Eine innere Leere...

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Es ist Mittwoch Abend, ich sitze vorm PC und weiß mal wieder nicht aus noch ein.

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten viel erlebt, hab mich weiter entwickelt,

aber ich weiß nicht wirklich wohin.

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben jemanden ins Gesicht geschlagen.

Eine Geschichte, die ich vielleicht mal erzählen sollte. Möglicherweise bringt das ja was.

Wir waren auf Kursfahrt, es war ein Abend in einer kleinen Stadt am Meer und wir waren zu sechst. Zwei Mädels, vier Jungs. Einem dieser Mädels geschah etwas sehr peinliches. Es war (mir zumindest) klar, dass dieses Erlebnis unsere Runde nicht verlassen würde, zumal dieses Mädchen auf der Kursfahrt sowieso im Mittelpunkt allen Hasses stand. Einer meiner besten Freunde, mit dem ich zusammen eine Seelsorgeausbildung gemacht hatte, sah das nicht so. Er kannte das Mädchen nur flüchtig (flüchtiger als ich) und hatte nicht den geringsten Streit mit ihr.

Ein weiterer Freund versuchte ihm auf dem Rückweg zum Quartier, während ich mich um das Mädchen kümmerte, klarzumachen, dass dieses Erlebnis wirklich unter uns bleiben sollte. Irgendwann trennte sich besagter Freund von uns, um zum Rest der Mitfahrenden an den Strand zu gehen. Der Freund, der ihn vorher schon bearbeitet hatte, lief im nach einigen Minuten noch einmal hinterher, um ihn darum zu bitten, das Erlebnis wirklich für sich zu behalten. Das einzige was er sah war, wie sich die Nachricht unter den Anwesenden wie ein Lauffeuer verbreitete.

Als ich das erfuhr, konnte ich es zuerst nicht glauben. Das jemand so niederträchtig sein konnte, um ein wirklich peinliches Erlebnis als Partygag zu benutzen, wollte mir einfach nicht in den Kopf. Zumal dieser Jemand als Seelsorger eigentlich wissen müsste, was er da tut. Und als drittes war ich bodenlos enttäuscht. Enttäuscht von mir selbst, dass ich mich in dieser Person, die ich lange als einen meiner besten Freunde betrachtet hatte, so dermaßen getäuscht hatte, in völlig falsch eingeschätzt hatte. Das tat mir alles unendlich weh und ließ mich vor Wut zittern.

Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so dagesessen, eingepackt in eine dicke Wolldecke, am ganzen Körper zitternd.

Es viel mir sehr schwer einzuschlafen in dieser Nacht. Als mein ehemaliger Freund dann am Morgen den Speisesaal betrat, stand ich auf, ging zu ihm und schlug ihm ansatzlos die flache Hand ins Gesicht. Beschimpfte ihn und traf ihn mit einigen Bemerkungen wirklich hart.

Ich hatte damit gerechnet, aber enttäuscht war ich trotzdem, dass es mir danach nicht besser ging. Ich dachte mir, dass es vielleicht besser gewesen wäre ihn härter zu schlagen, obwohl ich gleichzeitig wusste, dass das nichts geändert hätte.

Auch jetzt, da ich diese Geschichte aufgeschrieben habe, fühle ich mich nicht nennenswert besser. Ich wünschte, ich könnte dieses seltsame Gefühl in der Bauchgegend einpacken und wegschmeißen. Es ist ein Gefühl, dass ich auch früher schon hatte, ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. „gutwrenching“ ist vielleicht der beste Begriff dafür. Wobei es eher ein zusammenpressen als zerreißen ist.

Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl projizieren, damit ihr versteht was ich meine.

Ich habe dieses Gefühl häufiger, wenn ich Filme geschaut habe, die von großen Helden handelten, nach denen ich mich klein fühle und mir wünsche, selbst ein großer Held zu sein. Etwas Wichtiges zu tun, etwas Großes. Mit Menschen, mit Freunden zusammen zu arbeiten, sein Leben etwas zu widmen. Etwas was mir völlig fehlt. Ich habe keine Ahnung, was das bei mir sein könnte. Ich habe kein Hobby, was mich erfüllt, nichts was mich sehnsüchtig werden lässt, etwas, ohne das ich nicht leben kann. Allenfalls dieses Gefühl. Dieses Gefühl aus einem Film herauszugehen, den Fernseher auszumachen und zu denken „Das will ich auch“. Oder auch ein Buch zuschlagen. Es ist diese Frage, die mich an einsamen Abenden quält, dieses bohrende Schwert in der Magengegend. „Warum bist du hier? Was soll das alles? Was ist deine Aufgabe?“. Ich bin ein Suchender. Und ich verzweifle. Ich verzweifle an der Suche, eine Aufgabe zu finden, die mein Leben füllt. Manchmal denke ich, dass ich warte. Ich warte auf ein Ereignis, auf den Big Bang in meinem Leben, nachdem alles wie von selbst läuft.

Natürlich ist das alles Schwachsinn. Ist es das? Man soll sein Leben selbst bestimmen, es muss von innen kommen, was man will. Alles schön und gut. Aber wenn ich nach innen schaue, sehe ich nur leere. „There’s a hole in my soul, you can see it in my face, ist a real big place“, fällt mir da spontan ein Robbie Williams Zitat ein.

Ich fühle mich alt. Ich bin 18 Jahre alt. Alle Menschen, die groß wurden, in dem was sie taten, fingen schon im Kindesalter an. Ob es Musik war oder Schauspiel, Film oder Mathe...bei allen Großen ihrer Zunft, ging es schon früh im Leben los. Dagegen fühle ich mich, als sei mein Leben schon vorbei.

