Angst. Dein einziger, wahrer Feind.

26 Beiträge in diesem Thema

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Wie immer ein toller Beitrag von Dir. Angereichert mit schönen Beispielen aus der Praxis. Wie: der Teufel als Verführung. Er musste immer herhalten, wenn man versuchte, uns den Umgang mit Frauen zu verbieten.

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Wie immer ein toller Beitrag von Dir. Angereichert mit schönen Beispielen aus der Praxis. Wie: der Teufel als Verführung. Er musste immer herhalten, wenn man versuchte, uns den Umgang mit Frauen zu verbieten.

HAst du mal die satanische Bibel gelesen? Ist zwar ne menge Hocus Pocus dabei. Aber die Kernthemen von LaVey sind schon sehr interessant. Menschlichkeit ist ja so verdammt komplex.

Love,

LL

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Guter Text :-o

zu LaVey:

Ich habe die satanische Bibel nicht gelesen. Allerdings hat doch meines Wissens die Church of Satan ein paar wirklich misantrophe Ansätze.

Unter anderem das man schwächere und dümmere Menschen ausnutzen kann/soll.

Wenn ich mir dann die Mitglieder angucke, dann muss ich bei Einigen immer grinsen, die Jungs haben Humor =)

Habe vor längerer Zeit auch mal eine Mail an die geschrieben. Sie haben geantwortet.

Und tatsächlich, die Verantwortlichen sind doof^^

bearbeitet von AION

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Sehr guter Beitrag.

Die Angst, ursprünglich ein sinnvoller Überlebensinstinkt, kann uns unter Umständen sogar selbiges kosten. Wenn wir nicht lernen sie für uns zu nutzen.

Es ist ein Warnsystem des Körpers. Gibt man sich jedoch jedem dieser Signale hin, dann ist die Wirkung eine lähmende.

Angst kann jedoch die Sinne schärfen, eine richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt hervorrufen.

Lähmt sie aber uns und unsere Sinne, dann übergeben wir dieses Instrument dem Teufel, der nicht an unserem Glück interessiert ist.

Die Berauschung der Sinne, Orientierungslosigkeit, Lähmung und Passivität - das löst der Teufel in uns Menschen aus, wenn er uns verführt.

Führen ist das Gegenteil von verführen-lassen. (War es nicht eine dieser Alpha - Eigenschaften?)

Der Verführer weiß in diesen kritischen Momenten die Führung zu übernehmen, und zwar vornehmlich die Führung über sich selbst.

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Guter Text :-o

zu La Vey:

Ich habe die satanische Bibel nicht gelesen. Allerdings hat doch meines Wissens die Church of Satan ein paar wirklich misantrophe Ansätze.

Unter anderem das man schwächere und dümmere Menschen ausnutzen kann/soll.

Wenn ich mir dann die Mitglieder angucke, dann muss ich bei Einigen immer grinsen, die Jungs haben Humor =)

Wie alle anderen Sektenführer hatte La Vey Pick-up für seine Lays nicht nötig...

Ja, lustig wurde es vor allem wenn La Vey in seinem albernen Satanskostüm umherhüpfte. Interessant in der satanischen Bibel finde ich vor allem die Stellen, wie andere Menschen versuchen dich auszunutzen, vor allem diese Stelle über Seelenvampire. Von denen hatte ich auch schon so einige.

Love,

Lucius Love

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Sehr guter Beitrag.

Die Angst, ursprünglich ein sinnvoller Überlebensinstinkt, kann uns unter Umständen sogar selbiges kosten. Wenn wir nicht lernen sie für uns zu nutzen.

Es ist ein Warnsystem des Körpers. Gibt man sich jedoch jedem dieser Signale hin, dann ist die Wirkung eine lähmende.

Angst kann die Sinne schärfen, eine richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt hervorrufen.

Lähmt sie uns und unsere Sinne jedoch, dann übergeben wir dieses Instrument dem Teufel, der nicht an unserem Glück interessiert ist.

Die Berauschung der Sinne, Orientierungslosigkeit, Lähmung und Passivität - das löst der Teufel in uns Menschen aus, wenn er uns verführt.

Führen ist das Gegenteil von verführen-lassen. (War es nicht eine dieser Alpha - Eigenschaften?)

Der Verführer weiß in diesen kritischen Momenten die Führung zu übernehmen, und zwar vornehmlich die Führung über sich selbst.

Sehr cool geschrieben. Lass es uns doch kurz machen:

Angst ist der Teufel

Pick Up ist Liebe

;)

Love,

LL

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"Angst. Dein einziger, wahrer Feind."

Ich hab da, nachdem ich gestern schon mal irgendwo über Angst rumgesenft hab, nochmal drüber nachgedacht und festgestellt, dass man diese Aussage eigentlich erweitern muss.

Angst ist nicht nur unser Feind. Sie ist tatsächlich sogar auch unser Freund. Klingt ein bisschen abgedreht, oder? Ich will damit jetzt nicht sagen, dass Angst es total Tolles ist und wir ja nicht versuchen sollten, sie loszuwerden. Es geht darum, wie wir mit ihr umgehen, solange sie noch da ist.

Ich versuch mal meine Gedankengänge zu erklären. Es wird also wieder ein übel langer Text, weil ich hier nicht mit Tatsachen aufwarten kann, sondern nur ein paar Gedanken als Denkanstösse oder Diskussionsgrundlage anbieten kann. Und ich denke eben viel.

Los gehts! Analyse der Angst!

Dazu brauchen wir als Erstes mal einen minimalen Exkurs in die Welt des Stoffwechsels, hurra. Keine Sorge, nur ganz rudimentär, ohne chemische Formen und wissenschaftlich vollkommen unkorrekt. Wir brauchen es ja nur für unser Mindset.

Also, ganz simpel:

Wenn wir etwas essen, wir das Ganze im Mund und Magen in seine Einzelteile zerlegt. Unbrauchbares wird aussortiert, Brauchbares darf im Blut rumschwimmen. Was uns hier daran interessiert, ist die Glukose, also der Energieträger. Stellen wir uns das Ganze mal bildlich vor: Die Zelle, die Energie braucht, ist ein Club, die Blutbahn ist die Strasse davor, die Glukose spaziert auf der Strasse umher. Der Club braucht Energie, die Tür ist aber zu. Glücklicherweise gibt es aber einen gemütlichen Türsteher, wir nennen ihn mal Mr. Insulin. Mr. Insulin macht die Tür auf, wenn der Club noch nicht voll ist, und lässt Fräulein Glukose rein. Opa Kalk muss draussen bleiben, wie immer.

Kommen wir zur Angst. Wir, als freundlicher Urmensch bekannt, laufen durch den Urwald. Wir biegen um die Ecke und blicken direkt in das hübsche Gesicht eines Säbelzahntigers. Was passiert?

Unser Warnsystem springt an. Wir verspüren Angst - also das Gefühl dafür, dass irgendwas jetzt ganz übel ist. Hau ab! Schnell, jetzt sofort, nicht nachdenken, renn!

Dafür brauchen wir Energie. Und jetzt kommt uns die Angst als Freund entgegen. Sie schickt Obermacker Adrenalin ins Rennen.

Obermacker Adrenalin ist sowas wie der zugekokste grosse Bruder von Mr. Insulin. Vollkommen abgedreht. OM Adrenalin rast wie irre im Körper umher und sucht nach Glukose und allem, woraus man noch Glukose herstellen könnte. Da müssen sogar die Fettzellen dran glauben. Mr. Insulin reisst auf Befehl von OM Adrenalin die Clubtore auf. Energie, Baby! Jetzt lohnt es sich nicht mehr, sorgsam damit hauszuhalten. Jetzt muss sie her, komme was wolle, sonst sind wir Säbelzahntigerfutter. Wir werden von Energie durchflutet, das Herz fängt an zu pumpen, der Blutdruck steigt, unsere Energie- und Sauerstoffversorgung läuft auch Hochtouren.

Es ist also nicht nur eine Knechtschaft. Wir mögen Angst als Warnsystem verstehen und nutzen und sie somit mit negativen Situationen verknüpfen, aber tatsächlich versetzt sie uns hauptsächlich in die höchstmögliche Leistungsfähigkeit. Sie sorgt dafür, dass uns schlagartig alle schnell verfügbaren Energiereserven zur Verfügung stehen. So betrachtet, ist das ja mal eigentlich gar nicht so übel.

Ich bin mir nicht sicher, wie da eigentlich der korrekte Ablauf ist. Erkennt das Gehirn die potentiell gefährliche Situation, warnt uns, wir denken "Wah, Angst" und dadurch wird die eigentliche Reaktion im Körper ausgelöst? Oder erkennt das Gehirn die potentiell gefährliche Situation, löst die Reaktion im Körper aus, wir nehmen diese wahr und interpretieren sie (mehr oder weniger korrekt) als Angst? Oder am konkreten, zugegebenermassen etwas wackeligem Beispiel: Denkt unser Urmensch "Iih, ich hab Angst, ach guck mal, ein Säbelzahntiger, ich lauf mal weg" oder denkt er "Scheisse, Säbelzahntiger" und die Angst wird ausgelöst und sorgt dafür, dass er wie ein geölter Blitz losrasen kann? Was ist bewusst, was unbewusst? Was kam zuerst, Huhn oder Ei? Löst die Angst das Erkennen der Situation aus oder löst das Erkennen der Situation die Angst aus? Ich würde jetzt mal tippen, dass unser flinkes Unterbewusstsein die Situation erfahrungsgemäss als gefährlich einstuft, die Angst auslöst und wir mehr oder weniger gleichzeitig auch bewusst die Situation erkennen (oder auch nicht, das nennt man dann wohl das Gefühl von drohendem Unheil). Und bis hierhin ist eigentlich alles absolut in Ordnung. Das Problem ist, wie wir ab dann damit umgehen.

Mich interessiert, inwiefern wir Herr über unsere Interpretationen sind oder sein können. Müssen wir Angst immer als Angst verstehen? Oder können wir lernen, unserer bewussten Einordnung der Situation zu vertrauen? Können wir die Angst als Warnung unseres Unterbewusstseins verstehen, und dann selbst und bewusst die Entscheidung treffen, ob es nötig ist, auf diese Warnung zu hören? Es ist nun mal nicht mehr als eine Warnung. Wir können ihr folgen und darauf reagieren, wir können sie auch als unbegründet einstufen, uns für die gutgemeinte Warnung bedanken und das war's. Dass mein Körper mich gleichzeitig freundlicherweise in die totale Leistungsbereitschaft versetzt, nehm ich da gerne mit.

Ihr merkt schon, ich versuch das Ganze etwas aufzuteilen und hintenrum anzugehen. Ich versuche, zu verinnerlichen, dass die Angst selbst eigentlich etwas ausschliesslich positives ist. Etwas, das ich annehmen und meinen Nutzen daraus ziehen kann - oder eben auch nicht. Ich glaube, dass viele Probleme dadurch entstehen, dass wir schon allein mit den körperlichen Auswirkungen nicht umgehen können. Vor allem, wenn wir die Situation bewusst als ungefährlich eingestuft haben, denken wir ja nicht ständig "Uah, gleich haut der mich um, gleich passiert dies, was wenn das passiert", sondern eher Dinge wie "Aaah, ich hab Angst, iiih, meine Hände zittern, wuaaah, Schweissausbrüche, gleich krieg ich bestimmt wackelige Knie, ups, schon passiert, verdammte Angst, du machst mich fertig". Wir haben in dem Moment einen derartigen Energieüberschuss im Körper, dass wir rumzappeln, nicht still sitzen können und diesen Drang zum Weglaufen oder einfach zur Bewegung haben.

Wenn wir jemanden ansprechen wollen und diese Reaktion bemerken, ordnen wir sie ein. Dummerweise, und ich glaube das ist unser Fehler, ordnen wir sie zu schnell als Angst ein. Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit Aufregung? Mit gespannter Erwartung? Das sind "normale" Reaktionen, die jeder von uns kennt und die wir gerne mal als positiv einstufen, obwohl sie sich körperlich eigentlich ganz ähnlich anfühlen.

Was nun also, wenn wir in dieser Situation nicht denken "Uah, ich hab Angst, mein Körper dreht durch" sondern "Woah, na jetzt bin ich gespannt, ich lauf richtig auf Hochtouren"? Mindset! Im Gegensatz zu dem, was wir in Angst alles hineininterpretieren, können wir mit Aufregung relativ gut umgehen.

Jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem ich noch nicht so recht weitergekommen bin. Kinder schaffen es zumeist ganz wunderbar, mit ihrer Aufregung klar zu kommen, zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit. Sie kreischen, sie krakeeln, sie rennen 20mal im Kreis, sie toben. Sie bauen die überschüssige Energie ab. Wie gehen wir aber mit dem Energieüberschuss um, wenn wir relativ ruhig bleiben müssen? Was unser Verhalten in diesem Moment nach aussen zeigt, ist nicht unbedingt Unsicherheit, die kann vorhanden sein oder auch nicht, aber es ist dummerweise Inkongruenz. Wir tun nicht das, wonach uns ist.

Wie also damit umgehen? Ich bezweifle, dass es klappt, wenn wir einfach nur kongruent sind. Wenn wir einfach losbrüllen und wegrennen, wird unsere Kongruenz nicht bezaubernd genug sein, dass Mann/Frau uns begeistert hinterherlaufen und dabei mit der Telefonnummer in der Hand wedeln.

Ideen? Hat schon mal jemand versucht, das Gefühl von Angst nicht als Angst zu verstehen, sondern das Ganze quasi zu reframen und es als Aufregung zu verstehen? Vielleicht sogar als Aufregung und Erwartung, die man ein klein bisschen geniessen kann, weil man die Energie, die Erwartung, die Spannung, das Kribbeln spürt und mag? Ich hab das neulich schon einmal probiert und es hat funktioniert. Allerdings war ich da auf einem Festival und konnte die Energie ganz wunderbar durch Bewegung abbauen.

So, jetzt hab ich Angst diesen Beitrag abzuschicken und in der Luft zerrissen zu werden. Oder ich bin ganz aufgeregt, was für Reaktionen darauf kommen. Oder gespannt, ob wir zusammen weiterkommen und die Gedankengänge weiterentwickeln können. Energie! Ich schreib gleich nochmal fünf Seiten! Terror!

Zum Glück regt es mich nicht mal ansatzweise auf, einen Beitrag hier zu schreiben. Aber wenn, dann hätte das da oben klappen können, oder?

Liebe Grüsse,

Freya

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Wichtiges Thema. Der Artikel von Lucius bringt es genau auf den Punkt. Angst ist auf chemischer Ebene ein Kampf/Flucht-Reflex - Davonlaufen sollte man auf keinen Fall, sondern - und ich zitiere mit Hochgenuss - "genau das tun, wovor [die Angst] warnt".

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Geiler Beitrag von

LUCIOUS und Freya

1a. Sahne

Ich drehe total durch wenn ich angst hab, sprich ich spring auf dem Lehrer Pult rum vor ner Arbeit

oder höre Mp3 und sing laut mit , damit bringe ich andere zum lachen und bring sie dazu mit zu singen <_<

Und dann gehts schon besser :-D

Aber ganz komisch ist es, wenn son Energie-Schub weg ist, und man das wovor man Angst hatte, gut überstanden hat,

Fühlt man sich so verdammt gut -eichfach geile Laune B-)

gibs ne Erklärung dafür?

Mfg AlexSan

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Ich hab zb. immer eine ausgeprägte Behördenangst. Ich bin Künstler und die Jungs haben sich bei mir als dämonische Existenzbedroher ins Hirn gebrannt. Ist irgendwie bei jedem Künstler so. Wenn ich mal wieder hin muss, weicht bei mir jede Kraft, jede Sicherheit. Angst eben. Aber ich geh hin, leb das aus und lass es andere merken. Was solls. Daraus wächst dann meine Stärke. Und gerade wenn du trotz Schwäche handelst, dann bekommst du eine totale innere Stärke. Nach so einem Behördengang fühle ich mich dann, als könnte ich die ganze Welt erobern. Dopamin, Adrenalin, Testosteron. Das ist der echt coole Preis, wenn du die Angst besiegst. Und beim Sargen isses eigentlich genauso. Stottert, zittert, seid peinlich - Aber tut es. Mit jedem Mal wo ihr das tut, was ihr wirklich wollt, wovor ihr euch aber fürchtet, werdet ihr stärker. Selbstüberwindung ist eine fantastische Macht.

Wusstet ihr eigentlich, daß es zwei Arten von Angst gibt? Das erklärt Angstschübe, die selbst jeder Pick Up Guru noch beim Sargen bekommt. Die tiefe Angst können wir durch Übung ganz verschwinden lassen. Die Affektangst wird uns wohl immer überfallen. Wenn wir das wissen und akzeptieren, haben wir einen Riesenschritt in unserer Entwicklung gemacht.

Aus einem Spiegel Artikel über Emotionen:

So entdeckte der US-Hirnforscher Joseph E. LeDoux, dass es zwei "Angstrouten" im Kopf gibt. Die eine Route ist schnell, aber ungenau. Sie führt über den Thalamus direkt zum Mandelkern und läuft weitgehend unbewusst ab. Sehen wir bei einem Waldspaziergang eine schlangenartige Struktur auf dem Weg vor uns, schrecken wir blitzschnell zurück. Was ist passiert?

Die visuelle Information ist von den Augen über den Thalamus im Mandelkern gelandet. Der hat daraufhin die Ausschüttung von Stresshormonen wie etwa Adrenalin veranlasst, die wiederum die Kräfte des Körpers mobilisieren: Herzschlag und Atemfrequenz schießen in die Höhe, wir sind in Alarmbereitschaft.

Gleichzeitig schickt der Thalamus über eine zweite Route die visuelle Information der Augen zur Sehrinde, die das Bild genauer und bewusst analysiert – was länger dauert. Kommt die Großhirnrinde zu dem Schluss, dass es sich tatsächlich um eine Schlange handelt, bestätigt sie es dem Mandelkern, und die Angstreaktion hält an, bis die Gefahr gebannt ist. Es kann aber auch sein, dass die Großhirnrinde feststellt, dass es sich bei der schlangenartigen Struktur um einen Stock handelt. Ist das der Fall, benachrichtigt sie den Mandelkern, den Alarm einzustellen – und wir beruhigen uns wieder.

Mit anderen Worten: Wir erschrecken zwar manchmal ohne Grund. Aber für unser Überleben ist es vorteilhafter, hin und wieder eine Schlange zu viel zu sehen, als eine zu übersehen. Die zwei Angstrouten stellen sicher, dass wir schnell und präzise auf Gefahren reagieren.

Das Schlangenbeispiel offenbart zugleich, was Emotionen sind und wie sie "funktionieren". Gefühle sind eine Art Modus, sie versetzen unser Gehirn und den Rest des Körpers in einen Zustand, der, aus Sicht unserer Entwicklungsgeschichte, am besten dazu geeignet ist, mit der jeweiligen Situation fertig zu werden.

So kann uns die Bedrohung durch eine Schlange auf Anhieb in einen "Angstmodus" versetzen: Die Aufmerksamkeit fokussiert sich schlagartig auf die Gefahrenquelle. Der Körper ist bereit zur Flucht – oder zum Kampf. Erst wenn wir außer Gefahr sind, kehren Körper und Geist in ihren "Normalzustand" zurück.

Ein anderer Modus, den jeder kennt und der vom Normalzustand abweicht, ist die Liebe. In gewisser Weise gleicht sie hirnphysiologisch einem Negativ der Angst. So hat man Verliebte im Kernspintomografen untersucht und festgestellt: Wenn sie das Bild ihres Partners vor Augen haben, erlischt die Aktivität des Mandelkerns. Der Botenstoff Dopamin, den man unter anderem mit guten Gefühlen in Verbindung bringt, wird vermehrt ausgeschüttet. Insgesamt nimmt das Gehirn einen Aktivitätszustand an, der sich auch beobachten lässt, wenn jemand Kokain geschnupft hat.

Love,

Lucius Love

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Angst wirst du nie los. Außer du ballerst dir den Teil im Gehirn weg, der sie produziert.

Das ist richtig. Das gilt auch für AA. Auch die Meister vie oliver Kuhn bekommen immer noch das gribbeln bei einen aproach. Sie haben aber gelernt diese Angst immer aufs neue zu überwinden.

Wie J. ungefähr einst sagte:

Es gibt viele Theorien warum wir diese Angst haben. z.B. Das wir wenn man in der Steinzeit aus versehen die Frau des Häuptlings "angemacht" hätte umgebracht wurden wäre. Aber ich denke das ist eine Sache des Selbstvertrauens.

Dieser meinung bin ich auch. Außerdem würde ich sagen, das in einer Welt ohne Angst das totale Chaos herschen würde und alle Menschen durchdrehen würden. Es würde keine Hemmungen mehr geben, die uns Grenzen setzen.

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Absolut spannendes Thema, respekt allen Vorrednern bisher!

@Freya: Ich finde deine Analyse ganz gut. Wenn ich mir den Ablauf der Angstentwicklung anschaue erkenne ich jedoch das Muster, wie du denke ich auch,

SITUATION -- ANALYSE -- GEFAHR ja/nein -- ANGST ja/nein -- result. VERHALTEN

Grundsätzlich denke ich wäre vielleicht noch dazu sagen, dass die Angst vor dem Unbekannten IMO die tiefsitzendste und ursprünglichste Angst ist. Warum? Weil es keine Muster/Vorlagen in unserem Gehirn/Unterbewusstsein gibt, die eine Verhaltensweise vorschlagen können.

Ich denke daher, dass der fundamentalste Schritt beim Überwinden jeglicher Angst sein muss, die natürliche Angst vor dem Unbekannten (bspw. das bewusste, in der Absicht der Verführung getätigte Ansprechen einer Frau zum ersten Mal), zu überwinden.

Das bedeutet auf mein obiges Modell umgelegt

SITUATION unbekannt -- ANALYSE nicht möglich -- GEFAHR möglich/ja -- ANGST ja -- resultierendes VERHALTEN

Wie man bei Kleinkindern bemerkt gibt es aber einen Gegenpol zur Angst vor dem Unbekannten, nämlich die Neugier. Ich denke, dass selbst wenn eine Situation unbekannt ist unser Gehirn versucht es mit irgendeinem vorgegebenen Schema in Verbindung zu setzen um uns so zu einer bestimmten Handlung zu bringen. Das Problem dabei ist der Raster, der pro durchlauf des Vergleichs ja immer größer werden muss, wenn in einem engen Umfeld nichts vergleichbares gefunden wird. (Vergleicht es mit einer Google Suche. Wenn ich unter "Name/Anschrift/Geburtstag" nichts finde suche ich "Name/Anschrift", finde ich dann nichts, versuche ich "Name"... dann "Name/Abwandlung - meyer, maier, mayer z.b." sehr vereinfacht verglichen...)

Wenn man nun den logischen Schritt aus der Beobachtung zieht folgt jedoch folgendes:

Je größer das Reservoir an Gefahrensituationen im Gehirn, desto größer der Vergleichspool für neue Situationen, desto größer die Wahrscheinlichkeit der Einordnung einer unbekannten Situation in ein bekanntes Gefahrenschema, desto kleiner die Neugier, desto größer die Angst. (Daraus resultiert auch eine schwierigere Überwindung der Angst)

-------------- das mal mein Denkmodel dazu, vielleicht mal zu besprechen ---------------

Zum Thema an sich: Ich denke nicht, dass man so einfach sagen kann, dass die Angst heutzutage in 99% der Fälle unangebracht ist. Denn immer noch wäre ein Leben ohne Angst IMO nicht möglich. Stellt euch nur vor, jeder hätte keine Angst davor beim Überqueren der Straße von einem Auto überfahren zu werden. Die logische Konsequenz wäre, dass wir uns überhaupt nicht mehr an Verkehrszeichen (Rote Ampel) orientieren würden und auch einfach ohne "zu schauen" rüberrennen würden. Das Resultat davon wären viele viele Tote, da ja auch die Autofahrer keine Angst davor hätten jemanden zu überfahren, und dementsprechend rücksichtslos und ohne "Vorsicht" fahren würden.

Wenn man sich das mal konsequent durchdenken würde, dann würde man wohl draufkommen, dass ohne Angst ein Leben nicht möglich wäre.

Auf andere Bereiche mag deine Aussage ,Lucious, aber sicher voll zutreffen. Vor allem wenn es um die für uns in diesem Forum sicherlich wichtige AA geht. Da bin ich absolut bereit deinen Beitrag zu unterschreiben.

so long, stay strong,

buenavista

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Yep, Lucius, is ein wirklich gelungener Beitrag, Daumen hoch dafür ;)

Ich hab jetzt die letzten 3-5 Beiträge übersprungen, ich hoffe es hat vor mir noch keiner geschrieben, aber dieser Gedanke ist mir gestern herumgeschwirrt.

Wer von euch kennt den Wiener Prater? Mit dem hübschen Riesenrad etc.?

Ja, dort gibt es auch Achterbahnen. Ich bin mit zwei Freunden, einer Freundin und einer HB hingefahren, bei der ich gerade glaube, das mein Körper mir sagen will, dass ich eine LTR will. Ich fühle seit Tagen dieses Gefühl in der Magengegend, habe kaum Hunger. Es ist das Glücksgefühl.

Okay, zurück zum Prater. Wir waren also dort, ich war sowieso wieder vollgepumpt mit Endorphinen, sie ist die ganze Zeit bei mir, keine 5 Minuten vergehen ohne Kuss und wir beschließen das erste Ding zu fahren. Da ich generell einen sehr sensiblen Magen habe, bin ich von den meisten Attraktionen nicht gar so begeistert, aber "Discovery" ist auf diesem Glockenprinzip aufgebaut, das ich vor 2 Jahren einmal gefahren bin, es war geil, ich mach es wieder, ganz ohne Angst. Also eingestiegen und losgefahren, dann spürt man sehr bald dieses neue geile Gefühl im Bauch .. aber es ist kein Gefühl, es ist eher die Schwerkraft, nach 2 mal Auf- und ab hat sich mein Gesichtsausdruck und alles andere normalisiert und ich finds absolut geil.

Fertig .. Die Fahrt ist aus, das nächste .. mit dem nächsten hab ich mir etwas Zeit gelassen, wer den TurboBooster kennt, weiß evtl wieso (alternativ Google - Wiener Prater suchen ^^) Okay .. wir sind was essen gegangen und ich habe letztes Mal bereits versprochen etwas neues, härteres zu fahren .. den Boomerang. Soweit so gut .. Ich steh vor dem Ding, seh einen der zwei Freunde an, und sag wir sollten zur Eingewöhnung noch mal Discovery fahren ^^ Und vorher mal aufs WC. Gesagt, getan.

Danach eben zum Boomerang, ich kauf mir den Chip, jetzt gibt es kein Zurück.

Jetzt kommt wieder dieses Gefühl im Bauch hervor. Dieses eine Gefühl, das ich eigentlich schon den ganzen Tag fühle, aber irgendwas ist anders. Mein Gehirn interpretiert. Und statt einem Glücksgefühl habe ich plötzlich ein Gefühl der Angst im Bauch.

Okay, was sagt uns das jetzt?

1.) Die Fahrt mit dem Boomerang war nicht mal ansatzweise so schlimm, wie es aussieht, war richtig geil.

und

2.) Das Gefühl des Glücks und jenes der Angst liegen so verdammt knapp beieinander, dass es nur mehr an unserem Unterbewusstsein liegt, wie es das interpretieren will. Entweder es interpretiert es als Glück und schüttet die Endorphine aus, oder durch die Angst kommt der Obermacker Adrenalin ;)

Letztlich stimmt der Satz "Wir werden von unseren Emotionen geführt" allerdings doch ^^

Yours sincerely,

-Duke

€dith:

Was tut der Post überhaupt im Beginner's Forum? O_o

Schatztruhe wäre ein geeigneter Ort ;) Alternativ Diskussionen, aber doch nicht Beginners ^^

bearbeitet von Duke2005

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Gast Keo

Hallo Lucius,

Ich finde deinen Beitrag sehr gelungen und anregend, habe aber trotzdem in einigen Dingen eine andere Meinung zu dem Thema. Ja, sie ist eine Herausforderung. Und nein, sie ist nicht mein/dein/unser Feind! (Und schon gar nicht mein Einziger, wenn mir die Bemerkung gestattet ist. *grinst*)

Angst. Dein einziger, wahrer Feind. ... Angst ist heute sinnlos. Naja, zu 99%.

Das sehe ich nicht so! Laß mich dazu einige Dinge ausführen.

1) Die Glückshormone.

Sie werden ausgeschüttet, wenn du deine Angst überwunden hast. Du kennst das Gefühl, du beschreibst es selber. Wenn die Gefahr vorüber ist, spürst du diese innere, unbändige Freude, als Sieger vom Platz gegangen zu sein. Du fühlst dich befreit wie von zentnerschweren Steinen, glücklich und zufrieden, oft euphorisch. Oder um dich selber zu zitieren: "Ich hatte meine Angst überwunden, wurde dafür mit einem tollen Erlebnis belohnt und hatte eine neue innere Kraft." Wenn die Angst so sinnlos wäre, wie du sagst, würden dir viele dieser Glücksmomente von Kindesbeinen an fehlen. Egal, ob die erste Klassenarbeit, der erste Kuß oder die erste Ansprache an ein unbekanntes Mädchen. Ob du einen Berg hochkletterst, vor Publikum auftrittst oder ein Vorstellungsgespräch hast. Diesen vielen Momenten würde eine starke magische Komponente fehlen, hättest du vorher nicht (egal ob nun viel oder wenig) Angst davor gehabt. Dieses tiefe, zufriedene Gefühl, die Angst besiegt zu haben ... wäre ohne Existenz selbiger dann gar nicht möglich. -> Ist die Angst sinnlos? Ist sie unser Feind?

2) Der Kraftschub.

Angst ist wie ein (leider sehr kurzzeitiger) Wunderheiler. Sie gibt uns immense Power und Energie, läßt uns über uns hinauswachsen, setzt ungeheure physische und psychische Kräfte frei. Du nimmst deine Umgebung deutlicher wahr (Ich habe von Kurzsichtigen gelesen, die in lebensbedrohliche Gefahr gerieten, und auf einmal wieder entferntere Dinge scharf sehen konnten. Nach der Rettung verschwand dieser Effekt wieder.), dein Körper wird leistungsfähiger und dein Gehirn kann schneller logische Zusammenhänge herstellen. Kennst du das, wenn du plötzlich merkst, dass übermorgen ja eine Semesterprüfung ansteht und du noch nicht einen Blick in die Bücher geworfen hast (weil deine Augen mehr auf Nadine weilten)? Und wie du dann in den zwei Tagen ein Pensum schaffst, wie du es sonst nie hinbekommst? -> Ist die Angst sinnlos? Ist sie unser Feind?

3) Der Schutz.

Hast du Kinder, Lucius? Also ich habe zwei Jungs, einer 14, der andere 8. Und ich bin froh, dass mir unter anderem auch die Angst bei der Erziehung ein großes Stück unter die Arme greift. Und damit meine ich nicht, ihre Angst vor mir. *schmunzelt* Daddy ist eh der Beste. Nein, damit meine ich die eingebauten, evolutionär gereiften Reflexe, Schutzmechanismen, die aufgrund vorhandener Angst zu greifen beginnen. Tiefes Wasser, heiße Herdplatten, Autos auf der Straße, Umgang mit Tieren, usw. Die Angst (für viele Dinge) wird mit der Zeit schwächer oder verblaßt ganz, das ist richtig. Aber sie ist absolut notwendig, damit wir überhaupt als Menschen die ersten Jahre überleben. Denn so sicher, wie du glaubst, ist unsere Welt nun wahrlich nicht. Und zwar zum Glück, sage ich. -> Ist die Angst sinnlos? Ist sie unser Feind?

Ich möchte meine feine Gänsehaut nicht missen, die sich sanft aufrichtet (und in der Sonne reflektiert), nur weil ich grade beschlossen habe, die drei wirklich heißen Puppen an der Strandbar vor allen Gästen anzumachen. Ich möchte das Kribbeln und den Adrenalin-Kick nicht missen, wenn ich den Gashebel meines alten Seat-Toledo langsam bis zum Bodenblech durchdrücke. Und ich möchte nicht auf meinen herausgestreckten Arm verzichten, der sich nur deshalb siegesgewiß gen Himmel streckte, weil ich zuvor mit schnellem Atem und trockenem Mund meinem Chef meine Arbeit vorlegte, die dann vor allen anwesenden Abteilungschefs gelobt wurde.

Vieles in deinem Beitrag empfinde ich ähnlich. Wie man mit der Angst umgeht, wie man sich ihr stellt. Was mir fehlt, ist ein Absatz darüber, wie man sie zu seinem persönlichen Vorteil nutzt. Wie man mit ihr umgeht. Und vor allem darüber, dass man sie akzeptiert. Als genau das, was sie ist. Ein essentieller Teil von uns und unserer Gefühlswelt.

Gruß,

Keo.

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ja sehr guter thread!

Mich hat zu diesem Theme die Szene aus Fight Club beeindruckt wo Tyler eine Pistole an den Kopf von einem asiatischen Verkäufer hält der sein Studium abgebrochen hat etc.

Und Tyler sagt dass er ihn doch nicht tötet wenn er sein Studium wieder aufnimmt und wenn nicht er ihn finden wird un töten wird!

Danach sagt er zu Edward Norton, dass ihm morgen sein Frühtück so gut schmecken wird wie uns nie etwas schmecken wird!

Ich denke so ein Extrembeispiel kann einem helfen, denn was kann schon passieren, wenn man eigentlich schon tot wäre..

War selber mal in einer ähnlcihen Situation, aber es ist trotzdem schwierig sich im Alltag immer wiede rzu überwinden, mann musss sich das Ereignis dann ganz stark vorstellen!

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die angst ist der kern... aber was ist wenn du angst davor hast beim sex keinen hochzubekommen als beispiel?

wie bekämpft man so etwas? ich schäme mich nicht dafür es zu zugeben.. wenn die frau ein riesen attraction level für mich hat, kann das passieren...ises mir auch schon zwei mal aber keine nahms mir krumm und beim nächsten mal ham sies wohl nich bereut, dass sie mir verständnis entgegenbrachten heheheh...

suche immernoch den kern der angst... das hält mich manchmal DOCH schon davon ab, frauen kongruent zu gamen, muss ich zugeben. any advices?

thx

grüsse

bearbeitet von Martintheseductor^^

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Gast Moneypulation

Hier ein Artikel aus der "Zeit", der wie ich denke gut zum Thema passt. Das Positive an der Angst - Angstlust.

Viel Spaß beim Lesen ...

Die Zeit − Wissen : Furchtbar schön

Die Zeit, Hamburg, Germany

DIE ZEIT

04/2005

Furchtbar schön

Warum haben wir Lust an Situationen, die uns Angst machen? Wenn wir uns fürchten, läuft ein uraltes

Programm im Gehirn ab. Nach überstandener Gefahr werden wir mit Glückshormonen belohnt. Deshalb suchen wir das Risiko − solange nichts passieren kann

Von Katalin Fischer

Ich habe Angst. Die Leiter lehnt am Baum, endet in acht Meter Höhe, wo das Drahtseil um den Stamm

geschlungen ist. Ich soll hochklettern, den Karabiner hinten am Gürtel befestigen und losspringen. Ins Nichts. Mit Schwung, um effektvoll über die Straße zu fliegen, unter dem Jubel der Zuschauer, die bei meinem Anblick den Atem anhalten oder jauchzen oder sonstige Anzeichen der Begeisterung zeigen sollen. Ich habe Angst.Aber ich habe es nicht anders gewollt.

Angst macht Spaß. Jeder kennt das Gefühl, befreit, beglückt, bestärkt aus der besiegten Angst hervorzugehen. Ob Bungee−Springen oder Fernsehkrimi, Mörderspiel oder Lektüre, die Abenteuer des Alltags sind vielfältig. Allen gemeinsam ist indes der Mechanismus hinter den Kulissen. Jede Bedrohung, virtuell oder echt, schaltet eine tiefere Region unseres Bewusstseins ein. Hervor tritt der Urmensch, der sein Leben vor nächtlichen Räubern schützen muss. Der Körper reagiert wie vor Tausenden von Jahren.

Angst ist wichtig. Sie macht uns aufmerksam und extrem leistungsfähig: Der Körper läuft zu Hochform auf, wächst über sich hinaus, um sein Leben zu retten. Martin Keck, Leiter der Angstambulanz am Max−Planck−Institut für Psychiatrie in München, erklärt das Schema so: Durch ein bedrohliches Signal wird das Stresshormonsystem im limbischen System aktiviert, dem Verbindungsbereich zwischen der uralten und der neuen Region des Gehirns. Dabei werden zwei Schaltkreise angeworfen: jener der sekundenschnellen Reaktion und, wenige Minuten danach, das längerfristige Stressreaktionssystem.

Einmal im Jahr spiele ich bei diesem Mittelalter−Festival mit. Ich mache die akrobatischen Jobs, und diesmal wünscht sich der Regisseur, dass ich als Dämon hoch über den Köpfen über die Straße fliege, jeden Tag dreimal. Mitten in die schwebende, nur aus einem losen Geflecht von Seilen bestehende Bühne. Heute findet die erste Flugprobe statt. Ich gehe zur Leiter. Für mich ist es der Anfang einer Heldentat. In meinen Adern rast das Blut. Klopft an meinen Schläfen. Ich ergreife die kalte Metallsprosse. Hände feucht, Gänsehaut an den Armen.

Im Moment des Erschreckens werden aus der Nebennierenrinde Adrenalin und Noradrenalin über das

vegetative Nervensystem in Umlauf gebracht. Die Amygdala (Mandelkern), der Knotenpunkt der

Angstreaktion, schickt einen Impuls an den Hypothalamus, das Corticotropin−Releasing−Hormon (CRH) auszuschütten. Dessen Moleküle rasen wieder zu den Nebennieren und setzen dort das Stresshormon Cortisol frei. Die gesamte Kettenreaktion setzt sich aus vielen winzigen Schritten zusammen, um möglichst fein regulierbar zu sein. Ihr Ziel ist es, dem Körper im Moment der Gefahr blitzschnell zusätzliche Energien zur Verfügung zu stellen.

Die körperlichen Signale sind dramatisch: Herz und Atmung rasen, der Blutdruck steigt, der Magen krampft sich zusammen und hört auf zu verdauen. Oft stellen sich die Haare auf, ein evolutionäres Überbleibsel, das uns vom Urmenschen hinterlassen wurde − indem er sein Fell sträubte, versuchte er, größer und gefährlicher auszusehen.

Die plötzliche Zufuhr der Notenergie kann für kurze Zeit sogar organische Mängel aufheben: So erzählen Kurzsichtige, die in eine lebensbedrohliche Gefahr gerieten, dass sie plötzlich wieder entfernte Dinge scharf sehen konnten. Mit der Rettung kehrte die Kurzsichtigkeit zurück.

Jetzt könntest du es dir noch anders überlegen ... Nein, natürlich nicht. Ich wollte es so. Ich gehe weiter. Der Sandsack ist vor mir schon hinübergeflogen. Es ist nichts passiert. Alles ist wirklich ganz sicher.

Die rationale Einschätzung der wirklichen Gefahr ist wichtig für den Verlauf des Angstzustandes. Parallel zur impulsiven Stressreaktion aus dem ältesten evolutionären Repertoire springt der zweite Mechanismus an. Er aktiviert auch den neueren Teil des Gehirns, den präfrontalen Kortex, wo die Vernunft sitzt. Die Gefahr wird analysiert, mit früheren Erfahrungen verglichen und bewertet, das Ergebnis an das limbische System weitergegeben. Ist die Gefahr ausgestanden, werden alle hormonellen Waffensysteme wieder heruntergefahren.

Aber warum kann diese körperliche Hochrüstung Spaß bereiten? Der entscheidende Punkt: Jetzt wird CRH an den Nucleus accumbens, ein kleines Zentrum mitten im alten Hirnteil, ausgesandt, und dort wird verstärkt Dopamin freigesetzt − der Lust−Transmitter schlechthin, er begleitet alle angenehmen Tätigkeiten, vom Essen bis zum Sex. Evolutionär ist das durchaus sinnvoll: Ist eine bedrohliche Situation gemeistert, hat man etwas dazugelernt. Eben noch Angsthase, ist man durch die Lusterfahrung motiviert, das nächste Mal wieder eine neue Erfahrung zu machen.

Im Moment spüre ich mehr Panik als Lust. Ich steige. Schaue nicht nach unten, rechts oder links, nur auf die nächste Sprosse und den Baumstamm vor mir. Der ist ganz nah, während die Menschen und Hütten, die ich aus dem Augenwinkel sehe, immer kleiner werden.

Ruhig bleiben. Ich muss nichts tun, nur springen. Muss doch schön sein. Bin ich nicht als Kind mit

wachsender Begeisterung in die Arme meiner Eltern gesprungen?

Kinder zeigen eine ursprüngliche Lust am Gruseln. Selbst die Kleinsten sind durch Märchen, in denen

aufgefressen, zu Tode getanzt und enthauptet wird, nicht überfordert. Im Gegenteil. Der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim (1903−1990) untersuchte die Bedeutung des Gruselns in Kindermärchen. Er stellte fest, dass die Begegnung mit der Angst ein unerlässliches Moment der Entwicklung ist. Kinder müssen mit Angst konfrontiert werden, um sie benennen zu können, denn nur so ist sie bewältigbar. Das Gruseln stimuliert auch die erste Auseinandersetzung mit dem Tod, ohne die, so Bettelheim, keiner zum vollen Menschen heranreifen könne.

Wer gruselt sich gern? Alle Hände fliegen in die Luft. Die Kinder der Klasse 5d des Landsberger

Ignaz−Kögler−Gymnasiums erzählen lustvoll von ihren Horrorerfahrungen. Alle lesen die

Gänsehaut−Bücher, alle lieben Krimi und Horror. Maximilian: »Ich mag es, wenn die Geschichte richtig gruselig erzählt wird, zum Beispiel ›um die Ecke kam eine schwarze Gestalt ...‹.« Selbst wenn sie davon Albträume bekommen, goutieren sie die raffiniert gesteigerte Spannung, denken sich selbst in die Geschichten hinein. Es sind ja nur Bücher, versichern sie wiederholt. Ihre Angst aber ist real − und wird zuletzt mit der baren Münze eines veränderten, gehobenen Selbstgefühls belohnt. »Nach der Spannung bin ich erleichtert«, sagt Bernadette und bringt das Phänomen auf den Punkt, »ich fühl mich anders. Total gut!«

Selbst reale Angstsituationen können als lustvoll verbucht werden. Markus hörte in Kroatien die Wölfe heulen, Nina sah sich nachts auf dem Spielplatz von einem riesigen Auge beobachtet. »Jetzt, wenn ich hier sitze und weiß, ich lebe noch − dann war das eigentlich ganz gut.«

Warum ist die eine Angst angenehm, die andere zerstörerisch? »Unbewältigte Angst erzeugt keine

Lustgefühle«, sagt der Psychologe und Angstspezialist Markos Maragkos von der Universität München. Wird der Organismus durch den Schrecken überfordert, schüttet der Körper keine Dopamine aus. Was zu bewältigen ist, entscheiden Umstände und Persönlichkeitsstruktur. Wäre Nina dem Riesenauge allein in einer fremden Umgebung begegnet, hätte ihr das womöglich ein Trauma beschert. In Gesellschaft und aufvertrautem Terrain konnte sie das Erlebnis verarbeiten und als lustbringend nutzen.

Jeder bewältigt Angst anders, jeder hat seine eigene Strategie. Grob lassen sich die Menschen in zwei

Gruppen einteilen: die Angstvermeider, die lieber ausweichen, und Kontraphobiker, die auf Bedrohung mit Angriff reagieren. »Die Menschen, die sich bevorzugt Gefahren aussetzen, nennt man sensation−seeking oder novelty−seeking (Aufregungs− und Neuheitssuchende)«, sagt Martin Keck. »Das sind diejenigen, die sich besonders gern gruseln und immer neue Herausforderungen brauchen.«

Ein Grund dafür liegt in der Beschaffenheit des Stresshormonsystems. Das Level der Hormonproduktion bestimmt das Verlangen nach Aufregung. Dafür gibt es genetische Anlagen, sensation−seeking wird vererbt. Bei Freddy Nock zum Beispiel liegt der Wagemut gewiss in den Genen. Schon sein Vater, Groß− und Urgroßvater waren Seilläufer, sie näherten sich Kirchtürmen bevorzugt auf einem Stahlseil über dem Marktplatz.

Seit er vier war, läuft Nock über das Seil, trotz immer wieder auftauchender, lähmender Angst. Als sein Bruder hinter ihm aus acht Meter Höhe abstürzte, schien es für Freddy Nock endgültig vorbei zu sein. Zwei Jahre lang blieb er am Boden, dann hat es »irgendwie knacks gemacht«, die Angst verschwand. Nock fühlte sich wieder sicherer, übertrieb, um die blonde Besucherin im Zirkus zu beeindrucken − und stürzte ab. Er brach sich die Handgelenke, aber die Angst kehrte nicht wieder.

Freddy Nock ist, wie die meisten novelty−seeker, ein ruhiger Mensch. Nur manchmal überkommt es ihn, dann braucht er den Adrenalinstoß. Dann will er den Weltrekord im Seilbahnseillaufen brechen, auf 300 Meter Höhe, ungesichert.

Hat er vor nichts Angst? Doch, sagt Freddy Nock, vor Haien zum Beispiel. »Ich arbeite nur dort, wo ich die Kontrolle habe. Auf dem Seil gibt es keine Haifische. Wo etwas Unberechenbares ist, gehe ich nicht hin.«

Keine Angst währt ewig − mit der Zeit nimmt sie ab. Auch die Einstellung zur Angst lässt sich verändern. Häufige Konfrontation mit aufregenden Situationen bewirkt Habituation, Gewöhnung. Im Vernunftteil des Gehirns, in der Großhirnrinde, wird die Erfahrung gespeichert, dass eine bestimmte Gefahr ohne Schaden überstanden werden konnte. Dieses Resultat wird zum Uralthirn transportiert, der hormonelle Aufruhr kann besänftigt werden. Der Toleranzpegel wird erhöht, Situationen, die man kennt, lösen keinen Alarm mehr aus. So kann selbst das Extreme normal werden.

Manche Leute springen nur einmal am Bungee−Seil und verbuchen es als interessante Erfahrung, die man nicht wiederholen muss. Andere suchen immer weitere Herausforderungen, werden sogar süchtig nach dem Dopaminkick. Wenn das Belohnungssystem im Alltag zu schwach ist, lässt sich die eher trübe Gemütslage durch die Extraportion Dopamin aufhellen. Martin Keck: »Man kann das Belohnungssystem über das Stresshormonsystem ankurbeln.«

Eigentlich hat die Dopaminausschüttung im Körper eine stabilisierende Wirkung für die Persönlichkeit. Wenn das Selbstwertgefühl auf schwachen Füßen steht, kann sie jedoch das Gegenteil bewirken. »Wer die Grundannahme hat, ein Feigling zu sein, wird immer wieder durch halsbrecherische Aktionen beweisen müssen, dass er keiner ist. Der Sprung wird dann jedesmal höher sein«, sagt Markos Maragkos.

Extreme sensation−seeker ergreifen gern einen gefährlichen Beruf und werden zum Beispiel Stuntman. Bedenklich, wenn ihre Motivation auf Minderwertigkeitsgefühlen beruht. »Diese Leute wägen das Risiko nicht ab«, sagt Hermann Joha, ein Guru der deutschen Stuntszene. 20 Jahre lang hielt er selbst den Kopf hin, mit 45 reichte es ihm, er wurde Produzent und Ausbilder.

Herr Joha, hatten Sie Angst? »Nur Idioten haben keine Angst.« Als Ausbilder schaue er genau hin, wer sich anmeldet. Schon an der Körpersprache sei zu erkennen, wer nur Stärkung für sein defizitäres Selbstbild suche. Diese Kandidaten werden sofort nach Hause geschickt.

Achterbahnen sind beliebte Vehikel für den kontrollierten Todesmut. Das Leben sei zu banal, meint Miro Gronau, Projektentwickler im Europa−Park Rust. Unsere Vorfahren jagten Säbelzahntiger. Nun liefert die größte, schnellste und höchste Achterbahn Europas den Adrenalinstoß. Die Planung dahinter ist reine Psychologie. Mindestens eine Viertelstunde soll der Gast in der Warteschlange stehen, bevor er in die Folterkiste darf − die ideale Zeitspanne zur Steigerung der Spannung. Er kann immer noch umkehren, am Ende wartet der chicken exit (»Feiglingsausgang«).

Die sicherheitsgeprüfte Bahn gibt sich höchst fragil, alles suggeriert Zerbrechlichkeit und Ausgeliefertsein: Die Bügel sind dünn, die Füße der Fahrgäste reichen nicht bis zum Boden, rundum freie Sicht auf alle Gefahren. Auch die Musik macht einen großen Teil des Gruseleffekts aus, sagt Gronau. Und wenn nach der großen Schussfahrt alle meinen, das Schlimmste sei ausgestanden, kommt es noch mal ganz dick: In der letzten Kurve »fliegt« der Besucher durch die Bremswirkung vom Sitz hoch. Ein kräftiger Schuss Adrenalin zum Abschied.

Ich springe. Die Schrecksekunde ist auf die Schnelle gar nicht wahrnehmbar, ich gleite nur noch, über mir ein Pfeifen, rundherum nichts als Leichtigkeit, die Stadt fliegt, mein Körper ist nur Geschwindigkeit. Mit Schwung erreiche ich die andere Seite, lande sicher auf der Bühne. Wieso gibt es diese Szene eigentlich nur dreimal am Tag?

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ich lese grade wieder einmal einige beiträge aus der Beginner Zusammenfassung.

Sehr schöner Text !

auf den punkt gebracht !

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Am 16.8.2008 um 09:40 , LUCIUS LOVE schrieb:

Tu genau, wovor sie dich so warnt.

Der einzige Weg die Angst zu überwinden ist durch sie hindurch! 😉

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