5 Axiome zur Kommunikation nach Paul Watzlawick

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Hallo Community,

ich lerne in der Schule viel über Psychologie, Kommunikation, Führung von Menschen und kann dort erlerntes auch bei PU gebrauchen. Umgedreht geht es mir auch so und ich mag Euch mal an dem erlangten Schulwissen teilhaben lassen. Der folgende Text ist für den Deutsch Unterricht entstanden, ich hab noch ein wenig gekürzt und ein wenig mehr an PU angeglichen. Vielleicht kann ja der ein oder andere was damit anfangen. Viel Spaß beim lesen, ich fands sehr interessant :-D

Einleitung

Ich werde heute über die ersten 5 Axiome zur Kommunikation von Paul Watzlawick schreiben. Diese 5 Vorannahmen (Axiome) stellen Grundregeln bzw. Grundsätze der Kommunikation dar. Aber zuerst möchte ich den Begriff Kommunikation klären. Die Definition laut Wikipedia besagt:

„Kommunikation (lat. communicare „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen“) definiert auf der menschlichen Alltagsebene ein gemeinschaftliches Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen, Erkenntnisse, Erlebnisse (mit-)geteilt werden und auch neu entstehen. Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik. Kommunikation ist die Aufnahme, der Austausch und die Übermittlung von Informationen zwischen zwei oder mehrerer Personen.“

Kommunikation beschreibt also immer einen Informationsfluss von einem Empfänger zu einem Sender. Die übermittelte Information ist dabei irrelevant. Kommen wir nun zu den 5 Axiomen die ich später weiter erläutern und mit Beispielen belegen werde.

1. Man kann nicht nicht kommunizieren.

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, dabei bestimmt der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt.

3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.

4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (Namen/Buchstaben) und analoger (Zeichnung/Bilder) Modalitäten.

5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär. Je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partner auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.

1. Axiom

Laut Definition von Wikipedia nutzen wir die Kommunikation um Informationen auszutauschen. Im ersten Axiom behauptet Herr Watzlawick „Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Herr Watzlawick behauptet also, dass man sich der Kommunikation in sozialen Gefügen nicht entziehen kann. Schauen wir uns nun die Definition laut Wikipedia an, dann müssen wir erkennen dass es bei Kommunikation also nicht nur um das gesprochene Wort geht. Auch Körperhaltung, Mimik und Gestik gehören zur Kommunikation. Also sage ich, nur durch meine Anwesenheit in einem sozialen Gefüge (Gruppe), etwas aus. Ich kommuniziere beispielsweise durch ein Lächeln, einer hochgezogenen Augenbraue oder eine abgewandte Körperhaltung und sende so Informationen an andere.

2. Axiom

In seinem 2. Axiom stellt Paul Watzlawick die Behauptung auf:

„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, dabei bestimmt der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt.“

Damit sagt Herr Paul Watzlawick dass wir bei der Kommunikation mit anderen Menschen auch die Beziehung zu diesem Menschen kommunizieren. Das bedeutet, anhand unserer Kommunikation (Sprache, Mimik, Tonalität) wird klar, wie wir zu diesem Menschen stehen. Auch hier ist es uns nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Als Beispiel dienen hier unendlich viele Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen in unserer Umgebung.

Den einen können wir gut leiden, den anderen weniger. Achten wir nun einmal auf unsere Tonalität, Mimik, Gestik, so wird uns schnell auffallen, dass wir mit den unterschiedlichen Menschen völlig unterschiedlich umgehen und kommunizieren. Gute Beobachter können so z.B. unsere Beziehung zu anderen Menschen beurteilen und einschätzen.

3. Axiom

„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt. (Welcher Teil der Kommunikation wird als Ursache/Wirkung aufgenommen)“

Doch was ist damit gemeint? Die Interpunktion der Kommunikationsabläufe kann auch als Interpunktion von Ereignisabläufen bezeichnet werden. Die vorliegende These ist die Grundlage vieler Psychologen, Soziologen und Kommunikationswissenschaftlern zum radikalen Konstruktivismus.

