Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom

10 Beiträge in diesem Thema

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Hi,

Vor einigen Jahren wurde bei mir ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom diagnostiziert. Mir wurden starke Medikamente verschrieben, die die Symptome lindern sollten und mir eine anständige Sozialisierung ermöglichen sollten.

Die Erfolge waren durchschlagend. Ich war vor der Medikation ein verhaltensauffälliger Jugendlicher und danach war ich "normal". Meine soziale Situation verbesserte sich exponentiell. Meine schulischen Leistungen schossen nach oben. Meine überdurchschnittliche Intelligenz(IQ 148) war endlich zu etwas nütze. Das Leben wurde besser und besser.

Doch irgendwann fing es an zum Problem zu werden. Immer wenn ich etwas unkonventionelles tat, kamen von Freunden und Familie der Kommentar "Nimm mal deine Tabletten". Am Anfang sah ich es scherzhaft und konnte gut damit umgehen. Nur irgendwann wollte ich diesen BESCHISSENEN Kommentar nicht mehr hören.

Ich schaufel mir jeden Tag 80mg Psychostimulanzien rein um dieser verdammten, heuchlerischen Gesellschaft zu gefallen?

Ich vergifte meinen Körper, damit ich sozial besser dastehe? (Das Zeug schädigt die Nieren)

Ich vertraue Ärzten, die nichtmal genau wissen, was sie behandeln und die nach der Holzhammermethode vorgehen? (Ads ist nicht spezifizierbar und nicht ausreichend erforscht)

Ich glaube unbesehen, dass meine Anomalie eine Krankheit ist?

Ab dem heutigen Tag nicht mehr. Ich setze meine Medikamente ab.

Ich will nicht mehr hören, dass meine Weltsicht eine Krankheit ist. Sämtliche Symptome, die mich jemals gestört haben, kann ich mittlerweile auf Folgeerkrankungen einschränken, die ich behandelt habe und die nicht mehr da sind. Ich musste schon einmal zwangsläufig die Tabletten absetzen. Ich fühlte mich unwohl und mir ging es schlecht. Ich hatte keine ausreichende Kontrolle über meinen Körper, stellte mich ungeschickt an. Meine psychische Situation war schlecht.

Warum wurde dann diese Krankheit nicht schon viel früher beschrieben, sind die Symptome doch so eindeutig? Weil es keine Krankheit ist sondern eine Gabe. Ja ... Eine Gabe. Ich habe eine andere Sicht auf viele Dinge. Ich habe Schwächen und ich habe Stärken. Ich brauche keine Medikamente, die meine Fähigkeiten der Gesellschaft anpassen.

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Gast Lady

Hallo Graf Kopfschuss,

Wenn du die Medikamente unbedingt absetzen willst, dann kläre das am besten im Vorfeld mit deinem Arzt ab.

Und mache bitte nicht den Fehler deine Medikation von jetzt auf gleich auf Null herunterzusetzen. Wenn dann langsam ausschleichen. Ansonsten kann es zu sehr unschönen Nebenwirkungen wie Angst-und Panikgefühl, Depression, Verwirrung etc. kommen.

lg

Lady

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Du bist nicht zufällig auf Hollywood und "a beautiful mind" reingefallen? Falls doch, versuche die Filme vor deinem geistigen Auge abzurufen in denen es dem Helden gelingt die Traumfrau mit AFC Gehabe zu bekommen, und nach irgendeinem Sch..ss der mit Trennung endet, durch AFC Klamauk wieder zu gewinnen.....

Wenn dein Weg ohne oder mit verminderter Medikation ablaufen soll, such dir einen Arzt der deine Ansichten teilt, Danke fürs lesen

lg

Michi

bearbeitet von Boogiedancer

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Hallo Graf Kopfschuss,

Wenn du die Medikamente unbedingt absetzen willst, dann kläre das am besten im Vorfeld mit deinem Arzt ab.

Und mache bitte nicht den Fehler deine Medikation von jetzt auf gleich auf Null herunterzusetzen. Wenn dann langsam ausschleichen. Ansonsten kann es zu sehr unschönen Nebenwirkungen wie Angst-und Panikgefühl, Depression, Verwirrung etc. kommen.

lg

Lady

Das werd ich nicht machen ... ich denke ich will nur langfristig davon runterkommen. Meine Eltern sind beide Ärzte. Ich werd das auch erstmal nur probieren.

Wenn ich das Medikament brauchen sollte und ich mich damit besser fühle werde ich es auch weiter nehmen ... Ich hab nur das Gefühl, dass mich das in letzter Zeit stark einschränkt, vorallem im Nachtleben, da um ca. 7 Uhr abends, wenn ich das Zeug nicht mehr nehme, eine Rebound-Effekt auftritt, der mir meistens den ganzen Abend versaut.

