Kindheit und Kommunikation aufarbeiten

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Als kleine Vorwarnung, ich habe diverse Fragen betreffend Baustellen in meinem Leben die ich gerne weiter angehen würde. Leider weiß ich nicht recht, wie ich das strukturieren soll, Ich denke es könnte lang werden und ich versuche es in Abschnitte zu teilen, die dann nicht jeder lesen muss. Sozusagen eine Art tldr.

Kindheit bis Teenager:

Ich habe mich als Kind nie gewollt gefühlt, habe einen 3Jahre jüngeren Bruder der gefühlt alle "liebe" abgekriegt hat. Ich denke ich war ein sehr aktives Kind, hab sicher auch viel Unsinn angestellt etc. Mein Bruder genauso, bloß bei ihm hat mein Vater es gefeiert, ich hingegen habe dann eher verbal oder physisch Schläge kassiert. (War jetzt nicht so dass ich regelmäßig gehauen wurde) der verbale Teil hat definitiv überwogen. Musste mir immer anhören wie dumm ich bin / was für ein Versager, von klein an.

Mit so 13 haben sich meine Eltern getrennt, ich habe nie mitgekriegt, dass die beiden eine erfüllende Beziehung hatten, geschweige denn sich je mochten. Keine Zärtlichkeiten und ständiger Streit. Trotzdem hält mir meine Mutter bis heute vor, dass sie sich ja wegen mir getrennt hat, weil ich sie darum gebeten habe.

Nach der Trennung wurde mein Bruder noch viel mehr zu ihrem Fokus und ich zu ihrem Frustventil. Sie hat wohl auch Depressionen und ein Alkoholproblem definitiv auch. Gefühlt hat sie mich in meiner Jugend / frühem Erwachsenenalter täglich emotional misshandelt. Trotzdem habe ich bis 26 Zuhause gewohnt (habe ich so retrospektiv kein Verständnis dafür). Mit 14 hatte ich meine erste Freundin und die Beziehung ging bisschen mehr als 1 Jahr. Erste sexuelle Erfahrungen etc. Sie hatte sich dann irgendwann von mir getrennt und ich war echt am Boden zerstört und habe es unter Tränen meiner Mutter erzählt, ihr Kommentar war in etwa "hast du nicht anders verdient". In der Schule hatte ich nicht wirklich Freunde, hatte kein wirkliches Interesse und wurde eigentlich durchgehend gemobbt. Ich habe das aber nie auf mir sitzen lassen und hab mich physisch gewehrt. Leider habe ich auch öfters Mal Mädchen gemobbt/geärgert von denn ich wusste das sie große Brüder haben, von denen ich dann regelmäßig verprügelt wurde. Ich habe das immer wieder absichtlich provoziert.

So rückblickend muss ich sagen, damals mit ca. 17/18 hatten echt einige Mädels Interesse an mir (und ich war zu dumm das wahrzunehmen) hatte danach noch 1,2 lose Beziehungen und paar gute Kumpels, mit denen ich immer Mal wieder wegging.

Ich habe dann auch irgendwann angefangen WoW zu zocken und das nicht zu wenig. Ich habe meine Freunde vernachlässigt und eigentlich nichts anderes mehr gemacht und die auch alle verloren.

 

Anfang bis Mitte 20

Mit 20 dann zum Wehrdienst angetreten. Gefiel mir direkt richtig gut, Körperliche Ertüchtigung, geordneter Rahmen, Disziplin, Action Kameraden – alles Dinge, die mir in meinem Leben gefehlt haben. Habe dann auch direkt eine Kaderlaufbahn eingeschlagen und habe das erste Mal wirklich Verantwortung übernommen. Als die Zeit um war, war da ein Großes Vakuum, ich habe meinen Job gehasst und die Möglichkeiten eine Berufsmilitärkarriere einzuschlagen waren damals sehr begrenzt und haben mir auch nicht zugesagt. Habe knapp 8Monate nicht gearbeitet und von meinem ersparten gelebt. Ansonsten direkt wieder in alte Muster verfallen und fast nur gezockt.

 

Mit Frauen lief gar nichts, wie auch - war ja immer zuhause abgesehen von Festivals, die ich besucht habe. Da war ich dann aber immer viel zu schüchtern. Allgemein war das im Umgang mit Menschen so (gleichaltrige gingen) aber auch im Arbeitsumfeld/Ausbildung, brauchte ich bis zu meiner Militärzeit, um endlich Mal den Mund aufzukriegen. Sonst hatte ich schon Angst davor die einfachsten Dinge zu fragen.

Hatte mein erstes Mal dann irgendwann mit 24 danach noch 2x zu einer Highclass professionellen, weil ich richtig Schiss hatte aufgrund meiner Unerfahrenheit.

