Review: 1on1-Coaching mit Lickin'

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Workshop Review

1on1-Coaching mit Lickin' (Street)

Hallo Gemeinde,

nachdem es hier im Forum in den letzten Monaten sehr ruhig um mich geworden ist, melde ich mich mit diesem - wenn auch vergleichsweise knappen - Text kurzzeitig zurück, um euch ein Review eines 1on1-Coachings zukommen zu lassen, das ich bei Bruder Lickin' vor gut drei Wochen absolviert habe. Meiner Meinung nach sind gute, gewinnbringende und qualitativ hochwertige Workshops selten, trotz (oder vielleicht gerade wegen) eines immer größer werdenden Angebotes auf dem PU-Markt. Um so mehr verdienen es solche guten Workshops, erwähnt zu werden. Aber eines nach dem anderen.

Zunächst mal zu der Frage, warum ich so lange nichts mehr von mir habe hören lassen. Irgendwann im April habe ich einen Punkt erreicht, an dem mir klargeworden ist, daß ich mich aus allen "öffentlichen" PU-Bereichen zurückziehen und mich voll und ganz auf meine persönliche Entwicklung konzentrieren möchte. Dabei geht es um Game- und Pickuptechnisches (also die Verbesserung des Games ganz allgemein) ebenso wie um Fragen wie: Was will ich eigentlich im Leben? Wer bin ich? Was macht mich als Persönlichkeit eigentlich aus und was nicht? Und diesen Weg muß ich nun mal alleine entdecken und alleine gehen. Wenn ich diese Reise irgendwann beendet habe (wann auch immer das sein wird), werde ich mich auch wieder zurückmelden.

So, und damit zum eigentlichen Thema dieses Textes: dem Review des Coachings.

Aller Ideen Anfang: die Motivation dahinter

Was hat mich eigentlich dazu gebracht, an einem solchen Coaching teilzunehmen? Nun, mir ist beim Streetgamen - immer noch eine Leidenschaft von mir - etwas Interessantes aufgefallen: wenn ich jetzt, nach etwa anderthalb Jahren Pickup, meine "Close-Rate" überschaue, dann ist sie im Vergleich zu früher deutlich gesunken. Sehr deutlich sogar! Und das obwohl meine persönliche Entwicklung eigentlich gestiegen ist. Einige der Gründe dafür sind mir auch klar, nur bei manchen Sets, die den Bach runtergegangen sind, hat es mich dann doch gewurmt und ich habe mich gefragt, woran das wohl gelegen hat, warum ausgerechnet dieses oder jenes Mädel nicht wollte, warum es nicht "gehooked" hat. Auf diese Fragen konnte ich keine Antwort finden. Und genau hier kommt das Coaching ins Spiel.

Mein Wunsch an Bruder Lickin' war, daß er mich bei einem klassischen Streetgame begleitet, sich anschaut, was ich da so tue, mir Tips gibt wo ich etwas besser machen kann und mir meine Fehler aufzeigt. Optimizing eben.

Erste Überraschung: das Briefing wird zum Seelentrip

Nachdem wir uns also an diesem sonnigen Samstagnachmittag in der Stuttgarter Innenstadt getroffen hatten, meinte Bruder Lickin' zu mir, er würde gerne erst ein kurzes "Briefing" mit mir halten, um im Gespräch noch mal en detail klarzustellen, was ich mir von dem Coaching-Tag erhoffe. Und hier folgte die erste große Überraschung: das kurze Gespräch entwickelte sich zu einem langen, intensiven Seelentrip, zu einer anderthalbstündigen Diskussion, in der mir Bruder Lickin' kräftig auf den Zahn fühlte und mich über mein Mindset, meine Ängste und Gedanken, meine Ziele und Hoffnungen ausquetschte. Sein Ansatz war: viele Blockaden und Probleme im Game beginnen im Kopf, nicht im Set! Und damit sollte er voll und ganz Recht behalten! Diese anderthalb Stunden Gespräch waren für mich so gewinnbringend, daß sie allein schon ausgereicht hätten, um für mich das Coaching als Erfolg anzusehen, denn mir sind einige ganz entscheidende Lichter aufgegangen:

1. "Ja, aber..."

In vielen Situationen hält man sich selbst vom Handeln ab, weil man sich mit einem dieser klassischen "Ja, aber..."-Sätze blockiert. "Ja, ich könnte dieses oder jenes tun, aber..." An sich nichts Neues. Doch während wir darüber geredet haben, ist mir erst aufgegangen, in wievielen Situationen ich mir in der Vergangenheit mit eben so einem "Ja, aber..."-Denken selbst ein Bein gestellt habe - und wie unbewusst das jedes mal passiert ist. Es war selten ein bewußtes Nachdenken und ein darauf folgendes Ablehnen der Möglichkeit, aktiv zu werden, es war vielmehr häufig ein kaum wahrnehmbarer Automatismus. Und der Grund dafür waren letztlich...

2. Verzerrtes Selbstbild - immer noch

...die guten, alten Ängste und Verletzungen von früher! Angst vor dem Versagen, Angst vor dem Abgelehnt werden, Angst vor dem Nicht gut genug sein, Angst vor einem Kontrollverlust. Letztlich also ein verzerrtes Selbstbild, in dem ich mich - tief in meinem Inneren - immer noch nicht als das selbstbewußte und selbständige Individuum gesehen habe, das den Kopf aufrecht tragen kann, weil es sich seines eigenen Wertes bewußt ist.

Es war wirklich überraschend für mich zu sehen, wie präsent diese alten "Freunde" aus meiner AFC-Zeit immer noch waren. Und dabei ist mir etwas ganz Entscheidendes aufgefallen: Ängste mutieren! Sie passen sich den Gegebenheiten an und tarnen sich wie ein Virus, um so lange wie möglich in ihrem "Wirt" zu überleben. Wenn man meint, sie aus seinem Leben bereits verbannt zu haben, tauchen sie plötzlich irgendwo in völlig neuem Gewand wieder auf. Ängste sind hartnäckiger als gedacht.

3. Persistenz

Der dritte Punkt war eine direkte Folge aus den ersten beiden: in vielen Sets verlor ich schnell die Lust, sobald ich den Eindruck hatte, daß es nicht nach meinen Vorstellungen lief. Daß ich mit dieser Einschätzung teilweise komplett falsch lag, sollte mir Bruder Lickin' später noch eindrucksvoll beweisen. Aber dazu komme ich gleich.

4. Flexibles Denken und Detailsehen

Der vierte Punkt war ein ganz allgemeiner: Bruder Lickin' erklärte mir, ich solle ein "flexibles Denken" entwickeln. Kurz gesagt bedeutet das, daß man sehr viel mehr auf Details achtet - Details seiner Umgebung, Details des anderen, Details eines Gespräches -, diese dann passend weiterverarbeitet und auch "freie Assoziationen" und kreative Überleitungen zu neuen, passenden Themen vornimmt. Eine Technik, die ich in Gesprächen gerne vernachlässigt habe.

Der praktische Teil beginnt: "Stell dir vor, es ist Flirtzeit und keiner geht hin."

Nachdem wir schließlich unsere Diskussion beendet hatten, machten wir uns auf ins Feld, genauer gesagt einmal quer durch die Stuttgarter Fußgängerzone, um den praktischen Teil des Coachings beginnen zu lassen. Dieser war leider nicht so produktiv wie ich es mir gewünscht hätte. Und das lag - man mag es kaum glauben - einfach daran, daß trotz intensivem Umherstreifen kaum ein gutes Set zu finden gewesen war. Das ist ein Phänomen, das ich sehr, sehr schräg finde. Aber in Stuttgart fällt das in letzter Zeit irgendwie immer häufiger auf. Vielleicht haben die Damen ja alle Reißaus genommen vor den Horden von PUAs, die sich dort tummeln, wer weiß :-D. Naja, wie auch immer, auf meine Kosten gekommen bin ich am Ende trotzdem noch, auch wenn's lange gedauert hat und es nicht gerade das Ultimative war. Aber Hauptsache Game. Und es hat gereicht, um von Bruder Lickin' zumindest mal ein grobes Feedback über meine Körpersprache und Tonalität, die Qualität meines Approachens und meine Ausstrahlung im Set zu bekommen. Interessant fand ich, daß sich meine persönliche Einschätzung meiner Person ziemlich gut mit dem gedeckt hat, was er mir sagen konnte. Ein paar Verbesserungsvorschläge gab es dennoch.

Die zweite Überraschung: wenn ein Set besser ist als erwartet

Den größten Gewinn aus unserem praktischen Teil hatte ich dann aber kurz vor Ende unserer Tour. Auf dem Weg durch den Schloßgarten ist mir eine recht hübsche junge Frau aufgefallen, die sich hingebungsvoll ihrem asiatischen "To-Go"-Essen gewidmet hat, während sie durch den Park geschlendert ist. Ohne mir groß etwas zu überlegen habe ich sie geöffnet und wir sind eine Weile nebeneinander her gelaufen und haben geplaudert. Bruder Lickin' hat in dieser Zeit nichts gesagt, er hat mich einfach machen lassen.

Und dann kam der entscheidende Punkt: nach diesen vielleicht drei Minuten verlor ich mal wieder zusehends die Lust an dem Set, weil ich den Eindruck hatte, daß die Dame nicht so recht auf mein Game ansprach. Dabei hatte sie mir - rückblickend betrachtet - überhaupt keine Signale in diese Richtung gegeben, eher im Gegenteil. Aber mein inneres Gefühl hat sich brav täuschen lassen. Ich setzte also an, das Gespräch mit irgendeinem belanglosen Abschlußsatz ausklingen zu lassen, da begann plötzlich Lickin', sich in die Sache einzuschalten. Er setzte einfach denselben Gesprächsstil wie ich noch über vier, fünf weitere Fragen fort, blieb dann stehen und meinte zu der Dame: "Ich merke gerade, wir sind total unhöflich. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt." Und zack! Er reichte ihr die Hand, sie strahlte übers ganze Gesicht und stellte sich brav bei uns beiden vor, und dann setzte sie ohne zu zögern das Gespräch mit mir (!) fort, auf einmal völlig gelöst und offen. Und ich war so perplex über diese Veränderung, daß ich Mühe hatte, mit meinen Gedanken hinterher zu kommen. Mir wurde bewußt, daß ich in diesem Set einen viel weiteren Weg hinter mich gebracht hatte als ich selber gedacht hätte und daß der Dame nur noch der letzte Anreiz gefehlt hatte, um ihr Eis schmelzen zu lassen. Das war ein heftiger Paukenschlag für mich!

Ausklang

Im Anschluß - und zum Abschluß des Coachings - setzten sich Bruder Lickin' und ich nochmal zusammen und redeten über meine Eindrücke und Erkenntnisse aus dem Erlebten und über alle Fragen, die sich daraus ergeben hatten. Hier werde ich nicht ins Detail gehen, weil teilweise auch sehr persönliche Dinge besprochen wurden. Daher sei hier nur gesagt: was mich wirklich beeindruckt hat war, zu sehen, daß Bruder Lickin' keine 08/15-Tips und Ratschläge aus der pickuptechnischen Konservendose gegeben hat sondern daß jede seiner Antworten wohlüberlegt war und von tiefer Lebenserfahrung und von Einfühlungsvermögen gezeugt hat. Auf die für mich wichtigste und wohl auch schwierigste meiner Fragen hat er die exakt treffende Antwort geben können. Somit war auch dieser letzte Teil eine enorme Bereicherung für mich.

Damit komme ich zum...

Fazit des ganzen!

Trotz der "Set-Armut" auf Stuttgarts Straßen hat sich für mich das 1on1-Coaching bei Lickin' voll und ganz gelohnt! Ich bin mit einem ganzen Paket an neuen Erkentnissen und Dingen, über die ich mal intensiv nachdenken muß, nach Hause gekommen. Lickin' selbst überzeugt durch seine gleichermaßen freundliche wie direkte Art, sein hohes Einfühlungsvermögen und vor allem durch seine Erfahrung, die er einem gut vermitteln kann und die immer abgestimmt ist auf die Bedürfnisse der "Zielperson". Überhaupt ist der ganze Workshop kein Standardgeblubbere nach Schema F sondern immer an das Gegenüber angepasst, an seine (oder ihre) individuellen Wünsche, Ziele und Probleme. Auch beim Preis-Leistungsverhältnis kann man nicht meckern, für das, was man geboten bekommt, ist das Teil sehr günstig und damit für fast jeden finanzierbar.

Mit anderen Worten: uneingeschränkt empfehlenswert! Bis auf folgendes, und das betone ich ausdrücklich:

Wenn ihr einen solchen Workshop bucht, müßt ihr auch bereit sein, euch selbst zu öffnen, ihr müßt ehrlich zu euch selbst sein, kritikfähig und den Willen besitzen, euch in die (Ab-)Gründe eurer Seele und eurer Gefühle vorzuwagen! Anders gesagt, ihr müßt an echter Veränderung und Persönlichkeitsentwicklung interessiert sein!

Wer das tut / ist / hat, der wird bereichert wieder herauskommen. Für mich wird es auf jeden Fall nicht das letzte Mal gewesen sein, daß ich mich von Lickin' habe coachen lassen.

In diesem Sinne einen Gruß und bis irgendwann wieder,

Jinx

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Hey Jinx,

das ist mal wirklich sehr gut geschrieben. Ich konnte mich irgendwie richtig in euren Tag reinfühlen. War sicher für dich eine tolle neue Erfahrung. Für Likin' allerdings auch denk ich mal.

Was ich gut finde ist, daß du jetzt im Nachhinein noch drüber nachdenkst, daß du nicht mehr alles so "Eng" siehst wenn du in ein Set gehst. Sei einfach DU und es läuft. Ich kenne dich und ich weis das du noch viel mehr Potential hast als du ahnst und ich bin mir auch sicher, daß Likin' das erkannt hat und gerade mal an der Oberfläche kratzen konnte.

@Likin: Wie kurzfristig kann ich sowas bei dir buchen und wie lange wird es dauern? Ich frage jetz direkt weil ich in den nächsten Monaten noch 2 mal nach Stuggi kommen werde, aber jeweils nicht sehr viel Zeit mitbringen kann. 1-2 Stunden ist das Maximum. Schreib mich doch einfach mal an.

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