Richtig oder falsch?

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Vormittags. Ein Haushalt. Eine vorbildliche Familie. Das junge Glück besteht aus der 27 jährigen Mutter, dem 25 jährigen Vater und dem Stolz der Familie: Dem 1 jährigen Baby. Petra war zurzeit im Mutterschaftsurlaub, sie genoss die Zeit zusammen mit Lukas sehr, auch wenn es oft sehr anstrengend war. Alexander sorgte für die finanzielle Standfestigkeit des jungen Glücks, gleichzeitig war er sehr bestrebt die Entwicklung seines Strahlemannes zu beobachten und keinen Moment seiner Reifung zu verpassen. Der Zusammenhalt, auch in schwierigen Zeiten, war stark und jeder liebte den anderen so sehr es nur ging. Eines Dienstagvormittags, als Lukas in der Küche hampelt in seinem Hochsitz an einem Keks knabberte und missverständliche Silben brabbelte, klingelte das Telefon. Petra rannte erschrocken aus der Küche in das Wohnzimmer zum Telefon, denn am Morgen desselben Tages erzählte Alexander ihr von gefährlicher Arbeit auf der Baustelle. Zitternd und nachdenklicht und sehr, sehr langsam griff Petra zum Hörer des Telefons. Sie hatte Angst, schloss die Augen und tausende Fragen schossen ihr durch den Kopf.

„Petra Schneider“, kroch leise in den Hörer.

„Hallo Hase“, sprach die bekannte, freundliche Stimme: „Hier ist Alexander, du klingst komisch, ist irgendetwas?“

„Nein, nein, nichts, ich bin nur etwas besorgt um dich. Wegen der Arbeit, du weißt ich habe immer Angst.“ Ersichtlich erleichtert fügte sie hinzu: „Warum rufst du an?“

„Ich wollte nur beschei…“, ein knallendes Echo aus der Küche übertönte Alexanders Worte.

„… ich muss kurz nach Lukas schauen!“, Petra eilte bestürzt in die Küche. „Schatz, bist du noch am Apparat?“ Petra blieb in der Türschwelle stehen, in der Küche zeichnete sich ein Trauerspiel. „Hallooooo?“ Lukas lag regungslos auf dem Boden. „Was ist passiert?!“ Der kleine Wicht hatte nicht einmal eine Träne im Gesicht. Rot. Blutrot der Kindskopf und blutrot der Boden. Zu seinen Füßen der umgekippte Hochstuhl. Schwarz. Petra schloss ihre Augen und wusste nichts; nur das Gevatter Tod sein Werk beendet hat.

Petra ist heute in psychiatrischer Behandlung, sie hat den Tod ihres Sohnes und die darauf folgende Scheidung von ihrem Mann nie verkraftet. Sie suchte damals einen Schuldigen und fand ihn ohne Umschweife: Sich selbst.

„Warum habe ich Lukas nicht auf den Arm genommen?“, fragt sie ihren Psychiater emotionslos, wie in jeder Sitzung. Ihr Psychiater schaut sein Sorgenkind an, lächelt und beginnt abermals zu erzählen:

„Sie waren in einer aufgewühlten Situation, Frau Schneider, denn Sie hatten Angst um den Verbleib Ihres Mannes. Ihre Angst zwang Sie so schnell wie möglich zum Telefon zu kommen. Sie schalteten für einen Moment die Sorge um Ihr Kind aus. Sie sind ein Mensch wie jeder andere, mit Fehlern behaftet, dennoch trafen Sie in dem Moment die beste aller möglichen Entscheidungen. Es war nicht falsch, dass sie Lukas in seinem Hochstuhl ließen. Allgemein gesagt, gibt es keine richtigen und falschen Entscheidungen. Keine ist gut. Keine ist schlecht. Natürlich ist es im Nachhinein immer möglich zu werten, jedoch konnten Sie zu dem Moment die Konsequenzen nicht erahnen und deshalb tragen Sie keine Schuld. Auch Ihr Mann, den Sie so gerne verfluchen, ist nicht schuldig, denn auch er konnte nicht wissen, welche Konsequenz sein Anruf trägt.

Das Gericht sprach sie frei. Ich spreche sie frei. Nur Sie, Sie beharren auf ihrer Schuld und bestrafen sich für etwas, dass Sie getan haben: Unrecht.“

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Gast Cassy

Krasse Story, aber meiner Meinung nach gibt es in der Situation kein richtig oder falsch...

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Mir ist heute nach Tiefsinnigkeit, ich hoffe dem Thread dadurch Sinn geben zu können, momentan konnte ich keinen erkennen... Was war hier denn die Absicht des Threaderstellers? :friends:

"Richtig"... "Falsch"... Dualismus entsteht im Kopf. Ebenso wie alles andere. Dein Leben, deine Welt, du. Alles in deinem Kopf. So wie jegliche Bewertungen, was ist richtig, was ist falsch, was heißt das überhaupt... Alles in deinem Kopf.

Aber dieser Bereich ist nicht einfach für philosophische Ergüsse gedacht. Soll sich jeder aus diesem Thread mitnehmen, was er sich mitnehmen will... bzw. abhängig von der eigenen Entwicklungs-"stufe" mitnehmen kann.

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Natürlich war es nicht falsch, das Kind im Hochstuhl zu lassen. Falsch war es, einen ungeeigneten Hochstuhl zu kaufen, denn diese Dinger sollten so konstruiert sein, daß das Kind sie nicht umwerfen kann.

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Es ist keine Frage im Ausgangspost vorhanden. Doch selbst wenn es eine wäre und sie sich vermutlich um "richtig oder falsch" drehen würde, käme niemand hier oder sonstwo je zu einem schluss. Das Leben ist ein Produkt aus unzähligen Entscheidungen, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Zudem wird alles noch von den Entscheidungen der anderen 7 Milliarden Menschen beeinflusst und schliesslich noch von "Zufällen" und "Wahrscheinlichkeiten", die nochmals alles ändern können. Was ist dann schon eine kleine Entscheidung wie wir sie täglich 20-100x treffen?

Hinzu kommt, dass wir oft nur das Resultat schlechter Zwischenfälle sehen, wie bei dem Ereignis mit dem Hochstuhl. Niemand kann sagen, wie oft er oder sie schon ein Leben dadurch gerettet hat, dass er mit dem Auto 5 Minuten zu spät oder zu früh unterwegs war und nicht zur Minute XX über Kreuzung XYZ fuhr, wo im selben Augenblick eine Mutter mit ihrem Kind an einer unübersichtlichen Stelle stolperte und kurz liegen blieb.

Nur wie gesagt, eine Entscheidung stellt sich erst als "Falsch" heraus, wenn das Resultat aus dieser und etlicher anderen Entscheidungen und Zufällen negativ ist.

Die Mutter hätte ebenso das Kind auf den Arm nehmen können, klar. Vielleicht wäre sie in einer anderen Welt aber ausgerutscht, das Kind wäre ihr aus der Hand geflogen und hätte sich an einer Ecke den Kopf angeschlagen. Die Mutter müsste sich vorwerfen, das Kind in der Eile hochgehoben zu haben anstatt es sitzen zu lassen.

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Meine Intention lag vielmehr darin, in dieser fiktiven Geschichte darzulegen, dass es keine richtigen und falschen Entscheidungen gibt. Ausserdem hat es mir Spass gemacht sie zu schreiben! :friends:

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