 

Mitte 20 bis 30

Als ich dann mit 26 endlich auszog fing der Wandel schneller voran, hatte irgendwann davor Mal wieder einen Freund aus alten Tagen angeschrieben und wir waren direkt wieder ziemlich dick und haben viel unternommen. Ich hatte mir hier im Forum endlich mal paar Dinge nicht nur durchgelesen, sondern auch angefangen umzusetzen. Habe viele Bücher zu dem Thema gelesen und mir Tinder besorgt. Ich bin zwar schon Anfang 20 auf das PUF gestoßen, aber habe wie auch sonst eigentlich überall schlicht nicht gehandelt. Daygame ging nicht, wo wirklich zu der Zeit da ich aufm Land in einem kleinen Dorf lebte.  Tinder lief eigentlich richtig gut, habe diverse Mädels gedatet. Direkt mit der ersten KC, der 2ten FC hatte zwischendurch aber natürlich auch solche bei denen ich komplett versagt habe, heißt z.B. nicht eskaliert, needy geworden, Oneitis. Die ganze Palette.

 

Meinen Job habe ich immer gehasst, habe aber nie etwas dagegen getan. Scheint sowieso ein Muster zu sein. Vielleicht habe ich das in der Kindheit gelernt, egal wie schlimm es ist, ich kann das schon aussitzen/ertragen.

Da mich das Militär so gefesselt hatte und mich Spezialeinheiten sowieso seit klein auf faszinierten hatte ich dann irgendwann der. Entschluss gefasst das ich zum AAD10 will (KSK Äquivalent). Ich habe zuerst allein angefangen Sport zu treiben, das relativ erfolglos und habe mir dann professionelle Hilfe geholt. Dies war ein Gym in dem sonst eigentlich nur Leistungsathleten/ Berufsathleten unterwegs waren. Wurde richtig fit - dies in Kombination mit dem Ziel, vielen Dates hat mein Selbstbewusstsein ziemlich gepusht. Ich denke ab da war ich das erstmal nicht komplett unzufrieden. Bin dann irgendwann nach Zürich umgezogen und da ging es dann Dating technisch total durch die Decke (für meinen Verhältnisse) Anzahl Dates weiß ich nicht mehr aber sicher 50. Sex insgesamt mit 18. Die Hälfte ONS der Rest dann F+, KC wohl bisschen mehr als 50% war da echt ziemlich zufrieden, dafür das davor 26Jahre rein Garnichts lief und wir hier von einem Zeitraum von bisschen mehr als 1Jahr reden. Dann im Sommer 16 meine jetzige Freundin kennengelernt, ab wann wir offiziell Zusammenwaren weiß ich nicht, aber ich habe sie an Weihnachten das erste Mal mitgenommen. Ich war damals echt total auf Wolke 7. Halte es kurz, aber es war zu diesem Zeitpunkt eine Fernbeziehung auf knapp 1000km und wir haben uns 2-3 den Monat getroffen.

Immer noch sehr unglücklich mit meinem Job, dann 2017 ein großer Rückschlag. Musste meine Hüfte operieren, ging zwar unkompliziert vonstatten, der Einstieg zurück ins Training war trotzdem steinig. Kurz darauf auch vom Selektionsteam die Rückmeldung bei einem medizinischen Test, dass das mit meinen Augen nichts wird. Ich könne zwar zuerst Operation 1 machen und dann 1Jahr später schauen, ob man sie auch noch Lasern kann, aber es gebe halt keine Garantie. Die ganzen Operationen hätten auch locker über 10k gekostet. Das hat definitiv an meinem Willen genagt.

 

