Liebeskummer - was kann man tun?

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Gast

Aufgrund meiner vergangenen Erfahrung habe ich mich viel mit dem Thema akuter Liebeskummer auseinandergesetzt und viel mich selbst und generell das Thema Liebeskummer reflektiert. Da ich nun weiß, wie schwer und hart Liebeskummer sein kann, eröffne ich diesen Thread und versuche damit anderen in dieser Situation zu helfen. Ich schreibe hier aus der Sicht eines Mannes, gilt aber für Frauen natürlich genauso. Das sind jetzt mal meine ersten Gedanken dazu. Bei Interesse erweitere und ergänze ich den Beitrag gerne noch. 

 

Aber mal zum Anfang.

 

Faustregel: Je unerwarteter die Trennung kommt, desto heftiger der Liebeskummer.

 

Generell kann man zwischen zwei Arten des Liebeskummers unterscheiden, die euch beide unterschiedlich (aber dennoch hart) treffen.

1. Schock - Der Liebeskummer in der Kennenlernphase

Der durch den enormen Hormoncocktail in eurem Körper entsteht. Liebeskummer in dieser Phase, ist oftmals stärker und noch härter als Liebeskummer der 2. Kategorie. Gerade diese Trennungen kommen oft völlig unerwartet und das auf dem Höhepunkt des vermeintlichen Glücks. Zu dieser Zeit idealisiert man die andere Person noch maximal und sieht die negativen Seiten nicht.

Die Trennung kommt dann plötzlich und unerwartet. Wie wenn man aus einem Flugzeug springt, die rasende Geschwindigkeit ein Glücksgefühl auslöst und dann plötzlich bemerkt, dass der Fallschirm nicht aufgeht. Man kommt dann von einem Hochgefühl des Glücks, in die absolute Schockstarre und Panik. Innerhalb von Sekunden rasen Tausende Gedanken durch den Kopf und man denkt – ich werde jetzt sterben. Die gute Nachricht – um bei dem Flugzeug Beispiel zu bleiben – unten wartet ein großes Auffangnetz auf euch (aber dazu später mehr).

Dieser Liebeskummer wird einerseits von unserer Erwartungshaltung ausgelöst und anderseits von unserer Körperchemie. Diese Phase ist mit einem starken Drogenentzug zu vergleichen und das nicht nur anekdotisch gemeint. Der Körper und der Gehirnstoffwechsel machen hier tatsächlich ähnlich schlimmes durch. Der Drogenjunkie würde sich in dieser schlimmen Phase einfach den nächsten Schuss holen. Diese Möglichkeit hat man aber bei Liebeskummer nicht.

2. Gewohnheit - Der Liebeskummer nach einer längeren LTR

In dieser Phase hat man die andere Person bereits besser kennengelernt. Man kennt auch die Schwächen der Frau und man ist sich darüber bewusst, dass sie auch nur ein Mensch ist und keine Prinzessin aus einem Disney Film. Dieser Liebeskummer kann einen genauso hart treffen wie Kategorie 1, er fühlt sich nur insgesamt anders an und macht sich meist schleichend bemerkbar und wird dann immer stärker.

Dieser Liebeskummer entsteht hauptsächlich aus dem Wegfall der Gewohnheit. Man hat sich an den anderen Menschen gewöhnt, zusammen gegessen, geschlafen und den Alltag zusammen gestaltet. Mit der Trennung fallen alle diese Gewohnheiten weg, die „sichere“ Umgebung ist weggefallen, die Routine, der Alltag, alles weg. Dieser Liebeskummer stellt sich oftmals zeitverzögert ein. Man fällt also nicht sofort in ein tiefes Loch. Erst wenn man merkt, dass die Gewohnheit weg ist, die Wohnung leer ist, man keine Anrufe mehr bekommt usw. stellt sich nach und nach der Liebeskummer ein. Man wird wieder auf sich selbst zurückgeworfen.