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So ich sag auch mal was dazu!

Ich kriege das Kotzen, wenn ich das Wort ADHS nur Höre oder lese! Die dritte Antwort konnte ich nicht mal zuende lesen!

Bei mir wurde Hyperaktivität auch diagnostiziert! Einfach mal so, weil ich ja so aggressiv und zappelig und schusselig war!

Es hat geholfen aber das kann doch keine Lösung sein?!

Mich einfach mit irgendwelchen stimulanzien vollzustopfen bis ich "normal" bin! Ich sehe mich als einzigartig an, weil ich so bin, wie ich bin!

Ich nehme diese Tabletten jetzt seit ich 15 bin nicht mehr und ich bin stolz auf meine Entwicklung!

Ich habe an mir selbst gearbeitet und ich bin jetzt sehr gut integriert! Ohne Tabletten

Ich bin der Meinung, dass sich in meiner Kindheit einfach nicht genug um mich gekümmert wurde! Kinder einfach ruhig zu stellen ist definitiv falsch! Diese Energie ist eine Gabe und eine Anpassung an die heutige Umgebung! Wir können und wollen ungeheurige Mengen an Informationen in kurzer Zeit in uns aufnehmen! Und wenn wir nichts haben, was wir lernen können, dann werden wir Hyperaktiv, weil uns langweilig ist, weil wir nicht ausgelastet sind!

Hätten unsere Eltern uns früher immer mit Aufgaben und Informationen und Spielen versorgt wären die garnicht auf soetwas gekommen! Ich habe auch einen relativ hohen IQ von ca 130! Das kommt doch nicht von ungefähr!

ADS ist ein Hirngespinnst! Es ist keine Krankheit, es ist eine Gabe, eine Gabe auf die ich sehr stolz bin!

Punkt.

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@jon29: Du sprichst mir aus der Seele mit der schusseligkeit, CHaos, etc...

Hab auch ADS! Hatte das Glück das meine Mum in meiner Kindheit viel unternommen hat um mir dabei zu helfen (Ärzte, Therapien, etc...)

War ziemlich zapplig (und komisch gewesen)! Hab zwischenzeitlich auch Medikamente genommen, die ich jedoch nach ein, zwei JAhren wieder abgesetzt hab, weil ich mich immer so schlapp gefühlt ab und sie Nebenwirkungen hatten (Pigmentflecken).

Ich nehme die Medikamente jetzt schon ziemlich lange nicht mehr, wobei ich mir manchmal wünschte sie würden mir helfen (wenn mal wieder "so ein Tag ist")!

Beim PU (bzw. im sozialen Bereich) sehe ich die ADS auswirkungen, das es durch die schusseligkeit und ähnliches mir ziemlich schwer fällt ein alphamäßiges Verhalten zu zeigen, bzw von anderen als vollwertig akzeptiert zu werden...

Vllt kennt ihr des ja auch!

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ADS ist kein Symptom einzelner Menschen, sondern das einer Gesellschaft.

Wir überlasten unser Nervensystem mit zuvielen Informationen gleichzeitig und diejenigen die in diesem Bereich ihres Körpers sensibler oder empfindlicher sind kriegen als erstes 'Probleme'. Die ganze Energie die ständig aufs Gehirn einprasselt muss irgendwie verarbeitet werden, dass geschieht dann über schnelle Bewegung und Sprechen, Zappeligkeit, etc. In dem Sinne ist es eine gesunde Schutzreaktion deines Körpers vor nervlicher Überlastung, indem er überschüssige Energie abreagiert. Jedes Kind, das seinen Bewegungsdrang unterdrücken (das Nervensystem ist bei Kindern noch nicht ausgereift, es entwickelt sich zum großen Teil über Motorik) muss um still hinter einer Schulbank zu sitzen, muss diese Einschränkung irgendwie kompensieren. Je nachdem wie der einzelne gestrickt ist fällt es ihm leichter oder schwerer.

Du nimmst Ritalin nicht für dich. Du nimmst es, damit du innerhalb dieser Gesellschaft besser funktionierst wie sie es von dir möchte.

An und für sich völlig ok, wenn du es dir selber aussuchen könntest. Kannst du als Kind aber leider nicht. Und auch später wird wie selbstverständlich erwartet, dass du dich anpasst. Wir sind zwar im Vergleich zu den 60ern lockerer geworden. Aber lauf doch mal nackt durch die Fußgängerzone einfach weil du Bock drauf hast. Dauert nicht lang und du wirst weggefangen.