Anfang 30 bis jetzt

Anfang 2019 zu allem Übel dann auch noch ein schwerer Arbeitsunfall, den ich nur mit sehr viel Glück überlebt habe. 7Monate krankgeschrieben und ich habe meinen Traum endgültig abgeschrieben. Meine Freundin hat mich immer unterstützt und auch da hat sie mir wieder aus dem Loch geholfen und mich dazu überredet zu einem Coach/Berufsberater zu gehen. Habe ich auch getan und paar Monate später hatten wir ein neues Ziel. Im Sommer 2020 bin ich zu ihr gezogen und habe mein Fachabi nachgeholt, dass ich mit 1.3 abgeschlossen habe und danach habe ich direkt meinen Bachelor in Informatik gestartet. Zu Studienbeginn auch wieder mit Sport angefangen und habe mich echt glücklich gefühlt. Obwohl ich die Schule damals abgrundtief gehasst habe ich meine Leidenschaft fürs Lernen wiederentdeckt. Mittlerweile sind 2 Semester um. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden. Es macht mir Riesenfreude, bloß bin ich mit meinen Leistungen unzufrieden. Der Stoff ist für mich richtig hart, für andere natürlich auch, trotzdem habe ich den Eindruck all meinen Kommilitonen fällt es deutlich leichter. Liegt zum einen auch daran das ich mich mit der absoluten Spitze umgebe trotzdem bin ich mit dem Verhältnis aufgewendete Zeit und Resultate absolut nicht zufrieden. Während des Semesters wende ich ca. 40-45h auf, im ersten eigentlich auch in der Prüfungsvorbereitung, jetzt im zweiten hat es mich aber total aus dem Leben geschossen. Ich habe in den 2 Prüfungswochen und 4Wochen davor 60-70h die Woche gebüffelt. Natürlich mit dem Nebeneffekt das ich schon zu beginn ziemlich ausgelaugt war. Dies hatte den Ketteneffekt das ich weniger schaffe und noch mehr gemacht habe (deshalb dann die 60-70h) Hatte übelste Konzentrationsprobleme und war definitiv nicht so produktiv wie ich mir das gewünscht habe. Und war dann auch von den Resultaten des zweiten Semesters richtig enttäuscht. Schnitt 1: 2.14 Schnitt 2tes Semester: 2.5 (eine bessere Klausur ist noch ausstehend)

 

Fragen & Probleme

Ich habe vor paar Jahren einen Antrag auf therapeutische Behandlung gestellt und hatte mein erst Gespräch. Natürlich nur Kassenleistung und ich habe mich nicht wohlgefühlt, beziehungsweise war mir die Therapeutin nicht sonderlich sympathisch. Nach diesem Erstgespräch musste ich auch noch zu einer Ärztin zur Beurteilung. Dies war noch ein viel größerer Reinfall, habe mich nochmals deutlich weniger ernstgenommen gefühlt. Kurz und bündig: ich habe keine Therapie nötig, das einzige worüber ich mal nachdenken soll, wäre eine Paartherapie. Ich werde das ganze zum jetzigen Zeitpunkt hier auch nicht nochmals durchkauen, außer es wird später relevant.

 

Die Beziehung zu meinen Eltern ist, wie man sich wahrscheinlich denken kann nicht sonderlich positiv. Wir streiten uns nicht wirklich, aber ich fühle mich sehr unwohl in ihrer Gegenwart. Mein Vater hat sich positiv verändert in den letzten Jahren. Er sucht auch den Kontakt, wir fahren 1x im Jahr auf ein Festival und gehen immer, wenn ich mal in der Heimat bin, oder er uns besucht Essen. Erzählt mir wie großartig er es findet welchen Weg ich einschlage und das ihn das auch interessiert hätte etc. Stellt auch viele Fragen und zeigt Interesse. Ich fühle mich dabei leider immer sehr unwohl und kann nicht wirklich damit umgehen.

Meine Mutter ist immer noch die genau selbe Person wie seit jeher. Absolut toxisch und immer negativ. Ich bin immer froh, wenn meine Freundin dabei ist, die beiden verstehen sich sehr gut (sie versteht sich mit beiden sehr gut) dann muss ich nicht mit ihr reden. In ihrer Gegenwart fühle ich mich generell unwohl und sehr defensiv. Ich merke auch wie ich innerlich (manchmal auch äußerlich) direkt auf 180 bin, wenn sie den Mund öffnet. Triggert mich immer noch sehr stark. In den Sommersemesterferien fahre ich immer in die Schweiz und arbeite damit ich mir mein Studium finanzieren kann. In dieser Zeit lebe ich bei ihr. Das geht zwar einigermaßen, ist trotzdem immer sehr anstrengend.

 

Die Beziehung zu meiner Freundin ist im Großen und Ganzen sehr gut. Wenn man es auf drei Säulen runterbricht (Freundschaft, Loyalität, Sexualität / Intimität) ist Loyalität komplett erfüllt. Wir sind immer füreinander da, unterstützen uns gegenseitig und fördern uns auch. Wir verstehen uns richtig gut, unternehmen öfters etwas und sind sehr harmonisch. Der Punkt, an dem es hier hakt, ist die Kommunikation. Wir reden über vieles, aber sobald es um Probleme / Missstände geht die uns als Paar betreffen, eiern wir herum und kriegen es nicht sauber kommuniziert / gelöst. Sexualität und Intimität ist unsere größte Baustelle. Wir haben zwar sehr viel nähe aber unser Sexleben ist eingeschlafen, was bei 6Jahren Beziehung wohl nicht ungewöhnlich ist. Der Knackpunkt hier, ist die eben davor angesprochene Kommunikation.

