Körpersprache

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Gast Xajorkith

Als nonverbale Kommunikation wird der Teil der kommunikation des Menschen bezeichnet, der nicht mittels Sprache, Gebärden oder Schrift, sondern durch nichtliguistische Mittel wie Körperhaltung, Gestik, Mimik oder nichtsprachliche Laute z.B. Betonung, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit erfolgt.

„Man kann nicht nicht kommunizieren.

Auch Schweigen und Nichthandeln haben Handlungscharakter.“

Paul Watzlawick, Psychologe

Geschichte der Körpersprache

Man kann erst recht spät in der Evolutionsgeschichte anfangen von „Körpersprache“ zu sprechen. Denn nach der Entstehung der Erde vor zirka fünf Milliarden Jahren hat es noch drei Milliarden Jahre gedauert, ehe die biologische Evolution begann. Auch dann verging noch viel Zeit, bevor sich Lebewesen entwickelt hatten, deren Körperbau es gestattete, nonverbale Kommunikation durchzuführen. Erste fischähnliche Lebewesen zum Beispiel, entwickelten sich erst vor fünfhundert Millionen Jahren. Da wir uns hier auf die menschliche Kommunikation beschränken wollen, fassen wir die Entwicklung so weit zusammen, dass bei der Evolution die Lebewesen, die am besten angepasst sind, die meisten Nachkommen bekommen. Also lassen wir die Dinos sterben und gucken auf die Säugetiere, besonders auf Affen und Menschen.

Beim Affen ist die verbale Kommunikation sehr eingeschränkt. Es gibt wenige Laute für Nahrung, Gefahr oder den Ruf des Babys nach der Mutter. Ein Großeteil erfolgt durch nonverbale Kommunikation. So ist z.B. das Aufrichten mit breiten Schultern und einschüchternde Brüllen bei Kämpfen in der Paarungszeit eindeutig verständlich.

In der Regel ist die verbale Ebene zeitlich begrenzt, da sie die Atmung blockiert, die nonverbale hingegen ist unbegrenzt aktiv nutzbar. So zeigt sich, wie wichtig die Ausbildung und der Einsatz von Körpersprache ist, die auf die aktuelle Situation angepasst werden kann.

Die direkte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Körpersprache und ihrer Wirkung begann in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Albert Mehrabian stellte fest, dass die Kommunikation zu 55 Prozent über Körpersprache abläuft; lediglich 45 Prozent der Verständigung sei verbal bzw. vokal. Bei seinen Arbeiten fand er über eine Millionen nonverbale Signale. Einen Großteil davon stellt die Mimik da. Das Menschliche Auge kann ca. 250.000 Gesichtsaudrücke unterscheiden. Die verbalen Signale fallen im Verhältnis dazu bedeutend kleiner aus.

Deutung der Körpersprache

Bevor man Körpersprache deutet muss man wissen, dass keine eindeutige Interpretation möglich ist. So kann einer Person, die zusammengekauert in einer Ecke sitzt einfach kalt sein, oder sie kann Angst haben. Man muss Körpersprache also immer im größeren Zusammenhang sehen.

Darüber hinaus gibt es viele gewohnheitsbedingte, krankhafte oder vom Beruf angelernte Verhaltensweisen, die unabhängig von der Gefühlslage eines Menschen auftreten. Also wird ein Raucher automatisch irgendwann anfangen zu zittern und krampfen und er wirkt dadurch weniger interessiert an seinem Gesprächspartner, obwohl er ihm weiterhin positiv und offen zuhört.

Körpersprachliche Signale sind oft widersprüchlich, weil die Gedanken widersprüchlich sind; d.h., dass sie diesen inneren Widerspruch äußerlich zu Geltung bringen. So wird z.B. jemand, der aus einer Situation fliehen will, dies aber nicht kann, seine Beine überkreuzen um sich selber am Impuls des Flüchtens zu hindern. Wir nehmen das aber als Vertrauensbeweis wahr, weil er sich der Flucht- und Kampfoption uns gegenüber beraubt.

