Wie geht man am besten mit der Angst vor Konflikten um?

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Hallo Leute, 

 

ich sehe mir bereits seit einigen Monaten dieses Forum an - nicht wirklich regelmäßig, aber ich bin zur Zeit in einer Phase der Selbstreflexion und sehe in diesem Forum eine grandiose Möglichkeit, von erfahrenen Menschen zu lernen- Nun habe ich mich dazu entschlossen, ebenfalls einen Account zu erstellen und hier meinen ersten Thread zu veröffentlichen. 

Es soll um das Thema Angst gehen. Ich selbst sehe mich in der letzten Zeit sehr häufig mit meinen eigenen Ängsten konfrontiert und weiß zur Zeit nicht, wie ich mich diesen stellen soll. Ich spreche hier vor allem von der Angst vor Konflikten und der Angst, diese Konflikte zu verlieren. Ich weiß, dass dies lediglich die Angst davor ist, als Verlierer da zu stehen. Ich konnte seit meiner Kindheit nie wirklich für mich selbst einstehen und wurde sehr oft von Freunden, welche dies als Schwachstelle sahen, angegriffen und fertig gemacht. 

Meinem Selbstvertrauen schadete dies enorm und ich sehe die Auswirkungen dieser Situationen noch heute in meinem täglichen Leben. Mir fällt es einfach sehr schwer, Konflikte einzugehen und klare Grenzen zu setzen, wenn ich respektlos von jemandem behandelt werde oder etwas getan wird, was mir absolut nicht gefällt. Ich gehe den Konflikt nicht ein, sondern ziehe mich viel lieber zurück wie ein Angsthase. Jedes mal, wenn ich mich eigentlich gegen Beleidigung, Respektlosigkeit oder Lügen wehren sollte, setze ich nicht die klare Grenze, aus Angst ich würde verlieren. Genau das hält mich dann aber Nachts wach. 

 

Um eine konkrete Situation zu nennen: Eine Lehrerin von mir nannte mich vor einigen Jahren vor der gesamten Klasse ein ,,Macho- Ars*hloch´´, warum sie das gesagt hat, weiß ich bis heute nicht. Aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich es einfach heruntergeschluckt und mit einem lächeln abgetan habe. In diesem Moment war mir aber nicht nach lachen. Ich wollte ihr eine klare Ansage machen, doch es kam nichts.  Wie ein Weichei habe ich die Situation überspielt und mich selbst verraten. 

Eine weitere Situation: Mein bester Freund (mit dem ich aufgrund dieser Situation keinen Kontakt mehr habe) und ich waren vor 2 Jahren in einer Schulklasse. In unserer Klasse waren viele Jungs, die mein Kumpel offensichtlich beeindrucken wollte. Er fing also an, mich bei jeder Gelegenheit vor diesen Leuten als Versager darzustellen. Er erzählte ihnen genau vor mir von meinen persönlichen Eskapaden und Geheimnissen. Ich war jedes mal wütend, doch irgendwie bekam ich Angst, wenn es darum ging, für mich einzustehen. Ich habe diese Situationen einfach hingenommen, und kann mir nicht erklären wieso ich das getan habe. 

 

Auf der einen Seite weiß ich welche Grenzen ich habe, und wann jemand zu weit geht. Ich hasse es, angelogen und respektlos behandelt zu werden, und ich hasse es, wenn jemand mich nicht ernst nimmt. Trotzdem kann ich nicht über diesen Schatten springen. 

Was denkt ihr? Hängt es mit Verlustängsten zusammen, seine Grenzen nicht klar zu machen?

 

Fakt ist : Ich will diese Baustelle jetzt angehen und mich in dieser Hinsicht verbessern! Welche Ratschläge würdet ihr mir geben? 

 

Ich freue mich über eure Antworten, 

Danke. 

 

 

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Da ich diese Problematik sehr gut von mir kenne kann ich sagen dass du den ersten wichtigen Schritt bereits getan hast. Du hast es erkannt. Was mir geholfen hat war letztendlich ins kalte Wasser zu springen und mal dagegen reden. Ich habe das Ganze in eine kleine Übung für mich verpackt: Ich habe mir vorgenommen so lange wie möglich nicht  zu lügen. Weil so grundsätzlich lügen Menschen immer mal, auch oft aus Höflichkeit um anderen nicht vor den Kopf zu stoßen. Nur bei mir hatte sich ein Muster entwickelt anderen nie vor den Kopf zu stoßen, egal wie sie sich mir gegenüber verhalten. Durch diese Anti-Lügen-Übung gerätan dann automatisch in die ersten kleinen Koflikte in denenan sich dann behaupten muss. Fühlt sich erstmal mega unangenehm an. Danach war ich aberstolz auf mich. Und so habe ich das langsam für mich immer mehr etabliert. 

So grundsätzlich bin ich bis heute kein Freund von Konflikten. Ich unterscheide mittlerweile auch wo es sich lohnt dagegen zu halten, Grenzen zu setzen und wo es mir einfach egal ist. Diese Unterscheidung is wichtig weil wenn es mir egal ist, dann wirkt es sich nicht auf meinen Selbstwert aus und ich vergeude weder Zeit noch Energie. Wenn ich aber merke dass es sich auf meinen Selbstwert auswirkt dann stehe ich auch auf, weil ansonsten würde ich mir selbt damit schaden. 

Anfangs is es, wie gesagt, mega unangenehm, da hilft aber nur der Sprung ins kalte Wasser. Oft übersteuert man Anfangs auch. Hatte da auch mal ne Phase wo ich sofort an die Decke ging und schlagartig auf Krawall gebürstet war wenn einer den richtigen Knopf gedrückt hatte. Aber mit deiner Selbstreflexion merkt man das relativ schnell und kann wieder gegen steuern bis man nen akzeptablen Mittelweg gefunden hat.

Undoft muss man auch einfach Konsequenzen ziehen und diverse Leute aus seinem Umfeld streichen.

Wenn du das mit dem nicht Lügen versuchst wird das nicht auf Anhieb klappen. Is völlig normal. Aber weil du das im Hinterkopf hast wird dich das so lange ärgern bis du es dann mal machst. Und dann merkst du "oh, is erst unangenehm, aber dann fühlt sichs gut an."

Probiers aus. 😉

Viel Erfolg.

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Danke für deine Antwort… das hört sich auf jeden Fall nach einer geilen Idee an, das mit dem nicht lügen… werde ich definitiv mal versuchen und ab sofort einfach mal dagegen reden… das es erstmal unangenehm ist glaube ich gerne… aber ich werde es trainieren.

 

 

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vor einer Stunde, webdriver010392 schrieb:

Ich will diese Baustelle jetzt angehen und mich in dieser Hinsicht verbessern! Welche Ratschläge würdet ihr mir geben? 

Ich würde dir raten, dass du lernst dich und deine Interessen an erste Stelle zu stellen. Dich mehr mit Leuten zu umgeben, die dich als Person respektieren. Selbst mit gutem Beispiel voran gehen und nach deinen eigenen Maßstäben zu handeln. Ich würde dir auch empfehlen, eine Sportart zu suchen, die dich insgesamt formt, so dass andere Menschen bereits Respekt haben und sich gut überlegen, ob sie deine Schwachstellen angreifen. Wenn Leute wissen, das du evtl. eine Kampfsportart trainierst und du ein paar Erfolge vorzuweisen hast, dann wird der eine oder andere sich gut überlegen, ob er dich respektlos behandelt.

Ansonsten ist deine Strategie, die Dinge einfach mal wegzulächeln bzw. nicht drauf eizugehen auch nicht ganz verkehrt. Wenn man die Sache Emotional runtergekühlt hat, kann man die respektlose Person auch am nächsten Tag darauf ansprechen und fragen, ob es so gemeint war, wie du es verstanden hattest ... dann wirst du evtl. feststellen, dass es gar nicht so gemeint war. Oder du sagst der Person, dass du es so nicht einfach stehen lassen möchtest und entweder eine Reaktion erwartest (Entschuldigung oder so) um das wieder gerade zu rücken --- und wenn nicht, dass du dann für dich eine Konsequenz daraus ableitest (Freundschaft beenden oder so).

Also einerseits deinen Selbstwert erhöhen durch Sport oder ähnliche Erfolgserlebnisse, so dass andere Personen dich respektvoller behandeln. Andererseits den Umgang mit Respektlosigkeiten so handhaben, dass du das nicht einfach so hin nimmst, sondern die Person damit smart konfrontierst und du letztendlich eine neue Bewertung  vornehmen kannst und dem Absender mitteilst, wie du das handhaben wirst.

