich als Neuankömmling nicht einklinken konnte. Ich bemerkte, wie sich auch meine Körpersprache veränderte und meine Stimme an Dominanz verlor, als ich bei einem Themawechsel ein paar Worte anbrachte. Auffallend war, dass ich mich nicht CONNECTED fühlte, wie sonst. Meine Stärke ist gerade die Situationskomik, aber ohne FLOW funktioniert sie nicht, es werden nur schlechte Witze.Es ist eben dieser FLOW, dieses CONNECTED-Gefühl, ein Gefühl der Verbindung mit einer Gruppe oder einem Gesprächspartner, dass von selbst kommt, wenn ich in neue Situationen komme und das mir dabei hilft, eine Konversation zu starten und fortzuführen, gleichzeitig mich selbst in Szene zu setzen (dominant und witzig) , wie es meinem Naturell entspricht.Die einzige Ausnahme bildete ein Spanischkurs, in dem ich ähnliches starten wollte, was mir aber auf Grund der extrem kommunikationsscheuen Gruppenmitglieder im ersten Anlauf nicht gelang. Da ich keine positive Resonanz erhalten hatte, wie sonst üblich, hatte ich in der zweiten Stunde keinen FLOW mehr.Ich weiß nicht, wie genau das passiert, aber plötzlich fühle ich mich nur noch durchschnittlich, klein und grau - jedenfalls viel viel uninteressanter als sonst.Mein natürlicher Frame in den FLOW-Situationen entspricht in etwa meinem Nickname: Mister Charisma. Ich bin der schönste, klügste und charmanteste Mann auf Erden und alle lieben mich - sowas provoziert meistens ein riesiges Wirrwarr an Shittests (Mädels) in Verbindung mit vielen sympathischen Lachern (Jungs), die ich i.d.R. problemlos meistere, da ich sie eigentlich kaum bewusst wahrnehme (im Nachhinein erkenne ich dann, dass einige der Aussagen wohl Shit Tests waren, und kann dann eben Schlüsse ziehen, dass meine Reaktionen auf sie adäquat waren.)Befinde ich mich nicht in diesem FLOW, gibt es noch eine Zwischenphase, in der ich dennoch viele selbstbewusste Züge habe, was etwa meine Körpersprache und Mimik, das Einfordern von Rechten im Alltag etc. angeht.Aber wehe mir, wenn ich auf bekannte Gesichter stoße - fast augenblicklich fühle ich mich wieder durchschnittlich, klein und grau. Vermutlich liegt das daran, dass ich in den gefestigten Gruppen andere Alphas erkenne (bzw. zu erkennen GLAUBE), und automatisch meinen Status reduziere. Aber allein durch dieses Gedankenspiel findet die Statusredaktion ÜBERHAUPT STATT.Das ist mir voll bewusst, bringt mich allerdings kein bisschen weiter, da ich nach wie vor im Dunkeln tappe, was der eigentliche Auslöser für meine extremen State- und Stimmungsschwankungen ist.Vielleicht erkennt ja jemand von euch das Kernproblem? Mir wäre damit sehr geholfen.Thx im Voraus,Mr_Charisma November 13, 2008 bearbeitet von Mr_Charisma Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Fastlane 8915 Beitrag melden November 13, 2008 geantwortet Du weisst, dass ich nichts von der Erklärung des angeblich schwankenden "States" halte. Es liest sich so, als wäre Dein Selbstbewusstsein eben nicht echt, sondern abhängig von der Resonanz und Bestätigung der Gruppe. Diese Bestätigung ist es aber gerade, die der Selbstbewusste eigentlich nicht braucht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
Mr_Charisma 1 Beitrag melden November 13, 2008 geantwortet (bearbeitet) Ja, genau dieses Gefühl habe ich auch. Beziehungsweise, ich WEIß, dass es so ist. Mich bringt das aber eben kein bisschen weiter. Ich merke, dass ich Anerkennung suche und brauche, und in praktisch jeder neuen Gruppe auch bekomme. Wenn nicht, fühlt es sich schlecht an.Das Problem ist, dass ich mir nicht mehr im klaren bin, ob das Stehen im Mittelpunkt nun ein krankhafter Zug (Anerkennung um jeden Preis) ist, oder eben doch ein Wesenszug.Was ich weiß ist, dass ich auch in jüngstem Alter enorm kommunikationsfreudig war und alle anderen Kinder sowie Erwachsene mit meinem offenen, aber eben auch mittelpunktsorientierten Wesen begeisterte.Ich organisiere sehr gerne, ich präsentiere liebend gerne Referate, in der Band finde ich es faszinierend, die Leute tanzen und lachen zu sehen. Tief in meinem Innern will ich im Grunde Harmonie und Freude in möglichst viele Menschen bringen, dass ist und war schon immer der absolute Kern meines innersten Inneren. Bloß scheint es da einige widersprüchliche Missstände zu geben, irgendwas krankhaftes ist dazugekommen, und ich weiß nicht, wie und warum. November 13, 2008 bearbeitet von Mr_Charisma Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen
academic 1 Beitrag melden November 13, 2008 geantwortet An dem Problem oder einem ähnlichen knaubeln wohl viele, bin also auch an einer regen Diskussion interessiert Ich hab mir darüber auch ein paar Gedanken gemacht, ich möchte dich daran teilhaben lassen, und hoffe ebenso auf viele Antworten. Fremdbestimmung, Energie kommt von außern, nicht von innen usw - Ich will das Ganze jetzt nicht noch einmal wiederholen, was du bereits schlüssig aufgeschrieben hast.In diesem Forum hier bin ich auf eine Übung gestoßen, die diese Fremdbestimmung ablegen soll:Spreche Sets an und ignoriere sie daraufhin vollends, schau sie einfach doof an und höre auf deine innere Stimme. Die gibt den Ton an, alle äußeren Faktoren blendest du aus. Oder: Spreche Sets an und gehe einfach unerwartet wieder raus.Selbst ausprobiert hab ich das Ganze noch nicht, ist aber interessant. Weitere Vorschläge, in welche Richtung Übungen gehen könnten:1. Gefühl dafür generieren, wieviel man selbst im Leben bereits erreicht hat, und davon zehren, wenn die Reaktionen mal nicht so gut sind. Einfach träumen und abschalten. Manchnmal gibt es geschlossene Gruppen, die so einfach keinen Zugang ermöglichen. Akzeptieren.2. Persönliche Ziele definieren, die nicht auf den anderen Menschen / den Bekannten aufbauen. In der Lehre könnte es so aussehen: Man definiert sich als Ziel, den Stoff verständlich rüberzubringen, konzentrierst sich auf gutes Lehrmaterial, und versuchst sich von den mimischen Reaktionen der Zuhörerschaft unabhängig zu machen (in der Lehre ist das eventuell nicht so empfehlenswert, aber bringt einem selbst etwas). Hast du denn ein Lebensziel, das dir viel wichtiger ist als die Bestätigung durch Menschen?3. Fähigkeiten, sich in jeder noch so brenzligen Situation Bestätigung zu holen. Lernen, wie man Menschen so anspricht, dass man in jedem Fall eine positive Reaktion erhält, ernst genommen wird.Oder, möchte man Bekannte näher kennenlernen, kann es auch hilfreich sein, erstmal jeden einzeln kennenzulernen, und danach erst in die Gruppe zu stoßen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen