AMOGs und harte Shittests

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Hallo academic,

ich leite auch Veranstaltungen an der Uni und bedingt durch sehr jugendliches Aussehen und lässige Kleidung habe ich keine Autorität per se. Das ging sogar so weit, dass ich, als ich die Tür zum Seminarraum öffnen wollte, aus der wartenden Studentengruppe heraus angerempelt wurde und mit:

"Ey du, da soll so ein OK kommen, weißt Du, ob der gut ist?"

"begrüßt" wurde.

Ich halte den kumpelige Stil für richtig, setze aber klare Grenzen. Das geht sehr einfach, denn im Normalfall ist die Mehrheit der Gruppe lernwillig - anders als in der Schule.

Ich kündige in meiner "Eröffnungsansprache" immer an:

"Ich mache euch hier das Angebot von mir zu lernen, wer nur rumsitzen will, kann das gerne tun, auch Kaffee trinken geht ok, aber bitte seid im Interesse derer, die zuhören möchten, ruhig."

Dann halte ich die Stunden in bewusst etwas leiserer Lautstärke, sodass sich die Studenten schon konzentrieren müssen, um mich zu verstehen und keine "Berieselung" möglich ist.

Sollte jemand stören, unterbreche ich und mache erst dann weiter, wenn ich die Aufmerksamkeit habe. Meistens ohne etwas dazu zu sagen, das kriegen die Leute schon mit.

Die beiden heftigsten Fälle, die ich erlebt habe, schildere ich kurz:

1. Eine Gruppe von Mädchen ereifert sich kichernd minutenlang über einen Fachbegriff mit leicht sexueller Konnotation. Ich halte den Mund, setze mich auf einen Tisch und warte, bis sie mich aufmerksam ansehen. Dann sage ich:

"Ok, nachdem wir alle unser Kopfkino ausgeschaltet haben, geht es weiter mit "Fachbegriff"..."

Gekicher ohne Ende - auch nach Wiederholung meines Verhalten, es ist aussichtslos.

Ich verlasse den Raum.

Die lernwilligen Mitglieder der Gruppe (schätzungsweise 60-70%) kamen alle brav in die folgende Sprechstunde, um sich das Thema noch einmal erklären zu lassen - die anderen blieben in den folgenden Stunden auch ruhig - offenbar hatte die Gruppendynamik gegriffen.

2. Ein männliches Kaffeekränzchen unterhält sich laut. Ich setze aus, schaue, sie grinsen, ich mache weiter, sie unterhalten sich weiter. Ich nehme meine Kaffeetasse, nehme mir aus der Thermoskanne der Störer einen Schluck Kaffee, setze mich auf den Tisch den Störer und höre erwartungsvoll zu.

Betretene Blicke überall - fragende Augen.

Ich sage: "Das hier scheint ja interessanter zu sein."

Der Kaffeekränzchenführer sagt zu mir im Ghetto-Tonfall: "Ey Alda, mach weiter."

Ich sage: "Ich heiße nicht Alda, sondern für dich Herr OK und einer von uns beiden geht jetzt."

Ungläubiges Staunen - ich gehe Richtung Tür.

Unter Fluchen verlässt der Führer den Raum, ich mache eine ruhige Übung weiter.

Also - konkreter Tipp für Dich:

Wie Vorposter schon schrieben - mach der Gruppe klar, dass DU den Value hast und dass Du großartig darauf verzichten kannst, sie zu bespaßen. Dann lösen sich die meisten Probleme schon innerhalb der Gruppe.

Im Gegensatz zu Schülern sind die Lernwilligen schon groß und können ihren Anspruch durchsetzen.

Das habe ich übrigens von Private Pyle aus Full Metal Jacket gelernt...

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