Im Hinblick auf das was ich jetzt hier oberflächlich über unsere Beziehungsprobleme preisgegeben habe könnte eine Paartherapie tatsächlich nicht schaden, aber ich finde ich habe auch persönliche Baustellen, die ich davor selbst beseitigen sollte.

Ich fühle mich öfters orientierungslos. Ich bin wie erwähnte ohne männliche Bezugsperson aufgewachsen und hatte auch sonst keine Mentoren oder dergleichen in diese Richtung. Oft frage ich mich wie sollte man sich in Situation X Verhalten, was ist angemessen was ist toxisch.

Meine Freundin zieht sich immer zurück, wenn sie ein Problem hat. Sowohl wenn es mit mir zu tun hat als euch externe. Vor etwa einem Monat wurde ihr Chef herabgestuft, die beiden sind sehr eng miteinander und dies hat sie sehr hart getroffen. Auch hat sie deswegen Zukunftsängste, weil ihre Position durchaus redundant sein könnte nach der Umstrukturierung. Sie zieht sich dann jedes Mal zurück und ist nahezu nicht ansprechbar und dies dann auch für mehrere Tage.

Für mich ist das jedes Mal schwer, ich habe dabei immer das Bedürfnis ihr helfen zu wollen oder fühle mich dann selbst schlecht. Ich kann nicht erkennen, woran es liegt, eventuell fühlt es sich so an, als ob sie mir ihre Aufmerksamkeit entzieht. Ich handhabe das mittlerweile meistens so das ich ihr zu verstehen gebe, dass wenn sie darüber reden will, oder Rat braucht ich jederzeit ein offenes Ohr habe und ansonsten lasse ich ihr ihren Raum und kümmere mich um meinen Kram.

Das zweite Szenario betrifft Situationen, die uns beide betreffen. Wenn wir einen Konflikt haben, tut sie dies auch. Das stört mich jedes Mal sehr stark da ich wohl eher das Bedürfnis habe dies auszudiskutieren. Leider kann ich nicht erkennen, ob dies mein Ego ist oder ob auch einfach ihr Verhalten nicht okay ist. Z. B. bin ich zurzeit wieder in der Heimat zum Arbeiten, heißt ich sehe sie zwei Monate nicht. Meine Cousine hat vor einem Jahr geheiratet und jetzt kam diese Woche eine Dankenskarte per Post, sie hat mir ein Bild davon geschickt und ich habe es nur kurz überflogen und mit „wie nett“ kommentiert. Später am Abend hatte ich ihr nochmals wegen irgendwas geschrieben, weil ich etwas gebraucht habe, keine Reaktion. Als ich dann am nächsten Morgen die Karte nochmals in aller Ruhe durchgelesen habe, habe ich gesehen, dass da drin steht das die beiden ein Kind erwarten. Da war mir direkt klar was jetzt wieder im Busch ist.

Das Thema Kinder ist etwas das immer mal wieder zur Rede kam, mein Standpunkt dazu ist kurz und knapp: wenn dann, nicht, solange ich kein gefestigtes Leben habe, wozu auch eine wieder feste Stelle nach dem Abschluss gilt. Wir müssen das Thema auch noch „ausdiskutieren“ aber unsere Kommunikationsprobleme habe ich ja schon angesprochen. Leider ist dies eine Situation in die ich (wir) immer wieder reinlaufen. So hat ihr Bruder vor bisschen mehr als einem Jahr seine Frau/Familie verlassen für eine Werkstudentin, welche jetzt vor kurzem dann auch ein Baby von ihm bekommen hat. Ich weiß das sie sehr damit kämpft. Trotzdem triggert mich dieses Verhalten jedes Mal sehr und ich weiß auch nicht wie ich zu reagieren habe. Ich handhabe das immer wie Szenario 1 und gebe ihr einfach ihren Freiraum – aber ist das richtig?

Wie schon erwähnt ist das ihr copingmechanism bei so ziemlich allem und meinen habe ich ja auch erläutert. Meistens kommt sie dann, nachdem sie sich beruhigt / aussortiert hat zu mir und entschuldigt sich oder bedankt sich das ich so viel Geduld mit ihr habe.

 

Das Verhältnis zu ihren Eltern ist auch richtig gut und wir verstehen uns großartig, so hart das klingt, aber sie sind mehr Familie für mich, als meine eigene.

 

Tldr?!

Wie ich schon erwähnt habe, würde ich gerne unter anderem lernen mit solchen Situationen umzugehen. gefestigter sein und mich weiterentwickeln. Aber wie macht man das, wenn man mehr oder weniger allein für seine Entwicklung schauen musste und ohne männliche Energie oder generell ohne Männer aufgewachsen ist? Das sind fragen die ich mir öfters stelle und ich mich einfach komplett ratlos fühle.

 

Sorry das wurde jetzt richtig lang.

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