Die Stärke und vor allem die Dauer des Liebeskummers richtet sich danach wie autonom ihr während der Beziehung noch wart (Freunde, Hobbys, Beruf usw.), die Dauer der Beziehung, die Intensität (immer im selben Bett geschlafen, oder nur am WE gesehen) und wie unerwartet er euch trifft. Hatte man die letzten Monate nur noch Streit oder war einfach die Luft raus, dann hatte man bereits die Zeit sich innerlich mit dem Gedanken der Trennung auseinander zu setzen.

War mehr oder weniger alles in bester Ordnung (aus eurer Sicht) und die Trennung kam völlig unerwartet, dann kann es hier zu einer Mischung aus Kategorie 1 und 2 kommen, wobei Kategorie 2 überwiegt, da euer Hormonhaushalt relativ im Gleichgewicht war und dieser hauptsächlich für den Kategorie 1 Liebeskummer verantwortlich ist.

Bei Beziehungen bei denen man sich also mit der Trennung schon irgendwie auseinandergesetzt hat, wo es vorhersehbar war und sich die Beziehung sozusagen ausgeschlichen hat, fällt der Liebeskummer in der Regel nicht so schlimm aus. Um das mal an einem krasseren Beispiel zu verdeutlichen: Wenn die Oma bereits seit 3 Monaten im Krankenhaus liegt und sie seit 2 Jahren ihre Krebsdiagnose hat, dann trifft es einen nicht so schlimm wie wenn sie plötzlich und unerwartet stirbt. So ähnlich ist das auch bei einer Trennung.

Man konnte sich dann sozusagen in den letzten Monaten noch etwas verabschieden und die andere Person war in dieser Zeit auch noch da. Es war also Schluss-machen-light und man hat die „Droge“ langsam ausschleichen können. Wenn man noch alle möglichen Zukunftspläne im Kopf hatte, sich auf das WE mit ihr freut und sie am Donnerstag dann plötzlich Schluss macht, dann fällt der Liebeskummer viel heftiger aus und die Gefahr für eine Oneitis ist viel größer. Man denkt sich dann, es gebe noch Hoffnung, man kann es nicht glauben, es war doch alles so schön und man redet sich selbst ein, dass es doch so leicht wäre wieder zusammen zu sein – man müsse sie nur überzeugen usw. Nein und nochmals Nein. Schlagt euch das aus dem Kopf. Akzeptiert die Trennung – vollständig und ohne Kompromisse.

 

Was kann man tun?

 

1. Die Trauer zulassen. Heulen, schreien, heulen – wenn euch danach zumute ist. Ihr habt einen für euch sehr wichtigen Menschen verloren. In dieser Phase ist es wichtig, all diese Gefühl rauszulassen. Macht das aber für und mit euch selbst aus. Schreit also nicht die gesamte Nachbarschaft zusammen und brecht nicht beim Bäcker in Tränen aus.

 

2. Reden. Ja, in dieser Phase möchte man nur noch über dieses Thema reden und es ist gut wenn man wirklich gute Freunde hat die einem zuhören. Übertreibt es aber nicht und redet wirklich nur mit euren besten Freunden darüber. Hier solltet ihr die Grenzen kennen. Das Thema nervt irgendwann und auch der beste Freund wird das Thema irgendwann einmal satt haben. Und eure Freundschaften sind noch viel wichtiger als die EX – VIEL wichtiger. Denkt daran, es gibt wieder ein Leben nach dem Liebeskummer. Und redet NICHT mit Bekannten oder weniger guten Freunden darüber – NIEMALS.

 

3. Aktiv werden. Egal wie groß die Trauer auch ist, werdet aktiv. Probiert neue Dinge aus, Sport, schließt euch irgendwelchen Gruppen an, Sprachkurse, Meditationskurse usw. Macht neue Dinge, sammelt neue Erfahrungen. Ja, auch bereits in der Akutphase. Dann wird erstmal zuhause eine Stunde geweint und dann wird rausgegangen und was neues ausprobiert. Bleibt auf keinen Fall (nur) zuhause sitzen und wälzt euch im Selbstmitleid.

 

4. Reflektieren. Warum ist die Beziehung zu Ende, was war euer Anteil daran, was fehlt euch jetzt, was wollt ihr gerne machen, was braucht ihr usw. Beschäftigt euch mit Persönlichkeitsentwicklung und wie ihr zu dem Mann werden könnt, der ihr gerne sein wollt.