Und dann als Kind zweier Ärzte. Da musst du einen verdammten Druck aushalten.

Damit ist für mich ziemlich klar, welches die grundlegende Lektion ist, die du lernen musst, damit du gesund bleibst. Lerne ein Wort. Lerne es, dieses Wort nicht nach unten an die die kleiner sind als du zu richten, sondern nach oben, an die die größer sind als du.

Das Wort lautet: 'Nein.'

Wenn du irgendwas genaueres wissen willst, kannst du dich per pm an mich wenden. Kuck auf meine Homepage. Vielleicht kann ich dir irgendwas neues erzählen, was dir deine Eltern bis jetzt noch nicht gesagt haben.

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Ich war vor der Medikation ein verhaltensauffälliger Jugendlicher und danach war ich "normal".

Was war denn das genau? Waren das wirklich störende, schädigende Verhaltensweisen, oder hast Du lediglich den Erwartungen der Gesellschaft nicht entsprochen? "Mach Geld, mach mehr Geld, kümmere Dich nicht um Gefühle, Geld ist alles was zählt!" und sowas?

Die Diagnose ADS wird ja recht inflationär verwendet. Allein in meinem Bekanntenkreis (Leute um die 50 Jahre) behaupten drei Leute, sie hätten ADS.

Klingt gut, was Healing Guy schreibt. Ich selbst finde die Gesellschaft ebenfalls krank.

Gruß

Robin

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Mein Hausarzt meinte mal, Bulemie sei in China keine Krankheit

Es ist von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden.

Schau das du Glücklich wirst alles andere ist Wurst

regards

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Oh da kommen Erinnerungen hoch. Bei mir wurde zwar nie ADS als solches diagnostiziert, aber ich war eines dieser hyperaktiven Kinder, deren Eltern empfohlen wurde ihnen Ritalin zu verabreichen. Anfangs der Schulzeit, und auch schon im Kindergarten, wurde ich zum Teil täglich vom Unterricht suspendiert. Das sind Vier bis Fünf Mal in der Woche. Gottseidank haben meine Eltern anders reagiert und sich für ihr Kind eingesetzt. Medikamente kamen für sie nie in Frage.

Mit der Zeit legte sich mein Verhalten, so dass ich ein paar Jahre später, ca. in der 5 oder 6 Klasse, langsam in das Gegenteil umkehrte. Ich wurde extrem introvertiert, benahm mich nicht mehr so auffällig, wollte eigentlich bewusst unauffällig bleiben. Jetzt, ein paar Jahre später, bin ich etwas enttäuscht. Als ich mal darüber nachdachte, wie ich früher war und wie ich heute bin, wurde ich einfach traurig. Mit der Wandlung kamen viele Probleme, die ich nie hatte. Ich schämte mich neuerdings viel häufiger, wurde sehr schüchtern, sprach überhaupt keine Mädchen mehr an (früher knallhart: mit Mädchen zu Hause verabredet, doktorspiele, küsschen und alles was dazugehört noch während andere Jungs mit Spielzeugautos spielten :rolleyes:)

Ich wollte wieder so sein wie damals. Oder mehr, ein Zwischending. Eine "beherrschte" Form dessen, was ich als Kind war. Das heisst: Keine Ängste mehr, keine Scham etc. aber auch keine Ausfallenden und vorallem unüberlegte Aktionen. Auf diesem Weg befinde ich mich jetzt gerade im Leben.

Das Einzige, was ich noch von früher habe und sehr stark merke, und damit komm ich auch wieder zum eigentlichen Thema zurück :-), ist, dass ich mich sehr schlecht auf eine Sache fokussieren kann. Ich kann keinen Text lesen, wenn irgendwo um mich herum jemand so spricht, dass ich die Wörter verstehen kann. Ich fange an zuzuhören, ob ich es will oder nicht. Das führte schon dazu, dass ich in der Schule mich ab und an mal umdrehte und jemandem sagte, er solle die Fresse halten (genau mit diesen Worten) egal, ob es ein Junge oder Mädchen war und egal ob ich es gut oder schlecht mit dieser Person hielt.

Das ist so das, was ich noch aus meiner Kindheit mit mir trage.

Alles in Allem möchte ich eigentlich nur sagen, dass ich dankbar bin, dass meine Eltern nicht auf diesen Zug augesprungen sind und mir Medikamente gaben, damit mich Lehrer, Mitschüler und Bekannte besser ertragen können.

Es hat sich schon alles von selbst geregelt, mehr oder weniger.

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