Unter Konstruktivismus wird verstanden, dass viele Menschen durch persönliche und subjektive Ereignisse Urteile bilden und diese als „wahr“ annehmen. Diese subjektive Wahrheit, die wir als objektiv anerkennen bestimmt unser weiteres Handeln.

Diese Konstruktion unserer Wirklichkeit bezeichnet Watzlawick als Interpunktion der Ereignisfolgen. Das bedeutet für uns, dass wir auf bestimmte Ereignisse Wert legen und diese Ereignisse als Ursache für weitere Ereignisse betrachten.

Als Beispiel dient hier etwa das Gespräch zwischen Mann und Frau in einer Beziehung. Das Paar hat immer Streit. Sie nörgelt rum, er zieht sich zurück, sie nörgelt wieder, er zieht sich weiter zurück, usw.

Daraus ergibt sich ein Konfliktkreislauf (Oszillation).

Sie geht davon aus, dass sie nörgelt weil er sich zurückzieht.

Er geht davon aus, dass er sich zurückzieht, weil sie nörgelt.

Die Frage nach dem Schuldigen macht in so einer Situation keinen Sinn und stellt den angeprangerten quasi „nackt“ an die Wand. Es bleibt also nur die Möglichkeit, diesen Konfliktkreislauf gemeinsam zu durchbrechen. Eine Gesprächstechnik die hier weiterhilft, ist die Metakommunikation.

4. Axiom

In seiner vierten Vorannahme schreibt Watzlawick folgendes:

„Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (Namen/Buchstaben) und analoger (Zeichnung/Bilder) Modalitäten.“

In diesem Axiom beschreibt Watzlawick den weiteren Bereich der Kommunikation wie die Körpersprache, Gestik, Mimik, Tonalität und die Körperhaltung. Diese analogen Kommunikationsmöglichkeiten sollten die digitale Kommunikation – z.B. das gesprochene Wort - unterstützen und aufwerten. Sie sollte also kongruent sein.

Wir alle wissen, wie wichtig die Kongruenz unserer Körpersprache zu unseren anderen Kommunikationstunneln ist.

Inkongruentes Verhalten fällt überdies schnell auf. Als Beispiel dienen hier ein gequältes Lächeln oder zittrige Stimme in einem Vortrag. Weiterhin ist interessant das vor allem Kindern und Frauen ihren Partnern gegenüber sehr schnell inkongruentes Verhalten auffällt.

5. Axiom

"Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch (gleichwertig) oder komplementär (ergänzend), je nachdem ob die Beziehung

zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht".

Watzlawick behauptet in diesem Axiom, das die symmetrische Kommunikation die erstrebenswerteste ist. In diesem Fall ist keiner Über- oder Unterlegen, sondern die Kommunikation läuft gleichwertig ab.

Komplementäre Kommunikation läuft so ab, dass es immer einen Über- und einen Unterlegenen in der Kommunikation gibt. Dies kann z.B. durch eine Abhängigkeit wie zw. Arbeitnehmer und Arbeitgeber oder aber auch Polizist und Verbrecher entstehen.

Auch in Lebensgemeinschaften (FB, LTR, mLTR) zwischen 2 Menschen kann es zu komplementärer Kommunikation kommen.

Hier sei noch zu erwähnen, dass es eine rein symmetrische Kommunikation fast nicht gibt.

Schluss

Kommunikation ist allgegenwärtig und wir können uns dieser nicht entziehen. Der gewollte oder ungewollte Entzug von Kommunikation kommt dem sozialen Tod gleich und kann in Extremfällen auch zum physischen Tod führen.

Aber gerade aus dem Grund, dass wir uns der Kommunikation nicht entziehen können, sollten wir uns Gedanken darüber machen unsere Kommunikationsfähigkeiten (Tonalität, Körpersprache, Gestik und Mimik) zu trainieren und kongruent zum gesprochenen Wort einsetzen zu können.

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Ja geil , Oberschulniveau im PickUpForum ... erm , damit erreichst du aber sicher keinen ;-)

Ist ganz nett wenn man das kennt , aber in der Oberstufe hat man ja schon Probleme einen Text den einzellnen Axiomen zuzuordnen , wie soll das in einem offenem Gespräch funktionieren ?

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Naja, Watzlawicks 5 Axiome gehören eigentlich zur Allgemeinbildung, muss halt jeder selbst wissen welche Aspekte davon er für sich selbst umsetzt.

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Ja geil , Oberschulniveau im PickUpForum ... erm , damit erreichst du aber sicher keinen ;-)

Ist ganz nett wenn man das kennt , aber in der Oberstufe hat man ja schon Probleme einen Text den einzellnen Axiomen zuzuordnen , wie soll das in einem offenem Gespräch funktionieren ?

Du sollst ja nicht dein Game daran orientieren. Es sind halt nur wissenschaftliche Grundlagen zur Kommunikation und es ist jedem freigestellt das zu lesen oder es eben nicht zu tun.

Naja, Watzlawicks 5 Axiome gehören eigentlich zur Allgemeinbildung, muss halt jeder selbst wissen welche Aspekte davon er für sich selbst umsetzt.

Ich muss gestehen, ich hab eine recht lange Schullaufbahn und habe (bis jetzt) noch nie von den Axiomen gehört.

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Ich glaube man hört davon in der Schule auch erst in der Oberstufe. Ich finde so etwas interessant, aber gerade Watzlawick ist auch recht schwer. Habt ihr auch Schulz von Thun bearbeitet? Das ist einfach zu verstehen und zu merken und hilft teilweise die Aussagen der Mitmenschen besser einschätzen zu können.

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Ich glaube man hört davon in der Schule auch erst in der Oberstufe. Ich finde so etwas interessant, aber gerade Watzlawick ist auch recht schwer. Habt ihr auch Schulz von Thun bearbeitet? Das ist einfach zu verstehen und zu merken und hilft teilweise die Aussagen der Mitmenschen besser einschätzen zu können.

Ich hab den Namen die letzte Woche (oder die davor ;-) ) schonmal gehört, wir sind aber nicht weiter darauf eingegangen. Ich werd es mal googlen.

Werde die Tage nochn paar Artikel verfassen, dann gehts aber eher um Psychologie. Will da mal was zur bestimmung der unterschiedlichen Temperamentstypen verfassen. Vielleicht ist das ja auch was für dich...

So, ich muss ins Bett. :-o

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Ja geil , Oberschulniveau im PickUpForum ... erm , damit erreichst du aber sicher keinen :rolleyes:

Ist ganz nett wenn man das kennt , aber in der Oberstufe hat man ja schon Probleme einen Text den einzellnen Axiomen zuzuordnen , wie soll das in einem offenem Gespräch funktionieren ?

i like it.

Werd mich später mal damit befassen, schwerer Stoff, aber der hilft letztendlich am meisten.

Wo hast das her ?

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Hey Kaote

Echt guter Text. Als Kommunikationswissenschaftler/Soziologe kann ich da nur sagen: Zusammenfassung gelungen, Transfer auf praktische Erfahrungen ebenfalls gelungen.

Die Frage wäre nun, inwiefern Watzlawicks Annahmen (noch) stimmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass er seine Axiome vor gut 30 (wenn nicht sogar mehr) Jahren formuliert hat. Jegliches Wissen aus den Naturwissenchaften aus diesen Zeiten ist heute veraltet und überholt. Die Sozial- und Kulturwissenschaftler hinken da ziemlich hinterher.