 

5. KEIN KONTAKT MIT DER EX. Das kennt ihr alle bereits und doch ist dieser Punkt so unglaublich wichtig. Hier im Forum gibt es mehr als genug Beiträge dazu, warum das so wichtig ist – lest euch dort ein. Eine ungewollte Trennung geht immer an den Selbstwert, mal mehr mal weniger, aber es geht an den Selbstwert. In eurer jetzigen Phase würden alle Kontaktversuche schwach wirken und umso öfter ihr euch meldet, desto mehr sinkt euer Ansehen bei ihr. Und das wiederum hat zur Folge, dass euer Selbstwert noch weiter sinkt. Denkt immer daran: Der Liebeskummer wird vorübergehen – 100%. Alles was ihr jetzt in Richtung Ex macht wird euch danach irgendwann einmal peinlich sein und es verhindert auch absolut zuverlässig einen echten EX-Back Versuch. Bleibt stark und behaltet euch den restlichen Selbstwert. Ihr spielt hier sonst wirklich mit dem Feuer und haut euch damit nur noch weiter in das tiefe Loch rein. Wollt ihr irgendwann, wenn ihr wieder zufällig begegnen solltet, ihr mit Stolz in die Augen sehen können oder wollt ihr lieber beschämt die Straßenseite wechseln, weil ihr euch bis auf die Knochen blamiert habt?

6. Andere Frauen. Macht euch eines bewusst – ihr seid wieder völlig frei, habt keine Verpflichtungen mehr und könnt tun und lassen was ihr wollt. Ihr könnt so viele Frauen kennenlernen wie ihr möchtet, unverbindlichen Sex haben, schöne Stunden mit interessanten anderen Frauen verbringen, in den Urlaub fliegen und dort auf die Kacke hauen usw. Ja, ganz am Anfang des Liebeskummers wird das mit Frauen kennenlernen noch schwerer werden, da ihr emotional noch nicht in der Lage dazu seid. Aber macht euch auch in dieser Phase bewusst, dass da draußen jede Menge coole und schöne Frauen auf euch warten. Ihr werdet wieder Frauen kennenlernen, ihr werdet wieder eine Beziehung haben (eine viel bessere, weil ihr aus euren Fehlern lernt), ihr werdet wieder jede Menge spannenden Sex haben und es wird euch schon sehr bald wieder besser gehen. Brennt euch das als Mantra ins Gehirn ein.

7. Nährstoffe. Der Liebeskummer kann so stark werden, dass man (fast) nichts mehr essen kann. Doch selbst wenn ihr normal essen könnt, ihr befindet euch in einem Ausnahmezustand und das zerrt an euren Kräften. Nehmt Vitamintabletten zu euch, besorgt euch in der Apotheke so Multi-Präparate, Vitamin D Tropfen (außer im Sommer, dann raus mit euch), die Vitamin B Gruppe usw. Aber lasst die Finger von Medikamenten (Schlaftabletten etc.) Mixt euch Smoothies, wenn ihr nichts essen könnt und trinkt sie langsam mit einem Strohhalm falls ihr auch das nicht leicht runter bekommt. Macht auch unbedingt Sport – jedoch erst wieder wenn ihr normal essen könnt, ansonsten ist das kontraproduktiv und der Sport löst noch mehr Stress für den Körper aus.

8. Verzichtet auf Alkohol und Drogen. Freunde von euch werden euch dazu raten, sich mal so richtig wegzuballern oder ihr haltet das vielleicht selbst für eine gute Idee. Das funktioniert vielleicht für einen Abend, aber spätestens am nächsten Tag schlägt der Kater zu und der lässt euch nur in ein noch tieferes Loch fallen. All die negativen Gefühle des Liebeskummers werden dadurch noch zusätzlich verstärkt. Denkt immer daran, euer Körper befindet sich ebenfalls in einem Ausnahmezustand. Unterstützt diesen (wie in Punkt 7) sinnvoll und verbrennt nicht noch eure restliche Energie. Mit Drogen und Alkohol verlängert ihr das Problem. Und im Rauschzustand ist die Gefahr noch größer eurer Ex zu schreiben und das (siehe Punkt 5) führt dann zu noch weiteren Problemen. Ihr manövriert euch also selbst in eine immer ausweglosere Situation.

