Ich habe vor einigen Jahren festgestellt, dass ich keinen Sex ohne Liebe mehr will. Paar mal noch getestet und das Gefühl für authentisch befunden (und an altersbedingt schwindendem Testosteron wird es bei mir als Sportler eher nicht liegen; denke es kam eher durch Lerneffekte in einer LTR zustande. Es ist auch kein Dogma, einfach nur eine Priorität.)
Seither wurde mir klar, dass in früheren vermasselten Datingsituationen ab einem bestimmten Zeitpunkt das Hauptproblem war, dass ich nicht dazu stand, dass schon damals mein allgemeines Ziel LTR war und kein gesteigertes Interesse an ONS bestand Weder vor mir selbst noch vor den Frauen noch vor Dritten, die ich um Rat gefragt habe. (Ich hatte ONSs, aber sie gaben mir entweder nicht viel und ich fand mein Training und andere Tätigkeiten erfüllender, oder in den Fällen, wenn sie mir was gaben, hätte ich eigentlich direkt eine LTR mit der Frau verfolgen sollen und habe mich im Grunde selbst verarscht.)
Mit der folgenden PU-typischen Sichtweise kann ich nichts mehr anfangen: Männer mit dem Wunsch nach einer ernsthaften Partnerin sollten per ONS oder FBs sexuell aktiv bleiben, weil sie damit erfüllter leben und automatisch für andere Frauen attraktiver seien. Ich finde diese Sichtweise inzwischen viel zu pauschal und denke, für manche Männer ist sie gefährlich. Z. B. für solche, die es nicht schaffen, in anderen Bereichen ihr Leben so zu gestalten, dass sie sich selbst attraktiv fühlen/ sich selbst lieben. Casual Sex, den man in dieser Lage meint, haben zu müssen oder zu sollen, ist dann letztlich Benutzung der Frau und Prostitution von einem selbst.
(Das meine ich nicht als moralisches Urteil, ich finde Prostitution ok. Mir geht es nur darum, dass man sich schnell etwas über die eigenen Beweggründe vormacht. Denn auch wenn einen das Ausstrahlen von sexueller Befriedigung vorübergehend tatsächlich attraktiver macht, und selbst wenn man bei ONS sexuelle Skills verbessert, die später in einer LTR nützlich sein können - alles hat einen Preis und man sollte sich immer fragen, ob man sich wirklich etwas Gutes tut und kongruent ist oder ob man letztlich mechanisch etwas "leistet".
"Preis" kann bei diesem Lifestyle Vieles sein, von der Zeit, die man im Bett einer Fremden verbringt, die man nie heiraten würde, statt die Zeit in etwas anderes nachhaltiges zu investieren, über STIs, die man sich teilweise trotz Kondomen einfangen kann und die (wie bei HSV, das für Babies gefährlich ist) eine spätere LTR belasten können, bis zu Gewohnheiten, die den eigenen Langzeitzielen widersprechen, sich aber unbewusst einschleichen.)
Kurz: ich lehne ONS und FBs selbst keineswegs ab, finde aber, man sollte entweder die Lebensphasen, in denen man sie hat, als schöne Zufälle/ als eine Art Ferien betrachten, oder sie mit Überzeugung als langfristigen Lifestyle leben - aber nicht als Hilfsmittel, während man eigentlich das Ziel LTR hat. Mit LTR als Ziel halte ich es für sinnvoller, sich auf Inner Game und Flirten mit dem Mindset Partnersuche zu beschränken.
Und ich bekomme immer mehr den Eindruck, Leute, die die genannte Sichtweise dogmatisch propagieren, betreiben eigentlich eine Form von Network Marketing/ Pyramidenschema.
Daher meine Frage:
Gibt es überhaupt PU ohne das genannte Prinzip? Wenn ich es ablehne, aus den genannten Gründen (zu pauschal usw.), lehne ich dann einen der Grundsätze der gesamten PU-Szene ab, oder nur ein paar bestimmte Richtungen der Szene?
(Bezieht sich auf das Forum und auf aktive Coaches, aktuelle Strömungen usw. - nicht auf ältere Einflüsse wie Bücher oder psychologische Denkrichtungen, die ins heutige PU mit eingeflossen sind.)
Edit: Keine Zitierungen bitte