So wirst du weniger in diese Opferrolle gedrängt und hast, falls doch, ein Instrument diese Angelegenheit zu beeinflussen oder zu klären bzw. dich aus dem Opfer-Modus zu befreien, weil du dich dagegen wehrst bzw. du handelst.

 

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vor 59 Minuten, francisxs schrieb:

Ich würde dir raten, dass du lernst dich und deine Interessen an erste Stelle zu stellen. Dich mehr mit Leuten zu umgeben, die dich als Person respektieren. Selbst mit gutem Beispiel voran gehen und nach deinen eigenen Maßstäben zu handeln. Ich würde dir auch empfehlen, eine Sportart zu suchen, die dich insgesamt formt, so dass andere Menschen bereits Respekt haben und sich gut überlegen, ob sie deine Schwachstellen angreifen. Wenn Leute wissen, das du evtl. eine Kampfsportart trainierst und du ein paar Erfolge vorzuweisen hast, dann wird der eine oder andere sich gut überlegen, ob er dich respektlos behandelt.

Ansonsten ist deine Strategie, die Dinge einfach mal wegzulächeln bzw. nicht drauf eizugehen auch nicht ganz verkehrt. Wenn man die Sache Emotional runtergekühlt hat, kann man die respektlose Person auch am nächsten Tag darauf ansprechen und fragen, ob es so gemeint war, wie du es verstanden hattest ... dann wirst du evtl. feststellen, dass es gar nicht so gemeint war. Oder du sagst der Person, dass du es so nicht einfach stehen lassen möchtest und entweder eine Reaktion erwartest (Entschuldigung oder so) um das wieder gerade zu rücken --- und wenn nicht, dass du dann für dich eine Konsequenz daraus ableitest (Freundschaft beenden oder so).

Also einerseits deinen Selbstwert erhöhen durch Sport oder ähnliche Erfolgserlebnisse, so dass andere Personen dich respektvoller behandeln. Andererseits den Umgang mit Respektlosigkeiten so handhaben, dass du das nicht einfach so hin nimmst, sondern die Person damit smart konfrontierst und du letztendlich eine neue Bewertung  vornehmen kannst und dem Absender mitteilst, wie du das handhaben wirst.

So wirst du weniger in diese Opferrolle gedrängt und hast, falls doch, ein Instrument diese Angelegenheit zu beeinflussen oder zu klären bzw. dich aus dem Opfer-Modus zu befreien, weil du dich dagegen wehrst bzw. du handelst.

 

Danke für die Tipps!

 

Ich spiele tatsächlich seit einigen Wochen mit dem Gedanken, mich in die Welt des Kampfsportes zu begeben, denn ich habe riesengroße Faszination für die UFC entwickelt… vielleicht wäre das wirklich mal ein erster Step… habe vor 2 Jahren auch mein Hanteltraining und Cardio durchgezogen, da ging es mir tatsächlich deutlich besser… wird wirklich Zeit, die Bewegung mal wieder für mich zu entdecken. 
Erfolgserlebnisse an sich könnte ich dann noch in meiner Ausbildung erreichen… vielleicht mal die Berufsschule wieder richtig durchziehen. 

Und ja, du hast irgendwo Recht, ich kann die Situation mit einem Lachen herunterkühlen und am nächsten Tag wieder darauf eingehen… allerdings habe ich dieses Lachen selber immer als schwäche gesehen.. in meinem Inneren war ich schließlich eher wütend. 
 

Eure bisherigen Antworten haben mich sehr motiviert! 

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vor 6 Minuten, webdriver010392 schrieb:

Und ja, du hast irgendwo Recht, ich kann die Situation mit einem Lachen herunterkühlen und am nächsten Tag wieder darauf eingehen… allerdings habe ich dieses Lachen selber immer als schwäche gesehen.. in meinem Inneren war ich schließlich eher wütend. 

Wie du reagierst im ersten Moment ist sicher von der jeweiligen Situation abhängig. Mir geht es darum, dass du die Sachen nicht tagelang mit dir rumschleppen musst. Nimm sie aus der Konfliktsituation heraus und spreche sie an, wenn du es sachlich für den richtigen Zeitpunkt hälst. Du spielst den Ball sachlich zurück und setzt dem Gegenüber deine Grenzen. Wenn das Thema sachlich besprochen wird, sind die Emotionen erstmal raus und der Konflikt leichter zu handhaben bzw. aufzulösen. Dadurch, dass du diese oder eine andere eine Technik anwenden kannst, wirst du auch stück für stück die Angst davor verlieren können. 