9. Oneitis verhindern. Liebeskummer ist etwas normales und kann JEDEN Menschen treffen. Damit aber Liebeskummer nicht in eine Oneitis führt ist es wichtig die richtigen Schritte zu setzen. Und das geht nur, indem ihr die richtigen Handlungen setzt. Wenn ihr die oben genannten Punkte nicht beachtet, dann ebnet ihr selbst den Weg für die „Never-Ending-Story“ namens Oneitis. Nur die radikale Akzeptanz der IST Situation und die Einhaltung der Punkte ermöglicht euch eine schnelle(re) und vollständige Genesung.

Die Kraft des Liebeskummers

Liebeskummer ist ein extremer emotionaler Ausnahmezustand. Er holt euch aus eurer Komfortzone heraus und ihr müsst euch zwangsläufig mit euch selbst auseinandersetzen. Diese enormen Kräfte die da freigesetzt wurden, könnt ihr für euch nutzen. Wo wollt ihr hin im Leben, was wollt ihr noch erreichen? Im Liebeskummer habt ihr wieder viel besseren Zugang zu euren innersten Bedürfnissen und zu eurer emotionalen Seite – und das ist gut so. Ihr könnt dadurch viel besser erkennen was ihr wirklich wollt und wer ihr wirklich sein wollt. Nutzt den Liebeskummer also sinnvoll um euch weiterzuentwickeln. Macht einen Plan, findet eure Mission. Dieser Ausnahmezustand birgt unglaublich viel Kraft für positive Veränderungen mit sich.

Ihr könnt daran wachsen und gestärkt daraus hervorgehen. Seid eurer Ex also dankbar für diese Erfahrung. Dankt ihr innerlich dafür, dass sie euch aus eurem Elfenbeinturm geholt und euch auf eine Abenteuerreise in die weite unbekannte Welt geschickt hat, auch wenn das natürlich nicht ihre Intention war. Aber ihr macht das Beste daraus. Man hat euch im Dschungel ausgesetzt und euch selbst überlassen. Niemand rechnet damit, dass ihr darin überleben könnt. Doch wenn ihr es richtig macht, dann kommt ihr am Ende mit einem Leopardenfell auf eurer Schulter, Schlangenhaut auf euren Füßen und einem Gorilla-Fell am Unterleib zurück und habt keine Angst mehr vor der großen weiten Welt da draußen. Die anderen Frauen werden euch dafür bewundern und wollen mit euch gemeinsam den Dschungel erkunden – und ihr nehmt sie gerne mit auf diese Reise und beschert ihnen das Abenteuer ihres Lebens. Alles Sehen ist perspektivisch, sagte schon Nietzsche. Seht den Liebeskummer als eine Chance und den Schmerz als Antrieb für eure neue Mission.

 

 

 

 

 

 

bearbeitet von Gast

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Wow, vielen Dank für den tolles Beitrag!

Den Absatz mit dem Liebeskummer kann ich voll unterschreiben.

Hab es zuletzt am eigenen Leib verspürt und tatsächlich hat es viele positive Dinge in Gang gesetzt. Der Liebeskummer hat in meinem Fall tiefgreifende Dinge offenbart (Zb. "Ich werde nur geliebt, wenn ich etwas besonderes bin und besser als andere bin") und mich dahin bewegt, die Konfrontation/Klärung mit meiner narzisstischen Mutter zu suchen.

Lange Geschichte, die jetzt auch neulich mit einem Kontaktbruch einherging. Aber Fakt ist, dass ich mich dadurch befreien konnte und einen weiteren, wichtigen Grundstein für mein Selbstbewusstsein, meiner Selbstliebe und meiner Einstellung/Beziehung zu Frauen legen konnte.

 

Dein Beitrag bestätigt mich nochmal in meinem Gefühl. In dem Sinne: Lasst uns an den Schmerz wachsen!

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