Bei der Deutung sollte man also Gesten nur im Verbund mit weiteren Gesten sehen. Auch sollte man auf die Kongruenz der verbalen und nonverbalen Signale achten. Als Letztes sollte man Gesten im Gesamtzusammenhang einer Situation sehen.

Hier ist also zu sagen, dass diese einzeln betrachteten Teilbereiche der Körpersprache so gut wie niemals einzeln gedeutet werden können. Eine Blockade besteht z. B. nicht nur aus verschränkten Armen. Sie besteht fast immer auch aus einer weggedrehten Körperhaltung, weggedrehtem Kopf sowie geschlossenen Gesichtszügen.

Distanzzonen

Die Intimzone

Die Intimzone ist unsere wichtigste Zone. Sie erstreckt sich im Radius von 15 cm bis maximal 60 cm um unseren Körper. Der Mensch verteidigt diese Zone am heftigsten. Nur Menschen, die uns emotional sehr nah stehen, wie z.B. dem Liebespartner, engen Freunden oder nahen Verwandten sowie unseren Haustieren, erlauben wir es in diese Zone

einzudringen. Es gibt auch noch eine Unterzone, die man als „enge Intimzone“ bezeichnet. Sie umfasst den Radius unter 15 cm und ist stets mit Körperkontakt verbunden. Ein unerlaubtes Eindringen in die Intimzone wird unbewusst als Aggression oder auch als sexuelle Avance gedeutet.

Die Persönliche Zone/Dialogzone

Die persönliche Zone erstreckt sich in einem Radius von ungefähr 45 cm bis 1,2 m um uns. Diese Distanz halten wir bei gesellschaftlichen Anlässen oder Treffen mit unseren Freunden ein. Wir führen innerhalb dieser Zone persönliche Gespräche, ohne uns dabei bedrängt zu fühlen.

Die Gesellschaftliche Zone/Soziale Zone

Diese Distanz halten Menschen ein, die in sozialer Funktion miteinander kommunizieren (z.B. Vorgesetzter und Mitarbeiter). Sie beträgt etwa 1,2 m bis 3,6 m. Weiterhin wahrt man diesen Abstand gegenüber Menschen, die man nicht gut kennt.

Die Öffentliche Zone

Die öffentliche Zone ist der Abstand, den ein Redner hält, wenn er vor einer größeren Gruppe spricht. Dadurch wird eine „Rollendistanz“ zwischen Vorführer und Publikum geschaffen. Diese Distanz beträgt über 3,60 m.

Bei Begegnungen mit Personen, die in dieser Distanz stehen, nehmen wir diese als eventuelle Kommunikationspartner wahr. Das Eintreten in diesen Bereich wird als Kommunikationsaufforderung verstanden.

Territorium und Besitz

Den eigenen Besitzanspruch auf etwas oder jemanden kann man zeigen, indem man sich z.B. an andere Menschen oder auch an Gegenstände lehnt. Nicht nur, dass man damit nonverbal Unsicherheit und Anlehnungsbedürftigkeit ausdrückt; es hat auch zur Folge, dass der Gegenüber seinen Besitz angegriffen fühlt und aggressiv reagiert. So wird ein guter Außendienstmitarbeiter sich nie ungefragt beim Kunden setzen, sondern immer warten welcher Platz ihm angeboten wird um sich nicht auf den Gewohnheitsplatz des Hausherren zu setzen.

Fortsetzung folgt...

Nächstes Thema: Körperhaltung (Stehen, Sitzen, Liegen)

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Schöner Anfang.

Übersichtlicher geschichtlicher Hintergrund und ebenso nützliche Definitionen der Bereiche.

Bin auf den nächsten Teil sehr gespannt, da ich das gesamte Thema höchst interessant finde und mal gespannt bin welche Kleinigkeiten, die ich bisher nicht beachte oder übesehe mir dabei helfen können zu verstehen, wie sich mein Gegenüber fühlt.

mfg

Capricorn

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