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vor 33 Minuten, webdriver010392 schrieb:

Ich spiele tatsächlich seit einigen Wochen mit dem Gedanken, mich in die Welt des Kampfsportes zu begeben, denn ich habe riesengroße Faszination für die UFC entwickelt… vielleicht wäre das wirklich mal ein erster Step… habe vor 2 Jahren auch mein Hanteltraining und Cardio durchgezogen, da ging es mir tatsächlich deutlich besser… wird wirklich Zeit, die Bewegung mal wieder für mich zu entdecken. 
Erfolgserlebnisse an sich könnte ich dann noch in meiner Ausbildung erreichen… vielleicht mal die Berufsschule wieder richtig durchziehen. 

hört sich schon mal gut an!

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vor 3 Stunden, webdriver010392 schrieb:

Um eine konkrete Situation zu nennen: Eine Lehrerin von mir nannte mich vor einigen Jahren vor der gesamten Klasse ein ,,Macho- Ars*hloch´´, warum sie das gesagt hat, weiß ich bis heute nicht.

Uff. Ist auch n richtiger Dickmove der Lehrerin. Hast da kaum eine Chance, einfach aufgrund des Machtgefälles der Situation. Bei sonem Bullshit ist man (vorallem als Teenager!) manchmal auch zu schockiert um in dem Moment zu handeln. ,,Ist das gerade wirklich passiert?"

vor 3 Stunden, webdriver010392 schrieb:

Eine weitere Situation: Mein bester Freund (mit dem ich aufgrund dieser Situation keinen Kontakt mehr habe) und ich waren vor 2 Jahren in einer Schulklasse. In unserer Klasse waren viele Jungs, die mein Kumpel offensichtlich beeindrucken wollte. Er fing also an, mich bei jeder Gelegenheit vor diesen Leuten als Versager darzustellen. Er erzählte ihnen genau vor mir von meinen persönlichen Eskapaden und Geheimnissen. Ich war jedes mal wütend, doch irgendwie bekam ich Angst, wenn es darum ging, für mich einzustehen. Ich habe diese Situationen einfach hingenommen, und kann mir nicht erklären wieso ich das getan habe.

Genau so Assi. 

Ich sehe mich als selbstbewussten Typen und ich wüsste auch nicht wie ich in so einer Situation genau handeln würde, außer mit einem "Hey. Ist gut jetzt." und nem Themenwechsel. 
Wenn das nicht greift, würde ich die Situation mit nem Lächeln aussitzen und dann zusehen, mit den Leuten nichts mehr zu tun zu haben.


Hab halt mein Umfeld (und mich selbst) so angepasst, dass so ein Scheiß gar nicht mehr vorkommt.
Wenn sich da jemand so aufführt, müsste ich gar nichts mehr machen, weil das Umfeld ihn einfach aussortieren würde.
An den anderen Anwesenden, die sowas zulassen, würde ich dann auch zweifeln.

vor 3 Stunden, webdriver010392 schrieb:

Was denkt ihr? Hängt es mit Verlustängsten zusammen, seine Grenzen nicht klar zu machen?

Es hängt meiner Meinung nach eher mit Selbstwert zusammen. 

Du hattest in den Momenten Angst, anderen auf die Füße zu treten. 
Anderen nicht auf die Füße zu treten war dir einfach wichtiger(wertvoller), als deine Grenzen zu bewahren.

 

@webdriver010392 Du hast schonmal auf der rationalen Ebene erkannt, dass du es nicht verdient hast, so behandelt zu werden. Cool. 
Jetzt muss dein Unterbewusstsein noch aufholen. Dem wurde halt über eine vermutlich lange Zeit eingebläut, dass du es nicht wert bist. 
Jetzt fängst du an, dein Unterbewusstsein quasi ,,umzuerziehen." Das wird nicht von heute auf morgen passieren. 

bearbeitet von Awakened
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Das Ironische ist - hab manchmal das Gefühl, umso streitvermeidender man ist, umso mehr Streit hat man. 

Lernen tust du es am Besten mit Menschen, die nicht gewohnt sind, dass sie auf deinen Grenzen rumtrampeln können. 

Glaubst du, "Wenn ich Menschen Grenzen setze mögen sie mich weniger" spielt da bei dir ne Rolle? Wie haben deine Eltern reagiert, wenn du ihnen Grenzen gesetzt hast?

bearbeitet von Benutzernameundso
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