Ich meine, es ist nicht so, dass mein Leben scheiße wäre oder so. Ich habe einen großen social circle, ich bin respektiert, man fragt mich um Rat. Ich kann meine Meinung durchsetzen, ich bin engagiert, habe gute Freunde.

Ich sitze auch nicht den ganzen Tag zuhause und heule rum. Ich habe Spaß, mache Sport, gehe Tanzen. Aber dennoch.

In den Stunden, in denen ich an die Zukunft denke, bekomme ich regelmäßig dieses Gefühl im Bauch. Ist das Angst? Ich weiß es nicht.

Es gibt Stunden, da weiß ich, die Welt gehört mir, ich kann alles erreichen was ich will.

Aber was will ich? Ich komme und komme nicht dahinter.

Lange Zeit waren diese Stunden wie jetzt, wo ich Angst habe vor mir selbst, weil ich nicht weiß was ich will, sehr selten. Warum das jetzt anders ist? Vielleicht die Herbstdepression, who knows.

Fakt ist, es kotzt mich an. Ich fühle mich gefangen, einbetoniert, ohne eine Idee, wie ich das ändern könnte.

Vielleicht ist es einfach nur der Wunsch, Beachtung zu bekommen, im Mittelpunkt zu stehen. Was blödsinnig ist, denn ich stehe schon oft im Mittelpunkt. Wirklich besser, wird es dadurch aber nicht.

Das ist das absurdeste. Nach außen wirke ich stark, bin ein Fels in der Brandung. Aber dieser Fels fühlt ist innen hohl, und keiner sieht es.

Danke fürs lesen bis hierhin. Ihr müsst nicht antworten, dazu ist das vielleicht alles zu verwirrend, ich weiß es nicht.

Dass ihr es gelesen habt ist schonmal eine tolle Sache. Dankeschön.

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Hey. Ich hab mir das grade alles durchgelesen (toll, ne?) und kann deine Reaktion sehr gut verstehen.

Wegen deinen Depressionen und Minderwertigkeitsgefühlen, die ich mit meinen nahezu unvorhandenen Psychologiekenntnissen mal bei dir vermute, würde ich dir einen guten Psychotherapeuten empfehlen. Das ist heutzutage keine Schande mehr, etwa 60% der Frauen und 40% der Männer haben in ihrem Leben schonmal "Psycho-Beratung" in Anspruch genommen.

Gute Besserung!

Martin

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Du suchst einen Sinn in deinem Leben. Diese innere Leere, die du verspürst, das "hole in your soul" soll gefüllt werden... In den Filmen, die du ansprichst, in denen große Persönlichkeiten gezeigt werden, ja da sieht man das. Da sieht man einen Sinn in deren Leben. Diese Leute müssen eine Fülle verspürt haben, solch eine Fülle, wie du sie dir wünschst, nicht wahr? Hmm, weiß ich nicht. Kann niemand wissen, nur diese Personen (wenn sie den historisch waren) selbst. Warum ist das so? Weil das Sinnkriterium, immer ein persönliches Kriterium ist. Niemand kann deinem Leben einen Sinn geben. Nur du. Deine Situation momentan ist völlig neutral. Sie ist weder "gut" noch "schlecht", weder "hilfreich" noch "nutzlos". Sie ist einfach so wie sie ist. Du machst sie zu einer "schlechten" Situation, oder einem "Problem". Der Unterschied ist nur in deinem Kopf. Beispielsweise könntest du deiner Situation jetzt den Sinn geben, dass es dich völlig fertig macht, du depressiv & tablettensüchtig wirst und dich letztendlich umbringst. Dann hast du der Sache einen sehr "schlechten", da leidvollen Sinn gegeben. Oder du siehst es als Chance, als Möglichkeit dich zu entwickeln, dich selbst kennenzulernen, an dir zu arbeiten. Dieser Thread war schon ein Teil dazu, vielleicht wird dir der Link am Ende auch einiges geben können und du machst dich dazu auf, deine innere Leere zu füllen. Dann würdest du ihr einen sehr "guten", da heilvollen Sinn geben. Verstehst? :rolleyes:

Ebenso kannst nur du deinem Leben einen Sinn geben, der es für dich lebenswert macht. Ein Sinn der dich erfüllt und dir Kraft gibt. Deinen Sinn.

Dein Problem ist, dass du etwas vom "Außen" erwartest. Es soll etwas passieren, ein "Big Bang", irgendein Auslöser. Etwas von Außen, soll die Leere im Innern füllen. Das klappt nicht. Selbst wenn eine große Veränderung eintreten sollte, die wird dir nicht bringen, was du dir erhoffst. Es führt generell zu Leid, etwas vom Außen zu erwarten. Hast du ja bei deinem Freund gesehen. Du hattest Erwartungen an ihn, diese hat er nicht erfüllt. Damit konntest du nicht umgehen und musstest deine Wut an ihm rauslassen. Du hast dich enttäuscht, nicht dein Freund. Du hast Erwartungen an ihn gestellt. Und anschließend hast du ihn dafür büßen lassen, dass er sie nicht erfüllt hat. Erwartungshaltungen werden generell zu Leid führen. Hoffnungen, Ängste, etc. Alles Erwartungen an eine ungewisse Zukunft. Du musst lernen, zu akzeptieren und loszulassen. Lass die Menschen so sein, wie sie sind, lass die Dinge so eintreten, wie sie passieren. Das klingt jetzt sehr einfach, ist jedoch eine Lebensaufgabe.

Und zum krönenden Abschluss:

Mal wieder eine Chance für EIGENWERBUNG ;-)

P.S.: Ich hab den Threadtitel geändert, das passt mehr und sagt auch was aus.

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