Denn: Kann man wirklich nie nicht kommunizieren? In Interaktionssituationen stimmt Watzlawicks Axiom 1 sicherlich, was ist aber mit schriftlicher Kommunikation (auf einen Brief nicht antworten oder auf eine Frage im Chat nicht eingehen (weil man aufs Klo musste))…

Auch nicht vergessen darf man, dass die Annahmen Watzlawicks sehr alltagsnah geschrieben sind. Das ist nicht schlecht, lassen sie aber für weitere, tiefere Analysen von Texten und Gesprächen an nötiger Abstraktion fehlen…

Ein ganz wichtiger Punkt, den Watzlawick zu wenig berücksichtigt und erst durch Niklas Luhmann vollumfänglich Bedeutung gewinnt: Kommunikation realisiert sich erst beim Empfänger. Dort werden Information/Mitteilung (durch den Empfänger) unterschieden und als Kommunikation realisiert. Die Intentionen des Senders spielen dann eine weniger wichtige Rolle als die Interpretation des Empfangenen durch den Empfänger.

"Schatz, kannst du bitte das Fenster schliessen?"

"Wieso denn? Ist doch gar nicht kalt!" (Empfänger interpretiert aus der Frage, dass Sender kalt hat)

"Nein, aber der Lärm stört mich." (Sender wollte aber aus einem anderen Grund, dass das Fenster geschlossen wird)

Das ist der Grund, weshalb es immer zu Missverständnisen (Luhmann würde sagen: zu Verstehen - wie man halt versteht) kommt. Man sollte das nie ausser Acht lassen, gerade wenn man mit Frauen spricht.

"Du hast mich missverstanden!" ist einfach eine Vereinfachung und Schuldzuweisung, da der Empfänger einfach versteht, wie er versteht und nicht mit Absicht die (wahren) Intentionen (sic!) des Senders missversteht.

Kann's auch noch weiter ausführen, wenn's jemanden interessiert. Vielleicht schreibe ich mal nen Post zum Thema Kommunikation.

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Denn: Kann man wirklich nie nicht kommunizieren? In Interaktionssituationen stimmt Watzlawicks Axiom 1 sicherlich, was ist aber mit schriftlicher Kommunikation (auf einen Brief nicht antworten)…

Damit subkommunizierst du, dass du keine Lust (oder Zeit, oder ...) auf Konservation hast, also bist du letzenendes ja doch wieder in der Kommunikation angelangt ;)

Finde Watzlawicks Axiome gar nicht so verkehrt, auch wenn mich Schulz von Thun, die Transaktionsanalyse nach Berne und das Johari Fenster mehr interessieren und Thun/Johari ist zudem noch einfacher und sicher auch besser um selbst darauf zu achten und es zu verwenden. Leider alles nur Randthemen (Verkaufs-/Kommunikationspsychologie) in meiner Ausbildung. Tiefergreifende Sachen würden mich da generell schon interessieren.

Diavo, schreib mal deinen Text :)

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Hey Kaote

Echt guter Text. Als Kommunikationswissenschaftler/Soziologe kann ich da nur sagen: Zusammenfassung gelungen, Transfer auf praktische Erfahrungen ebenfalls gelungen.

Danke!

Kann's auch noch weiter ausführen, wenn's jemanden interessiert. Vielleicht schreibe ich mal nen Post zum Thema Kommunikation.

Mach das mal! Hört sich interessant an.

Denn: Kann man wirklich nie nicht kommunizieren? In Interaktionssituationen stimmt Watzlawicks Axiom 1 sicherlich, was ist aber mit schriftlicher Kommunikation (auf einen Brief nicht antworten)…

Damit subkommunizierst du, dass du keine Lust (oder Zeit, oder ...) auf Konservation hast, also bist du letzenendes ja doch wieder in der Kommunikation angelangt ;)

Hehe, da war einer schneller als ich :D

Diavo, schreib mal deinen Text :)

Word!

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